Zölle statt USAID: Der neue Kurs der USA

3. Februar 2025von 3,5 Minuten Lesezeit

Wir erleben den geordneten Rückzug des Weltherrschers USA. Der klassische US-Imperialismus der seit den 90ern uneingeschränkt herrscht, tritt in eine neue Ära ein. 

Zölle für Waren aus Mexico und Kanada und ein Ende der CIA-Tarnorganisation USAID. Nur zwei Wochen nach Amtsantritt der USA wird immer deutlicher, dass wir eine signifikante Verschiebung in den Beziehungen der USA zur Welt erleben. Damit gibt man keinesfalls die Weltmacht ab, doch man ändert die Strategie.

TKP hat bereits über die Probleme der EU berichtet, die nun auf sie zukommen. Abseits vom Druck der USA auf die EU – territorial, militärisch und wirtschaftlich – sucht man auch gegenüber anderen Staaten neue Wege:

Der französische politische Beobachter Arnaud Bertrand hat sieht darin ein neues Paradigma aufkommen. Mit alter Brille betrachtet, sieht das „dumm“ (Wall Street Journal) aus, „aber es ist immer ein Fehler zu denken, dass das, was die USA (oder irgendein Land) tut, dumm ist.“ Die USA passen sich stattdessen an eine neue Wirklichkeit an.

Damit sagen die USA im Grunde: „Unser Versuch, die Welt zu regieren, ist vorbei, jedem das Seine, wir sind jetzt nur noch eine weitere Großmacht, nicht mehr die ‚unentbehrliche Nation‘.“

Bertrand (Hervorhebungen TKP):

Die Hegemonie musste früher oder später enden, und jetzt entscheiden sich die USA im Grunde dafür, sie unter ihren eigenen Bedingungen zu beenden. Das ist die post-amerikanische Weltordnung – von den USA selbst herbeigeführt.

Sogar die Zölle auf Verbündete machen unter diesem Blickwinkel Sinn, da sie das Konzept der „Verbündeten“ neu definieren: Sie wollen – oder können sich vielleicht eher nicht – keine Vasallen mehr leisten, sondern Beziehungen, die sich auf der Grundlage aktueller Interessen weiterentwickeln.

Man kann dies entweder als Niedergang betrachten – denn es sieht zweifellos nach dem Ende des amerikanischen Imperiums aus – oder als Vermeidung eines weiteren Niedergangs: kontrollierter Rückzug aus imperialen Verpflichtungen, um die Ressourcen auf nationale Kerninteressen zu konzentrieren, anstatt zu einem späteren Zeitpunkt zu einem noch unangenehmeren Rückzug gezwungen zu werden.

In jedem Fall ist es das Ende einer Ära, und obwohl die Trump-Administration vielen Beobachtern wie ein Chaos vorkommt, ist sie wahrscheinlich viel besser auf die sich verändernden Realitäten in der Welt und die Lage ihres eigenen Landes eingestellt als ihre Vorgänger. Die Anerkennung der Existenz einer multipolaren Welt und die Entscheidung, innerhalb dieser Welt zu agieren, anstatt zu versuchen, eine immer kostspieligere globale Hegemonie aufrechtzuerhalten, könnte nicht viel weiter hinausgezögert werden. Es sieht unschön aus, aber es ist wahrscheinlich besser, als die Fiktion einer amerikanischen Vormachtstellung aufrechtzuerhalten, bis sie schließlich unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht.

Das soll nicht heißen, dass die USA nicht weiterhin Schaden in der Welt anrichten werden, und es könnte sogar sein, dass sie noch aggressiver werden als bisher. Denn während sie früher (schlecht und sehr heuchlerisch) versuchten, einen gewissen Anschein einer selbsternannten „regelbasierten Ordnung“ aufrechtzuerhalten, müssen sie jetzt nicht einmal mehr so tun, als ob sie irgendwelchen Zwängen unterlägen, nicht einmal dem Zwang, mit Verbündeten nett zu spielen. Es ist das Ende des US-Imperiums, aber definitiv nicht das Ende der USA als eine wichtige Störkraft im Weltgeschehen.

