Die Twitter-Psy-Op von Elon Musk

17. August 2023von 4,4 Minuten Lesezeit

Twitter gibt es nicht mehr: X will der große Player der 4. industriellen Revolution sein – und wird dabei innovativ: bei Zensur und KI.

Twitter war ein wesentlicher Grund, warum Donald Trump 2016 Präsident werden konnte. Die Kraft und die Wirkung der Plattform sollte damit belegt sein. Seit einigen Monaten ändert sich die Plattform: Der neue Besitzer Elon Musk hat zuerst die massive Zensur zurück gebaut. Mittlerweile heißt die Plattform auch X – und es ist offensichtlich, dass Musk X für die digitale Transformation nützt. Auch die Zensur wird zurückkommen – in einer anderen Form.

Sichtbarkeitsfilter und Zensur

Das „freie Twitter“ mit relativ wenig Zensur liegt wohl – wieder – in den letzten Atemzügen. Es war vielleicht immer eine Illusion – CJ Hopkins vom Off-Guardian spricht von einem Schwindel. Fakt ist jedenfalls: Ein Regime, das massiv an der Einschränkung freier (und vor allem unorthodoxer) Information arbeitet, kann ein freies Twitter nicht zulassen.

Die Geschäftsführerin von X mit WEF-Verbindung, Linda Yaccarino, erklärte zuletzt ganz offen das neue System:

„Wir haben eine neue Politik eingeführt, die Meinungsfreiheit heißt und nicht Reichweite. Wenn Sie etwas posten, das zwar rechtmäßig, aber schrecklich ist, werden Sie gekennzeichnet. Man wird deamplifiziert, was bedeutet, dass es nicht geteilt werden kann. Und man wird mit Sicherheit demonetisiert.“

Zensur im 21. Jahrhundert heißt oft nicht, nicht publizieren zu dürfen. Es heißt, zwar veröffentlichen zu können, aber für Geister, hinein gepostet in eine digitale Leere – niemand (oder kaum jemand) wird es lesen.

Hier Yaccarino noch einmal. Sie spricht ganz offen, dass sie es ernst meint:

„Seit der Übernahme haben wir Tools für die Markensicherheit und die Moderation von Inhalten entwickelt, die es in diesem Unternehmen noch nie gegeben hat. Und wir haben eine neue Richtlinie mit dem Titel „Redefreiheit, nicht Reichweite“ eingeführt, um Ihren speziellen Punkt über Hassreden anzusprechen.“

Hopkins spricht von „Zukunft der Internetzensur“:

„Nicht die von der Regierung initiierte Zensur, an die die meisten Menschen denken, wenn sie an Zensur denken. Unternehmenszensur. Zensur auf dem ‚freien Markt‘. Was sie meint, ist die praktisch unmerkliche Manipulation von Social-Media-Inhalten, Suchmaschinenergebnissen, ‚Referenz‘-Plattformen wie Wikipedia, alles, was die meisten Menschen im Internet sehen. In der Unternehmenssprache heißt das ‚Sichtbarkeitsfilterung‘.

Statt gesperrt oder gelöscht zu werden – was eine schlechte PR ist und nur noch mehr Aufmerksamkeit auf die gelöscht Partei lenkt -, werden ab jetzt abweichende Stimmen ‚deamplifiziert‘. Wir werden ‚frei‘ sein, zu posten, was wir wollen, aber wir werden mit niemandem sprechen, in einer digitalen Leere, von der die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass sie existiert. ‚Rot-blaue‘ (Republikaner und Demokraten, Anm.) Kulturkampf-Schlammschlacht-Inhalte und andere harmlose Unterhaltung, die die Massen wütend macht und sie gegeneinander aufhetzt, werden natürlich erlaubt sein, und sie werden ‚verstärkt‘ und ‚monetarisiert‘. Aber jede ernsthafte Form des politischen Dissenses oder der Abweichung von offiziellen Darstellungen wird als ‚Hassrede‘, ‚Desinformation‘, ‚Fehlinformation‘ oder einfach als ‚ungesund‘ bezeichnet. Konzerne wie X, Meta, Alphabet und Tencent werden entscheiden, was ‚gesund‘ ist. Sie werden dies mit Algorithmen tun, aber nicht nur mit Algorithmen.“

Noch einmal der Link zum ausführlichen, lesenswerten Essay von Hopkins. Dem Autor geht es auch darum, klar zu machen, dass Musk nicht der „gute Milliardär“ im Gegensatz zu Gates oder Zuckerberg sei. Jede andere Annahme, etwa das ein Mann, dessen Geschäftsimperium mit Starlink auch die Internet-Verbindung für Millionen Menschen bereitstellt, oder dessen Tesla-Autos von der US-Regierung anschubfinanziert wurden, nicht im engsten Austausch mit dem tiefen Staat der USA steht, wäre doch auch recht seltsam. Das denkt sich jedenfalls Hopkins.

