Deutschlands Energiepolitik führt zur Deindustrialiserung

8. August 2024von 4,2 Minuten Lesezeit

Die deutsche Energiepolitik wird für die Unternehmen zunehmend zum Standortrisiko. Immer mehr erwägen, ihre Produktion einzustellen und ins Ausland zu verlagern. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter rund 3.300 Mitgliedsunternehmen bestätigt diese Trendlinie. Das liegt an der auf Deindustrialisierung zielenden Politik der EU-Kommission sowie der deutschen Regierung.

Wie dramatisch der Vertrauensverlust in die regierende Regierung ist, zeigt auch das diesjährige „Energiewendebarometer“. „Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt“, fasst Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK, die Ergebnisse der Umfrage zusammen. „Während viele Unternehmen in den Jahren vor 2023 auch Chancen in der Energiewende für das eigene Geschäft sahen, überwiegen aus ihrer Sicht inzwischen deutlich die Risiken.“

Deutschland ist berühmt für seine Schwerindustrie, aber ein großer Teil dieses Sektors benötigt billige Energie, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, darunter die Produktion von Stahl, Fahrzeugen und Chemikalien. Dies sind auch die Unternehmen, die laut der deutschen Zeitung Welt am ehesten Verlagerungen oder Produktionskürzungen in Betracht ziehen.

Die Daten zeigen, dass 45 Prozent aller Unternehmen mit hohen Stromkosten Maßnahmen zur Kürzung oder Verlagerung „planen oder durchführen“ – 7 Prozent mehr als im letzten Jahr. In der Umfrage gelten Stromkosten als „hoch“, wenn sie mehr als 14 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Die deutschen Industriegiganten sind diejenigen, die aufgrund ihrer bereits starken internationalen Präsenz und einem ausreichenden finanziellen Polster am stärksten zur Standortverlagerung neigen. Von den Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten planen bereits 51 Prozent Produktionskürzungen oder Verlagerungen, während es im vergangenen Jahr noch 43 Prozent waren.

Die deutsche Regierung versucht, diesen Trends entgegenzuwirken und hat kürzlich einen Plan für eine „Wachstumsinitiative“ veröffentlicht.

Dercks hält jedoch nichts davon: „Nachhaltige Lösungen für die Energieversorgungs- und Energiepreisproblematik bleiben völlig außen vor.“ Der DIHK-Vizepräsident warnt, dass sich die Situation noch verschärfen könnte.

„Wer das nicht auf dem Radar hat, wird irgendwann die Deindustrialisierung unseres Landes erleben“, warnte er.

Beispiele zeigen den Absturz

Es gibt viele Beispiele die die offenbar gezielt falsche Politik zeigen.

Der Ausbau von Wind und Photovoltaik verändert das Stromsystem erheblich. Wirtschaftsminister Robert Habeck plant umfassende Reformen, um dieser Herausforderung zu begegnen. Doch diese Reformen sind teils skurril. Strom aus Wind und Sonne sind abhängig von Wetter und Tageszeit und deshalb variiert das Angebot im Tagesverlauf erheblich. Die Idee ist ein neues „Strommarktdesign“, bei dem die Nachfrage flexibel auf das Angebot reagieren soll.

In einer Presseerklärung der Bundesnetzagentur, liest sich das so:

“Die alten Netzentgeltrabatte entsprechen nicht mehr den Anforderungen eines Stromsystems, das von hohen Anteilen erneuerbarer Stromerzeugung geprägt ist. Wir wollen zukünftig systemdienliches Verbrauchsverhalten der Industrie besonders anreizen. Industrie und Gewerbe sollen reduzierte Netzentgelte zahlen, wenn sie in Situationen mit hohem Stromangebot mehr Strom verbrauchen. Andersherum erhalten sie auch dann eine Reduktion der Netzentgelte, wenn sie in Zeiten eines knappen Stromangebots weniger Strom verbrauchen.”

Die Autoren dieses Plans haben in ihrem Leben offenbar noch keine einzige Fabrik von innen gesehen haben. Schon gar keine große, einen von jenen mit Schichtsystem, die 24 Stunden am Tag in Betrieb sind, wie eine Chemiefabrik oder ein Stahlwerk. Nicht einmal eines der von ihnen so herbeigesehnten Elektrostahlwerke, die dann nur “grünen” Strom beziehen.

Für die produzierende Industrie bedeutet das langfristig völlig unkalkulierbare Energiekosten. In den meisten Industrien kann die Produktion nicht einfach rauf und runter geregelt werden, je nachdem wie teuer der Strom gerade ist. Man kann auch die Mitarbeiter nicht einfach heimschicken, wenn der Strom grad zu teuer ist.

Niemand sollte sich also wundern, dass wer immer kann Deutschland fluchtartig verlässt und seine Geschäfte dort abwickelt wo bei den Politikern mehr als zwei funktionierende Gehirnzellen vorhanden sind.

