Leben in Russland: Freiwillig im Krieg

21. April 2024von 8,4 Minuten Lesezeit

Man hört immer wieder von Söldner-Truppen, Freiwilligen, die gegen meist sehr gute Bezahlung mehr oder weniger begeistert für ein Land kämpfen. Aber insbesondere aus dem Krieg gegen die Ukraine heißt es immer wieder, dass sehr viele Freiwillige an die Front gehen.

Einen dieser Freiwilligen kenne ich indirekt seit 2016, seit ich über die Arbeit für die Druschba-Friedensfahrt Berlin-Moskau Kontakt zu einer Russin – Lena – in Deutschland bekam. Der Kontakt mit ihr entwickelte sich über die Jahre immer weiter, nicht zuletzt da wir uns politisch nahestehen.

Lena gehört zu den Menschen, die wirklich für Menschlichkeit stehen und hat aus diesem Grund im März 2022 auch Kriegsflüchtlinge aus der Westukraine bei sich aufgenommen. Wir trafen wir uns auf Demonstrationen in Berlin und ich hörte auch immer wieder Geschichten von einem ihrer Freunde, Artem aus Moskau, der sich ebenso wie wir alle für Kriegsopfer in der Ukraine engagierte.

Durch Lena erfuhr ich 2023, dass Artem im Rahmen der Spezialoperation als Freiwilliger an die Front gegangen war und jetzt schwer verletzt war. Sie flog extra im Spätherbst nach Moskau, um ihn im Krankenhaus zu besuchen. Als sie zurückkam, erzählte sie mir, dass er nach zwei schweren Verletzungen wieder beabsichtigte, sich ein drittes Mal freiwillig zu melden. Ein für mich unfassbarer Gedanke.

Ich muss zugeben: allein die Vorstellung „für mein Land“ an irgendeine Front zu gehen, ist mir fremd. Diese Form von patriotischem Gedankengut kenne ich nicht, aber ich wollte versuchen zu verstehen, wie man so denken kann. Unsere gemeinsame Reise nach Moskau war eine gute Gelegenheit, mit Artem zu sprechen. Wir trafen uns mit ihm in Lenas Hotel – sie half aus, wenn Artems sehr gutes Deutsch an Fachbegriffen scheiterte. Er kam als Soldat gekleidet. Trotz seiner Verletzung scheint er noch nicht ausgemustert zu sein.

Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Artem, ich bin 40 Jahre alt und bin gerade im Militärdienst. Vom Beruf bin ich Tischler. Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne. Meine Familie und ich leben in Moskau.

Warum sprichst Du so gut Deutsch?

Das ist eine unglaublich schwere, aber auch interessante Geschichte. Der einfache Teil davon: einer meiner Großväter war Russe, der andere ein Deutscher. Meine Mutter hat mit ihm und seiner Schwester auf Deutsch gesprochen. Darum habe ich sehr viel Deutsch gehört und dadurch einfach auch gelernt.

Wir kennen uns indirekt durch die Donbass-Hilfe seit 2016 oder 2017 – über unsere gemeinsame Freundin Lena. Warum engagierst Du Dich so für den Donbass?

Es gibt viele Gründe. Der erste ist: dort wohnen russische Menschen. Das war ja früher alles ein Land. Das zweite: ich kann mir nicht vorstellen, ich kann es nicht ertragen, dass Ungerechtigkeit gewinnt. Und nach dem, was 2014 am Maidan passiert ist, habe ich für mich verstanden: ich muss meinen unbekannten Brüdern und Schwestern dort helfen.

Du hilfst auf verschiedene Weise, zuletzt, indem Du ins Militär gegangen bist. Wann war das?

Das war im August 2022. Da hatte ich mich freiwillig gemeldet.

Weißt Du, wie viele Freiwillige ungefähr im Donbass kämpfen?

Ungefähr sind 600.000 Freiwillige im Donbass aktiv. Es gibt aber noch Menschen, die mobilisiert wurden und dann das reguläre Militär.

Wo warst Du im Donbass?

Jarkalevka, Soledar und Bachmut.

Ich habe gehört, Du bist zweimal verwundet worden?

Ja. das stimmt.

Was ist passiert?

Beim ersten Mal hatte ich eine ungewünschte Begegnung mit einem Panzer. Da ist es dann passiert. Die haben uns geschlagen. Der Panzer hat unseren Unterstand beschossen, der dann zusammengebrochen ist. Und ich wurde durch einen der herabstürzenden Balken ziemlich verletzt. Aber ich bin lebendig geblieben, Gott sei Dank.

