
Deutschland – Auswandern aus einem kranken Land – 18 Wege in ein neues Leben
Im neuen Buch von Ullrich Mies bin auch ich mit einem Beitrag vertreten, obwohl ich Deutschland schon Jahrzehnte vor der Pandemie verlassen habe. Aber seit der Pandemie sage ich immer wieder: hätte ich die Jahren in Deutschland verbracht, hätte ich Europa schon lange verlassen. Ich schrieb den Text als „Als deutsche Maßnahmenkritikerin in Österreich“.
Warum man Deutschland verlässt, bringt Ullrich Mies klar und deutlich im Cover des Buches auf den Punkt: „Willkommen in Deutschland, im Land der Angst, der Lüge, der Propaganda und Zensur. Einst ein Hort der Freiheit – 35 Jahre nach der Wende ein zerrüttetes Land der Gängelung und Gesinnungskontrolle auf dem Weg in den 3. Weltkrieg. Gespritzt, gegängelt, gehorsam gemacht, eine Gesellschaft im Zerfall. Wer heute unbequeme Fragen stellt, wird diffamiert. Wer widerspricht, gecancelt. Wer aufwacht, steht allein. Oder? “
Die 18 Wege in ein neues Leben führen nach Paraguay, Kanada, Russland, Bulgarien und andere Länder. Eines verbindet wohl alle: freier Leben zu können als in Deutschland. Und das gilt eben auch für mich in Österreich. Darum hier meine Geschichte.
Als deutsche Maßnahmenkritikerin in Österreich
Eine Deutsche im Exil bin ich schon lange. Ich bin bereits 1999 nach Österreich gegangen. Und es waren auch keine politischen Gründe, die mich seinerzeit motivierten zu gehen, es waren persönliche. Ich muss aber sagen, ich bin heilfroh, das Land der ausgeprägtesten Untertanen, Mitläufer, aber auch Blockwarte und Diffamierer vor Jahren verlassen zu haben. Der Vergleich beider Länder in den Jahren 2020 und 2021 fällt klar aus. Bei der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen, präsentierten sich die Deutschen in meinen Augen erneut als Musterschüler Europas. Das musste ich bei jedem meiner Besuche unangenehm erfahren. Auch wenn ich „nur“ zu Demonstrationen beziehungsweise zweimal aufgrund internationaler Reisen an deutschen Flughäfen zu tun hatte: Ich war jedes Mal heilfroh, wieder zuhause in Österreich zu sein.
Das hat sich nach dem Ende der „Pandemie“, die mit der Ausweitung des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 beendet wurde, auch nicht geändert. Russophobie und Kriegshetze sind in Österreich deutlich weniger stark ausgeprägt als in Deutschland. Die Neutralität wird von der österreichischen Regierung zwar immer weiter untergraben, die Mehrheit der Bevölkerung Österreichs wünscht sich aber deren Erhalt.
Die Maßnahmen
In Bezug auf die Maßnahmen in 2020 haben sich die Politiker in Deutschland und Österreich in meiner Wahrnehmung nicht wesentlich unterschieden. Anfangs erschienen mir die Maßnahmen bei uns sogar noch härter, der Lockdown begann wohl auch früher. Die Panikmache war deutlicher zu spüren. Während in Deutschland mancher Politiker noch abwiegelte, fuhr man bei uns schon den „Angst“-Kurs. Aber diese Wahrnehmung kann auch an meiner persönlichen Betroffenheit liegen. Schließlich war Österreich das Land, das mir verbieten wollte, ohne triftigen Grund mein Haus zu verlassen, und drohte mir mit entsprechenden Strafen, würde ich mich nicht daran halten würde.
Die Betonung liegt aber bereits auf den Worten „verbieten wollte“. Denn innerhalb kürzester Zeit begann sich spürbar erster Widerstand in der Bevölkerung zu regen — zumindest in Oberösterreich. Es begann mit Anrufen von Freunden wie „ich habe eine Ausnahmegenehmigung, wenn du fahren willst, sag mir Bescheid“. Viele in meinem Umfeld, alles Menschen, die sehr schnell keine Angst vor einer Erkrankung hatten, tauschten sich intensiv darüber aus, ob und inwieweit sich die Begründungen zugunsten der Menschen „interpretieren“ lassen. Nach wenigen Tagen — so scheint es mir im Rückblick — füllten sich die Straßen wieder.