Nachrichten wie die Ankündigung von Kurzarbeit bei Daimler Truck, Streichung von 1400 Jobs bei Infineon in Deutschland und Verlagerung von 1400 weiteren in andere Länder, bevorstehende Insolvenz der Modekette Esprit, VW ID.Buzz, der Elektro-Bus als Ladenhüter, Einbruch der Nachfrage nach E-Autos um 47% und Absturz der Solarbranche um 50 Prozent überraschen da nicht mehr sonderlich.

Das US-Portal Bloomberg stellte kürzlich fest „Deutschland wird zum Ballast für Europa“. Deutschland ist das Land, das am eifrigsten die Vorgaben aus Brüssel umsetzt, die wieder nach der Pfeife aus Washington tanzen. Die USA-Eliten wollen die Konkurrenz aus Europa gering halten, aber offenbar geht diese weitgehende Zerschlagung der Wirtschaft sogar den Amis zu weit. Deutschland ist insofern Ballast, weil es am stärksten die Verbindungen zu billiger Energie aus Russland gekappt hat und damit jetzt auch andere europäische Länder mit herunter zieht.

Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons


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6 Kommentare

  1. Pierre 9. August 2024 um 20:58 Uhr - Antworten

    Nur grüne Vollidioten glauben, dass man z.B. ein Stahlwerk mit Photovoltaik betreiben könnte.

    Da braucht man selbst bei kleinen Aggregaten ein paar Megawatt an Leistung. Und das möglichst 24h am Tag.

    Von einem größeren integrierten Hüttenwerk nicht zu reden.

    Und dann die Gasverbraucher erst. Das ist eine ähnliche Größenordnung an Megawatt. Wer das auch noch durch Strom ersetzen will, weil böses Gas und so weiter, der hat sowieso nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und die Substitution mit H2 ist energetisch auch nicht besser.

    Die Kalkulation für Kollektoren, Flächenverbrauch, Batteriespeicher und Leitungsnetze etc. will ich gerne mal sehen, um die Energieversorgung eines Hüttenwerks auf „erneuerbare Energien“ umzustellen. Die Größenordnung der Kosten wird wahrscheinlich ähnlich dem Unternehmenswert sein.

    Alles kompletter Irrsinn. Wir wickeln unsere Schwerindustrie ab, wenn das so weiter geht. Mich wundert, wie wenig Widerstand man dazu wahrnimmt. Die großen Konzerne sind ja aber mittlerweile fast alle irgendwie unter der Fuchtel von amerikanischen Vermögensverwaltern oder anderen institutionellen Anlegern, vielleicht wollen die das auch einfach so.

  2. Andreas I. 9. August 2024 um 12:59 Uhr - Antworten

    Hallo,
    nur ob das ,,deutsche“ Politik ist oder USA-Politik …

  3. Jurgen 8. August 2024 um 22:08 Uhr - Antworten

    Ja, ja, bald wird das Handwerk wieder blühen, wenn die Konzerne erstmal fort oder tot sind…

  4. Jan 8. August 2024 um 13:33 Uhr - Antworten

    Es gibt zwei riesige Probleme:

    a) Wenn die Banken die langfristigen Wachstumserwartungen senken (nicht die konjunkturellen Schwankungen) werden Kredite massenhaft faul werden.

    b) Wenn die Regierung nach Lust und Laune (siehe RKI-Files) ohne Rechtsschutz Grundrechte abschaffen kann, sollte man nicht investieren, sondern Eigentum aus diesem Rechtsraum entfernen.

    Für mich ist unverständlich, warum Unternehmer und Wirtschaftskapitäne, die das doch auch sehen – es gibt etliche Wirtschaftspublikationen, die das seit Jahren thematisieren – eine solche Politik stützen.

    Ist die Lawine einmal ins Rutschen gekommen, wird sie nicht mehr aufzuhalten sein.

    Die Idee der Opposition ist: Wir kehren einfach zur Politik von Helmut Kohl zurück! Wie naiv ist das denn? AKWs haben einen Anteil von 4%, wie will man das schnell auf 100% skalieren? Wie will man russische Energie beziehen, während die USA WK3 schlagen? Das ginge nur unter BRICS-Beitritt der EU. Und das wäre ein Problem mit der US-Stationierung in Deutschland.

    Kleine Anmerkung: Es gibt nicht genug LNG. Selbst wenn wir es zahlen könnten.

    • Jurgen 8. August 2024 um 22:10 Uhr - Antworten

      Freie Energie vielleicht? (Sarkasmus off)

  5. Bernhard 8. August 2024 um 12:47 Uhr - Antworten

    Deutschland, das Parade-Dressurpferd für die Amerikaner.
    Bei Olympia gewinnen die Deutschen beim Dressurreiten meist alle Goldmedaillen. Das scheint in ihrer DNA zu liegen. (Dressur nur amerikanisch)

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