Wie wurdest Du verletzt?

Auf mehrere Arten. U.a. Prellungen, akute Barotraumata, Milzriss, Leberriss …

Lena: In seinem Militärausweis steht etwas von Akutbarotrauma, akuter sensorineuraler Hörverlust, astheno-neurotisches cephalgisches Syndrom situativ bedingt.

Wann war das?

Im September 2022, bereits einen Monat nachdem ich an die Front gegangen bin.

Musstest Du dann, als Du gesund warst, wieder zum Militär?

Müssen, im Sinne von gezwungen, nein. Ich ging freiwillig an die Front, nachdem ich wieder gesund war. Ich „musste“ von mir aus, weil der Krieg ja noch nicht zu Ende war. Niemand hat mich gezwungen, das war allein meine Entscheidung.

Wann bist Du wieder an die Front gegangen?

Das war im Juli 2023.

Aber dann wurdest Du – wie Lena mir sagte – nochmals und dieses Mal sehr schwer verletzt?

Ja. Das war am 7. Oktober. Das war ein Lungenschuss und Knochen gebrochen.

Lena: Das war ein Trümmerbruch, zwei Durchschüsse in der Lunge und die Schulter war total kaputt.

Aber Du willst, wenn das verheilt ist, wieder an die Front. Warum das?

Das habe ich Dir schon gesagt. Dort sind russische Menschen und jetzt sind dort an der Front viele meiner Kameraden, meine Brüder. Meine Brüder, die mir vertrauen und denen ich vertrauen kann. So einfach ist das. Ich muss helfen und wir müssen zusammenhalten in dieser schweren Zeit für unser Land.

Denken viele Russen so wie Du oder bist Du eher eine Ausnahme?

Nein, ich bin sicher keine Ausnahme. Sehr viele denken so wie ich. Es gibt ein paar Arschlöcher, die wollen auch im Krieg nur Geld verdienen, aber die Mehrheit denkt so wie ich. Die A.. sind die Ausnahme von der Regel.

Was sagt Deine Frau zu Deiner Haltung?

Das ist eine unglaublich schwere Frage. Denn auch mein älterer Sohn macht seinen Militärdienst jetzt an der Frontlinie. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, was eine Frau fühlt, deren Mann und Sohn an der Front sind. Das ist sehr schwer für sie. Aber sie ist eine mutige Frau gottseidank. Sie unterstützt uns. Aber trotzdem ist es für sie unglaublich schwer.

Lassen sie Dich denn nach der zweiten Verletzung wieder an die Front?

Weißt Du, ich fragte meine Frau nicht. Ich werde einfach wieder gehen, wenn ich fit genug bin. Auch wenn es unglaublich schwer für sie wird. Ich gehe, so oder so.

Lässt Dich das russische Militär wieder an die Front, trotz der schweren Verletzung?

Leider gerade nicht, jetzt darf ich nicht. Aber ich komme zurück, wenn ich wieder gesund bin.

Welche Symptome hast Du im Moment noch?

Permanente Schmerzen und die Unfähigkeit den Arm zu bewegen. Ich kann meine linke Hand fast nicht bewegen und habe Taubheit in der rechten Hand, ich fühle die Finger nicht mehr.

Kann man diesen Krieg mit dem Vaterländischen Krieg vergleichen?

Ich bedauere, ich weiß nicht wirklich, was damals geschah. Aber heute ist das ein unglaublich schwerer Krieg. Ich habe von vielen russischen Experten gehört, dass es an der Frontlinie oft schlimmer ist als im zweiten Weltkrieg. Es wird von beiden Seiten sehr viel Munition verschossen und dann die Drohnen. Die sind eines der größten Probleme. Die sind im Krieg etwas völlig Neues, wir müssen erst lernen wirklich damit umzugehen. Denn die haben natürlich Einfluss auf die Taktik im Kampf.

Aber Du willst auf jeden Fall wieder an die Front?

Das habe ich schon gesagt. Es ist nicht die Frage, ob ich komme. Ich komme wieder!

Aber jetzt habe ich eine Frage: Warum haben die deutschen Medien so viel Angst vor Informationen aus Russland? Warum wird so viel zensiert? Warum diese Barrieren?

Ich bin nicht diejenige, die die Frage beantworten kann. Ich versuche, im Rahmen meiner Möglichkeiten die Barriere wieder zu öffnen.

Das ist doch komisch. Wofür steht denn Europa? Für die freie Bewegung von Menschen, Geld und Waren und freie Gedanken. Und was haben wir in Wirklichkeit? Wer eine andere Meinung hat als die offizielle, ist ein Propagandist. Wer Menschen im Donbass helfen will, dort nur Hilfsgüter hinschicken will, ist schon fast selbst ein Separatist.

