Kontrolle über Stromnetze als Waffe: Wirtschafts- und Energiekriegsführung

4. Dezember 2023von 5,2 Minuten Lesezeit

Die Digitalisierung und die Politik der „Energiewende“ treiben den Stromverbrauch in kaum noch befriedigbare Höhen. Wie soeben berichtet bekommen in Deutschland die Energieversorger das Recht ihre täglichen Liefermengen an E-Autos und Wärmepumpen zu begrenzen, als Menschen die zur Wärmepumpe und zum E-Auto gezwungen wurden können sie nicht mehr nach den eigenen Bedürfnissen nutzen. Verschärft werden die Enerigeprobleme durch die enorme Ausweitung des Verbrauchs von einer wachsenden Zahl von Daten-Zentren, die Priorität vor den Konsumenten haben.

Es hat den Anschein, als würde der Ausbau der Energiekapazität in der Nordsee zu einem großen Teil dazu genutzt werden, das Kontrollnetz der Zentralbanken zu betreiben. In einem Artikel in The Economist mit dem Titel „Can the North Sea become Europe’s new economic powerhouse?“ wurde berichtet, dass parallel zum massiven Ausbau der Offshore-Windkraft die Nachfrage nach energieintensiven Rechenzentren in den nordischen Gebieten boomt.

The Economist prognostizierte, dass diese Nachfrage bis 2030 jährlich um 17 % steigen wird. Meta, Amazon und Microsoft, aber auch Konzerne wie Mercedes Benz bauen Rechenzentren in den nordischen Ländern, wo das kühle Klima die Stromkosten für die Kühlung der Server senkt und qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Anderswo in Europa stoßen „Rechenzentren an ihre Grenzen“. Rechenzentren verbrauchen so viel Energie, dass sie die Stromnetze dem Risiko von Stromausfällen aussetzen, und zwar in einem Maße, dass der staatliche irische Energieversorger EirGrid beschlossen hat, keine neuen Serverfarmen mit Strom zu versorgen.

In den Niederlanden gibt es zwischen 180 und 200 Rechenzentren, darunter drei so genannte Hyperscale-Rechenzentren“ (d. h. sehr große Rechenzentren mit außerordentlicher Rechenleistung). Im Jahr 2021 verbrauchten diese 3,3 % des niederländischen Stroms.

Wie viel Energie benötigen Rechenzentren? In einem Artikel in Fortune mit dem Titel „The Internet cloud has a dirty secret“ wird eine Studie von Huawei zitiert, der zufolge Rechenzentren im Jahr 2019 schätzungsweise 2 % der weltweit erzeugten Energie verbrauchten, wobei davon ausgegangen wird, dass diese Zahl bis 2030 auf 8 % ansteigen wird.

Neben der Cloud werden in dem Artikel „5G-Netzwerke, KI-Training, Holografie und Kryptowährungsschürfen“ als Treiber des Daten- und Energiebedarfs genannt. Wie dieser letzte Punkt zeigt, geht der unersättliche Bedarf des Kontrollnetzes weit über die für Rechenzentren benötigte Energie hinaus; das Kontrollnetz muss auch Telekommunikationsnetze wie 5G und alle mit den Netzen verbundenen Internet-of-Things (IoT)-Geräte versorgen. Einer Schätzung zufolge könnte allein das IoT den Energiebedarf bis 2025 um 20 % erhöhen.

Eine andere Studie, die von InterDigital veröffentlicht wurde, schätzt, dass 5G und das IoT den Energiebedarf bis 2030 um bis zu 37 % erhöhen könnten. 5G unterscheidet sich von früheren Telekommunikationsnetzen, da es die Installation von kleinen Zellen alle 50 bis 200 Meter erfordert – und diese müssen mit Strom versorgt werden. Das Datacenter Forum prognostiziert, dass die 5G-Infrastruktur zu einem Anstieg des Energiebedarfs um 160 % im Jahrzehnt 2020-2030 führen könnte.

Die Infrastruktur des Kontrollnetzes, die Netzwerke, die Sensoren, der Bedarf an Datenspeicherung und die Verarbeitungskapazität werden zusammengenommen zu einem exponentiellen Anstieg des Energiebedarfs führen. Da die Gaslieferungen aus Russland unterbrochen und Kernkraftwerke abgeschaltet werden, ist nicht klar, woher die Energie kommen soll; es ist unwahrscheinlich, dass Offshore-Wind die Lücke füllen kann.

