Kennedy im US-Mainstream: Aus Zweiparteiensystem ausbrechen

15. Februar 2024von 5 Minuten Lesezeit

Robert Kennedy konnte in einer Mainstream-Tageszeitung der USA einen Gastkommentar veröffentlichen. Die USA müsse sich aus dem „Würgegriff des Zweiparteiensystems“ lösen.

Der US-Wahlkampf ist bereits voll in Fahrt und neben Trumps Republikanern und den Demokraten mit dem dementen Joe Biden (noch) an der Spitze, mischt auch Robert F. Kennedy Jr. noch immer mit. Seine Wahlkampagne hat zwar an Dynamik eingebüßt und die Umfragen zeigten zuletzt einen negativen Trend an, aber trotzdem hat er sich während seiner Kandidatur tiefer im herrschenden Diskurs etabliert. So bekommt er auch Platz vom Mainstream.

Undemokratische Einheitspartei

So druckte die liberale Traditionstageszeitung Baltimore Sun am Mittwoch einen Gastkommentar von RFK ab. Darin fordert Kennedy eine Überwindung des Zweiparteiensystems, das eine Demokratie unmöglich mache und unabhängige Kandidaten bereits vor der Wahl aus dem politischen Prozess eliminiert.

Hier der Kommentar von RFK übersetzt:

Die Gründerväter haben uns vor politischen Parteien gewarnt.

In George Washingtons Abschiedsrede warnte Amerikas erster und einziger unabhängiger Präsident, dass der Aufstieg politischer Parteien schließlich „die Macht des Volkes untergraben“ würde. Und unser zweiter Präsident, John Adams, sagte: „Es gibt nichts, was ich so sehr fürchte, wie die Spaltung der Republik in zwei große Parteien.

Trotz der vorausschauenden Warnungen der Gründerväter haben zwei große Parteien das amerikanische politische System vollständig dominiert. Unter ihrer Herrschaft wird jede Frage zu einer Parteiangelegenheit, und die Säure der politischen Spaltung zersetzt das Gefüge unserer Gesellschaft.

Weder Demokraten noch Republikaner repräsentieren den demokratischen Willen des Volkes. Beide haben die Aushöhlung der Mittelschicht, das Chaos an unseren Grenzen, die unaufhörlichen Kriege, die explosionsartige Zunahme chronischer Krankheiten, den Verfall der Infrastruktur, die Umweltverschmutzung und die Vereinnahmung der Regierung durch Wall Street, Big Tech, Big Pharma, Big Ag, militärische Auftragnehmer und andere Interessengruppen zu verantworten.

Diese Interessen kontrollieren unsere Regierung in einem solchen Ausmaß, dass viele Amerikaner die beiden Parteien – unabhängig davon, welche Partei das Sagen hat – als „Einheitspartei“ bezeichnen.

Die Wähler sind von der Einheitspartei so angewidert, dass sich fast die Hälfte als Unabhängige bezeichnen, gegenüber etwa 25 % als Demokraten und 25 % als Republikaner. Sie wenden sich in Scharen von den Parteien ab. Eine Mehrheit der Wähler möchte, dass weder Donald Trump noch Joe Biden 2024 kandidieren.

Da die beiden Parteien nicht in der Lage sind, den Wählern inspirierende Kandidaten zu präsentieren, sind sie stattdessen darauf angewiesen, ihren Kandidaten als das kleinere Übel darzustellen. Das Schüren von Hass wird zu einer wichtigen Wahltaktik. Sie schüren Angst und Wut, anstatt eine positive Vision für die Zukunft zu präsentieren.

Obwohl laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 70 % der Amerikaner der Meinung sind, dass Biden nicht zur Wiederwahl antreten sollte, verbreiten die Vertreter der Demokratischen Partei die Angst, dass meine unabhängige Kampagne für das Präsidentenamt und andere Kandidaturen Dritter eine Bedrohung für die Demokratie darstellen. Wir sind keine Bedrohung für die Demokratie. Wir sind die Demokratie.

Demokratie – demos (Volk) und kratos (Herrschaft), aus dem Altgriechischen – bedeutet „Herrschaft durch das Volk“, nicht „Herrschaft durch die Partei“. Aber die beiden Parteien haben ihren Würgegriff über den Wahlprozess so weit vergrößert, dass eine dritte oder unabhängige Kandidatur fast unmöglich ist.

Zum Beispiel hat die Demokratische Partei ihre Vorwahlen seit dem Aufstand von Bernie Sanders 2016 manipuliert. Die Regeln für die Vorwahlen erlauben es den Partei-Insidern, jede Kandidatur, die ihnen missfällt, zu verhindern.

