Ukraine und Russland stehen kurz vor einer Einigung über Getreideexporte

14. Juli 2022von 3,1 Minuten Lesezeit

Russland und die Ukraine haben wesentliche Fortschritte bei der Wiederaufnahme der Getreideexporte aus den Schwarzmeerhäfen des Landes erzielt und damit die Hoffnung auf ein Ende der Pattsituation geweckt, die Millionen von Menschen dem Risiko des Verhungerns ausgesetzt hat.

Delegationen der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen trafen sich am Mittwoch zu persönlichen Gesprächen in der türkischen Stadt Istanbul, um den Streit über die blockierten Getreideexporte zu erörtern, wobei die Parteien vereinbarten, sich nächste Woche erneut zu treffen, um eine „endgültige Vereinbarung” zu unterzeichnen.

Es ist wirklich absurd, dass das NATO-Mitglied Türkei eine erfolgreiche Vermittlerrolle übernehmen kann, während sich die Politiker neutraler Länder wie Österreich und die Schweiz in Kriegsrhetorik üben.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte nach dem Treffen, dass die Gespräche über die Erlaubnis von Getreideexporten einen “Hoffnungsschimmer zur Linderung des menschlichen Leids und des Hungers in der Welt” gebracht hätten, aber er warnte auch, dass er zwar optimistisch sei, eine Einigung aber “noch nicht ganz erreicht” sei.

Wir hoffen, dass wir sehr bald wieder zusammenkommen können, ich bin mir sicher, nächste Woche, und dass wir dann hoffentlich eine endgültige Einigung erzielen können“, sagte Guterres.

Er wies auch darauf hin, dass es eine “breite Einigung” über einen UN-Plan gebe, um Millionen von Tonnen Getreide, die in der Ukraine wegen des Krieges blockiert sind, auf die Weltmärkte zu bringen und Russland die Möglichkeit zu geben, ebenfalls Getreide und Düngemittel zu liefern.

Auf die Frage nach der Möglichkeit von Friedensgesprächen zur Beendigung des Krieges sagte er jedoch, es sei noch “ein langer Weg zu gehen“.

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar, der Gastgeber der Gespräche war, sagte ebenfalls, dass eine endgültige Vereinbarung über die Exporte nächste Woche bekannt gegeben werden könnte. “Bei diesem Treffen, das wir nächste Woche abhalten werden, werden alle Details noch einmal überprüft und die Arbeit, die wir geleistet haben, wird unterzeichnet werden”, sagte Akar in einer Erklärung.

Er sagte auch, dass sich die Parteien auf „gemeinsame Kontrollen” in den Häfen und auf Möglichkeiten zur „Gewährleistung der Sicherheit der Transferrouten” über das Schwarze Meer geeinigt hätten.

Die Türkei werde außerdem mit der Ukraine, Russland und den Vereinten Nationen ein Koordinationszentrum für Getreideexporte einrichten.

Das NATO-Mitglied Türkei hat seine guten Beziehungen, sowohl zu Russland als auch zur Ukraine genutzt, um eine Einigung über einen sicheren Weg für den Abtransport des Getreides zu erzielen.

In der Ukraine sind schätzungsweise 22 Millionen Tonnen Getreide blockiert, und der Druck wächst, eine Lösung zu finden, mit der die Silos rechtzeitig zur bevorstehenden Ernte geleert werden können.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat davor gewarnt, dass der Krieg in der Ukraine die Lebensmittelversorgung vieler Entwicklungsländer gefährdet, da er die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe treibt und den Hunger für bis zu 181 Millionen Menschen verschlimmern könnte.

Der anhaltende Krieg und die anschließende Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen gefährden die weltweite Nahrungsmittelversorgung, da die Ukraine ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht mehr verschiffen kann. Die Ukraine, einer der größten Getreideproduzenten der Welt, ist ein wichtiger Exporteur von Mais, Gerste, Sonnenblumenöl und Rapsöl.

Russland und die Ukraine produzieren zusammen fast 30 Prozent des weltweiten Weizenangebots.

Bild von Alp Cem auf Pixabay

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5 Kommentare

  1. Justos 15. Juli 2022 at 14:55

    Haben sie niemals darüber reflektiert, dass ein Gespräch, eine Verhandlung, ein Dialog und ein Kompromiss einen vor Gewalt geschützten Spielraum voraussetzen, in dem man sich gegenseitig als in Freiheit Handelnder anerkannt hat?
    Sieht man genauer hin, handelt es sich in der Ukraine um das Existenzrecht abzusprechen. An dieser Stelle sind erträumte Kompromisse realitätsferne Naivität. Wer sich in die Rolle versetzt, über die Überflüssigkeit von Menschen entscheiden zu können, hat sich aus allen politischen Räumen zwischen Menschen entfernt und alle Brücken hinter sich abgebrochen. Das Phänomen sollte uns bekannt sein.