Was bedeutet Freiheit in Wirklichkeit? Wer gibt die Definition vor? Wer urteilt darüber, was Freiheit ist?

Gute Frage, die Antwort darauf suche ich auch. Man hat uns ja 2020 unsere Grundrechte genommen, die man eigentlich niemandem nehmen darf, weil es GRUNDrechte sind. Freiheit wie wir sie im Westen Europas in meiner Jugend noch kannten, gibt es nicht mehr. Ich weiß nicht, wie das weitergeht.

Ungeachtet all der schweren Zeiten und gewissen Zwängen, denen Europa gerade ausgesetzt wird, sehe ich immer noch großes Potenzial in Europa. Besonders in Deutschland. Das ist das Land, das der Menschheit eine große Anzahl von Denkern und Talenten geschenkt hat …

Und ich glaube, dass das deutsche Volk in der Lage sein wird, die Wahrheit zu gegebener Zeit zu erkennen und in einem kritischen Moment die richtige Entscheidung zu treffen.

Ich hoffe, Du hast recht.

Ich gehe heute in die Kirche und werde dafür beten.

Danke dafür!

Nachtrag:

Auch nach unserem Gespräch kann ich die Haltung eines Kriegsfreiwilligen nicht teilen. Aber es gibt sie, ob wir das wollen oder nicht.

Laut Thomas Röper vom Antispiegel hat sich die Zahl der Freiwilligen, die Militärdienst leisten wollen, nach dem Crocus-Anschlag nochmals erheblich gesteigert. Von einer zwangsweisen Rekrutierung wie in der Ukraine inzwischen wohl gang und gäbe, ist man in Russland doch sehr weit entfernt. Dass Russland die Soldaten ausgehen, wie manchen Medien kolportiert haben, ist wohl eher Wunschdenken.

Mit Gewalt wird man dem „russischen Bären“ nicht Herr werden. Im Gegenteil. Ich habe den Eindruck: je aggressiver der Westen vorgeht, desto enger rücken die Russen zusammen, desto wichtiger ist es für mehr und mehr Menschen wie Artem, die eigene Heimat zu verteidigen. Eine Lektion, die bis dato jeder, der sich mit Russland angelegt hat, blutig hat lernen müssen.

Bildquelle Denkmal für Kriegsopfer aus dem Dorf Pjesjaniki aus der Ukraine


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33 Kommentare

  1. I.B. 22. April 2024 um 21:02 Uhr - Antworten

    Gehört nicht so sehr zum Artikel, aber vielleicht zu den Kommentaren:

    https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9536

    …Nicht zuletzt beklagen ukrainische Rüstungsunternehmen einen Mangel an Arbeitskräften, der daraus resultiert, dass Hunderttausende Ukrainer an der Front kämpfen und weitere Millionen – häufig dauerhaft – ins Ausland geflohen sind.
    (…)
    Als vielleicht gravierendste Schwierigkeit gilt der Mangel an Geld. So gibt Kamyschin an, die ukrainische Rüstungsbranche sei mittlerweile zwar in der Lage, Produkte im Wert von 18 bis 20 Milliarden US-Dollar jährlich herzustellen. Die Regierung könne aber allenfalls ein Drittel davon finanzieren. Die Forderung diverser ukrainischer Waffenschmieden, den darüber hinaus gehenden Ausstoß ins Ausland verkaufen zu dürfen, stößt in Kiew bislang auf taube Ohren – auch, weil es als nicht vermittelbar gilt, Kriegsgerät zu exportieren, zugleich aber teure westliche Rüstungsgüter einzufordern. In der vergangenen Woche hat Dänemark angekündigt, Kiew 28,5 Millionen US-Dollar für den Kauf von Waffen bei ukrainischen Herstellern zu gewähren.

  2. Andreas I. 22. April 2024 um 11:45 Uhr - Antworten

    Hallo,
    zwar leben heute nur noch wenige Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges, aber ich kann mir vorstellen, dass es wie eine Art kollektives Gedächtnis gibt oder eine Art intuitives Verstehen, wann etwas ernst ist.

    • therMOnukular 22. April 2024 um 12:20 Uhr - Antworten

      Man tut sich vermutlich auch leichter, wenn es keine solche Tradition hat, die Bevölkerung für Bereicherungskriege am anderen Ende der Welt zu verheizen. Es geht eben um die Heimat und das sieht man an jedem Detail. ZB jeder Panzer wurde so gebaut, sich in genau diesem Terrain zu bewähren (leicht und flach wegen Matsch und Feldern) – nicht irgendwo auf der Welt, sondern zur Verteidigung Russlands vor seiner Haustür.