Wirtschaftliche Kriegsführung

Für eine industrialisierte Wirtschaft ist der Zugang zu Energie das wichtigste Grundbedürfnis, und aus einer größeren Perspektive betrachtet ist er sogar eine Triebfeder der Zivilisation. Deshalb ist die Zerstörung von billiger, zuverlässiger und reichlich vorhandener Energie nichts weniger als ein Wirtschaftskrieg.

Als der Krieg in der Ukraine im Februar 2022 ausbrach, erklärte der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Michael Hudson: „Amerika besiegt Deutschland zum dritten Mal in einem Jahrhundert.“ Er erklärte:

„Das vordringlichste strategische Ziel der USA in der NATO-Konfrontation mit Russland sind also steigende Öl- und Gaspreise, vor allem zum Nachteil Deutschlands. Höhere Energiepreise bringen nicht nur Gewinne und Börsengewinne für die US-Ölkonzerne, sondern nehmen auch der deutschen Wirtschaft einen Großteil ihrer Kraft. So zeichnet sich ab, dass die Vereinigten Staaten Deutschland zum dritten Mal innerhalb eines Jahrhunderts besiegen werden – und jedes Mal ihre Kontrolle über eine deutsche Wirtschaft verstärken, die in Bezug auf Importe und politische Führung zunehmend von den Vereinigten Staaten abhängig ist, wobei die NATO die wirksame Kontrolle gegen jeglichen nationalistischen Widerstand im Inland darstellt.“

Andere aufschlussreiche Schlagzeilen zeigen, wohin die Energiewende und die Außenpolitik Deutschlands geführt haben:

  • Die Deindustrialisierung Deutschlands wird die EU für lange Zeit lähmenZeroHedge
  • Europas Wirtschaftsmotor bricht zusammen“ Bloomberg
  • Heizungsnotstand in Deutschland? Regierung rät zu Decken und TeelichternDénes Albert
  • Angesichts des drohenden Stromausfalls veranstaltet die deutsche Regierung einen Katastrophenvorbereitungstag und wirbt für ‚Kochen ohne Strom'“ Hong Kong News

Auch The Economist erkennt den Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Energie und wirtschaftlicher Stabilität an. Die Publikation zitiert Nikolaus Wolf, einen Wirtschaftshistoriker an der Humboldt-Universität in Berlin, mit den Worten: „Energie im Überfluss zieht die Industrie an“, und Wolf prophezeit weiter, dass sich „Europas wirtschaftliches Epizentrum nach Norden verlagert und damit auch sein politisches.“ Ist der Vorstoß für Offshore-Windkraft und Datenkabel in der Nordsee ein Akt der wirtschaftlichen Kriegsführung, nicht nur gegen Deutschland, sondern auch gegen Frankreich? Der Economist stellt fest:

„Auf europäischer Ebene könnten Frankreich und Deutschland, deren industrielle Macht die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, den Vorläufer der EU, gestützt hat, an Einfluss gegenüber einem neuen Block verlieren, der von Dänemark, den Niederlanden und, außerhalb der EU, Großbritannien und Norwegen angeführt wird. Die Franzosen und die Bayern mögen sich über die Idee einer de facto Windkraft- und Wasserstoffgemeinschaft mit dem Zentrum an der Nordsee ärgern. Aber sie würde Europa als Ganzes einen dringend benötigten wirtschaftlichen und geopolitischen Auftrieb geben.“

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Bild von Willi Heidelbach auf Pixabay

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5 Kommentare

  1. lbrecht torz 6. Dezember 2023 at 13:12Antworten

    Ich glaube nicht, dass wir an tragfähige Daten über den Energieverbrauch der Digisphäre erhalten können. Das wird garantiert verschämt geheim gehalten. Wie sonst könnten Grüne, „Linke“, WEF, etc. zugleich Energieeinsparung (wegen CO2, wie lachhaft) und geradezu das Gegenteil davon: Digitalisierung, fordern?

    die Mär geht ja, dass die Digitalisierung einen Energie-Einspareffekt durch „intelligente Anwendungen“ hätte. Was völliger Quatsch ist. Eine miese Lüge. Die geringfügige Energieeinsparung durch Digitalisierung wird völlig überkompensiert durch das zu 99% völlig unnütze aber am meisten wachsende Datenaufkommen von Börsen- und Finanzdaten-Strömen, Videostreaming, Individuen-bezogene Echtzeit-Datensammlung, über Online-Spiele und Kryptowährungs-Mining bis hin zu Katzenfilm- und Porno-Aussendungen.