  2. S. BK 15. Juli 2022 at 13:18

    Egal welche Gespräche geführt werden, sie werden nichts helfen. Denn die Zeit ist bereits abgelaufen und nur Narren glauben wach zu sein.
    Alles kommt nicht von ungefäher her. Die Katastrophen vermehren sich und es wird nicht wahrgenommen, solange es nicht vor ihrer Haustür passiert. Doch die ist nicht weit entfernt und wird auch nicht verschont bleiben. Erinnern wir uns an die Flutkatastrophen in Nordrhein-Westfahlen und Rheinland-Pfalz, die schnell vergessen wurden. Nach nicht einmal ein Jahr. Und niemand hat daraus gelernt. Die versprochene Hilfe, die nie angekommen ist.

    Die Zeichen sind schon lange da. Mutter Natur war bisher geduldig und man sollte ihre Geduld nicht überstrapazieren (die bereits an ihre Grenze gelangt). Es ist bereits bekannt, dass sie unerwartet mit Wucht zurückschlägt. Dann ist keine Zeit mehr zum Nachdenken, wenn Wassermassen, die Häuser verschlucken und riesige Schluchten, die sich auftun. Was nützt den Menschen Hinweise oder Sirenen? Nichts! Bevor die ertönen hat Mutter Natur zugeschlagen. Wie immer unverhofft.

    Man hat nie mit einer Pandemie gerechnet und sie ist da. Man hat nie mit einem Krieg gerechnet und es geschah, bringt die Welt durcheinander. Man rechnet mit so vieles nicht. Da liegt der Hund begraben.
    Viele Zeichen sind da und es ist der Beginn. Urlaubsplage-Schmerzhate Quallen am Mittelmeer breiten sich aus. Seltener Hai vor spanischer Küste entdeckt. Galt als ausgestorben. Große Waldbrände am Gardasee und in Südtirol.Schlammlawine zerstört Schule. Mehrere Kinder unter den Opfern. Waldbrände in Kroatien. Spanien lebt im Backofen und die Hitzewelle ist noch gar nichts zu dem was kommt.

    Und wenn so eine Aussage von Innenminister Herbert Reul kommt, dann wissen wir jetzt was uns erwarten wird. “Wir haben alle gedacht, Katastrophen finden im Fernsehen statt, aber nicht bei uns”, so der Innenminister Herbert Reul.

    Herr Reul, zu “wir” gehöre ich nicht dazu, und so manche andere Menschen auch nicht. Sie meinen sich selbst und sagen Sie stattdessen “ich”. Schauen Sie sich weniger Katastrophefilme im Fernsehen an und widmen sich lieber “Realität und Klimawandel”. Denn dieser findet außerhalb des Fernseher. Hören Sie auf mit dem Schwarzen-Peter”-Spiel.
    Die klimapolitische Antwort auf die Katastrophe kommen nur zu kurz. Und der Blick verliert sich.

  3. Andreas I. 15. Juli 2022 at 11:48

    Hallo,
    die türkische Außenpolitik ist tatsächlich interessant. In Nordsyrien und Nordirak führt türkisches Militär Krieg, wobei in Syrien/Idlib die russische Luftwaffe Milizen bombardiert, die von der Türkei unterstützt werden und trotzdem kann die Türkei sich in anderen Fragen mit Russland einigen. Das könnte man Pragmatismus nennen oder Realpolitik.
    Ironisch wird es, wenn man bedenkt, dass die Türkei jahrzehntelang in die EU wollte, aber jetzt die EU-Staaten sich mit ihrer Außenpolitik selber ins Knie schießen, während die Türkei ihre geopolitische Position voll für sich ausnutzt.

  4. Steve Acker 14. Juli 2022 at 19:04

    Ist ja mal ein Hoffnungsschimmer.

  5. rudi & Maria fluegl 14. Juli 2022 at 16:01

    Wahrscheinlich können diese mehr zur theoretischen Verantwortung herangezogen werdenden Diktatoren, besser ihre Zauberlehrlingseigenschaften abschätzen, gegenüber Leuten, die leichter Sündenböcke zum dahinter Verstecken herbeizaubern können!
    Den Diktatoren fliegts dann auch so richtig und berechtigterweise um die Ohren!
    Die anderen gehen nicht mal als überflüssige Figuren in die Geschichte ein!
    Die Bevölkerung die auf Demokratie, unter den Demokratie ruinierenden, setzt, schon!

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