BRICS bekommt sechs neue Mitglieder

24. August 2023von 3,1 Minuten Lesezeit

Ab 2024 wird die BRICS-Gruppe von fünf auf elf Staaten erweitert. Mit der Erweiterung wird der Wirtschaftsraum größer werden als jener der G7.

Aus einer gemeinsamen Währung wurde nichts. Aber BRICS wird erweitert. Ab 2024 bekommt der multilaterale Staatenbund BRICS neue Mitglieder: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) werden Vollmitglieder.

Arabien und mehr

Vor dem Gipfel hatte man große Töne hinsichtlich einer gemeinsamen goldgedeckten Währung gespuckt. Das war aber nur PR. Am Gipfel selbst hieß es dann, es sei „zu früh, um über dieses Thema“ zu sprechen. Aber die Erweiterung hat geklappt, hier hat sich Russland, das besonders dafür war, durchgesetzt.

Ab 2024 gibt es 11 statt 5 Mitglieder. Jedes Land hat eine gleichwertige Stimme. Ein kleiner erster Überblick über die neuen Mitglieder:

Äthiopien ist derzeit eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Man kooperiert seit Jahren sehr eng mit China, das bereits begonnen hat, manche Produktion in das ostafrikanische Land zu exportieren. Zugleich laufen umfassende Infrastrukturprojekte. Für China und Russland gilt Äthiopien aus zuverlässiger Verbündeter südlich der Sahara.

Iran ist enger Verbündeter Russlands und das einzige Land, das den Kreml offen mit Militärmaterial im Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Auch mit China werden enge Beziehungen gepflegt. Das Land galt bereits länger als größter Anwärter auf Neu-Mitgliedschaft.

Saudi-Arabien wendet sich endgültig von den USA ab und orientiert sich Richtung China. Das hat China selbst eingefädelt, indem man die einstigen Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien diplomatisch versöhnt hat. Wenig später finden sich beide im Staaten-Bündnis wieder. Das ist erstaunlich, könnte der arabischen Welt enorm viel Stabilität geben und ist wohl nicht zu unterschätzen.

Ägypten als Großmacht in Nordafrika bringt die BRICS erstmals richtig nahe an Europa. Nur das Mittelmeer ist noch dazwischen. Mehr als 110 Millionen Menschen leben im Land.

Wirtschaftsmacht

Argentinien wird das zweite Land Südamerikas in der BRICS Gruppe. Dahinter steht aber womöglich noch ein Fragezeichen. Im Oktober sind Wahlen und der libertär-populistische Javier Milei, der gegen Covid- und Klima-Narrativ und die politische Kaste wettert, hat die Vorwahl gewonnen. Er will den US-Dollar als Währung einführen und zeigt kein Interesse an der BRICS-Gruppe. Er will die Beziehung mit Brasilien und China sogar explizit abbauen.

Der Beitritt der VAE bringt noch einen weiteren mächtigen Rohstoffproduzenten in das Bündnis.

Was bedeutet das ökonomisch? Nach Berechnungen von InfoTEK (auf der Grundlage von OPEC-Daten für 2022) wird der Zusammenschluss 39 % aller weltweiten Ölexporte, 45,99 % der nachgewiesenen Reserven und 47,6 % des gesamten weltweit geförderten Öls kontrollieren. An BRICS+ gibt es in Energiefragen wohl kein Vorbeikommen mehr.

Nur mit Öl und Gas ist eine Industrie, wie wir sie in der EU kennen, am Leben zu erhalten.

Im Vergleich zu den G7 wird die BRICS-Gruppe nach der Erweiterung ein höheres Bruttoinlandsprodukt vorweisen können.