Ein Grund sich frei zu bewegen, der trotz Lockdown beibehalten blieb, war das Recht auf Demonstration. Gemeinsam mit Freunden beschloss ich daher, in Linz die „Meditationen für die Freiheit“ zu organisieren. Auch in anderen Landeshauptstädten regte sich der Widerstand und auch wenn die Masse der Menschen noch an den Lippen der Politiker hing: Nach dem ersten Schock „ein gefährliches Virus“ und dem zweiten Schock „sie sperren uns ein“ kehrte ganz langsam das Leben auf die Straßen Österreichs zurück. Besonders ausgeprägt war diese Rückkehr bei mir auf dem Land zu spüren. Hier draußen unter den Bauern trug eigentlich keiner freiwillig Maske. Man hielt vorsichtig Abstand, aber das war es auch. Im Dorf war schon ein bisschen mehr Angst zu spüren, in der Bezirkshauptstadt steigerte sich das und in den Städten — also in Linz oder Wien — wirkte die Propaganda am besten. Das Gefühl auf den Straßen verschlechterte sich, je städtischer das Umfeld war.
Die Maske
Der Unterschied zwischen dem Durchschnitts-Deutschen und dem Durchschnitts-Österreicher lässt sich am besten bei der Umsetzung der Maskenpflicht erkennen. Auch wenn beide Gruppen ab einem gewissen Zeitpunkt das Tragen der Maske nicht als notwendig beziehungsweise als sehr unangenehm — zum Beispiel im Sommer — erachteten, trug der Durchschnitts-Deutsche diese mehrheitlich akkurat über der Nase, während sein österreichisches Pendant dies zwar nicht verweigerte, aber mehrheitlich „schlampert“ — oft unter der Nase — platzierte. Der Deutsche gehorcht, der Österreicher auch, aber unter sichtbarem Protest. Der gute Deutsche vom Typ Oberlehrer sorgt zudem dafür, dass sich andere an die Regeln halten. Diesen Typus gibt es in Österreich natürlich auch. Aber deutlich seltener.
Man möge mir diese grob plakativen Beschreibungen entschuldigen, aber ich war aus gesundheitlichen Gründen maskenbefreit. Und in den geschätzt 40 Tagen, die ich 2020 und 2021 in Deutschland verbracht habe, wurde ich mindestens doppelt so häufig darauf hingewiesen, dass ich eine Maske zu tragen habe, als in den restlichen weit über 600 Tagen, die ich in Österreich verbrachte. Diese ständigen „Belehrungen“ schienen in Deutschland an der Tagesordnung zu sein. Am Flughafen Frankfurt wurde ich im April 2022 insgesamt elfmal von der Polizei kontrolliert, dreimal wurde mein Attest fotografiert, in Linz wurde ich nicht einmal angesprochen.
Die Demonstrationen
Meinen ersten Polizei-Kessel erlebte ich am 29. August 2020 in der Berliner Friedrichstraße — als der Demonstrationszug blockiert wurde, von hinten mehr und mehr Menschen zuströmten, die Seitenstraßen zugemacht wurden und dann der Zug nicht loslaufen durfte, weil wir die „Abstände nicht einhalten“ würden. Hätte man den Zug starten lassen, wäre es nie zu dieser Enge gekommen. Kein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass um die Ecke Wasserwerfer stehen.
Auch in Österreich wurde unrechtmäßig eingekesselt. In Wien kam das mehrfach vor und es gab juristische Auseinandersetzungen im Nachgang. Aber diese Kessel waren in Österreich wohl eher die Ausnahmen als die Regel. Insgesamt habe ich bei Demos in Wien, Linz, Salzburg, Wels, Grieskirchen und Eferding den Eindruck gewonnen, dass der Polizei mehrheitlich daran gelegen war, für eine ordnungsgemäße und für alle Seiten möglichst stressfreie Durchführung der Demonstrationen zu sorgen und nicht wie in Berlin, München oder Leipzig für ein maximales Unwohlsein der Demoteilnehmer.
