
Die Entlarvung des Nobelpreis-Komitees
Am 17. Dezember 2025 erstattete Julian Assange in Schweden Strafanzeige gegen 30 Personen mit Verbindungen zur Nobel-Stiftung. tkp erklärt die Hintergründe.
Die Anklage
Im Mittelpunkt von Assanges Klage steht der Friedensnobelpreis 2025, der an die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado verliehen wurde. Die Anzeige, eingereicht bei der schwedischen Behörde für Wirtschaftskriminalität und der schwedischen Abteilung für Kriegsverbrechen, wirft der Stiftung vor, mit der Verleihung des Preises an Machado gegen Alfred Nobels Testament von 1895 zu verstoßen. Dieses sieht vor, dass der Preis jenen zugutekommen soll, die sich für „die Brüderlichkeit der Nationen“ und die „Abschaffung oder Verringerung stehender Heere“ einsetzen.
Die Anzeige wirft Verantwortlichen der Nobel-Stiftung, darunter der Vorsitzenden Astrid Söderbergh Widding und der Geschäftsführerin Hanna Stjärne, Vertrauensbruch, grobe Veruntreuung von Geldern und Verschwörung vor.
Assange wirft Machado vor, ausländische Militärinterventionen angestiftet und die US-Strategien der „maximalen Letalität“ in Venezuela unterstützt zu haben, wodurch die Stiftung gemäß Artikel 25(3)(c) des Römischen Statuts zum Komplizen potenzieller Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geworden sei.
Al Jazeera erklärt die Anzeige am ausführlichsten.
Die Gegenargumente
Die Stiftung könnte betonen, dass Machados Engagement für demokratische Rechte und einen friedlichen Übergang in Venezuela die „Brüderlichkeit der Nationen“ fördert. Der Preis wird oft an Aktivisten vergeben, die gegen autoritäre Regime kämpfen, was als Beitrag zum Frieden gesehen wird – ähnlich wie bei früheren Laureaten wie Aung San Suu Kyi oder Lech Wałęsa. Assanges Interpretation des Testaments (Fokus auf Abrüstung und Anti-Militarismus) könnte als zu eng ausgelegt werden, da das Komitee breite Friedensbemühungen berücksichtigt.
Ein Gericht wird ziemlich sicher erklären, dass die Vergabe des Preises ist eine subjektive Entscheidung des unabhängigen norwegischen Komitees sei und keine kriminelle Veruntreuung. Es gebe keine Beweise für eine „grobe Veruntreuung“ oder Komplizenschaft bei Kriegsverbrechen, wird es heißen, da der Preis symbolisch ist und nicht direkt militärische Aktionen finanziere. Machados Aufrufe zu internationalem Druck (z. B. Sanktionen oder Interventionen) könnten als legitime politische Forderung gesehen werden, nicht als Anstiftung zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Der Mainstream wird natürlich argumentieren, dass die Anzeige von Assange selbst politisch motiviert sei, gegeben seine Vergangenheit mit WikiLeaks und Konflikten mit den USA. Es wird als Versuch bezeichnet werden, die Aufmerksamkeit auf Venezuela zu lenken und/oder die Preisvergabe zu diskreditieren, ohne solide rechtliche Grundlage. Also braucht man dort eigentlich gar nicht mehr zu klicken.
Der vermutliche Ausgang
Schwedische Behörden haben die Eingabe bestätigt und könnten eine Voruntersuchung einleiten, um zu prüfen, ob es Anhaltspunkte für Straftaten gibt. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es zu einer Anklage oder Verurteilung kommt, da solche Fälle oft als zivilrechtlich oder politisch abgehandelt werden – die Interpretation von Nobels Willen ist historisch umstritten, und vermutlich nicht strafrechtlich durchsetzbar. Eine vorläufige Sperrung der Preisgelder (11 Millionen SEK) könnte temporär erfolgen, um die Untersuchung zu ermöglichen, aber langfristig würde die Stiftung wahrscheinlich siegen. Im Extremfall könnte der Fall an den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) verwiesen werden, wenn Komplizenschaft bei Kriegsverbrechen nachgewiesen würde, doch das scheint in weiter Ferne, da man kriminelle ABSICHTEN nachweisen müsste. Der Prozess könnte Monate oder Jahre dauern und eher PR als rechtlichen Erfolg für Assange und WikiLeaks bringen.