Die Erweiterung führt übrigens zu keiner Namensänderung, BRICS habe sich bereits als Marke etabliert und werde bestehen bleiben, sagte Sergej Lavrov. Der russische Außenminister begründete auch das gestiegene Interesse: „Der Grund für das explosive Wachstum der BRICS ist das Verständnis der Länder für die tieferen Ursachen der Prozesse, die das absolute Engagement des Westens für die Aufrechterhaltung der Hegemonie um jeden Preis offenbart haben.“

Die Diskussionen über den Beitritt seien nicht unproblematisch gewesen, heißt es weiter von Lavrov. Man habe Gewicht, die Autorität, die Bedeutung des Landes und seine Position auf der internationalen Bühne als Kriterien herangezogen. Mit der Erweiterung werde die US-Waffe „Isolierung von Staaten“ entschärft.

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13 Kommentare

  1. Jan 25. August 2023 at 11:05Antworten

    Ein gemeinsamer Markt, der nach außen abgeschlossen ist, mit eigener Währung würde den Dollar und damit das Ponzi-Spiel der Finanzmärkte beenden.

    Vermutlich haben die BRICS noch zuviele Dollar-Assets im Köcher.

    „Nur mit Öl und Gas ist eine Industrie, wie wir sie in der EU kennen, am Leben zu erhalten.“ Danke für die Feststellung!

  2. SDMS 25. August 2023 at 9:18Antworten

    BRICS sind die Zukunft. Für Deutschland wird es schon bald heißen, der Letzte macht das Licht aus.

    • suedtiroler 25. August 2023 at 10:37Antworten

      die Almans wollen es nicht anders

      • Claudio 27. August 2023 at 11:39

        Wenn in Deutschland die Lichter ausgehen, sieht es auch für Österreich sehr düster aus.

        Kalt vermutlich auch, nachdem die Ukraine vor Kurzem verkündet nicht mehr als Transitland für russisches zur Verfügung steht. Ratet mal, wie Gas derzeit nach Österreich gelangt…
        Aber wenigstens haben wir haufenweise Hafen an der Nord- und Ostsee. Alternativ natürlich auch übers Mittelmeer möglich, damit wir klimaschonend Erdgas aus Nordamerika empfangen können.

        Spielt aber sowieso keine Rolle; Unsere Regierung, insbesondere die Grünen, wissen genau, dass wir das Problem mit Wind und Solar locker bewältigen können!

  3. quantumonly 25. August 2023 at 6:42Antworten

    „“Aus einer gemeinsamen Währung wurde nichts.““

    Herr Oysmüller, es wurde eine „Verrechnungseinheit“ beschlossen das ist der ganz normale Weg eine Währung aus vielen entstehen zu lassen. Somit ist die neue Währung schon beschlossen.

    Vielleicht erinnern sie sich an die Entstehung des EURO’s. da hat es 20 Jahre gedauert bis dieser letztendlich die lokalen Währungen ersetzt hat.
    Der ECU wurde am 13. März 1979 eingeführt und als Verrechnungseinheit deklariert. Fixe Wechselkurse ermöglichten es den teilnehmenden Staaten am 1. Januar 1999 den Euro einzuführen so sie es wollten. Der Wechselkurs war 1:1.

    Wie es scheint gehen die BRICS einen ebensolchen Weg und die Staaten der BRICS stabilisieren ihre Wechselkurse und bedecken ihre Währungen mit Gold im Gegensatz zum Euro oder USD.
    Es wird werden und braucht halt Zeit.

    • suedtiroler 25. August 2023 at 10:38Antworten

      richtig. und viuelleicht warten sie auch den richtigen Moment ab.
      Russland 2024 wäre nicht schlecht.

  4. 1150 25. August 2023 at 5:15Antworten

    wenn das venezuela als erdölproduzent dabei wäre, könnten die brics+ den sack zumachen und den sinkenden schiffe, vulgo g7, beim gemächlichen absaufen zusehen…….

  5. Hasdrubal 24. August 2023 at 22:42Antworten

    “… der gegen Covid- und Klima-Narrativ und die politische Kaste wettert, hat die Vorwahl gewonnen. Er will den US-Dollar als Währung einführen und zeigt kein Interesse an der BRICS-Gruppe. …“

    Wie will er mit den USA kuscheln und die wichtigsten Projekte westlicher Oligarchen leugnen? Sonst wird jedes Land strikt auf Linie gebracht.

