Wie die Waldheim-Affäre den Antifaschismus umdrehte

1. März 2023von 15,4 Minuten Lesezeit

“Nazi”, “rechtsextrem”, “Verschwörungstheoretiker”: Der heutige Antifaschismus hat alle Begriffe entleert und entwertet. Seine Funktion liegt darin, Deutungshoheit sowie politische und diskursive Macht zu behaupten. Begonnen habe diese Verdrehung in Österreich mit der berühmten “Waldheim-Affäre”, argumentiert der Autor. 

Vorbemerkung: Dieser Text wurde im Rahmen der Veranstaltung „Antifa als Instrument der Herrschenden?“ am Samstag in Wien vorgetragen. Im Rahmen des Seminars stach das Referat des Philosophen Ortwin Rosner sprachlich wie auch inhaltlich heraus. Deshalb hat TKP um die Veröffentlichung des Manuskripts gebeten.

Ich muss vorausschicken, dass ich kein Historiker bin. Ich spreche aber aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Beobachter des politischen Geschehens und werde dazu einige Thesen aufstellen, ohne dass ich jetzt in der Lage bin, alles so im Einzelnen zu belegen.

Die Grundthese lautet, dass es irgendwann in den 80er-Jahren zu einem Umbruch in Ausrichtung und Funktion des Antifaschismus gekommen ist. Was Österreich betrifft, so kann ich auch einen genaueren Zeitpunkt dafür festmachen, nämlich die Waldheim-Affäre beziehungsweise dann auch das Vorrücken Jörg Haiders an die Spitze der FPÖ. Beides geschah 1986. Ich setze einmal die grobe Kenntnis über das, was damals geschehen ist, hier voraus, denn das alles jetzt nacherzählen, würde zu lange dauern.

Was mir ins Auge sticht, das sind ein paar eklatante Unterschiede zwischen dem Antifaschismus der Nachkriegszeit, der 68er-Generation, auch noch der 70er-Jahre einerseits und der Art Antifaschismus, wie sie sich eben ungefähr ab Mitte der 80er-Jahre etablierte und seither radikalisiert hat, andererseits.

Was als allererstes auffällt, das ist natürlich der Unterschied im intellektuellen Niveau. Aber auch der Zugang war ein grundlegend anderer. Ich beziehe mich hier auf die Konzeptionen, die mir am meisten vertraut sind, Adornos und Horkheimers  „Dialektik der Aufklärung“, die Schriften von Günther Anders, aber auch mit dem psychoanalytischen Zugang bin ich recht vertraut, mit Wilhelm Reich oder Klaus Theweleits „Männerphantasien“. Ich denke jedoch, dass diese Autoren durchaus paradigmatisch für das allgemeine diskursive Klima vor den 80er-Jahren genommen werden können.

Eins ist klar, es ist damals eben nicht bloß darum gegangen, den Faschismus als etwas hinzustellen, was nur von ein paar durchgeknallten Schwurblern ausgeht. Der wirkliche Antifaschist von damals hat gewusst, dass der Faschismus etwas ist, was als Potential sozusagen in uns allen wohnt, in einem jeden von uns, aus jedem herausbrechen kann, auch aus einem selbst, und auch, dass er ein allgemeines gesellschaftliches Problem ist, nicht das Problem einer Minderheit. Der Faschismus und die gesellschaftliche Normalität waren etwas, was in einer großen Nähe gesehen wurde. Man denke etwa an sozialpsychologische Untersuchungen wie das Milgram-Experiment, die in diese Richtung gearbeitet haben. Dementsprechend hat man sich als linker Intellektueller und Antifaschist immer auch als Gesellschaftskritiker verstanden, als Kritiker der herrschenden gesellschaftlichen Zustände, des Systems, des Establishments, der gesellschaftlichen Autoritäten. Gehorsam gegenüber denen war automatisch verdächtig.

Man beachte einmal die Umdrehung, die seither passiert ist. Heute läuft die Kodierung gerade umgekehrt. Erstens ist heute der Nazi immer der Andere, natürlich nie man selbst, der Antifaschismus dient der Gesellschaft nur mehr dazu, das eigene Böse nach außen zu projizieren, es gibt eine geistig völlig unbedarfte Schwarzweißmalerei; und zweitens wird ganz umgekehrt heute alle Gesellschaftskritik, alle Kritik am System, grundsätzlich einmal als „rechts“ kodiert.

Das lässt sich meines Erachtens darauf zurückführen, dass im Zuge der Waldheim-Affäre und dann eben auch im Zuge der Stilisierung der FPÖ zum ultimativen Feindbild der Antifaschismus Mainstream wurde und seine Außenseiterposition verloren hat. Damit verlor er auch seinen grundlegend gesellschaftskritischen Charakter. Es ging nicht mehr um eine Kritik der Gesellschaft, es ging nur mehr um eine Anprangerung der FPÖ. Wir sind in Ordnung, nur mit der FPÖ und ihren Wählern ist was falsch. Ein völlig reduzierter Begriff von Antifaschismus bürgerte sich ein, der sich letztlich darauf beschränkte, dass man gegen Ausländerfeindlichkeit war.

Wichtig auch ein anderer Aspekt der Geschichte: Waldheim wurde zwar Bundespräsident, war aber international isoliert, er galt ja als so eine Art Nazi. Darum musste Bundeskanzler Vranitzky mehr oder weniger die Rolle des Bundespräsidenten übernehmen und wurde zum Gegenpart Waldheims, er wurde als antifaschistischer Bundeskanzler dafür gefeiert, dass er sich einer Koalition mit der FPÖ verweigerte, dass er sich reuig zur problematischen Vergangenheit Österreichs wie kein anderer Spitzenpolitiker vor ihm bekannte, dass er sich um eine gute Beziehung zu Israel bemühte, usw, usf.

