Lügen mit Grafiken – am Beispiel Schweden

18. Dezember 2020von 3,3 Minuten Lesezeit

In Europa gibt es zwei Länder über die immer wieder Falschmeldungen verbreitet werden: Schweden und Belarus. Letzteres hat man irgendwie abgeschriebenen, aber Schweden steht noch immer im Blickpunkt.Da das skandinavische Land mit seinen Maßnahmen stark abweicht vom Rest Europas und den Amerikas, versuchen es Mainstream Medien immer wieder madig zu machen.

Wie oben in den beiden Charts zu sehen, gibt es eine deutliche Abweichung. Links sind die Daten, die das schwedische Gesundheitsamt Folkhalsomyndigheten auf seiner Webseite veröffentlicht. Wobei durch Meldeverzug noch rückwirkend Fälle nachgetragen werden. Wir sehen aber, dass es beginnend mit etwa Anfang Dezember einen seither ungebrochenen Abwärtstrend gibt.

Ganz anders sieht die Grafik aber auf der Seite Our World in Data aus, nämlich als würde es einen ungebrochenen Anstieg geben. Sie geben als Datenquelle die Johns Hopkins University an, die offensichtlich ddie Daten an ihre Zwecke angepasst haben um den Eindruck eines linearen Anstiegs zu erwecken. Noch dazu berichten die Schweden nicht aufgeregt jeden Tag, sondern nur von Dienstag bis Freitag aktuelle Daten. Die Grafik für die Zeit ab Ende Oktober sind schlicht falsch, obwohl die Gesamtzahl richtig ist. Die Daten bis Oktober sind jedoch korrekt.

Dass gerade bei Schweden ein Fehler unabsichtlich passiert sein sollte, fehlt schwer zu glauben. Die Grafik wird auch auf sozialen und Mainstream Medien gerne übernommen um einen falschen Eindruck zu vermitteln.

Die Sterblichkeit

Das mittlere Alter der an und mit Covid Verstorbenen liegt in Schweden bei 86 Jahren und damit jenseits des durchschnittlichen Sterbealters. Dementsprechend gibt es auch keine Übersterblichkeit. Bisher liegt das Jahr noch hinter 2015, etwa gleichauf mit 2017 aber deutlich über dem Vorjahr, das die geringste Sterblichkeit in der Periode 2015 – 2020 hat. Somit gibt es einen klaren Aufholeffekt gegenüber dem Vorjahr.

Skandinavien im Vergleich

Da auch gerne die Nachbarländer mit Schweden verglichen werden dazu noch einige Fakten. Zunächst ist der größte Unterschied, dass Finnland, Norwegen und Dänemark ein normales Jahr 2019 hatten ohne die Untersterblichkeit wie in Schweden.

Schweden hat auch eine viel größere Einwandererpopulation als seine nordischen Nachbarn. 19% der schwedischen Bevölkerung sind im Ausland geboren, im Gegensatz zu 14% in Dänemark und Norwegen und nur 8% in Finnland. In der Praxis bedeutet dies, dass Schweden eine größere Population von Menschen mit dunklerer Haut hat. Es wurde in einer ganzen Reihe von Studien nachgewiesen, dass dunkelhäutigere Menschen in den westlichen Ländern mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit schweres Covid-19 entwickeln als hellhäutigere Menschen.

Der Grund dafür ist, dass dunklere Haut die Bildung von Vitamin D bei den nördlichen Sonnenständen deutlich verringert. Und Vitamin D ist der stärkste Einflussfaktor auf die Effizienz und Stärke der Reaktion des Immunsystems.

Finnland schneidet besonders gut ab, da es ein Programm für Vitamin D Zusatz in Nahrungsmitteln umgesetzt hat. Es werden fettreiche Nahrungsmittel wie Milch, Butter, Käse und andere mit Vitamin D versetzt. Die Finnen hatten über 30 Jahre untersucht, welchen Einfluss Vitamin D Gaben bei Kindern auf die spätere Entstehung von Diabetes Typ I hat. Das Ergebnis: der Einfluss des Vitamin D Spiegels ist ganz klar und signifikant – je niedriger desto wahrscheinlicher ist spätere Diabetes Typ I, eine Autoimmunerkrankung.

Überraschend ist, dass höhere Vitamin D Spiegel auch einen höheren Intelligenzquotienten zur Folge haben. Eine am 16. Juni 2020 publizierte Metastudie,  die 20 RCT Untersuchungen mit einbezog, kam über die Auswirkung von Vitamin D Supplementation über die Nahrung zu dem Schluss:

Zusätzlich verringerte sich die Prävalenz von vitD-Mangel um ein Risikoverhältnis von 0,53 , und die kognitive Funktion verbesserte sich um 1,22 Intelligenzquotienten (IQ) Punkte. Die Qualität der Evidenz war insgesamt hoch.

Also Vitamin D schützt nicht nur vor Infektion, sondern macht auch schlau.


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3 Kommentare

  1. Andrés Gislop 20. Dezember 2020 at 15:31

    Sehr geehrter Herr Mayer,

    danke für Ihre zahlreichen schwedenfreundichen Beiträge, es wundert mich
    schon das in der deutschsprachigen Presse fast überwiegend nur negative
    Berichte zu lesen sind.

    Lügen nicht nur mit Grafiken sondern auch mit Zahlen.

    Bis heute werden die Todesfälle der ersten und zweiten Welle
    zusammengefaßt anstelle sie separat auszweisen. Dies verhindert eine
    differenzierte Betrachtung des Epedemieverlaufs im Einzelfall. Bsp.
    Schweden: den fast 6000 Tote der esten Welle stehen bis dato an die 2000
    Tote gegenüber (genauer gesagt bis KW31 5723 Totesfälle, seit KW32 und Syand heute
    2270).  Bei den Einweisungen in die Intensivstation ist das Verhältnis
    ähnlich. Was sagt das einem frei denkenden Menschen? Das die Verbreitung
    des Virus sich deutlich verlangsamt hat und seine Auswirkungen auf den
    Menschen sich abgeschwächt. Die Logik besagt das der Grad der
    Immunisierung der Bevölkerung die Ursache dafür ist. Tote sterben kein
    zweites Mal, die Zahl der bestätigten Fälle einer tatsächlichen
    Reinfektion sind verschwindend gering (zumal ich bislang Informationen
    darüber vermisse wie in den Fällen der zweite Krankheitsverlauf im
    Vergleich zum Ersten war) und die in den Medien künstlich
    hochstilisierten Fallzahlen sind alleine wenig bis aussagekräftig.

    Mit Blick auf eine sich langsam entwickelnde Herdenimmunität ist also
    eine differenzierte Betrachung der Entwicklung einzelnen Wellen durchaus
    angebracht. Steigen Todesfälle und Intensivbehandlungen im gleichen
    Zeitrahmen langsamer an ist das als Indiz einer zunehmenden
    Immunisierung zu werten. Schweden steht somit in der zweiten Welle
    deutlich besser da als z.B. Deutschland (Spanien kurioserweise auch).

    Ein Anstoß sich die diversen Entwicklungen in den einzelnen Ländern der
    Welt etwas genauer anzuschaun und sich Gedanken darüber zu machen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Andrés Gislop

    • pfm 20. Dezember 2020 at 15:39

      Sehr gute Beobachtung, Sie haben völlig recht. Darf ich es als Artikel unter ihrem Namen veröffentlichen?

      • Andrés Gislop 20. Dezember 2020 at 17:14

        Gerne

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