  6. allessahaba 24. August 2023 at 20:43Antworten

    unser Bilderberger Schallenberger sollte noch schnell um Aufnahme für unser Land bei den Brix bitten, dieser Wendehals bevor der Dollar mit der Titanic im Nordatlantic untergeht …

  7. Fritz Madersbacher 24. August 2023 at 19:23Antworten

    „Vor dem Gipfel hatte man große Töne hinsichtlich einer gemeinsamen goldgedeckten Währung gespuckt. Das war aber nur PR. Am Gipfel selbst hieß es dann, es sei „zu früh, um über dieses Thema“ zu sprechen“
    Doch das könnte sich bald ändern:
    „Nun könnte man sich fragen, ob es den Dollar tatsächlich schwächen würde, wenn fünf Länder auch in einer anderen Währung Geschäfte abwickeln. Nun, vielleicht würde das den Dollar noch nicht stark treffen. Doch die Gruppe der Brics-Staaten will wachsen. Vor allem China und Russland haben die Idee ventiliert, den Staatenbund zu vergrößern. 20 bis 40 Länder haben bereits ihr Beitrittsinteresse angemeldet. Zu ihnen zählen etwa die Türkei, Argentinien, Venezuela, Saudi-Arabien, Iran und auch die Vereinigten Arabischen Emirate. Es handelt sich also um Länder, die über große Rohstoffvorkommen verfügen. Stellen sie ihren Handel auf eine neue Währung um, wird das den US-Dollar als Leitwährung zweifelsohne hart treffen. In dieses Bild passt, dass Pakistan im Juni erstmals eine Lieferung russischen Öls nicht in US-Dollar, sondern in chinesischen Yuan bezahlt hat …
    Spannend ist, dass Saudi-Arabien den Brics-Staaten beitreten will. Das Land spielt eine wesentliche Rolle bei der Bedeutungsgebung des Dollar. Als US-Präsident Richard Nixon 1971 die Goldbindung des US-Dollars aufhob, drohte die US-Währung einzubrechen. 1973 trat an die Stelle des GoldStandards der Petrodollar, der den Aufstieg des Dollars zur internationalen Leitwährung begründete. Die USA schlossen einen Deal mit Saudi-Arabien – dem damals größten Ölproduzenten. Gegen Waffenhilfe verpflichtete sich das Königreich, Erdöl nur noch gegen US-Dollar zu verkaufen (die die Scheichs in US-Staatsanleihen reinvestierten). Andere erdölexportierende Länder übernahmen das System. Aus der Gewohnheit wurde Zweckmäßigkeit. Doch das könnte sich bald wieder ändern“ („Der Standard“, 16/07/2023)

  8. Mathias Pol 24. August 2023 at 19:02Antworten

    „Saudi-Arabien wendet sich endgültig den USA zu…“

    Das soll vermutlich „…wendet sich ab…“ heißen, oder?

    • Klaus M. 25. August 2023 at 14:55Antworten

      Mathias Pol
      24. August 2023 at 19:02Antworten

      Sie haben schon recht, der Autor meinte das anders.
      Ich meine allerdings dass dies Wahrheit ist weil Saudi-Arabien das trojanische Pferd ist, welches Zwietracht säen wird um das Ganze zu bremsen.
      Das ist, aufgrund der Differenzen, ziemlich einfach und je mehr Länder es werden umso schwieriger wird es alle unter einem Hut zu bringen.
      Saudi-Arabien will die Tankstelle der Welt bleiben und setzt daher massiv auf Wasserstoff.
      Es ist in der Region genügend Sonnenenergie vorhanden um das Ziel zu erreichen.
      Es existieren längst schon Verträge mit dem Amis.

  9. Josef Eder 24. August 2023 at 18:57Antworten

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    Das wird den Blog kräftig nach unten ziehen.

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