  3. Hein Kaputtnik 22. April 2024 um 8:54 Uhr - Antworten

    Unlängst las ich in einem Artikel die Feststellung, das es, um überhaupt Kriege führen zu können, einer gemeinsamen Idee bedürfe, hinter der sich die wehrfähige Bevölkerung wiederfinde.

    Ob das so ist, sei mal dahingestellt. Allerdings hat der Wertewesten es geschafft, mal wieder ein kollektives Gefühl des Angegriffenseins in Russland zu schaffen und darüber die Bevölkerung im großen Stil mit der Regierung, bzw. deren Handeln im Krieg mit dem Wertewesten zu solidarisieren.

    Umgekehrt hat die seit einigen Dekaden ganz bewusst (teile und herrsche) herbeigeführte De-Homogenisierung und Zerspiltterung in den Gesellschaften des Wertewestens zum Anhandenkommen jeglichen Gefühls von Gemeinschaft geführt – und damit im Nebeneffekt auch den Wille diese Gesellschaft gegen angebliche Angreifer zu „verteidigen“ restlos beseitigt.

    Dumm gelaufen.
    Da hilft nicht mal mehr 24/ Propaganda im Wochenschau-Stil oder Wiederinführung einer Wehrpflicht, weil anders als in Russland hier zuvor ja die Grundlagen gekappt worden sind, auf der sich Menschen als Kanonenfutter mißbrauchen liessen. Was die Eliten und deren Marionetten aber in ihrer Hybris nicht kapieren.

    Die Russen haben eine glaubwürdige (!) Idee davon, für WAS sie in den Krieg ziehen.
    Und das unterscheidet Russland grundsätzlich von seinem Gegner NATO.

    • Ed Uscho 22. April 2024 um 9:56 Uhr - Antworten

      Auf MANOVA gibt es den zweiten Teil von „Klartext über Kriegsvorbereitungen“.

      Ich teile die Auffassung von Ullrich Mies, dass sich wieder viele dumme bzw. dumm gehaltene Menschen finden werden, die mit Begeisterung in den Krieg ziehen werden. Erst recht, wenn es wieder gegen die Roten Horden aus dem Osten geht.

    • Henning 22. April 2024 um 10:23 Uhr - Antworten

      Wir haben doch gesehen, wie schnell die Medien einen gemeinsamen Feind aufbauen, gegen den die Menschen auch im Westen sich wieder solidarisieren. Da ist es eben mal ein Virus, gegen das wir gemeinsam kämpfen müssen, oder die Ungeimpften, oder ein Diktator namens Putin. Und wenn sich der Erfolg des aufopferungsvollen Kampfes nicht einstellt, dann gibt es auch die passende Dolchstoßlegende dazu.

      • Alter Pauker 22. April 2024 um 12:06 Uhr

        So schnell schießen weder die Preußen noch die Medien. Die „Gefahr aus dem Osten“ ist ein Mythos geworden, der sich aus der Geschichte nährt. Und in der gestrigen Diskussion links-rechts-mitte auf ServusTV wurde auch u.a. dieser Mythos wieder belebt. Es ist evident, dass gerade sog. „Intellektuelle“ vom „Profil“ oder den Neos nicht erkennen (wollen oder können), dass sie in dieser Bewusstseinsblase gefangen sind. Noam Chomsky war sich dessen bewusst: „Die meisten Menschen begreifen nicht, was läuft. Und sie begreifen nicht einmal, dass sie es nicht begreifen.“
        Die Neutralität gibt Ö. ein internationales Gewicht. Das wird aber in Brüssel (derzeit) nicht erlaubt. Wir werden also gezwungen, unseren Status als „Trittbrettfahrer“ zu beenden. Nur zu unserem Vorteil, versteht sich.

  4. Hasdrubal 22. April 2024 um 8:32 Uhr - Antworten

    Die russische Armee hatte ein Zeitfenster von einigen Monaten, in den die Banderas kaum Munition hatten. Ein wenig konnte sie vorankommen, aber langsam und mit Verlusten (vor allem durch Drohnen). Wie wird das laufen, wenn die Amis wieder liefern?

    Im März und im April habe ich täglich Nachrichten über Frontdurchbrüche erwartet, aber so schnell wurde es nicht. Ein wenig bei Avdejevka – zuletzt wurde eine weitere Verteidigungslinie um Otscheretino durchbrochen.