Das ist ja alles gut und schön, könnte man meinen, aber das Ergebnis all dessen war, dass der Antifaschismus zur Staatsphilosophie mutierte, zur Staatsdoktrin, oder von mir aus auch zur Staatsideologie. Man kann hier von mir aus ganz simpel das Schicksal ersehen, dass viele kritische Bewegungen in der Geschichte ereilt hat: Was die ursprüngliche Idee, die ihnen zugrunde lag, zerstört hat, das war gerade ihr Erfolg. So etwas scheint auch mit dem Antifaschismus passiert zu sein. Er wurde auf einmal zur Ideologie der Mächtigen. Und die Mächtigen haben ab nun den Antifaschismus verwendet, um sich selbst zu beweihräuchern, sich selbst als die Guten darzustellen und das eigene Handeln zu legitimieren. Das erste große Ereignis, wo das für mich zum Tragen kam, war meines Erachtens die EU-Volksabstimmung, wo das schon begonnen hat. Da hat das schon angefangen, dass man alle Kritiker nach Möglichkeit ins rechte Eck gestellt und mit Nationalisten in einen Topf geworfen hat. Aber nicht nur in Österreich, sondern im ganzen Westen wurde diese Strategie in den folgenden Jahrzehnten immer massiver ausgebaut. Man denke etwa an Joschka Fischer, der den deutschen Kriegseintritt im Kosovo-Konflikt mit dem Verweis auf Auschwitz gerechtfertigt hat, oder an jene Nato-Propagandisten, die der Reihe nach Milosevic und dann Saddam Hussein und jetzt eben Putin Hitler gleichgesetzt haben, oder auch bis zu jenen Meinungsmachern, die die Corona-Maßnahmenkritiker mechanisch in die Nähe von Rechtsextremisten gerückt haben. Die Effektivität dieser Art von Instrumentalisierung antifaschistischer Rhetorik durch die Mächtigen liegt auf der Hand: Wer Einspruch dagegen erhebt, markiert sich dadurch selbst als Nazi-Freund, als Kumpel Hitlers, als einer, der Genozid usw leugnet oder gar gutheißt. Ersehbar am Beispiel Peter Handkes, der ja dann auch als Freund von „Rechtsextremisten“ und „Ultranationalisten“ abgestempelt wurde.

Kurz gesagt: Unsere ganze westliche Staatengemeinschaft, unsere westliche Politik, die führenden gesellschaftlichen Instanzen, selbst die westlichen Medien erklärten sich selbst zu antifaschistischen Institutionen, und dann ist logischerweise jeder, der grundlegende Kritik an ihnen übt, so etwas wie ein Nazi oder Rechtsextremist. Das ist letztlich das Spiel, was da läuft.

Für mich führt auch in anderer Hinsicht eine Entwicklungslinie von der Waldheim-Affäre 1986 zu der Stimmungsmache gegen Peter Handke im Herbst 2019. Wenn ich einen Blödsinn sage, dann korrigiere man mich, aber ich habe den Eindruck, im Zuge der Waldheim-Affäre war es zum ersten Mal, dass so ein richtiger Kampagnen-Journalismus gegen eine bestimmte Person betrieben wurde. Also natürlich weiß ich, dass es davor schon Rudi Dutschke vs die Springer-Presse gab usw. Aber darum hatte die ja auch einen schlechten Ruf (bei den Linken, aber vielleicht generell). Bei Waldheim jedoch war es das erste Mal, dass von einer breiten, linksliberal orientierten und sich selbst als antifaschistisch verstehenden Meinungsmacher-Maschinerie so ein Kampagnenjournalismus inszeniert wurde. Das galt als progressiv, diese Stimmungsmache wurde von den geistigen Eliten gut geheißen, nicht nur von Journalisten, sondern auch von Künstlern und Intellektuellen vorangetrieben, und dann vielleicht noch mit dem Begriff „Vergangenheitsbewältigung“ umwölkt. Und das, behaupte ich, war die Blaupause für vieles, was nachher gekommen ist. Eben zum Beispiel für den Anti-Handke-Journalismus, bei dem das allerdings ja noch viel radikalere Formen angenommen hat, also im Vergleich dazu war ja der Umgang mit Waldheim respektvoll. Nur hat das dort meines Erachtens begonnen.

Bei Haider nicht unähnlich. Das Auffällige war die Empörungsmaschinerie, die damals in Gang gekommen ist, und diese damit verbundene, ganz eigene Art von Selbstgerechtigkeit. Damals entstand aus meiner Sicht allmählich das, was man heute als „Haltungsjournalismus“ bezeichnet. Man selbst ist der gute Linke und Antifaschist, die FPÖ & Co, die sind sozusagen das schlechthin Böse.

Nach tieferen Ursachen, warum es eine FPÖ und einen Haider gibt, was vielleicht generell alles in unserer Gesellschaft falsch läuft, danach wurde gar nicht mehr gefragt. Die ganze Erscheinung wurde darauf reduziert, dass es da eben einfach ein paar Depperte in unserer Gesellschaft gibt, ein paar unbelehrbare Altnazis, oder dass das lauter Ungebildete sind, die den Haider wählen und auf ihn und seine Lügen reinfallen. Oder dass es eben so etwas wie eine braune DNA in Österreich gebe usw.

Übrigens hat das — nur so nebenbei — damals auch die ganze Kunst- und Kulturszene beeinflusst, da wurde auch in der österreichischen Literatur die Zeit der „Vergangenheitsbewältigung“ eingeläutet. Wer literaturinteressiert war, der musste in Thomas Bernhards teilweise ziemlich seichtes Geschimpfe über die Nazis und Katholiken einstimmen und das super finden. Und am Ende der Entwicklung steht, dass wir nicht nur in der Medienlandschaft, sondern auch in der Literaturszene mittlerweile einen völlig verflachten Antifaschismus haben und man als Autor in gewissen Zirkeln teilweise gar keine Chance hat voranzukommen, wenn man da nicht einstimmt und irgendetwas schreibt, wo Altnazis, FPÖ-Anhänger und Haider schlecht wegkommen, es ansonsten aber keine Gesellschaftskritik mehr gibt.

Worauf ich aber jetzt hinaus will —  so etwas hat ja Konsequenzen, wenn eine bestimmte Person — wie damals eben Haider — als das schlechthin Böse markiert wird. Konsequenzen, mit denen wir es heute noch zu tun haben. Denn gegenüber dem schlechthin Bösen ist natürlich auch alles erlaubt. Ich kann mich erinnern, dass damals schon unter manchen Linken durchaus ernsthaft gesagt wurde, ja, den Jörg Haider, da müsste eigentlich jemand eine Pistole nehmen und den erschießen. Das wurde dann auch Mainstream, diese Idee tauchte auch in einem Roman von Gerhard Roth auf, und ich glaube, es waren Stermann und Grissemann, die, natürlich bloß als sogenannte Satire, dem Haider den Krebs an den Hals gewünscht haben. Ich meine, jetzt abgesehen von der moralischen Dimension, das eigentliche Problem ist dieses völlig reduzierte Politik-Verständnis, das daraus spricht. Als ob man politische Probleme löst, indem man eine bestimmte Person verschwinden lässt. Und Haider ist ja dann ums Leben gekommen, und trotzdem ist nichts besser geworden, ist dann halt Strache gekommen.

Das Einzige, was solche Ideen in der Linken bewirkt haben, das ist deren eigene intellektuelle und moralische Verwahrlosung. Hier ist eben auch die Wurzel für ein Phänomen, mit dem wir es während Corona zu tun bekamen: Wie ist es möglich, dass linksliberale und angeblich antifaschistische Meinungsmacher plötzlich selbst jenen faschistoiden Hate-Speech in Szene setzen, den sie bislang kritisiert haben, wenn sich Rechtspopulisten solcher rhetorischer Methoden bedient haben? Wieso können sie plötzlich eine totalitaristische und autoritäre Politik befürworten, wenn sie doch bisher selbst immer gegen den Totalitarismus und das Autoritäre waren? Wie ist so eine kognitive Dissonanz möglich?

