„Alles gurgelt“: Behinderte ausgebeutet

5. Dezember 2023von 3,3 Minuten Lesezeit

Update 6.12.2023: Lead Horizon sagt gegenüber TKP, dass man „explizit darauf hinweisen möchte, dass die Test-Kits von LEAD Horizon niemals von Behindertenwerkstätten assembliert wurden. Es gab keinerlei wirtschaftliche (oder sonstige) Beziehungen mit der von Ihnen genannten Werkstätte.“

Gegen den Gründer der Wiener Gurgel-Tests ermittelt wieder die Wirtschaftspolizei. Indes wurde bekannt, dass man bei „Alles gurgelt“ auch auf geschützte Werkstätten zurückgegriffen hatte. 

„Alles gurgelt“ – damit hat sich die Stadt Wien – und somit die Wiener SPÖ – während Covid gebrüstet. Die Gurgeltests waren weltweit einmalig, millionenfach lieferten die Wiener (oft auch aus Zwang, etwa durch „3G am Arbeitsplatz“) ihren Speichel (und damit ihre DNA) an eine private Laborfirma.

Werkstätte für „Alles gurgelt“ benutzt

Das Investigativ-Magazin Dossier hat vergangene Woche über so manche Hintergründe zu „Alles gurgelt“ berichtet. So war auch eine Werkstätte für Behinderte in die Gurgeltests involviert. 75.000 Testpakete stellte der gemeinnützigen Verein Jugend am Werk, der Menschen mit Behinderungen in Werkstätten betreut, zusammen. „Daran haben die Menschen in den Werkstätten etwas mehr als einen Monat gearbeitet – und jeweils 100 Euro dafür bekommen.“

Als „gerechten Lohn“ kann man das sicher nicht bezeichnen. Behinderte bekommen nur ein „Taschengeld“ und werden oft ausgebeutet. Laut der Recherche war nur eine Werkstätte in das Geschäft mit dem Speichel der Wiener involviert.

Rund um „Alles gurgelt“ wurde es mittlerweile still. Das Projekt des „Start-Ups“ Lead Horizon und des Laborpartners „Lifebrain Group“ wurde im Juli 2023 eingestellt. Zwischen 4 und 7 Euro kostete ein Gurgeltest dem Steuerzahler.

Gegen Lead Horizon wird aktuell zum zweiten Mal von der Staatsanwaltschaft ermittelt. Gegen den Gründer von Lead Horizon, Michael Putz, gibt es Vorwürfe aufgrund von Untreue. Auch gegen eine Kollegin wird aufgrund des Verdachts auf Untreue und Bilanzfälschung von der Wiener Wirtschaftspolizei ermittelt.

Streit der Pandemie-Verdiener

Die Krone hatte zuletzt berichtet:

„Einer der ehemaligen Geschäftsführer, Christoph Steininger, hat am 12. Oktober eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschaftspolizei eingebracht. Beim Verdacht der Untreue geht es vor allem um angebliche Vermögensverschiebungen von der Lead Horizon zum neuen Unternehmen von Putz, der WePrevent Gesundheitsvorsorge GmbH. Putz soll ein nicht näher genanntes Vermögen von einer Firma zur anderen verschoben haben, was er bisher abstreitet. Das Kernteam von Lead Horizon hatte dieses Unternehmen gegründet, meinte er. Er selbst sei nur unterstützend tätig gewesen.“

Der Anwalt von Putz streitet alles ab. Es gebe „keine begründeten Verdachtsmomente, sondern lediglich Behauptungen“. Erste Ermittlungen gegen Putz waren im Juni eingestellt worden. Auch damals hatte Christoph Steiniger Anzeige erstattet.

Der Virologe Steiniger, der auch schon mal als Virologe der MedUni Wien als Covid-Experte aufgetreten war, war einer der Gründer. Im Sommer 2021 sprach er beim Standard über sein „Wirtschaftsprojekt“:

„Die Idee kam von der Stadt Wien, und das politische Risiko war groß, das Projekt wäre gescheitert, wenn eine Komponente ausfällt“, sagt Steininger. „Die Politik hat es verstanden, dass manche Dinge mit Partnern aus der Privatwirtschaft abgewickelt werden müssen.“ Wie viel Lead Horizon selbst mit den Tests verdient, wird allerdings nicht verraten. Auch im Firmenbuch finden sich noch keine Zahlen.

Mittlerweile weiß man: Im Jahr 2021 machte man einen Bilanzgewinn von 21 Millionen Euro. 2022 zwar weniger, aber auch noch mehrere Millionen. Das Profil sprach von einem „Streit der Millionäre“. Public-Private-Partnership! Es wäre durchaus eine Frage wert, wer die Idee gehabt hatte, auf eine geschützte Werkstätte zurückzugreifen.

Die Behinderten aus den Werkstätten werden jedenfalls mit den beiden Pandemieverdienern nicht streiten können. Steininger ermahnt indes die Öffentlichkeit. Auf die „nächste Pandemie“ sei man nicht gut vorbereitet. Michael Putz arbeitet an Projekten „zum Ersatz von Gasthermen“.

Bild „Alles Gurgelt ad on ULF at Schlickgasse“ by Robot8A is licensed under CC BY-SA 4.0.

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3 Kommentare

  1. lbrecht torz 6. Dezember 2023 at 10:47Antworten

    Dabei ist gurgeln ja nicht das Schlechteste.

    Allerdings nicht für einen unsinnigen Test zu machen sondern um den Rachenraum zu pflegen.

    Am einfachsten Salzwasser gurgeln einmal täglich. Wirkt Wunder.

  2. Peter Ruzsicska 5. Dezember 2023 at 19:39Antworten

    Der Tag, an dem die gesamte SPÖ im Orkus der Geschichte verschwand, hatte die Vernichtungslogistik der nicht als auch nicht mehr vollständig Ausbrauchbaren keineswegs beseitigt – Wäre ja noch schöner, die bestgeschmierteste Sozialsondermüllbeseitigungsindustrie ihrer Systemrelevanz zu entsorgen.

  3. Peter Ruzsicska 5. Dezember 2023 at 19:15Antworten

    Der Tag, an dem die gesamte SPÖ im Orkus der Geschichte verschwand, hatte die Vernichtungslogistik der nicht als auch nicht mehr vollständig Ausbrauchbaren keineswegs beseitigt – Wäre ja noch schöner, die geschmierteste Sozialsondermüllbeseitigungsindustrie ihrer Systemrelevanz zu entsagen.

    Die Verelendungsmaschine war schon längst gestartet – dannach Hatz-IV (Bedarfsorientierte Mindestsicherung) = Schwab’s Grundeinkommen für alle:

    Grundkorrupt fundamentalkriminelles Aussitzen sämtlicher Staatsverbrechen bis zum St. Nimmerleinstag bei gleichzeitiger Almosenanfütterung vorsätzlich Geschädigter in Komplizenschaft kadavergehorsamer Funktionseliten.

    Das Handlangerfilialengeflecht wartet geifernd auf sein Nutzvieh:
    AMS, SÖB´s, BBRZ´s samt Gesundheitsstraßen, freiwilligste Zwangsausbildungslagerindustrie, Niedrigstlohnklasse, Leiharbeitssklaverei, Praktikumsprekariaturen, Callcentersklavenzermürbungspraxis, Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Volkshilfe etc….

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