    • therMOnukular 22. April 2024 um 10:52 Uhr - Antworten

      Sie betrachten das aus der falschen Perspektive. Dieses „Zeitfenster“ ist eine Glasfront und permanent offen. Es geht nicht vordergründig um Landgewinne – es geht darum die ukr. Armee aufzureiben und die letzten Reserven zu entlocken. Das Land kann man sich hinterher immer noch nehmen.

      Laut Shoigu ist Russland immer noch in der Defensive und hat keine Offensive gestartet. Auch die eigenen Verluste waren nie höher als die der Ukraine. Die derzeitigen Landgewinne der Russen resultieren schlicht aus den Auflösungserscheinungen der ukr. Armee, die überall zu sehen sind (die Bevölkerung wehrt sich immer aggressiver gegen die Rekrutierungen und auch die alten Elite-Truppen wollen nicht mehr jeden Befehl ausführen, Zelensky hat keine legitimierte Macht mehr, usw.). Russland wartet nicht, dass der Gegner anrollt, sondern verhindert proaktiv, dass sich der Gegner zum Anrollen versammeln kann. Dadurch trocknet die Frontlinie aus und es ergeben sich lohnende Möglichkeiten, der Ukraine befestigte Positionen abzunehmen bzw. für Russland bessere Positionen einzunehmen (die leichter zu halten sind als die alten, siehe Avdiivka, das man „gesäubert“ hat, weil sich die Ukraine dort gut verstecken, sammeln und Donezk beschießen konnte – die Einnahme Avdiivka’s ist ergo eine Verteidigungsmaßnahme für Donezk aber eben nicht Ergebnis einer Offensive).

      AmS alles im Soll. Man bricht die Linien da und die Ukraine stopft das Loch mit Reserven – man bricht die Linien dort, die Ukraine reagiert und muss mittlerweile anderswo zwei Löcher öffnen, um das eine Loch zu stopfen…. Dieser Vorgang wird nur solange aufrecht erhalten, solange die Ukraine neue Reserven generieren kann (oder will). Natürlich ein vollkommen sinnloses Opfer, weil die Sache längst gelaufen ist, Russland ist jetzt deutlich stärker als vor 1 Jahr und die Ukraine deutlich geschwächt. Die ukr. Bevölkerung hilft zudem immer fleißiger mit und versorgt Russland mit Informationen.

      • Uwe aus Erfurt 22. April 2024 um 11:33 Uhr

        Danke für den interessanten Artikel. Auch ich bin zu alt, um zu verstehen, warum so viele Menschen freiwillig in den Krieg gehen. Egal wer gewinnt, hinterher wird die Welt keine Bessere sein.

      • Hasdrubal 22. April 2024 um 14:15 Uhr

        Nach dem Zusammenbruch der ökonatsistischen Linien könnten wir beruhigt sein, dass aus den „Globalen CO2-Steuern“ und dem ähnlichen Murks nichts wird. Je früher es passiert, desto besser.

        Wenn die das einmal etablieren würden, würde es wie die „EU“ funktionieren: Zuerst wird jeder abgezockt und Kohle zurück kriegt man nur beim Gehorchsam. Ungarn Orbans wird von Brüssel ständig bestraft – der Rest kuschelt bekanntlich (Österreich inklusive). Besser, das Woke Imperium bricht asap zusammen.

      • Konrad Kugler 22. April 2024 um 16:54 Uhr

        Das ist mit die beste Erklärung über die Vorgänge im Donbass. Es bestätigt eigentlich das Wort Putins: „Wir haben noch gar nicht angefangen“. Der Krieg gegen die Russen dort begann 2014. Jetzt geht es um die Befreiung vom Nazi-Joch.

    • I.B. 22. April 2024 um 12:05 Uhr - Antworten

      Vor fast genau einem Jahr (28. April 2023) habe ich folgenden Kommentar geschrieben:

      „Die großangekündigte ukrainische Offensive soll Ende Mai beginnen, sagt ein hochrangiger US-General und EX-CIA-Chef.

      Seit den frühen Morgenstunden herrscht in ganz Ukraine Fliegeralarm. (heute Morgenjournal Ö1)

      Dezember 2022 tkp Polen bereitet sich auf eine “Befreiung” von Teilen der Ukraine vor (was angeblich schon lange die Spatzen vom Dache pfeifen) Die Kolumnistin (polnische Niezależny Dziennik Polityczny) nennt sogar das Datum für den Beginn der wahrscheinlichen polnischen Invasion in der Ukraine – den 4. Mai.