Nun, die Erklärung ist einfach. Sie können es tun, weil sie davon überzeugt sind, gegen das Böse ins Feld zu ziehen, gegen das schlechthin Böse, und gegen das Böse ist alles erlaubt. Gegen das Böse darf man auch selbst böse sein. Man muss verstehen, dass das der Grundgedanke ist, der hier im Hintergrund läuft.

Damit sind wir bei einem anderen Punkt, der in der Waldheim/Haider-Zeit seinen Ursprung hat. 1992 wurde im Zuge all der antifaschistischen Debatten in Österreich das Verbotsgesetz von 1947 verändert, und ab nun wurde nicht bloß die nationalsozialistische Wiederbetätigung unter Strafe gestellt, sondern auch die Leugnung und Verharmlosung des Holocaust. Das ist eine umstrittene Vorgangsweise gewesen, weil es ja die demokratische Meinungsfreiheit antastet. Man geht also gegen eine anti-demokratische Entwicklung selbst mit antidemokratischen Mitteln vor. Da sind wir eben wieder genau an diesem Punkt: Darf man gegen das Böse selbst mit bösen Mitteln vorgehen? Man hat sich entschieden: ja. Der Zweck heiligt die Mittel.

Und das war dann die Rutsche für vieles, mit dem wir es heute zu tun haben. Beispielsweise wurde jetzt ein Friedensaktivist in Berlin zu 2000 € Geldstrafe verurteilt, bloß deswegen, weil er auf einer Demo gesagt hat, man müsse auch versuchen, die Motive der Russen verstehen. Das hat gereicht für eine Verurteilung, denn er habe damit implizit seine Zustimmung zum verbrecherischen Handeln Russlands erteilt, lautet die Argumentation des Gerichts.

Man sieht da aber schön zweierlei, was charakteristisch für den neuen Antifaschismus ist, wie er seit den 80er-Jahren entstanden ist:

1) Man glaubt, man schützt unsere Demokratie, indem man dafür demokratische Rechte – wie eben die Meinungsfreiheit – opfert.

2) überträgt man diesen Grundgedanken nun auch auf andere Themen. Das heißt, man darf nicht nur den Holocaust nicht in Frage stellen, sondern mittlerweile wird auch bei anderen Themen die Meinungsfreiheit beschnitten.

Pate für diese Spielform des Antifaschismus ist, nebenbei gesagt, das sogenannte „Toleranzparadoxon“ Karl Poppers. Darauf berufen sich die antifaschistischen Stimmungsmacher immer wieder. Ich setze einmal voraus, dass man weiß, wer Karl Popper ist: ein berühmter österreichischer Wissenschaftstheoretiker und politischer Philosoph. Was ist das „Toleranzparadoxon“? Das ist ein Gedanke, den Popper in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ dargelegt hat. Kurz zusammengefasst besagt es: „Keine Toleranz den Intoleranten!“ Denn wenn man den Intoleranten gegenüber tolerant ist, werden die Toleranten von ihnen vernichtet. Ein nachvollziehbarer Gedanke. Leider hat Popper aber damit nicht sehr weit gedacht. Er hat nicht vorausgesehen, dass es auf dieser Grundlage sehr leicht ist, auf irgendjemanden zu zeigen und zu behaupten: „Das ist ein Intoleranter!“ – und ab nun darf man mit dem alles machen, was man will.

Beziehungsweise gibt es da auch den Slogan „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, der gleichfalls sehr wirkungsmächtig geworden ist. Also so ein Spruch ist natürlich wirklich demokratieaufhebend, weil er ja letztlich alle Diskussion beendet.

Der Grundgedanke ist aber immer der Gleiche:

Der andere ist das Böse, und aufgrund dessen darf nun auch ich zu ihm böse sein, ohne dass ich böse bin, ich bin trotzdem ein guter Antifaschist. Der andere ist ein Feind unserer Demokratie, und aufgrund dessen darf ich mich anti-demokratisch ihm gegenüber verhalten, ich muss ihm seine demokratischen Rechte nicht mehr zuerkennen. Von dem her lassen sich viele Widersprüche und Eigentümlichkeiten des heutigen Diskurses verstehen.

Vor allem befinden wir uns dadurch in einer Art von Diskurs, wo es nur mehr darum geht, den anderen als Nazi zu markieren, und schon habe ich dadurch über ihn gewonnen. Weitere Diskussionen sind dann gar nicht mehr möglich.

Und es sei darauf hingewiesen, dass es dadurch natürlich nicht nur zu einer Umdeutung des Anti-Faschismus gekommen ist, sondern vor allem auch zu einer Aushöhlung des Begriffs des Faschismus selbst. „Faschismus“, „Nazi“, „Rechtsextremismus“, „Antisemitismus“, oder auch der damit zusammenhängende Begriff „Verschwörungstheorie“, das sind ja alles nur mehr Worthülsen geworden, völlig entleerte Ausdrücke, mit denen inflationär, unlogisch und willkürlich um sich geworfen wird.

Also es reicht zum Beispiel, dass einer behauptet, dass der Begriff „Schulmedizin“ von den Nazis verwendet worden ist – und im Handumdrehen gilt jeder, der das Wort „Schulmedizin“ verwendet, als Nazi. (Das ist nicht etwa Satire, so läuft das teilweise tatsächlich ab.)

Aber das Merkwürdige ist: Dieser absurde Gebrauch der Begriffe tut ihrer Effektivität keinen Abbruch. Es geht nur mehr um einen Kampf um die Deutungshoheit, um die Diskursmacht, damit man bestimmen kann, wer ein Nazi ist und wer nicht. Und der Nazi ist immer im Unrecht. Dieses Argument überwiegt alle anderen. Das muss man verstehen, wenn man verstehen will, was in den Köpfen der Antifaschisten heutzutage vorgeht. Nazi, das ist fast schon ein religiöser Begriff geworden, so wie früher mal Teufel und Anti-Christ. Wenn man das nicht begreift, dann begreift man die heutigen Debatten nicht. Wer im Diskurs als Nazi oder Nazi-Freund markiert ist, der ist ein abgefallener Engel, das absolut Andere, das absolut Böse, das Unverständliche und Unverstehbare. Schon es verstehen zu wollen, gilt als Sündenfall, gilt als Relativierung von Verbrechen.