Die Polizei
Natürlich hat auch Österreichs Polizei Einheiten, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Ob Lentos, EE, WEGA oder gar Cobra — sobald diese Uniform-Kennzeichen zu sehen waren, war klar, es wird deutlich unangenehmer bei den Demonstrationen als mit regionalen Stadtpolizisten. Diese Einheiten waren deutlich übergriffiger in Ton und Verhalten gegenüber den Demonstranten und es gab auch unrechtmäßige Polizeigewalt. So beispielsweise Silvester 2021 in Linz gegen einen meiner Freunde. All das gab es. Aber all das ist im Vergleich zu dem, was ich beispielsweise in Berlin mehrfach selbst erleben musste — mit der 33iger und anderen Einheiten — ein müder Scheißdreck. Man entschuldige die Ausdrucksweise. In Berlin habe ich mehrfach erlebt, dass die Gewalt gezielt von der Polizei ausging, in Österreich war das die Ausnahme.
So wurde einem Versammlungsleiter am 11. Oktober 2020 vor dem Brandenburger Tor durch die Polizei der Arm gebrochen — als Dank dafür, dass er sich in einer kritischen Situation schützend vor die Polizei gestellt hat, um eine Eskalation zu vermeiden. Nur der Livestream von Boris Reitschuster, den er an ein hohes Tier bei der Berliner Politik geschickt hat, hat wohl das Schlimmste verhindert und zur Abberufung der auf Krawall gebürsteten Einheit geführt. Die Gewaltorgien der Polizeieinheiten gegen die Trommler im April 2021 im Berliner Tiergarten sind mir auch noch in böser Erinnerung, als diese einzeln gejagt, eingekesselt und zu Boden gestoßen wurden. Videos mit offensichtlicher Polizeigewalt — gegen Frauen, auch Schwangere, Behinderte und alte Menschen — gab es unzählige in Deutschland. In Österreich gab es Gewalt vereinzelt.
Auf den Punkt: In Österreich waren es einzelne A-löcher, die ihre Machtposition ausgenutzt und ihre Gewaltfantasie ausgelebt haben. In Berlin hatte das für mich System, waren die Einsatzeinheiten wohl mental entsprechend auf den Einsatz vorbereitet worden, sodass es zu gewalttägigen Situationen kommen musste. Bei meinen Erlebnissen war es immer so, dass man seitens der Polizei vorhatte, die Situation eskalieren zu lassen. Als mich Karl Hilz fragte, ob ich am 29. August 2021 nach Berlin kommen wollte, antwortete ich: „Nein. Ich habe Schiss. Ich kann nicht mehr so schnell laufen.“ Menschen unter Stress zu setzen, damit sie ihre bürgerlichen Rechte nicht mehr wahrnehmen, war wohl das Ziel hinter der Polizeigewalt.
Gerichte und Behörden
Die Übergriffe zu Silvester in Linz hatten erfreuliche Folgen. Der Maßnahmenbeschwerde meines Freundes — eines wirklich friedlichen Friedensaktivisten — wurde seitens der Judikative stattgegeben, das Verhalten der Polizei als unrechtmäßig attestiert. Ob überhaupt und gegebenenfalls auf welche Weise übergriffige Polizisten in Deutschland verfolgt werden, ist mir nicht bekannt. Ich habe noch nichts davon erfahren, gehe aber davon aus, dass ich das mitbekommen hätte. Im Gegenteil. Am 31. Juli 2021 musste ich auf dem Blog eines Anwaltes lesen: „Ältere Dame offenbar nach Maßnahmen der Polizei Berlin verstorben, Staatsanwaltschaft Berlin stellt die Ermittlungen ein“.
Wenn man sich termingerecht gegen Masken- und Abstandsanzeigen seitens der Polizei auf den Demos gewehrt hat, ist es häufig gelungen, dass Verfahren eingestellt wurden. Nur ignorieren durfte man sie nicht. Korrekter Umgang mit der Behörde war ein „Muss“. Meine Verfahren wurden alle ad acta gelegt.