Künstliche Intelligenz

Die Transformation Twitter zu X hat aber noch einen anderen wichtigen Aspekt: Künstliche Intelligenz. X füttert das eigene KI-Projekt mit den Daten seiner Plattform. Kenner und Professionelle aus diesem Feld sagen: Nur ausführliche intensive Diskussionen zwischen echten Personen könnte eine KI erschaffen, die man wirklich ernst zu nehmen hätte (abseits von bild- oder videogenerierenden KIs). Wer Twitter/X besitzt, könnte einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil haben.

Sieht man sich die Änderungen an, die Musk unter X eingeführt hat, läuft das genau darauf hinaus. Erst setzte X Maßnahmen, dass nicht externe Datenmaschinen alles von Twitter abgreifen können. Nach diesem Schritt „erlaubte2 er längere Beiträge (für jene, die zahlen – womit sie auch ihre Reichweite erhöhen). Dann der nächste Schritt: Große Accounts bekommen jetzt Werbegeld, das durch ihren Inhalt erzeugt wird. Gemessen wird der Anteil an der Menge der Antworten auf die eigenen Postings.

Es dauerte wenige Tage, bis große Influencer immer mehr recht stumpfe Fragen an ihre riesige Community richteten, in der Hoffnung auf mehr Interaktion. Das bringt den Influencern mehr Geld – und der künftigen KI von Musk mehr Daten.

Bald sollen die Leute auch mehr Chatten: Musk würde gern „WhatsApp“ mit X ablösen und danach dann Tinder. Große Ambitionen also.

Man kann durchaus sagen, dass die zukünftigen Gefangenen gerade am Bau des Gefängnisses mitarbeiten, in dem sie bald sitzen sollen. Relevant bleibt X aber weiterhin. Es könnte noch immer Präsidenten machen.

Bild „Twitter and Elon Musk Graffiti“ by jambox998 is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

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Elon Musk zur Tucker Carlson Show auf Twitter

13 Kommentare

  1. töröh 18. August 2023 at 10:04Antworten

    wenn Geschäftsleute sich im Netz als Helden und Gutmenschen darstellen, sträuben bei mir sich sofort die Nackenhaare. Ist er nun ein Gutmensch oder Unternehmer, der viel Geld einnehmen will?? Beides zusammen geht sellten.
    Eine kurze Recherche über Tesla und Paypal bringt es recht schnell zu Tage. Eine Puppe. Aber schaut selber.

  2. audiatur et altera pars 18. August 2023 at 7:32Antworten

    CJ Hopkins ist ein Künstler. Er ist weder Journalist noch Wahrsager (auch wenn er sich mitunter für einen solchen hält ;-)

    Wir „lernen“:
    1. Das ist eine „Psy-Op“
    2. Musk ist ein Bösewicht, der mit der finsteren Agenda des „tiefen Staates“ verbunden ist.

    Beides geht an den tatsächlichen Problemen vorbei und behandelt den Leser ebenso (nämlich infantil) wie nunmehr das Ex-Twitter „X“ mit den neuen in die allgemeinen Geschäftsbedingungen einfließenden Reimen: „lawful, but awful“ und „freedom of speech, not reach“.

    Warum es gehen müsste:

    Die Problematik, dass (den Nationalstaaten überlegene) private Rechtsträger über ihre Geschäftsbedingungen die Regeln für demokratische Debatten bestimmen, ohne dabei an die Grundrechte gebunden zu sein und für (mehr oder weniger willkürliche) Einschränkungen der Meinungsfreiheit haftbar gemacht zu werden. Der Staat muss dafür sorgen, dass Grundrechte wie jenes der Meinungsfreiheit gegen diese mächtigen Privatplayer vom Bürger direkt und effektiv durchgesetzt werden können.