Es wird Zeit, dass ich zum Abschluss komme. Ich meine, ich glaube, ich brauche Euch nicht zu sagen, dass sowohl Waldheim wie auch Haider mir denkbar unsympathisch waren. Aber das ändert ja nichts daran, dass der Umgang mit ihnen fragwürdig war und welche problematischen politischen Konsequenzen das langfristig hatte und immer noch hat. Und das alles ist auch eine persönliche Geschichte, von mir nämlich, denn es ist für mich persönlich faszinierend zu sehen, wie die jüngsten Entwicklungen mich plötzlich in einem diffusen Gefühl bestätigen, das ich schon vor 30-40 Jahren hatte, als junger Mensch: Irgendetwas stimmt mit dem Ganzen nicht, das habe ich schon damals immer irgendwie gefühlt. Ich bin nicht auf der Seite eines Waldheims oder Jörg Haiders, aber irgendetwas an der Gegenseite stimmt auch nicht, das habe ich gefühlt. Und heutzutage wird das auf einmal konkret fassbar! Man kann die Früchte sehen, jetzt erst, nach Jahrzehnten, die das hervorgebracht hat. Heißt es nicht bei Hegel „Erst wenn etwas an sein Ende gekommen ist, dann weiß man, was es gewesen ist“? So oder so ähnlich, glaube ich.

Heute stehen wir bei einem Sacha Lobo, Spiegelkolumnist, der sich für links und liberal hält und ganz sicher nicht glaubt, dass er ein Faschist sein könnte, der aber die Sprache von Altnazis und Nationalisten des vorigen Jahrhunderts aufwärmt, wenn er Friedensdemonstranten als „egoistische Lumpenpazifisten“ bezeichnet. Und das scheint ihm nicht einmal bewusst zu sein und stößt im Mainstream auf keinerlei Kritik. Wie ist so etwas möglich? Man hat sich in das Spiegelbild dessen verwandelt, was man bekämpft — oder zu bekämpfen vorgibt. Ich denke, das ist ein Schlüsselsatz, um zu verstehen, was da gelaufen ist: Man hat sich in das Spiegelbild dessen verwandelt, was man bekämpft.


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder.

Ortwin Rosner, 1967, hat Germanistik und Philosophie in Wien studiert, wo er auch 2006 im Peter Lang Verlag seine Diplomarbeit mit dem Titel „Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewussten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns Sandmann“ veröffentlichte.


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32 Kommentare

  1. Ole Pederson 2. März 2023 at 22:43

    Einspruch!

    Die Grundthese lautet, dass es irgendwann in den 80er-Jahren zu einem Umbruch in Ausrichtung und Funktion des Antifaschismus gekommen ist.

    Das ist an sich nicht ganz falsch, aber zu kurz gesprungen.

    Seit den 1980ern ist der “Antifaschismus” wieder da, wo er begonnen hat:

    1921 (!) von italienischen Kommunisten gegründet, im Deutschen Reich 1932 von der KPD als “Antifaschistische Aktion” und zwar auch schon mit dem noch heute verwendeten Logo, waren diese Organisationen ohne feste Struktur immer schon das Pendant zur SA, nämlich Schlägertruppen um mit Gewalt gegen Andersdenkende vorzugehen, also die Methoden derer zu gebrauchen, die angeblich bekämpft wurden.

    Für diese Menschen sind “Faschismus” und “Kapitalismus” bzw. “Finanzkapitalismus” Synonyme. Erst wenn man das verstanden hat, machen manche ihrer Texte Sinn.

    Daß im Nachkriegsdeutschland und wohl auch in Österreich ab 1950 diesen Gruppen eine Menge Menschen zuströmten, die tatsächlich eine Wiederholung der NS-Politik verhindern wollten, hat dem “Antifaschismus” zeitweise ein bürgerlich-demokratisches Gesicht und für Ansehen auch außerhalb der kommunistischen Parteien gesorgt.

    Inwzischen aber sind die Antifas wieder da, wo sie angefangen haben. In Ungarn wurden dieser Tage mehrere deutsche (!) Antifa-Aktivisten verhaftet, weil sie in Gruppen über Menschen herfielen und sie verprügelten, zum Teil schwer verletzt haben, die sie als “Nazis” betrachteten. “Nazi” ist somit jeder, der die extremistischen Ansichten der Antifaschisten nicht teilt.

    Wer sich ein Bild von Antifaschisten machen will, kann sich als ein Beispiel für viele das Video ansehen, das im April 2022 die Ladenkamera eines Bekleidungsgeschäftes in Erfurt aufgenommen hat, und das zeigt, wie die Verkäuferin verprügelt und abschließend noch mit Pfefferspray eingenebelt wird:
    https://www.rtl.de/cms/erfurt-brutaler-ueberfall-auf-verkaeuferin-bande-pruegelte-mit-schlagstock-auf-sie-ein-4962962.html

    Diese Verkäuferin kann genau gar nichts dafür, was in dem Laden für Ware verkauft wird (wer Klamotten z.B. der Marken LONSDALE oder “Thor Steinar” kauft, ist in den Augen der Antifa ein “Nazi”. Ich zweifle, ob die junge Mutter das wußte).

  2. Die Grundthesen in der Zirkuskuppel: ratlos 2. März 2023 at 12:58

    Ausgerechnet Th. Bernhard (ob man ihn nun mag oder nicht spielt hierbei keine Rolle), also genau der Bernhard, der als Kind in den Genuss diverser nationalsozialistischer Erziehungsheime katholischer Prägung kommen durfte, genau dieser, der die „seichtesten(?) Erfahrungen“ machte, „zwang“ nun die Literaturinteressierten in sein “seichtes Geschimpfe einzustimmen”, und ist als „Ende der Entwicklung anzusehen (ist jetzt alles schon zu Ende?) und dafür mitverantwortlich/mitschuldig, „dass wir nicht nur in der Medienlandschaft, sondern auch in der Literaturszene mittlerweile einen völlig verflachten Antifaschismus haben und man als Autor in gewissen Zirkeln teilweise gar keine Chance hat voranzukommen, wenn man da nicht einstimmt und irgendetwas schreibt, wo Altnazis, FPÖ-Anhänger und Haider schlecht wegkommen, es ansonsten aber keine Gesellschaftskritik mehr gibt.“

    Chapeau, „Heldenplatz“-Skandal Autor Bernhard als seichtes Konsensereignis in der Kultur- und Polit Szene der 80er-Jahre umzubiegen ist schon eine Nummer für den Zirkus, ihn darüber hinaus noch an den Anfang allen Übels für die heutige Situation zu setzen, grenzt schon fast an übersinnliche Fähigkeiten.

    • MM 4. März 2023 at 11:54

      @Die Grundthesen in der Zirkuskuppel: ratlos
      Thomas Bernhard als seicht zu beschimpfen, weil er von sozialdemokratischer Schickeria seicht verstanden wurde, deutet auf mangelnde Kenntnisse der Werke von Thomas Bernhard hin.