Nach und nach kommen Urteile von den Gerichten, die mich hoffen lassen. Eine richtungsweisende Entscheidung hat der Verfassungsgerichtshof 2. August 2022 verkündet: Das Friseur-Verbot für Ungeimpfte war rechtswidrig. Dass derartige Urteile lange dauern, liegt daran, dass es in Österreich keine Eilverfahren gibt. Dafür haben mich die Urteile mehrheitlich in meiner Sicht auf die Welt bestätigt. Mein Eindruck ist, dass die Judikative in Österreich insgesamt noch besser funktioniert als in Deutschland. Auch wurde meines Wissens noch keine Hausdurchsuchung bei Richtern durchgeführt, die Urteile gefällt haben, die nicht im Sinne der Regierenden waren.
Das heißt aber nicht, dass an Österreichs Gerichten und Behörden nur eitel Sonnenschein herrscht. Auch hier wurden und werden einzelne Demonstrationsveranstalter, Aktivisten wie die Linzer Mutwirtin, aber ebenso Ärzte und Wissenschaftler behördlich verfolgt. Sei es durch Verlust ihrer Approbation, sei es durch Strafverfahren, wie beim Organisator der Linzer Freitagsdemo. Das Prinzip „Strafe einen, erziehe viele“ wird auch in Österreich angewendet. Aber auch hier: Es sind noch Einzelfälle im Vergleich zu Deutschland. Von Hausdurchsuchungen mit Sondereinsatzkommandos und Maschinengewehren habe ich in Österreich noch nichts vernommen. Bis dato haben nur sehr wenige Aktivisten das Land verlassen. Dr. Peer Eifler ist meines Wissens nach der einzige kritische Arzt, der diesen Weg eingeschlagen hat. Viele diskutieren es — aber aus Deutschland sind viele bereits gegangen oder besser gesagt geflüchtet.
Außerdem kannte ich in Österreich keinen Aktivisten, dessen Bankkonten, privat oder Firma, einfach mal eben gekündigt wurden. Ausnahme sind die identitäre Szene sowie das FPÖ-nahe Spektrum der alternativen Medien, hier kommt es gelegentlich vor. Diese Form der wirtschaftlichen Vernichtung ist dagegen in Deutschland scheinbar die Regel, von Aktionen wie gegen Michael Ballweg ganz zu schweigen. Ein großer Unterschied, der mich nicht persönlich betrifft, für viele Deutsche aber ein Grund war, nach Österreich umzuziehen, ist, dass es keine Präsenzpflicht in den Schulen gibt. Freilernen zu Hause ist erlaubt, der Lernfortschritt wird im Rahmen von Externistenprüfungen bestätigt. Den Kindern und Jugendlichen, deren Eltern das durchgezogen haben, blieb Leid, Masken, Testpflicht, Impfdruck erspart.
Die Impfpflicht
Als die Impfpflicht bei uns zum Gesetz wurde, regte sich der österreichische Widerstand massiv. Ab diesem Zeitpunkt ging auch Otto-Normal-Bürger auf die Straße — ich habe noch nie so viele junge Menschen protestieren sehen wie im zeitlichen Zusammenhang mit diesem Gesetzgebungsverfahren. Man zeigte, dass man dagegen war. Es gab sogar Warnstreiks und der Straßenverkehr in einigen Städten wurde zeitweise lahmgelegt. Für die tendenziell eher braven Österreicher etwas Ungeheuerliches. Man nimmt hier die Dinge lange hin, aber beim Überschreiten roter Linien werden die Menschen in großer Zahl aktiv. In Wien gab es wohl die größte Demonstration aller Zeiten, die aber von den Medien massiv niedergeschrieben wurde. Die „Qualität“ der Mainstream-Medien ist in beiden Ländern gleich.
Der Umgang mit der Impfpflicht verlief dann typisch österreichisch. Ein österreichischer Aktivistenfreund meinte: „Die Österreicher sind wohl einfach zu träge, um die Impfpflicht ordentlich umzusetzen.“ Eine Sicht, die ich mir als Deutsche so nicht angemaßt hätte. Beschlossen, nicht durchgesetzt, dann offiziell pausiert und dann — endlich — wieder abgesetzt. Die Bevölkerung hatte ihren Unmut in Demonstrationen und Volksbefragungen sehr deutlich gemacht. Die Politiker klebten wohl zu sehr an ihrem Sessel, als dass sie mit dem Durchsetzen der Impfpflicht einen Volksaufstand riskiert hätten. Es gab nie eine offizielle einrichtungsbezogene Impfpflicht oder eine Pflicht für Soldaten und andere ausgewählte Berufsgruppen wie in Deutschland. Der Druck kam mehrheitlich über die Arbeitgeber, die Regierung war fein raus.