Jetzt versucht das „Einparteiensystem“, mich und andere Kandidaten von Drittparteien daran zu hindern, auf den Wahlzetteln der Bundesstaaten zu erscheinen, indem es obskure Regeln für den Zugang zu den Wahlzetteln anwendet, die das Machtmonopol der beiden Parteien zementieren sollen. Die Demokraten versuchen auch, den Wählern die Wahl vorzuenthalten, indem sie Trump unter Verwendung zweifelhafter rechtlicher Theorien von den Wahlzetteln der Bundesstaaten streichen, ein Versuch, den ich ablehne. Zweifellos werden sie auch „lawfare“ betreiben, um die Wahlanträge anzufechten, die meine unermüdlichen Mitarbeiter und Freiwilligen sammeln, um mich in allen 50 Staaten auf den Wahlzettel zu bringen.

Die traurige Tatsache ist, dass keine der beiden großen Parteien die demokratischen Prinzipien verteidigt. Beide Parteien haben zugelassen, dass Großkonzerne und elitäre Interessen unsere Regierung unter ihre Kontrolle gebracht haben, so dass der Durchschnittsbürger kaum noch Einfluss auf die Politik hat. Die Zahl der Lobbyisten übersteigt inzwischen die Zahl der Kongressmitglieder – der Volksvertreter – um 20 zu 1.

Trump versprach bekanntlich, den Sumpf trocken zu legen, erwies sich aber als der Aufgabe nicht gewachsen und besetzte seine Posten mit den üblichen Unternehmenslobbyisten und anderen Sumpfkreaturen. Biden hingegen schwimmt seit mehr als 50 Jahren im Washingtoner Sumpf.

Die gute Nachricht ist, dass meine Umfragewerte darauf hindeuten, dass sich die Amerikaner nach einem Außenseiter sehnen, der den Status quo in Frage stellt. In einem dreiteiligen Rennen führe ich vor Biden und Trump bei den Unabhängigen, der größten Wählergruppe, und bei allen Wählern unter 45 Jahren in den wichtigsten Swing States. NBC News hat gerade eine Umfrage veröffentlicht, die zeigt, dass 34 % der Wähler sagen, dass sie sich vorstellen können, meine Kampagne zu unterstützen – das ist mehr als ein Drittel der Wähler in einem Drei-Mann-Rennen.

Ich denke, dass diese Zahlen meine Stärke als Kandidat widerspiegeln, aber sie spiegeln auch einen breiteren Trend wider: die Ablehnung des Zweiparteiensystems in der Öffentlichkeit.

Bei dieser Wahl steht mehr auf dem Spiel als meine Kandidatur. Es geht darum, die Demokratie wiederherzustellen – eine echte „Herrschaft des Volkes“ -, indem sie aus dem Würgegriff des dysfunktionalen Zweiparteiensystems befreit wird. In diesem November können die Amerikaner dieses kaputte System reparieren, indem sie ihre Unabhängigkeit von ihm erklären.

Bild „Robert F. Kennedy, Jr.“ by Gage Skidmore is licensed under CC BY-SA 2.0.

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6 Kommentare

  1. Bernhard 16. Februar 2024 at 18:57Antworten

    Kennedy liegt richtig: An Parteien vorbei Richtung Direkte Demokratie.
    Mit Zufallsprinzip, wonach wie beim Schöffengericht Menschen aus der ganzen Bevölkerung direkt mitentscheiden können.
    Wer nicht an die Interessen der einfachen Bevölkerung denkt, soll sich nicht über das derzeitige System aufregen. Dieses funktioniert auch wegen ihnen so, wie es funktioniert.
    Lieber die Macht – mit etwas Risiko – großzügig auf alle verteilen, als sie aus Angst vor Veränderungen nur wenigen zuschanzen, die diese Chance primär für sich nutzen.

  2. Bruce Pascal 15. Februar 2024 at 22:39Antworten

    Amerikaner interessieren sich nicht für Politik. Sie interessieren sich im Zusammenhang mit Politik nur dafür von welchem Kandidaten sie glauben sich mehr Geld versprechen zu können.
    (Also so ähnlich wie in Europa auch!)

    Gerade Europäer sollten sich also über eine Wahl von Trump freuen, denn das einzige an US Politik, das sich durch ihn für Europa ändert wäre, dass Trump die Kriege beendet, die einzig den Rüstungs-Konzernen wie Raytheon, Boeing und Lockheed dienen. Ein geistig Behinderter wie Biden würde im Amt auch nur wieder der schlimmst-möglichen Brigade im Hintergrund die Entscheidungen überlassen.
    Man darf aber zweifeln ob Trump für Europa noch rechtzeitig das Ruder rumreissen kann. Man befürchtet hierja welche Konsequenzen Trump haben wird, wenn man beobachtet wie ein Stoltenberg die europäischen Depperl-Regierungen auf seine 2% Regelung nach und nach einschwört.
    Nach den nicht-vorhandenden Folgen des Carlson/Putin Interviews muss man davon ausgehen, dass die Masse der verdummten und manipulierten Deutschen nicht mehr davon zu überzeugen sein wird, dass ein Putin alles Mögliche will, aber sicher keinen Einmarsch in Deutschland.