      In seinem autobiographischen Roman “Das Kind” schob Bernhard folgende “Wuchtel”: Die Sozialisten sind eine Mischung aus katholischem Stumpfsinn und Nationalsozialistischem Stumpfsinn. Ich glaube, auch sonst hat sich Bernhard über die Oberflächlichkeit der Sozialisten kritisch geäußert. Mensch sollte bei Bernhard schon etwas genau hinschauen. Wie er die Verhältnisse im nationalsozialistischem Internat und der anschließenden katholischen Fortführung beschreibt, das ist alles andere als seicht! Den provokanten Stil muss mensch natürlich nicht mögen. Bernahrd hat jedenfalls schon selbst die Bigotterie seichten Antifaschismus kritisiert! Es gibt viele Formen von Antifaschismus. Die alle über einen Kamm zu scheren bringt wenig.

      Die penetrante parteipolitische Vereinnahmung seit den 80er Jahren ist natürlich abzulehnen. Das arme Würstel Waldheim bleibt mir unverständllich. Ein wenig Rückgrat – zu den eigenen Unzulänglichkeiten stehen – statt sich durchzulavieren und er hätte die Schmutzkübelkampagne selbst bloßgestellt.

      Waldheim hat als UN-Generalsekretär große Verdienste um Osttimor erworben, weil er einer der wenigen war, die sich getraut haben, die massiven Menschenrechtsverletzungen des faschistischen Diktators Suharto, der Osttimor besetzen ließ – ein enger Verbündeter der USA damals! – aufzuzeigen und sich gegen den Völkermord in Osttimor – ein Drittel der Bevölkerung wurde dirket oder indirekt ermordet! – zu stellen. Ich habe in den 80er Jahren für die Furche einen Artikel geschrieben. In linken und katholischen Soligruppen wurde der Einsatz von Waldheim hoch geschätzt! Auch wenn dieser Einsatz vielleicht nicht konsequent genug war und lange Zeit erfolglos blieb.

  3. T.Reimer 2. März 2023 at 12:12

    Vielen Dank für den Beitrag. Die Beschreibung des Massenwahns und des Faschismus, die Hermann Broch in seiner Massenwahntheorie beschreibt, ist für die Einordnung der Gegenwart ebenfalls sehr hilfreich. Habe die Merkamle des Faschismus nach Hermann Broch hier kurz zusammengefasst: https://königsblau-denkfabrik.de/was-ist-faschismus-gibt-es-parallelen-zur-gegenwart-was-ist-ein-demokratischer-staat.

  4. Matthias Voigt 2. März 2023 at 0:30

    Dieser Artikel spricht mir als langjährigem Antifaschisten aus der Seele. Die Umdeutungen des Antifaschismus der letzten Jahre haben für mich tiefgreifende seelische Folgen gehabt. Mitunter habe ich diesen Antifa-Schmäh selbst mitbetrieben. Das will ich freimütig einräumen. Wenn allerdings, wie hier in manchen Repliken sichtbar, diese Kritik oder auch Selbstkritik, benutzt wird, um Antifaschismus grundsätzlich zu attackieren, kann ich nur sagen, dass mir das widerlich ist. Zwar von Geburt Deutscher (soll ich es bedauern, sind Österreicher:innen besser?), aber sehr starker Anhänger von Georg Danzer (der beste Liedermacher world-wide, u.a.”der oide Wessely”), kann ich euch nicht folgen. Kann es sein, dass ihr den Autor nicht versteht, oder nicht verstehen wollt?
    Es geht ihm doch um grundsätzliche Gesellschaftskritik, nicht um Anti-Antifaschismus…

    • ibido 3. März 2023 at 17:09

      Ich lese den Artikel auch nicht als Anti-Antifaschismus. Aber auch nicht in erster Linie als Gesellschaftskritik. Für mich ist dieser Artikel ein Appel an das Individuum nicht zu projizieren, nicht projektiv das Böse im Außen als Sündenbock zu suchen. Sondern sich bewusst sein, das Böse, der Faschismus, das Totalitäre ist auch in mir. Aufgabe ist, wachsam und selbstreflexiv zu bleiben.

      Und wenn die Individuen aufhören das “Böse” im anderen zu bekämpfen, heilt auch die Gesellschaft. So zumindest die idealisierte Vorstellung…. Gestern im Hangar 7 hat auch der Psychiater Bonelli, so wie der Autor, von der moralischen Überhöhung gesprochen, die den sich Überhöhenden “berechtigt” das Böse mit bösen Taten zu bekämpfen.

      Wo ich für mich noch nicht durchgestiegen bin, ist die Kritik des Autors an “keine Toleranz gegenüber der Intoleranz”.
      Was macht man dann mit Intoleranz, den Intoleranten?

  5. Fritz Madersbacher 1. März 2023 at 22:59

    Am 2. August 1935 hielt der bulgarische Kommunist Grorgi Dimitroff, nachmaliger bulgarischer Ministerpräsident (1946 – 1949), eine Rede auf dem VII. Weltkongress der Komintern. Dabei sagte er: “Der Faschismus an der Macht ist … die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals”
    Und er fügte hinzu: “Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der Faschismus deutschen Schlages … Der Hitlerfaschismus ist nicht bloß bürgerlicher Nationalismus, … das ist … zügellose Aggressivität gegenüber den anderen Völkern und Ländern”
    Wie wir wissen, ist nach seiner Niederlage heute nicht mehr der deutsche Faschismus und Imperialismus der gefährlichste Urheber “zügelloser Aggressivität gegenüber den anderen Völkern und Ländern”, sondern eine andere imperialistische Macht und ihre Lakaien, darunter Deutschland, sind in die Fußstapfen Hitlers getreten. Damit hat sich auch die Erscheinungsweise faschistischer Entwicklungen geändert:
    “Die Entwicklung des Faschismus und die faschistische Diktatur selbst nehmen in den verschiedenen Ländern verschiedene Formen an, je nach den historischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen, je nach den nationalen Besonderheiten und der internationalen Stellung des betreffenden Landes” (G. Dimitroff ebd.)
    Dem nachmaligen Bundespräsidenten Waldheim wurde während seiner Kandidatur sein Dienst in der deutschen Wehrmacht vorgeworfen, den er als “Pflichterfüllung” bezeichnete. Seine damalige (pseudo-)“antifaschistische“ Jagdgesellschaft, heute fast durchwegs NATO-Quislinge, fordert – Ironie der Geschichte – dasselbe, nämlich die Eingliederung Österreichs in die NATO und damit die „Pflichterfüllung“ für Hitlers imperialistische Nachfolger.
    Beim Besuch des Kandidaten Waldheim 1986 in Innsbruck hielten ihm meine Gesinnungsgenossen/-innen und ich ein sehr schön gemachtes riesiges Transparent entgegen:
    „NIE WIEDER „PFLICHTERFÜLLUNG“ FÜR FREMDE GROSSMACHTINTERESSEN!“
    Zu unserer Überraschung/Freude zeigte er Verständnis dafür (zum Unterschied zu einer Einsatzeinheit der Polizei, die es herunterriss, später natürlich zurückgeben musste, nach einer rotzfrechen Intervention meinerseits).
    Die Losung unseres damaligen Transparents hat heute größte aktuelle Bedeutung …

    • I.B. 2. März 2023 at 12:12

      “Seine damalige (pseudo-)“antifaschistische“ Jagdgesellschaft, heute fast durchwegs NATO-Quislinge, fordert – Ironie der Geschichte – dasselbe, nämlich die Eingliederung Österreichs in die NATO und damit die „Pflichterfüllung“ für Hitlers imperialistische Nachfolger.”