In Deutschland ging man mancherorts den „österreichischen“ Weg , was die Impfpflicht im Gesundheitswesen betraf. Sie bestand zwar, wurde aber nicht immer durchgesetzt, weil Mitarbeiter in lokalen Gesundheitsbehörden wohl über genügend Restverstand verfügten, um nicht den vollständigen Zusammenbruch des gesamten Gesundheitswesens zu riskieren.
Die „Antifa“
Auch in Österreich gab es diese sogenannte Antifa, die als systemstützende Aktivisten und Gegendemonstranten gegen uns „Nazis“ protestierten. Aber auch hier war der Unterschied zwischen Deutschland und Österreich deutlich. Die „Antifa“ in Berlin war ein echt unangenehmer Haufen, auch in Leipzig versuchten sie eine Demo, an der ich teilnahm, mit Gewalt zu unterbinden, was seitens der Polizei immerhin verhindert wurde. Nur in Deutschland sah ich Schilder wie „Wir impfen euch alle“ oder gar „Impfen macht frei“ — ein Spruch, der mich fassungslos machte und der zeigte, wes Geistes Kind diese „Systemtruppe“ ist.
Und während ich nach einer Demo in Passau unter entsprechender „Antifa“-Begleitung nur mit leicht mulmigem Gefühl zu meinem Auto ging — ich bin aufgrund meines „roten Mantels“ im Winter immer recht gut zu erkennen — hatte ich nie das Gefühl, seitens der österreichischen „Antifa“ bedroht zu werden. Ich erinnere mich an vier oder fünf Hanseln, die in Linz mal zu unserer Freitags-Demo kamen. Die „Kids“ waren echt mutig, wir waren doch einige Hunderte, was mir einen gewissen Respekt abnötigte. Ich begreife aber da wie dort nicht, wie sich eine „Antifa“ so verhalten kann. In Österreich sind es aber deutlich weniger und maximal verhalten sie sich ein bißchen nervtötend — aber nicht relevant.
Agents Provocateurs
Am 26. August 2020 schrieb ich eine E-Mail an die Teilnehmer der beiden Busse, die zur Demo nach Berlin fahren wollten, dass sie am 29. August das Gelände um den Reichstag und die Botschaften besser meiden sollten, da es dort etwas ruppiger zugehen könne. Nachdem, was zu mir nach Österreich vorgedrungen war, waren dort Veranstaltungen angemeldet worden, deren Verantwortliche eine gewisse Nähe zum Verfassungsschutz nachgesagt wird. Am 29. August 2020 kam es dann „ganz überraschend“ zum „Sturm auf den Reichstag“, der zwar nicht mehr als ein laues Lüftchen war, aber für entsprechende Fernsehbilder sorgte. Ganz überraschend.
Auf der Demo im Herbst 2020 in Leipzig wurde das Auftreten von Provokateuren in fast einheitlicher Kleidung durch Boris Reitschuster und Martin Lejeune dokumentiert. Am 18. November 2020 hat eine Freundin von mir am Brandenburger Tor in Berlin Ähnliches beobachtet. Die Herren in den schwarzen Northface-Jacken tauchten auf, kurz bevor es zu Aggression und dann zum Wasserwerfer-Einsatz kam. Im April 2021 sah ich selbst Provokateure im Tiergarten und es gibt mehr als eine Dokumentation, wie „aggressive Demonstranten“ zu einem späteren Zeitpunkt in bester Stimmung mit Einsatzeinheiten gesehen wurden.
Auch auf österreichischen Demos gab es Provokateure. Aber hier bin ich ziemlich sicher, dass es nur sehr vereinzelt zu sinnlosen Provokationen kam — und ob diese vom Staatsschutz beauftragt oder einfach nur nützliche Idioten waren, kann ich nicht sagen.
