Venezuela vertreibt Exxon-Mobil

6. Dezember 2023von 3,6 Minuten Lesezeit

Nach einem Referendum schafft Nicolas Maduro Fakten und erklärt einen großen Teil Guyanas – Nachbarland von Venezuela – zum neuen Bundesstaat des Landes. US-Konzerne müssen das Land innerhalb von 3 Monaten verlassen.

Nicolas Maduro, seit 2013 Präsident von Venezuela, hat die Gründung eines neuen Bundesstaates, Guyana Esequiba, bekanntgegeben. Das Gebiet zählt seit 1899 zum Nachbarstaat Guyana – festgelegt von einem US-Schiedsgericht. Venezuela erkennt die Grenze nicht an. Vor allem seit 2015 nicht mehr. Denn seitdem wütet im kaum besiedelten Dschungelgebiet Exxon-Mobil – es wurde Erdöl gefunden.

Ansage gegen US-Konzerne

Nun hat das Regime in Caracas neue Fakten geschaffen. Die Bewohner der Region wird die venezolanische Staatsbürgerschaft verliehen, Sozialprogramme sollen für die lokale Bevölkerung entwickelt werden und das Gebiet werde per Gesetz zur venezolanischen Provinz erklärt. Und Exxon-Mobil? Drei Monate gibt Maduro dem Konzern (und anderen US-Firmen) Zeit, die Gegend zu verlassen.

Zudem wies Maduro den staatlichen Ölkonzern an, „sofort“ Lizenzen für die Förderung von Erdöl und Erdgas sowie den Bergbau in Esequibo zu vergeben. Dort bereits tätige Firmen – darunter die US-amerikanische Exxon Mobil – hätten drei Monate, um die Gegend zu verlassen. Guyanas Präsident Irfaan Ali sprach von einer „direkten Bedrohung“ für sein Land.

Dies folgt auf ein Referendum zur Frage des Gebiets, bei der die Bevölkerung Venezuelas mit überwältigender Mehrheit für die Pläne gestimmt hat. (Mehr dazu bei Amerika21) Maduros Argument zum Souveränitätsanspruch auf das Land beruht auf dem Referendum. Juristisch liegt der Fall aktuell beim Internationalen Gerichtshof – dieser wird von Venezuela aber nicht anerkannt.

Die 125.000 Bewohner von Esequibo (Guyana hat 800.000 Einwohner) wurden bisher nicht befragt. Die Erdölvorkommen wurden vor allem auch vor der Küste entdeckt.

Bei seiner Verkündung sagte Maduro auch:

„Der Sprecher des Weißen Hauses gestern und (der stellvertretende US-Außenminister) Brian Nichols heute gaben Venezuela einen Befehl.

Erstens, dass das Referendum keine Gültigkeit hat und nicht bindend ist, sagen sie von den Vereinigten Staaten. Und zweitens, dass Venezuela sich an den Internationalen Gerichtshof wenden und sich an das halten muss, was der Gerichtshof sagt, und seine Zuständigkeit anerkennen muss.

Ist Venezuela bereit, Befehle aus dem Norden anzunehmen?

Ich frage die Venezolaner, diejenigen, die uns über die Medien, über die Netzwerke, im Radio hören: Soll Venezuela die imperialen Befehle der Monroe-Doktrin der US-Regierung befolgen?

Darüber hinaus hat die erste Frage, für die fast 97 % der Venezolanerinnen und Venezolaner gestimmt haben, als historische nationale Position für jetzt und für immer festgelegt, dass Venezuela unter keinen Umständen die Zuständigkeit oder Kompetenz des Internationalen Gerichtshofs in der Frage des Essequiba-Guayana anerkennt und anerkennen wird. Nicht heute, nicht morgen, niemals.

(US State Dept. Spox) Matthew Miller, hören Sie mir zu, Matthew Miller, (US State Assistant Secretary) Brian Nichols, im Norden,

Venezuela hat mit einer klaren, starken und deutlichen Stimme gesprochen. Mit seiner eigenen Stimme, und Sie wissen, dass die Stimme des Volkes die Stimme Gottes ist, es ist eine heilige Stimme, es ist eine heilige Entscheidung.

Und wie Artikel 70 sagt, wenn er sich auf beratende Referenden bezieht, sind die fünf Fragen, aber insbesondere, Herr Miller, Herr Brian Nichols, die dritte Frage bezüglich des Internationalen Gerichtshofs, ein obligatorisches und verbindliches Mandat des Volkes für alle Regierungen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in Venezuela kommen werden. Obligatorisch und verbindlich.

Exxon-Mobil soll es hören, Guyana soll es hören, die Welt soll es hören.“

Wie werden nun die USA reagieren? Zu Beginn des Jahres hatte das US-Südkommando eine gemeinsame Militärübung mit den guyanischen Streitkräften durchgeführt. Guyanas Armee besteht jedoch nur aus rund 3.000 freiwilligen Soldaten. Guyana ruft zunächst den UN-Sicherheitsrat an. Washington steht dennoch hinter der Position von Georgentown und eine Delegation des Verteidigungsministeriums besuchte erst letzte Woche die Hauptstand Guyanas.

Es gibt Stimmen, die von einer „Falle“ sprechen, die Washington dem Regime in Caracas gestellt habe. Maduro sei nun hineingetappt.