      Besteht Ende Mai die Ukraine noch? – es ist nicht mehr lange bis zum 4. Mai.

      Es ist uns viel erzählt worden.“

      Es wird uns auch jetzt noch viel erzählt. Heute im Morgenjournal ein Militäranalyst: die Lage sei kritisch, er habe aber noch nie gesehen, dass die Front vor dem Kollaps stehe. Er gibt aber zu, dass es vermutlich Gebietsabtretungen geben werde und dass das Personal und nicht die Munition der kritische Punkt sei, die Ukraine brauche in den nächsten Monante 300 000 zusätzliche Soldaten. Es sollte auf N A T O-Ebene selbstverständlich über eine N A T O-Truppe geführt werden.

      Wir nehmen unkrainische wehrfähige Männer als Flüchtlinge -pardon: Vertriebene – auf und sollen unsere wehrfähigen Männer in den Krieg schicken, der dann eindeutig völkerrechtswidrig wäre. Es lebe der Bellizismus! (Ironie)

    • Max Stirner 22. April 2024 um 12:39 Uhr - Antworten

      Sie liefern Geld. Der „Anteil“ von Zelensky daran sei zu hoch, heisst es anonym aus US-Regierungskreisen. Munition haben sie selbst keine zum liefern. Mit dem Großteil der Mittel werden sie weiter ihren eigenen Bestand überholen und Altlasten entsorgen. Die Greise, Frauen und Kinder, die sie jetzt wohl dank der dringlichkeit wieder mal mehr oder weniger ohne „Grundausbildung“ an die Front schicken wollen, sollen ihr Hauptproblem, nämlich die Personalschwäche, kurieren. Die gefallenen motivierten Kämpfer werden sie dabei nicht zurückholen. Insgesamt ist es einfach wahnsinn, diesen unmöglich zu gewinnenden Krieg weiter zu verlängern

    • Andreas I. 22. April 2024 um 18:02 Uhr - Antworten

      Hallo,
      wenn es um die Ukraine ginge …
      Aber erstens gibt es für beide, Russland wie USA, immernoch Syrien und zweitens hat USA jetzt sozusagen noch eine dritte Front, nämlich Palästina/Rotes Meer.
      Wenn Iran nun auch nicht auf einen schnellen (aber teuren verlustreichen) Sieg aus ist, sondern auch eine Zermürbungs-Taktik anstrebt (wonach es m.E. aussieht), dann befindet sich USA in einer Zwickmühle. Denn mit 600+ Militärstützpunkten weltweit und 700+ Mrd. jährlichem Budget ist die USA-Armee zwar dafür gemacht, an mehreren Punkten gleichzeitig zu agieren, aber das ist alles auf Flugzeugträger-Taktik ausgelegt, so wie in Irak oder Libyen; mit dem Flugzeugträger vorfahren, ein oder zwei Wochen bombardieren, Marionettenregierung einsetzen, fertig. Das es sich länger hinzieht, ist nicht geplant und dann kommen auf einmal Nachschubprobleme wie für Kiew.
      Und dann die Ökonomie; die Aktionäre der Rüstungskonzerne kommen vor dicken Taschen durch keine Tür mehr, aber das sind auf der anderen Seite Staatsschulden, die USA-Schulden entsprechen dem USA-Militärbudget, Das schwächt USA ökonomisch, zwar eher langfristig, aber dafür nachhaltig.

  5. Oderint 21. April 2024 um 20:38 Uhr - Antworten

    Russland hat in den letzten 150 Jahren genau einen Krieg gewonnen, und den auch nur dank amerikanischer Militärhilfe.
    Sonst Niederlagen , nichts als Niederlagen.
    Der russische Bär ist zu einem Kojoten verkommen. Ernährt sich von Kleintieren und Aas, und wenn er sich einmal an etwas Größeres herantraut, gibt es Schläge – wie in der Ukraine.

    • Michael 21. April 2024 um 23:15 Uhr - Antworten

      ah ja. Bei der Befreiung Berlins und anderen Bereichen Deutschlands stand die Rote Armee also in Wahrheit nur herum und wiesen höflich die Gis ein? Und die sowjetischen Soldaten fuhren nur US-Panzer, die sie zuvor heimlich erhalten hatten?

      • Oderint 22. April 2024 um 8:32 Uhr

        Sind Sie wirklich so ahnungslos? Googeln Sie einfach lend-lease-act.