Das Ergebnis
Nichtdestotrotz ist es ein wichtiger Schritt, um auf die Heuchelei westlicher Organisationen hinzuweisen. Denn es wurden in den ca. letzten 20 Jahren meist solche Menschen geehrt, die im Sinne westlicher Ideologien als politische Dissidenten auftraten und für Veränderungen im Sinne der westlichen „liberalen Demokratie“ kämpften. Niemals Menschen, die im Westen wegen ihrer Meinung verfolgt werden. Der Preis wurde an Aktivisten vergeben, die gegen autoritäre Regime kämpfen, welche im Fokus der Kritik westlicher Länder standen. Drei Ausnahmen dürften die Regel bestätigen. Mohamed ElBaradei mit der IAEA im Jahr 2005 hatte die USA wegen des Irakkrieges kritisiert, wurde ja dann aber durch eine leichter kontrollierbare Persönlichkeit abgelöst. Zweitens die International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN, 2017): Eine globale Kampagne gegen Atomwaffen, die westliche Nuklearmächte wie USA, UK und Frankreich, aber auch Russland und China scharf kritisiert. Und drittens, Nihon Hidankyo im Jahr 2024, bzw. japanische Überlebende der Atombombenabwürfe, die gegen nukleare Waffen eintreten. Zu Letzterem später noch mehr.
Die Rangliste der umstrittensten Preisträger
Auf Platz 1 der umstrittensten Preisträger steht unangefochten zweifelsohne Barack Obama (2009). Als US-Präsident wurde er geehrt für „Bemühungen zur Stärkung internationaler Diplomatie„. Die Kritik thematisierte z.B. seinen intensivierten Drohnenkrieg, und die Eskalation in Afghanistan und Libyen. Er schaffte zwar die geheimen Foltergefängnisse in der ganzen Welt zum größten Teil ab, (insbesondere weil die Ergebnisse der Verhöre unter Folter meist schlecht waren), aber nur, um nun mit Drohnen die Verdächtigen sofort zu exekutieren, und mit ihnen jede Menge „Kollateralschäden“.
Aber auf Platz 2 folgt sofort María Corina Machado (2025): Sie wurde ausgezeichnet für den „Kampf um demokratische Rechte in Venezuela„. Sie ist nicht nur hoch umstritten wegen ihrer Unterstützung einer möglichen US-Militär-Intervention, was der Unterstützung eines Krieges gleichkommt. Sondern sie bildet eine Allianz mit Personen wie Donald Trump und verteidigt den Völkermord in Gaza.
Auf Platz 3 finde man Abiy Ahmed (2019): Er wurde Geehrt für den „Friedensvertrag mit Eritrea“. Kurz darauf führte er den Tigray-Krieg mit Vorwürfen von Völkermord, Hungersnot und Menschenrechtsverletzungen.
An vierter Stelle der Rangliste der unmöglichsten Preisträger steht die EU (2012). Ausgezeichnet für den „Beitrag zu Frieden und Demokratie in Europa„. Umstritten als direkte Würdigung westlich-liberaler Institutionen inmitten der Eurokrise, Austeritätspolitik und interner Konflikte (z. B. Griechenland-Krise). Kritiker wie Desmond Tutu argumentierten, die EU sei kein wahrer Friedensförderer, sondern ein Vehikel neoliberaler Politik, was den Preis als Selbstlob des Westens darstellt. Ganz zu schweigen von der Rolle der EU bei der Zerschlagung von Jugoslawien und z.B. dem Kosovo-Krieg.
Fazit
Die Preisvergabe an Machado ist kein Bruch mit der Politik des Nobelpreiskomitees, sondern die logische Tendenz. In den letzten 5 Jahren waren nur eifrige Vertreter der westlichen „liberal-demokratischen“ Ideologie unter den Preisträgern. Selbst der Preisträger von 2024, von dem man denkt, er sei eindeutig gegen Krieg, insbesondere Atomkrieg, sieht auf den zweiten Blick „umstritten“ aus. Der Preis wird als Warnung vor nuklearen Kriegen interpretiert, könnte aber Japans nationalistische Kernenergiepolitik unterstützen, anstatt echte Abrüstung zu fordern.
Wer glaubt, es gehe beim Friedensnobelpreis uneingeschränkt um FRIEDEN, muss also umlernen. Es geht um liberal-demokratische Ideologie westlicher Prägung und deren Unterstützung. „Frieden“ steht nur noch an zweiter Stelle.
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