    Der Energieverbrauch der gesamten Digisphäre wird nicht nur durch Serverfarmen bestimmt, sondern auch jeder einzelne Computer, jedes Smartphone, jedes Tablett zuhause oder im Büro gehört dazu. Dann nicht nur der Energieverbrauch der Kabel- und Glasfasernetze, Sendeanlagen, Sende-Antennen und der Verstärker, Knoten und Schaltstellen und Verteiler, sondern auch der Energieverbrauch für deren Herstellung, Aufstellung, Wartung, Erneuerung. Dazu die ganzen Chip-Fabriken. Dazu die ganzen Entsorgungskosten, oft auch noch als Sondermüll, …

    Die Digisphäre, also alle digitale Kommunikation, kostet uns heute schon einen nennenswerten Anteil an unseren Ressourcen – und verschlingt immer schneller immer mehr davon. Irgendwann werden wir (zumindest Teile von uns) hungern und frieren nur damit ein kleiner äußerst wichtig tuender Teil von uns weiter digital kommunizieren kann.

    Digitalisierung ist die endgültige Totalverarschung von uns, die Methode, um uns vollends in geistige Sklaverei zu führen. Warum sonst sollten die alles beherrschen wollenden Kräfte so sehr Digitalisierung wünschen? Um uns zu befreien? Um echte Demokratie zu ermöglichen? Um einen freien Informationsfluss zwischen allen zu ermöglichen?

    Ja sicher ;-(

  2. Jan 4. Dezember 2023 at 23:14Antworten

    In den USA wird das Fracking nach und nach aus vor allem geologischen Gründen weiter einbrechen, ab 2026 Probleme machen und ab 2030 keine Rolle mehr spielen. Das sind 30% der weltweiten Ölförderung.

    Dass die USA Deutschland besiegt hätten, wäre nur kurzfristig, es sei denn, den USA gelänge es, sich Quellen zB des Iran anzueignen und China auszutrocknen.

    Alle veröffentlichten Daten über Öl sind durch den tiefen Staat manipulierbar. Beobachtet man Ölnachrichten über Jahre, ergibt sich jedoch ein Bild. Mit diesem Bild ist auszuschließen, dass in den US-Feldern signifikante Mengen zB aus 50km Tiefe nachfließen. So richtig signifikant scheint dass in Russland auch nicht zu sein.

    Deurschland hat noch relativ viel Braunkohle, ich meine mich zu erinnern, den aktuellen Anteil an der Stromproduktion mal hundert Jahre. Wobei natürlich Baufahrzeuge und Diesel oder Substitute benötigt würden.

  3. Glass Steagall Act 4. Dezember 2023 at 18:50Antworten

    Rechenzentren haben also Vorrang bei Strom? Sind das nicht auch die Rechenzentren mit den Supercomputern, die ständig den unsinnigen „Klimaschwindel“ täglich ausrechnen, damit die Bediener den Menschen einreden können, der Bürger hätte Schuld am Klimawandel? Ich verstehe, warum die den Vorrang bekommen.

    Meiner Meinung nach sollte man als erstes den deutschen Bundestag vom Netz nehmen, anstatt den Bürgern die Heizungen abzuschalten, denn die Politiker haben uns die Misere schließlich eingebrockt!

  4. rudifluegl 4. Dezember 2023 at 18:18Antworten

    Ein toller Artikel!
    Zum Argumentieren und zum zitieren!

  5. Peter Ruzsicska 4. Dezember 2023 at 18:01Antworten

    Lachkrampf in Echt! Mit dem ultrabequemen Steckdosenstrom hat die gütigste Gospoderie, ja wer hätte das denn sich jemals vorstellen können, den gemeinen Michel den Herrn zeigend schlicht an der Eiertrense – so einfach ist das.

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