      • Michael 22. April 2024 um 11:02 Uhr

        „Sind Sie wirklich so ahnungslos? Googeln Sie einfach lend-lease-act.“

        Vielleicht hätte ich als Gebrauchsanweisung meines Beitrags schreiben sollen: Satiremodus an. Manchmal hilft’s.
        „…einfach lend-lease-act.“ War mir bekannt, auch aus biographischen Gründen. Was hat das aber damit zu tun, dass die Rote Armee nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 die Wehrmacht zurückgetrieben und dann Deutschland befreit hat, mit dem Einsatz von 27 Millionen toten Menschen? Nichts.

    • Andreas I. 22. April 2024 um 12:46 Uhr - Antworten

      An Oderin Hallo,
      „Russland hat in den letzten 150 Jahren genau einen Krieg gewonnen“

      Den Großen Vaterländischen Krieg hat die Sowjetunion gewonnen.

      „und den auch nur dank amerikanischer Militärhilfe.“

      Gegen Wissenslücken kann geholfen werden, Suchbegriffe zu diesem Thema wären z.B. R-34, Il-2 Sturmowik, „Stalinorgel“ …

      „Sonst Niederlagen , nichts als Niederlagen.“

      WK I Patt gegen Deutschland, der Krieg wurde durch Verhandlungen beendet (und es war Deutschland, was am Ende kapitulieren musste).
      Die Sowjetunion hat außerdem den Finnlandkrieg gewonnen.
      Russland hat trotz der Jelzin-Ära den Tschetschenien-Krieg gewonnen.
      Russland hat mit wenig Aufwand ab 2015 in Syrien zusammen mit der syrischen Armee effektiv aufgeräumt und dort ist ein Patt entstanden.

      „Der russische Bär ist zu einem Kojoten verkommen. Ernährt sich von Kleintieren und Aas“

      HAHA. lustige Verwechslung. Im Westen wird propagiert Heuschrecken und Mehlwürmer zu fressen.
      Russland ist der größte Weizenexporteur, als Tucker Carlson da war, ging er interessehalber in einen russischen Supermarkt einkaufen, das Video kann man sich auf Jutupe anschauen, der Kaviar für die Reichen und Schönen kommt woher?! Krim-Sekt …
      Dazu normale Energiepreise wo man ohne Sorgen schön Soljanka kochen kann, keine Energiepreise wie in Deutschland …

      „und wenn er sich einmal an etwas Größeres herantraut, gibt es Schläge – wie in der Ukraine.“

      Aktuelle Meldung von heute: Russland hat den ersten Leopard 2A6 erbeutet. (d.h. nicht zerschossen wie etliche zuvor, sondern eben erbeutet, eine unbeschädigte Trophäe)
      Die Wunderwaffen und der Endsieg, ja ja.

      • 1150 22. April 2024 um 13:26 Uhr

        @andreas i
        auffallend, wie viele sich eine eigene welt zurechtbasteln, wie pippi im takatuka land,
        wie sagte die berline stasiraute – postfaktisch –
        die anhänger der zeitgeistsekten sind massiv davon befallen.
        früher ausdruck psychischer erkrankungen, heute die reale neue normalität

      • Andreas I. 22. April 2024 um 21:08 Uhr

        An 1150 Hallo,
        Pippi Langstrumpf hat sich ihre eigene Welt vorgestellt und dazu braucht es eigene Vorstellungskraft und das ist eine Fähigkeit.
        Aber jede noch so absurde Propaganda zu glauben …

  6. therMOnukular 21. April 2024 um 17:46 Uhr - Antworten

    „Dass Russland die Soldaten ausgehen, wie manche Medien kolportiert haben, ist wohl eher Wunschdenken.“

    Nein, es ist klassische Projektion. So, wie man mittlerweile aus jeder Propagandalüge das eigentliche und eigene Gebrechen des P.-Lügners herauslesen kann.
    So wie bei der „Munitionsknappheit“, „Treffsicherheit“, usw. Quasi jeder Aspekt dieses Krieges wurde so beschrieben, als hätte Russland diese Probleme, die man selbst hat.
    (Bsp: vom Schlachtfeld hört man täglich Lancet-Drohnen würden ihre Ziele (autonom) finden und treffen – die US-Switchblade (die ursprünglich als Gamechanger beworben wurde und dasselbe können sollte) funktioniert dagegen überhaupt nicht so wie erhofft, man hört nix davon. Propaganda-Lösung: man belustigt sich darüber, dass Russland angeblich Iranische Shahed-Drohnen brauche (die Russland btw ebenfalls selbst in Lizenz produziert))….