      Prägnanter kann man es nicht ausdrücken. Danke.
      Diese (pseudo-)“antifaschistische“ Jagdgesellschaft erkennt diese Parallele selbstverständlich nicht. Das heutige Gut gegen Böse ist doch etwas ganz anderes.

      Soweit ich mich erinnere, war “Österreich” jahrelang sehr stolz auf Waldheim. Schließlich war ein Österreicher zwei Amtsperioden UNO-Generalsekretär. Seltsamerweise (oder auch nicht) interessierte man sich erst ein paar Wochen vor der BP-Wahl dafür, dass Waldheim in den 1930er Jahren SA- und NSDStB-Mitglied war. Warum war er vor der BP-Wahl untadelig?

      • Fritz Madersbacher 2. März 2023 at 15:32

        @I.B.
        2. März 2023 at 12:12
        “Schließlich war ein Österreicher zwei Amtsperioden UNO-Generalsekretär” und als solcher war er – für damalige UNO-Verhältnisse – wirklich passabel, jedenfalls besser als sein Schwiegersohn, der Europaparlamentarier und NATO-Hiwi …

      • I.B. 2. März 2023 at 15:54

        Fritz Madersbacher
        2. März 2023 at 15:32

        Herr Karas ließ mir auf ein Schreiben von mir (es ging unter anderem um die Völkerrechtsverletzungen der USA und NATO) antworten: Bezüglich Ihren Aussagen zu Putin: Herr Karas widerspricht Ihnen diesbezüglich ausdrücklich. Er ist für den Ausbruch des Kriegs verantwortlich. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und das hat nichts mit Doppelmoral zu tun. (Zu den Völkerrechtsverletzungen der USA und NATO gab es keine Stellungnahme)

      • Fritz Madersbacher 2. März 2023 at 23:11

        @I.B.
        2. März 2023 at 15:54
        “Zu den Völkerrechtsverletzungen der USA und NATO gab es keine Stellungnahme”
        Damit haben Sie wohl sehr treffend die Schwachstellen dieses Herrn aufgedeckt, den unsere Medien hätscheln, zum Unterschied von seinem Schwiegervater, der zu einem Feindbild hochstilisiert wurde, um sich selbstzubeweihräuchern. Heute sehen wir in aller Klarheit, mit welchen Heuchlern wir es hier zu tun haben …

  6. Andreas N 1. März 2023 at 22:16

    die sprachrohre des antifaschismus, zb derstandard, erschlagen mit der ständig benutzten keule aber nicht nur andere, sondern letztlich auch sich selbst: wie viele interessante gesprächspartner, wie viele wirklich interessante themen, wie viele kulturen, wie viele geächtete minderheiten usw. finden aus dieser überheblichen haltung heraus keinen platz in der berichterstattung – und falls doch hat man bestimmt kein interview geführt.
    resultat: diverse medien werden immer langweiliger und verlieren an bedeutung weil sie eben nicht am puls des geschehens arbeiten und die dargestellte wirklichkeit immer absurder und unglaubwürdiger wird (gut vergleichbar mit dem bedeutungsverlust der kirche). gute, kluge postings werden gelöscht und die langweiligen, einfältigen postings und erregungsbekundungen bleiben. das ist nicht lesenswert und fad. solange den mächtigen gehuldigt und die geldgeber nicht verkrault werden mag das ja gutgehen, aber auslaufmodelle sehen genau so aus.

  7. Auerbach 1. März 2023 at 20:58

    Lieber Heiko

    Der Kommunismus hat cs. 100 bis 150 Millionen Ermordeter „hervorgebracht“ – also was reden Sie da begeistert von Murx/Marx ??

    Übrigens habe ich persönlich monatelang im DDR-Paradies gelebt – mit ca. 1/4 von der Gesamtbevölkerung als Stasi-Spitzel und samt Todes-Einsperrmauer – genannt: „Antifaschistischer Friedenswall“
    Was wollen Sie von DDR-Philosophen erzählen ??
    Wie man Menschen einmauert und hunderttausendfach wegsperrt ??

    Lesen Sie Alexander Solschenizyns Buch „der Archipel GULAG – oder das wissenschaftlich penibel recherchierte Buch „Schwarzbuch Kommunismus“

    Nichts als Elend, Mord und Terror DAS war das sogenannte „kommunistische Paradies.

    Wenn Sie den Marx verteidigen – dann verhöhnen Sie ca. 100 Mio
    bis 150 Mio. Opfer dieses total bösartigen Real-Diktatur-Systems.

    Wieviele Millionen Menschen müssen noch sterben, bis JEDER versteht was Kommunismus im realen Leben bedeutet ?

    Zwar hat Marx den Kapitalismus zum Teil richtig erkannt aber als Alternative dazu „die Hölle auf Erden zu Papier gebracht“ denn:

    …wenn er die familiären Unternehmer – DIE (!!) Säule jeden Frieden und Wohlstand bringenden Mittelstandes zum „Bösen“ und „Ausbeuter“ und letztlich zum Todfeind gestempelt hat , dann hat dieser Marx Null von Wirtschaft verstanden..

    Natürlich war Marx von den sozial ungeregelten Auswüchsen des beginnenden Industriezeitalters geprägt – aber das hat sich sozial alles normalisiert – auch ohne Marx..

    Fazit:
    Marx war von seiner Lösungskompetenz her gesehen ein totaler Theorie-Stümper – konnte er doch alleine nicht mal seine eigene Familie finanziell ohne dauernder Zuwendungen von Außen in der Existenz halten…

    Gedenken wir lieber an die 100 bis 150 Mio. Ermordeten im Kommunismus auf der Welt bevor wir dem „Teufel Kommunismus“
    das Wort reden…

  8. Jan 1. März 2023 at 20:19

    Der Nazi ist immer der Andere!

    Das ist symptomatisch für das TikToc-Denken, Ergebnis der Markenkommunikation, die für die jungen, zählen wir Kurz und Rendi dazu, und ihr natürliches Bedürfnis nach Mating und Dating wichtig ist.