Bild „File:Nicolás Maduro in meeting with Iranian President Hassan Rouhani in Saadabad Palace.jpg“ by Hossein Zohrevand is licensed under CC BY 4.0.

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12 Kommentare

  1. Jola 7. Dezember 2023 at 0:57Antworten

    Die Mächtigen der USA müssen dringend vernichtet weren. Dann währe mehr Frieden auf der Welt

  2. Jan 6. Dezember 2023 at 23:57Antworten

    Ich nehme an, dass Russland und China auf Seiten Venezuelas einsteigen werden. Ich glaube von Russland gibt es sogar eine Garantie.

    Bald haben wir die WW3-Schauplätze zusammen.

  3. H.T.B. 6. Dezember 2023 at 23:51Antworten

    Mit welchem Recht kassiert Venezuela ein Gebiet des Nachbarlandes ein? Werden die Menschen dort unterdrückt, wie die Russen in der Ostukraine? Oder geht es hier rein ums Geld?
    Bloß gegen US-&nteressen zu sein ist mir als Grund zu wenig, um dem fragwürdigen Charakter Maduro die Welle zu machen. Der Artikel lässt leider zentrale Fragen unbeantwortet, um zu einer probaten Einschätzung der Situation gelangen zu können.

  4. Glass Steagall Act 6. Dezember 2023 at 22:35Antworten

    Ich denke nicht, dass die USA sich das gefallen lassen werden. Auf der anderen Seite kennen wir diese Methoden von den USA selbst, denn das ist die Sprache die sie verstehen. So gehen sie mit allen anderen Ländern um, die sich nicht wehren können. Auch internationale Gerichte scheren sie nicht. Warum sollte es nicht auch Venezuela mit den USA machen?

    • Hasdrubal 7. Dezember 2023 at 2:59Antworten

      Das wäre dann der dritte Schauplatz des Dritten Weltkriegs nach dem Ukrostan und dem zionistischen Apartheid mit Massenmord an Arabern. Da den USA die Mittel ausgehen, werden die den ersten in Europa erst recht fallen lassen müssen. Leider sind die Buntschland-Marionetten weiterhin bereit, dorthin 8+ Milliarden zu schicken; egal wie bankrott das Land sein mag.

  5. ibido 6. Dezember 2023 at 20:48Antworten

    Da bin ich neugierig, was rauskommt. Sich gegen die US-Konzerne zu stellen war bisher sehr ungesund.

  6. suedtiroler 6. Dezember 2023 at 18:42Antworten

    Venezuela braucht dringend Demokratie…

  7. René 6. Dezember 2023 at 17:43Antworten

    Ersteinmal Grüße aus Venezuela,
    ich verfolge das Thema seit einigen Jahren. Das Gebiet ist seit der Genfer Vereinbarung von 1966 als „Zona en Reclamacion“ eingestuft. Es sollte eine Verhandlungslösung gefunden werden um den Territorialstreit zu beenden. Dazu kam es aber bis heute nicht und die Vergabe von Bohrlizenzen durch die guayanesische Regierung 2015 an Exxon war illegal. Man hätte auch darüber mit Venezuela verhandeln müssen, zumal die Bohrarbeiten im Seegebiet des von Venezuela beanspruchten Teils stattfinden. Nach meinem Verständnis müsste man aber auch die in Guayana-Esequibo lebenden spanischsprachigen Indigenen befragen, sonst bleibt es eben eine einseitige Annexion.
    Mehr Themen zu Venezuela auf meinem Telegramkanal >> https://t.me/Venezuela_Info_Channel
    René

    • Thomas Oysmüller 7. Dezember 2023 at 18:20Antworten

      Hallo René!
      Magst du mir vielleicht eine Mail schicken? to@tkp.at

    • Tom_Hofmann 10. Dezember 2023 at 16:02Antworten

      Hallo René!… ein telegram-Kanal der keine Diskussion zulässt ist nicht vertrauenswürdig. Er zensiert – lügt. Oder ?

      • René 29. Dezember 2023 at 14:04

        alles was auf dem kanal weitergepostet wird ist überprüfbar, was ich selbst berichte ist objektiv meine meinung und alltagserfahrungen aus dem leben in vzla. wo liegt dein problem ?

  8. Kat 6. Dezember 2023 at 17:33Antworten

    Was für eine Falle sollte das sein? Soweit ich weiß gehörte das Gebiet westlich des Esequibo/Großkolumbien. Dass das Gebiet an Guyana gegeben wurde, wurde von Venezuela (m.E. nachvollziehbar) nicht anerkannt.
    Dann kam 1966… und noch immer keine Klärung, aber Guyana fängt schon mal an, sich zu bedienen. Surinam hat m.W. auch einen Anspruch auf Land, was zu Guayana ‚gehört‘.
    Was kann passieren? Werden USA/UK wirklich militärisch eingreifen? Jetzt im Dezember sollen die ersten Militärs kommen, angeblich sollen US Basen errichtet werden (stimmt das? Würde mich nicht wundern).
    Sicher steht Ru hinter VZ. Möchte die USA eine zweite Ukr., nur ohne Stellvertreter?
    Was wird Brasilien tun?

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