Alles in allem könnte dieser Wandel eine der bedeutendsten Verschiebungen in den internationalen Beziehungen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion markieren. Und diejenigen, die darauf am wenigsten vorbereitet sind, sind, wie bereits schmerzlich deutlich wird, Amerikas Vasallen [„Die EU kommt unter die Räder“], die völlig überrascht sind von der Erkenntnis, dass der Patron, auf den sie sich jahrzehntelang verlassen haben, sie nun als eine weitere Gruppe von Ländern behandelt, mit denen sie verhandeln müssen.

Bild „US Empire“ by Gillfoto is licensed under CC BY-NC-SA 2.0.

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6 Kommentare

  1. Andreas I. 4. Februar 2025 um 9:01 Uhr - Antworten

    Hallo,
    naja, es ist in diesem (End-) Stadium eines Imperiums vernünftiger, zu halten was man bis dahin gekriegt hat, als immer noch mehr zu wollen und letztendlich alles zu verlieren. Insofern wären die Usaner dann doch besonders (,,exceptional“), als dass USA damit m.W. das erste Imperium wäre, was diesen vernünftigen Schritt geht.

    Und man könnte meinen, 2014 (Maidan) glaubten die USA-Strategen noch, sie könnten Russland ein ,,Afghanistan“ bereiten wie seinerzeit Brzezinsky der Sowjetunion (und danach China ,,eindämmen“ und unipolare Hegemonialmacht bleiben).
    Aber als Russland und China dann ihre ,,strategische Partnerschaft“ verkündeten …
    Also die Sachlage ist schon länger so, dass USA die Opponenten (China und Russland) nicht klein kriegt, wohl aber USA ihre Dominanz innerhalb des ,,kollektiven Westens“ festigen kann. Für wie lange ist eine andere Frage, aber aktuell könnten wir hier in der EU (und besonders in D) ja nicht gerade behaupten, nicht im Griff der USA zu sein.

  2. Varus 4. Februar 2025 um 0:10 Uhr - Antworten

    Mit alter Brille betrachtet, sieht das „dumm“ (Wall Street Journal) aus, „aber es ist immer ein Fehler zu denken, dass das, was die USA (oder irgendein Land) tut, dumm ist.“

    Böses Medium und Reuters behaupten, die Amis liefern wieder den Banderas Waffen. Einige Stunden zuvor berichtete das Böse Medium, die NATO will Schnorrlensky mit Enthüllungen zur Korruption kaltstellen – ist darauf nicht ganz Banderastan medial verbrannt? Die Russen wollen wiederum Enthüllungen über banderistische Kriegsverbrechen (insbesondere bei Kursk) viel bekannter machen – dann sind die Banderas noch verbrannter. Es ist absolut dumm, den Typen am Rande des Zusammenbruchs noch irgend etwas zu geben – statt alles auf die Biden-Blinken-Bande und die EUdSSR-Woken zu schieben und die dadurch kompromittieren. Wenn Trump nur eine Knarre schickt, wird diese Option unglaubwürdig.

  3. Pfeiffer C 3. Februar 2025 um 15:08 Uhr - Antworten

    Bei allem Respekt, Herr Oysmüller, „alles wird gut“ gilt vielleicht manchmal für etlich anderes, aber mit Sicherheit nicht für die hintergedankengesteuerten USA, ein Beispiel:

    Elon Musk hat weder PayPal gegründet noch den Tesla erfunden. Auch wenn er das gerne so darstellt. Dafür fertigte Tesla unter seiner Ägide dann aber „RNA Mikrofabriken“ für das deutsche Unternehmen CureVac, das zusammen mit Bayer mRNA-Injektionen gegen Corona auf den Markt brachte. Und während Musk gegenüber der New York Post am 30. September 2020 sagte, sich nicht gegen COVID impfen lassen zu wollen, erklärte er dem TIME Magazine am 13. Dezember 2021, bereits geimpft zu sein. Zeitgeistig flexibel ist er also. Wer behauptet, Musk hätte seine Meinung zur mRNA-Technologie seit dem COVID-Fiasko signifikant geändert und sehe das Produkt nun kritisch, ist schlecht informiert.