    Weil Alternativenergie eben kein Ersatz für Öl ist, sondern nur eine Verlängerung, müssen wir schrumpfen. Weil Schrumpfen aber nicht sexy ist, startet der Kampf jeder gegen jeden, Diskreditierung, Korruption und Verjubeln des (rechtsstaatlichen) Erbes inklusive.

    Wenn die NATO sich in der Ukraine nicht durchsetzt, sind die USA als Weltpolizist hinüber. Dann zerfällt uU die Union. Wenn die NATO die Krim rückerobert, muss sie Russland, China, Iran und evtl Indien besiegen. Ohne russisches Gas können wir kaum heizen. Womit wollen wir über Jahre Eurofighter und Panzer betreiben, mit Solar? Wasserstoff ist weit. Durch die Geologie hat Russland einen strategischen Vorteil. Es besticht China und Indien mit Öl/Gas. Die USA und Eurooa können dies nicht.

    Die NATO will Russland entlang ethno-religiöser Grenzen aufsplitten und mit Freiheit locken, Jugoslawisierung, die Freiheit, sich dem Diktat der WHO zu unterwerfen. Dann könnte man die Ressourcen in den Westen umlenken. Dieser Plan muss nicht aufgehen.

    So oder so scheint Wachstum aus Gründen der Ressourcen am Ende. Was bleibt uns also? Schrumpfen. Darauf sind wir in jeder Hinsicht nicht eingerichtet.

  9. Bernhard 1. März 2023 at 20:14

    Sehr aufschlussreich!
    Darum muss man diesen Selbstgerechten nur den Spiegel vorhalten: Welche Informationen zum Thema (z.B. zu T-Zellen oder Spikeproteinen) hast du? Wie viele Sichtweisen (etwa zum Krieg) kennst du? Wie viele Argumente kannst du formulieren, ohne von Verschwörungstheorien zu sprechen? Woher nimmst du überhaupt deine Deutungshoheit? Steckt Geld oder Überzeugung dahinter?

  10. Leontinger 1. März 2023 at 18:32

    Danke Ortwin Rosner! Intelligent und wahr geschrieben.

  11. Heiko 1. März 2023 at 16:45

    Ich finde solche Texte ehrlich ermüdend und reine Buchstabenverschwendung. Philosophie soll doch so viel wie Liebe zur Weisheit heißen, also Liebe zum Denken. Warum sind dann bürgerliche Intellektuelle, die sich gern Philosophen nennen, in ihrem Denken so eingeengt, limitiert?
    Auch dieser Text arbeitet sich an Symptomen ab und beschreibt die Verpackung, aber eben nicht den Inhalt. Dabei wäre es so einfach. Man nimmt sich die Faschismusdefintion von Georgi Dimitroff, die übrigens in der DDR Schulstoff war, und analysiert davon ausgehend die Entwicklung des Kapitalismus in den letzten 30 Jahren und die Konsequenzen daraus. Entgegen der Grundannahme auch dieses Autors ist der Zustand bzw. die Entwicklung der Gesellschaft eben nicht Gott gegeben oder zufällig, sondern folgt Naturgesetzen, deren Entdeckung das große Verdienst von Marx und Engels ist. Aber der Marxismus ist ja für die Gottgläubigen schlimmer als der Belzebub selbst und bevor sich jemand der Inquisition ausliefert, bleiben alle lieber beim gewohnt beschränkten Denken.

    • I.B. 1. März 2023 at 20:31

      Ich glaube, auf tkp sind Gastbeiträge möglich. Ich freue mich also auf einen erhellenden Beitrag über die Faschismusdefintion von Georgi Dimitroff und einer weiteren Analyse.

  12. Pfeiffer C 1. März 2023 at 16:06

    Danke für diesen treffenden Artikel – …”es gibt eine geistig völlig unbedarfte Schwarzweißmalerei”…

    Gepaart mit einer noch nie dagewesenen geballten, verbalen, vulgären Grundaggression, die – entsprechend leitmedial-, “intellektuell”- und “role model-befeuert” – jederzeit in pinochetdimensionalen Staatsterror mutieren kann!

    Weist man die Befeuerer darauf hin, reagieren sie gereizt, hier:

    Der zeitgenössische Stürmer-Klon Standard löschte heute “weil ein Verstoß gegen die Forenregeln vorliegt” mein dahingehendes posting:

    “In diesem Medium ist mittlerweile auch ein “Umstrittener Karl Kraus” (ja, der mit der Fackel und den letzten Tagen der Menschheit, alles so ein Pazifistengesoxe) satisfaktionsfähig, während der temporär hauseigene Kommunikationsexperte (!) Christian Kreil die Friedensaktivisten Wagenknecht und Schwarzer öffentlich, nichtsanktionirt und nichtzusammengestaucht mit “Putinfotzen” attributiert.

    Ich frage: Haben die alle keine roten Linien mehr?”

  13. Hausmann_Alexander 1. März 2023 at 15:22

    Für alle die noch schlafen:
    Wir (Weltbevölkerung) werden vom British Empire angegriffen.
    https://anderweltverlag.com/p/england-die-deutschen-die-juden-und-das-20-jahrhundert

    Die wahren Amerika sind Indianer und die gibt es kaum noch.

    • PALLA Manfred 2. März 2023 at 17:56

      @H-A – Bravissimo – und gerade heute ein weiterer AUGEN-Öffner/Artikel auf “anderweltonline.com” vom Historiker Reinhard Leube mit dem Titel: – > “Wie England Europas Kontinentalmächte seit Jahrhunderten in Kriege treibt” < !!! – aber hallo !!! – “jetzt geht’s looos” !!! ;-)

  14. Auerbach 1. März 2023 at 14:41

    Bei allem Respekt dem Autor dieses langen Artikels gegenüber – hat er inhaltlich betreffend des „einheitlich diktatorischen Meinungszwanges“ von Massenmedien und Parteien grundsätzlich Recht.

    Die Superreichen freuen sich dennoch beim „links-rechts“ Streit denn sie selbst kennen nur „ oben oder unten“

    „Teile und herrsche“ bzw. „divide er impere“ bzw. „ links gegen rechts oder umgekehrt – wie seit tausenden Jahren – dieser doch überdrehte Kampf um Deutungshoheit der Wörter lässt die Megareichen lauthals lachen…
    Das lieben sie…

    Wehe – wenn die Bevölkerung erkennen würde – das Einigkeit stark macht !

    …..sollen sie doch streiten und spalten – wir Superreichen werden dadurch noch reicher und noch mächtiger..

  15. therMOnukular 1. März 2023 at 14:30

    Herzlichsten Dank für diesen Essay und dafür, ihn zu veröffentlichen. Hat sich gelohnt….spricht mir aus der Seele.