    Extra-Problem dabei ist, dass die nationale Politik der Meinungsfreiheit über schwammig formuliertes und implementiertes „Hate-Crime“ gerade in den meisten Ländern einen Bärendienst erweist. Ob auf dieser nationalstaatlichen Ebene (die die einzig maßgebliche in Sachen effektiver Rechtsdurchssetzung ist) eine finstere Agenda oder nicht doch eher starke Kompetenzdefizite kognitiver Natur (ich nenne keine Namen) eine Rolle spielen, das sollte durchaus ein Thema sein. Aber nicht das Hauptthema.

  3. Jürgen R. 18. August 2023 at 6:48Antworten

    Elon Musk, „ein falscher Fuffziger“, Meloni, eine falsche Fuffzigerin. Es scheint, als ob es aus den teuflischen Plänen der UNO, des WEF, der WHO und weiterer Organisationen kein Entrinnen gäbe.
    Es gab im Übrigen auch schon früher den „Shadowban“. Seit einem Kommentar, der dem Betreiber eines eigentlich recht kritischen und reichweitenstarken Portals nicht paßte, bleibe ich dort in meiner eigenen Echokammer. Nur wenn ich eingeloggt bin, kann ich meine Kommentare sehen, aber niemand anders. Ich wunderte mich zuerst, daß die Likes ausblieben und entdeckte dann, daß nur für mich allein der Kommentar sichtbar war. Selbst andere Kommentare liken kann ich nicht mehr, obwohl ich eingeloggt bin. Nein, diese Art von erzwungenem Forenautismus brauche ich nicht.

  4. Jan 17. August 2023 at 22:10Antworten

    Wo verbreiten sie dann die „kontrollierte Opposition“? Substack?

  5. Jan 17. August 2023 at 21:55Antworten

    Es ist vielleicht gar nicht so wichtig, wer Präsident ist?

  6. Jurgen 17. August 2023 at 21:00Antworten

    Twitter? Was ist das? Wer braucht das? Es gibt dezentrale Alternativen.

    • Alex 18. August 2023 at 18:41Antworten

      X hat auch eine ganz klare okkulte Bedeutung.

      Osiris erhebt sich.
      Auferstehen des Phönix.
      Ordnung aus dem Chaos.

      Wie auch immer man es nennen möchte.

      Hauptsache man erkennt, dass die Luziferianer ihre letzten Schritte für eine vollständige KI-Übernahme unseres Systems durch das Internet der Dinge unternehmen.

      Twitter war 17 Jahre lang ein Unternehmen. Am 17. Tag erhebt sich der ägyptische Gott Osiris.
      (Damit haben wir jetzt auch mal die 17 geklärt. 😉)

      „X“ steht für Tod und Wiedergeburt. Namensänderung zu „X“ in der Freimaurerei und im Mysterium
      Religionen ist eine Signalisierung/Nivellierung.

      Der Aufstieg des Osiris bedeutet den Aufstieg des Antichristen (oder des Tieres)‼️

  7. therMOnukular 17. August 2023 at 18:56Antworten

    Vlt sollte man ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen und so wie er auch so oft eine Umfrage starten: „Möchtest Du, dass X zu einer Zensur&Kontroll-App im Sinne des WEF wird, oder soll es eine „Plauder-Plattform“ bleiben und freier werden?“

  8. Vortex 17. August 2023 at 18:45Antworten

    Mein ursprünglich positiver Eindruck über Elon Musk und einige seiner Projekte ändern sich oder sind noch offen, ist er nun jemand, der Gutes für die Menschheit möchte oder langfristig eher was Negatives erreicht, womöglich hatte er gar eine geheime Unterweisung durch die CIA, was seine zukünftigen Pläne vordefiniert, aber da hier die wenigsten Milliardäre sind, bleiben solche Fragen wohl unbeantwortet …

    • TripleDelta 18. August 2023 at 10:33Antworten

      Haben Sie von einem Milliardär wirklich etwas anderes erwartet?

  9. Maximilian 17. August 2023 at 16:53Antworten

    Also diejenige Person, die das Dating-Problem löst, wird wohl neben derjenigen, die das Haarausfall-Problem löst, die aller-aller-aller-reichste Person der Welt sein. Vielleicht sogar in Zukunft die aller-aller-aller-aller-reichste Person des ganzen Universums!

  10. OMS 17. August 2023 at 16:22Antworten

    1, 2, X – posten tun wir nix! ;-)

  11. TripleDelta 17. August 2023 at 15:41Antworten

    Dann sollte Twitter oder X den Rufer in der Wüste als Markensymbol nehmen.

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