    Zur Haltung dieses Russen kann ich nur sagen: deshalb ist Russland wohl noch nie in der Geschichte erobert worden……
    Was mich dazu ebenfalls fasziniert, ist, dass Russland immer schon ein Vielvölkerstaat mit allen möglichen Religionen/Ethnien war. Eigentlich viel „bunter“ als „das beste Deutschland, das es je gab“ – und auch friedlicher.

    • Jan 21. April 2024 um 21:47 Uhr - Antworten

      Es geht ums Öl. Der Westen verliert rapide Produktion und die Energiewende funktioniert nicht. Mit der Krim hätte der Westen den Zugang zum ölreichen Kaspischen Meer über das Schwarze Meer gesichert, über die Iranischen Berge ist eher schlecht. Georgien und Aserbajdschan mit Förderrechten im Kaspischen Meer stehen parat, der EU beizutreten.

      Dumm ist nur, dass man zum Krieg führen Öl braucht und die Rüstungsschmieden weder mit 12V-Solarpanels noch grünem Wasserstoff Panzer bauen können. Vom Diesel ganz zu schweigen. Hitler zog mit Pferden nach Stalingrad, warum wohl?

      Russland hat damit weniger Probleme.

      Durch die Position der Israelis gegenüber den Palästinensern kann der Iran einen muslemischen Schulterschluss initiieren und die Saudis in die BRICS holen. Eine Frage der Zeit, bis die BRICS einen geschlossenen Markt bilden.

      Wenn da nicht die energiehungrigen Chinesen dahinterstecken? Und Habeck sagt, er habe mit Absicht die deutsche Wirtschaft hinunter gefahren. Klar! Toller Hecht. Ob auch die Energiewende mit Absicht nicht funktioniert? Aber in Österreich wird sie ganz sicher funktionieren? Mit Holz aus den Alpen?

      • therMOnukular 22. April 2024 um 2:26 Uhr

        Schon richtig (der Iran hat den USA garantiert eine dicke Ölblockade in Aussicht gestellt, falls…), aber ich würde es nicht nur aufs Öl reduzieren, da gibt es noch andere Parallelen dazu wie zB der Verlust der Produktion (früher hatten „die“ nur die Rohstoffe, aber wir die Produktion und das Know how – seit einiger Zeit haben „die“ auch die Produktion und nun erkennen wir, dass wir auch beim. Know how nicht mehr führend sind – die brauchen uns schlicht nicht mehr).

        Aber weil wir darüber hinaus auch noch ignorant und gebieterisch auftreten, brauchen sie uns nicht nur nicht, sondern sie wollen uns auch immer weniger (und wir geben ihnen auch noch zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten, diesen Widerwillen militärisch um-/durchzusetzen).

  7. icke 21. April 2024 um 15:43 Uhr - Antworten

    Danke, aber sollte es nicht besser Artjom heißen, statt Artem?

    • Andrea Drescher 21. April 2024 um 19:06 Uhr - Antworten

      danke. das kann sein – so spreche ich es auch aus. aber da es weder von ihm noch von lena korrigiert wurde, die den text ja vorher zu sehen bekommen habe, lasse ich es.

  8. Heiko S 21. April 2024 um 15:21 Uhr - Antworten

    Seit 500 Jahren versucht der Westen alle möglichen Länder und Völker zu kolonialisieren, auch Russland. Daher ist die kolonialistische Denkweise tief in die DNA der westlichen Gesellschaften integriert und die antikolonialistische in denen der betroffenen Länder. Daher ist es völlig normal, dass man die Denkweise dieser Menschen im Westen nicht verstehen kann.

    • Jan R 22. April 2024 um 0:02 Uhr - Antworten

      Naja,sie haben wohl vergessen das Russland das selbe gemach hat.Noch heute gibts dort 100 weitere Völker und die sind nicht eingwandert…

    • Oderint 22. April 2024 um 8:35 Uhr - Antworten

      Russland ist die größte verbliebene Kolonialmacht. Von Tschetschenien über Dagestan bis Sibirien – alles Kolonien. Und momentan versucht man die unabhängig gewordene Kolonie Ukraine wieder einzugliedern.

      • Hasdrubal 22. April 2024 um 9:06 Uhr

        Genauso könnte man Bayern als deutsche Kolonie bezeichnen oder Texas als US-amerikanische… Dort kam es kürzlich fast zum neuen Bürgerkrieg um Grenzsicherung.

      • Max Stirner 22. April 2024 um 12:43 Uhr

        ..weil sie einer feindlichen Militärallianz beitreten wollte bzw. sollte

      • B.Recht 22. April 2024 um 19:52 Uhr

        Die Gehinrwäsche hat gewirkt!

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