    Und ich kann es durch meine eigenen Erfahrungen mit der Antifa (berufsbedingt) nur bestätigen. Nachdem sie über Nacht mit mir “Na_i” nichts mehr zu tun haben wollten, habe auch ich ihnen ausgerichtet, dass sie mal Antifaschismus und Links definieren lernen sollen, weil sie beides nicht sind.

    Weil auch jedes aufgeklärte Kind weiß, dass Faschismus nichts mit links oder rechts zu tun hat, sondern mit Totalitarismus. Und der ist total farbenblind in jeder Hinsicht. Und heute so wie damals bzw eh und je ein Massenpsychose-Phänomen.

  16. quantumonly 1. März 2023 at 14:21

    Die Hauptfrage woraus sich Faschismus ableitet wird nicht beantwortet.

    Faszie-Netzwerk-Faschismus

  17. Vera Meißner 1. März 2023 at 14:16

    Wichtiger Bestandteil dieser Religion/Geisteskrankheit ist, sich als die Guten darzustellen. Damit rechtfertigen sie jede ihrer Handlungen und alles, was sie vorhaben zu tun. Der Fehler fängt da an, wo jemand ihnen den Vertrauensvorschuß gibt und GLAUBT, sie hätten tatsächlich etwas gutes vor.
    Ist auch der Türöffner beim Gendern, Trans”aktivisten” usw. – Wir tun etwas gutes, für die Schwachen, Verfolgten usw. Danach kommt etwas, was nicht “für” 0,01% ist, sondern gegen die 99,99%.
    So neutralisiert man Aktivismus. Selbst wenn sie für die 0,01% etwas erreichen würden, hätte man viele Leute damit gebunden für eine Sache zu kämpfen, die so gut wie niemand betrifft… so können die unsichtbaren Hände im Hintergrund ungestört das Leben der 99,99% ruinieren.

  18. federkiel 1. März 2023 at 13:47

    Die Waldheimaffaire mag der Beginn des Kampagnenjournalismus’ sein, das zeigte sich bei Jörg Haider, bei Corona, Klima und jetzt Krieg. Um über Antifa und Faschismus zu reden, müßte ja mal definieren, was das ist? Überall dort, wo er sich ausbreitete und weiterhin tut, geht es um ein Sich-Reinhalten von…als Ideologie, ist nationalistisch und dikatatorisch. Also, alles, was nicht in das ideologsiche Konzept paßt, wird mundtot gemacht, verleumdet und im schlimmsten Fall ausgemertzt, siehe die Nürnberger Rassengesetze.
    Es ist nicht dienlich, sich als Antifaschist zu erklären, weil es sinnlos, gegen etwas zu kämpfen. Damit ergreift man Partei, und schwups, ist man schon einem System, bekommt ein Etikett drübergestülpt. Viel dienlicher ist, das “Böse” kenntlich zu machen, was tatsächlich zu Gange ist, und zwar unnachsichtig, und in der eigenen Haltung unbestechlich zu sein, und nichts zu relativieren.

  19. I.B. 1. März 2023 at 13:38

    Danke, eine sehr guter Artikel.

    Als die Haider-FPÖ zweiter bei der Nationalratswahl wurde, war für die friedensliebende und demokratische EU Feuer am Dach. Es gab Sanktionen gegen das Mitgliedsland Österreich. In Deutschland brannten zu dieser Zeit Flüchtlingsunterkünfte und Asylanten wurde vom “Volk” gejagt, während die Polizei dabei zusah. Trotzdem hetzte Joschka Fischer gegen Österreich. Österreichische Schulklassen, die nach Frankreich fuhren, wurden dort wegen Haider beschimpft. Das war das Friedensprojekt EU! Ich habe nie die FPÖ gewählt, ich war gegen den Beitritt Österreichs zur EU. In diesen Jahren ab 1999 war mir bewusst, was für eine totalitäre Gefahr die EU darstellt und welche Doppelmoral sie auf ihre verlogenen Fahnen heftet.

  20. Tyche 1. März 2023 at 13:20

    Darum bin ich der Meinung:
    Jemand, der sich selbst als das Gute tuend und glaubend hinstellt, aber das Böse tut um seine Überzeugung durchzudrücken (das allein ist ja Unrecht), der oder das IST böse!
    Ein Biden, der einen Terroranschlag gegen N Stream, gegen den Freund und verbündeten ausführt,…
    Eine Clinton, die über Video angeblich indirekt zum Mord an Putin anstiftet,…
    Da gibt es einiges, was nicht mehr in Ordnung ist!

  21. D. K. 1. März 2023 at 12:55

    Genau die Anti-Faschisten sind jene die davor das Gegenteil waren oder im verborgenen noch sind. Nichts als Heuchler. Bezweifle das jene verstanden haben was das bedeutet. Geschweige wie oder was warum zustande gekommen ist. Heute sind sie Anti-Faschisten und morgen Helfer für Xy. Verpufft alles wieder zurück wo sie davor standen.

    @suedtiroler
    Stimme Ihren Satz zu und schon erlebt beim Nachbarn. “…das Ergebnis sehen wir heute. ganz normale Menschen werden von diesen “Anti-Faschisten” beschimpft.

  22. suedtiroler 1. März 2023 at 12:04

    wenn die Faschisten zurückkehren, werden sie sagen: “wir sind die Anti-Faschisten”

    das Ergebnis sehen wir heute. ganz normale Menschen werden von diesen “Anti-Faschisten” beschimpft.
    und die angeblichen Linken verteidigen sogar die kapitalistischen Pharma-Mega-Konzerne und Milliardäre wie Gates. man kann es sich nicht ausdenken.

    • 1150 1. März 2023 at 12:54

      und zeichnen sich als kriegstreiber, hetzer und lügner besonders aus, so schaut’s aus.
      das oben angeführte zitat von den faschistischen antifaschisten wird ignazio siloni zugesprochen.

    • Marla 1. März 2023 at 14:28

      Auch in Deutschland lief Mitte/Ende der 80er diese Wandlung ab. Ich denke hier hatte es sehr viel damit zu tun, dass die Universitäten mit Hilfe der 68er USAnisiert und die 68er Teile des Establishment wurden, dieses aber nicht wahr haben wollten/wollen! Sie wurden Teil des Herrschafstapparats wollen aber noch wie die jungen Wilden angesehen werden! Und das “nie wieder” wurde umgeschwurbelt in “uns- wir Tollen, wir Aufgeklärten” wäre das nie passiert! wird es nie passieren!” Der typische Klassenrassismus: die Gebildeten (heute Wissenschaftsgläubigen) sind überlegen, der Pöbel muss kontrolliert werden! Sie wurden zu herrenmenschigen LinksRechten: aussen links, innen rechts!
      Oder: ich sprech auch vom infantilen Patriachat.

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