    Ein RFK.jr, der ja bekanntlich aus einem der grössten Verbrecher Clans der USA stammt, hat nicht den Hauch ein Chance in einem Land wie den USA gewählt zu werden. Gerade WEIL er Recht hat mit dem meisten was er sagt. Er sagt seinen Landsleuten ins Gesicht, dass sie Deppen sind die nur Unsinn glauben. Er beleidigt sie! Aber Lernfähigkiet ist in den USA so weit verbreitet wie Intelligenz. Und das Problem das kennen wir ja schon aus Europa.
    Einfach mal Themen wie Flüchtlinge, Covid, Impfen., Ukraine und Israel anschauen….

    Es gibt aber unter den Third Party Candidates mit Cornel West einen Mann der übrigens in allen PotUS Wahlen der USA antritt, den sogar ein Politiker Feind wie ich empfeheln würde. Selbstverständlich hat er nicht den hauch einer Chance.
    Einfach mal auf YouTube reinhören…

  3. Hannes Mitterer 15. Februar 2024 at 15:40Antworten

    Kennedy wird es ganz sicher nicht.
    Biden oder Trump, aber keiner von den beiden wird angelobt werden.

    • Alex 15. Februar 2024 at 18:53Antworten

      Kennedy ist doch auch nur ein NWO-Kasperl, dessen Familie mit englischen Königen verwandt ist, wie übrigens bei allen US Präsidenten. Mehr über die Kennedys erfährt man in „Dark side of Camelot“

    • Vortex 18. Februar 2024 at 1:46Antworten

      Zitat: „Dann stieg der Präsident der Welt mit leuchtend roten Augen aus seinem Sarkophag und erzählte der Welt, dass er die ganze Sache geplant hatte.“ Quelle: (tinyurl.com/mrbe7dhz) …

  4. andi pi 15. Februar 2024 at 14:52Antworten

    erstens: es gibt zwar bis dato kein wirklich ideales wahlsystem (am ehesten würde ich vielleicht noch das irische „single transferable vote“ favorisieren, das jedoch für viele recht schwer nachzuvollziehen ist), aber das mehrheitswahlrecht halte ich für eines der allerschlechtesten.

    es gab in den USA bessere und (meist eher) schlechtere präsidentschaftskandidaten der beiden großparteien, doch biden vs. trump ist aus meiner sich der ultimative tiefpunkt der letzten mindestens hundert jahre. da geht es gar nicht mehr um das „kleinere übel“, sondern beide sind schlicht und einfach für dieses amt nicht qualifiziert. insofern hätten drittkandidaturen durchaus das potenzial eines ross perot anno 1992.

    mit RFK jr. stimme ich in so manchem zwar nicht überein (v.a. beim thema ukraine), aber wenigstens wäre er – ganz im gegensatz zu trump oder biden – für mich so etwas wie ein halbwegs akzeptables „kleineres übel“. die beiden hauptprobleme sehe ich darin, a) es zumindest in den allermeisten bundesstaaten auf den stimmzettel zu schaffen (läuft leider bislang ziemlich schleppend, weshalb es in seinem team angeblich überlegungen geben soll, bei den libertären anzudocken, die das recht locker bundesweit schaffen sollten – allerdings sehe ich insb. bei wirtschafts-/sozialpolitischen themen eher wenig schnittmengen zwischen ihm und den libertären) und b) dass er wohl parteiübergreifend fast den ganzen kongress gegen sich hätte, womit auch ein WHO-austritt leider äußerst schwer zu schaffen wäre (außer, es passiert bei den kongresswahlen ein in der US-geschichte noch nie dagewesener erdrutsch).

    so drücke ich einerseits RFK jr. die daumen (und würde ihn wohl wählen, wenn ich US-amerikaner wäre), aber ich würde bei sehr guten umfragewerten für ihm im sommer eher davon ausgehen, dass demokraten und/oder republikaner im letzten moment ihre kandidaten doch noch auswechseln (den einen wegen allzu fortschreitenden kognitiven abbaus und den anderen wegen einer möglichen gerichtlichen verurteilung) und auf „frischere“ kräfte setzen könnten. wobei das denen bestenfalls nur kurzfristig nützen könnte…

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