    Musks Weltraumagentur Space X ist Handlanger des militärisch-industriellen Komplexes und einer der wichtigsten Vertragspartner des Pentagon.

    Twitter kaufte Musk übrigens auch nicht von seinem eigenen Geld, sondern mithilfe von 94 Investoren, deren Namen ein US-Bundesrichter erst im August 2024 veröffentlichte, weil Jacob Silverman (Reporters Committee for Freedom of the Press) sie einklagte. Die Liste umfasst so illustre Namen wie Fidelity Investments, Sequoia Capital, Andreessen Horowitz, Bandera Fund, Binance Capital Management, Sean Combs (alias Diddy) Capital, Jack Dorsey (Twitter-Gründer), Baron Opportunity Fund oder Prinz Alwaleed bin Talal al Saud von der saudischen Königsfamilie. Da wird also offenbar „der Sumpf“ mit mehr Sumpf „trockengelegt“.

    „Die neuen, KI-generierten Grok-Kurzprofile unter jedem X-Nutzerprofil SIND de facto ein Social-Credit-System nach chinesischem Vorbild für den Westen. Das Profil jedes Nutzers wird tagesaktuell neu berechnet. Äußert man sich zu verschiedenen Themen, nennt die KI das schnell mal ‚verheddern‘. Grok gibt zu, das Profil wird erstellt aus dem eigenen Nutzerverhalten des Tages, seinen eigenen Berechnungen und nicht näher definierten Anweisungen“, kommentierte Journalistin Aya Velázquez die Neuerung am 14. Januar 2025.

    Usw.

    Und all diese US-Visionäre werden an einem schönen Februarmorgen munter und mutieren zum Guten – Schönen – Gerechten? Zum Mutter-Theresa-Syndrom? Alles wird gut?

    „Reue ist der Verstand, der zu spät kommt“ sagt Herr Feuchtersleben…

    Textgrundlage Manova – „Bereitwillig zur Schlachtbank“ – Tom-Oliver Regenauer – 01. Februar 2025,

  4. Jan Mueller 3. Februar 2025 um 15:00 Uhr - Antworten

    Wenn dem so wäre, warum zwingen die USA Europa, 5% des BIP für Verteidigung auszugeben? Das macht nur Sinn, wenn beabsichtigt ist, Russland eher früher als später anzugreifen. Friedrich Merz handelt ja auch entsprechend.

    • Antermoya 3. Februar 2025 um 19:40 Uhr - Antworten

      Vielleicht geht es auch um Aufträge für die US-Rüstung.
      Immerhin rostet fast das ganze Militärmaterial Europas bereits im Sumpf der neuen russischen Republiken.
      Und Unsere sollen ja nicht auf die Idee kommen, eine eigene Rüstungsindustrie wieder aufzubauen.

  5. Jan 3. Februar 2025 um 14:13 Uhr - Antworten

    „die völlig überrascht sind von der Erkenntnis“

    Ein höflicher Euphemismus! Diese Veränderungen waren seit spätestens dem Vietnam-Krieg und für Spätzünder mit dem Afghanistankrieg absehbar. Das geringere US-Wirtschaftswachstum forderte die „Friedensdividende“ ein und gleichzeitig sprang der asiatische Tiger!

    Die Defizite der „regelbasierten Ordnung“ werden gar nichts sein, im Vergleich zu dem was kommt! Die USA ziehen sich zurück und die Europäer meinen, sich beschaulich auf Genderpolitik konzentrieren zu können, weil der US-Rückzug auf den Welthandel überhaupt gar keine Auswirkung haben wird!

    Die EU hat gerade einen Krieg verloren und die Verantwortlichen sagen: „Huch, aber das mit dem CO2-Preis haben wir gut gemacht!“ In Klein-Hintertupfing wurde außerdem ein Stop-Schild aufgestellt und das ist bis heute nicht umgefallen.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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