Nach der „Pandemie“
Der Widerstand in Österreich ist — seit dem Ende der „Pandemie“ — bis auf wenige lokale Gruppen — fast eingeschlafen. Ich habe das Gefühl, Herr und Frau Österreicher haben sich — seit die persönliche Bedrohung durch die Impfpflicht abgewehrt war — wieder in ihre Komfortzone zurückgezogen, wollen wieder gemütlich vor sich hin leben und von der bösen Welt da draußen nichts wissen. Demonstrationen zu kritischen Themen wie „WHO-Pandemievertrag“ und „Internationale Gesundheitsvorschriften (IGV)“ oder dem Erhalt der österreichischen Neutralität haben immer weniger Teilnehmer. Es ist nur noch eine kleine politisch engagierte Gruppe von Unentwegten, die dagegen noch auf die Straße geht. Man freut sich, wenn am 11. Juli 2025 in Wien ca. 320 Teilnehmer die Regierung dazu auffordern, den IGV zu widersprechen. Auch Themen wie digitale ID, Nutzung von Palantir, Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit sind scheinbar für die übergroße Mehrheit der Bevölkerung irrelevant. Fast alle Strukturen wie lokale Netzwerke oder neu gegründete Vereine haben sich wieder aufgelöst oder auf eine kleine Gruppe reduziert, die ihre neu gewonnenen Freundschaften pflegen, nicht aber politisch gemeinsam ins Handeln kommen.
Wie eingangs erwähnt, ist der Russenhass in Österreich bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in Deutschland, auch wenn die Regierung alles daran setzt, für antirussische Stimmung zu sorgen und Österreichs Außenministerin ihre erste amtliche Auslandsreise nach Kiew führte. Aber ich merke in meinem lokalen Umfeld — ich lebe auf dem Land unter Bauern — immer wieder, wie wenig das wirkt. Keiner scheint erstaunt, wenn ich darauf hinweise, dass der Krieg in der Ostukraine bereits 2014 begonnen hat, niemand weist den Russen eine Alleinschuld zu — im Gegenteil. Gerade hier auf dem Land stehen viele der Medienpropaganda gegen Russland sehr skeptisch gegenüber. Was aber — leider — nicht dazu führt, dass die Menschen politisch aktiv werden. Ein Bewusstsein, selbst ins Handeln zu kommen, ist nicht entstanden. Man vertraut weiter auf politische Parteien, wobei der Vertrauensverlust gegenüber der konservativen Österreichischen Volkspartei, ÖVP (dem Äquivalent zur CDU) sich deutlich zugunsten der Freiheitliche Partei Österreichs, FPÖ (dem Äquivalent zur AfD) niederschlägt.
Während bei der Landtagswahl 2021 die ÖVP noch 37,92 und die FPÖ 20,40 Prozent erhielt, waren es 2024 bei der Bundestagswahl nur noch 27,90 Prozent für die ÖVP und 34,17 Prozent für die FPÖ. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, wohin die Reise geht. Die einzigen politischen Themen, die die Gemüter noch etwas zu erhitzen scheinen, sind in meiner Wahrnehmung Migration und Gaza. Bei Gaza spalten sich die Lager sogar innerhalb der alternativ-konservativen Szene. Es finden sich zahlreiche israelkritische Stimmen, es gibt aber auch Medien, in denen der Völkermord geleugnet und die gesundheitlichen Probleme der Menschen in Gaza als „Verfettung und Inzest“ verkauft werden. Das erinnert mich in der Qualität an den „Stürmer“. Aber gut — Meinungsfreiheit muss das aushalten. Beeindruckt hat mich dagegen der erste Jüdisch-Antizionistische Kongress, der im Juni 2025 in Wien stattfand — eine Veranstaltung, die man in Deutschland vermutlich kaum hätte organisieren können. Und auch das Verhalten der österreichischen Polizei bei Demonstrationen, die sich für das Leid der Menschen in Gaza einsetzen, ist deutlich moderater als das der deutschen „Kollegen“, das ich via Lifestream mit Erschrecken beobachten muss.
Es spricht also weiterhin noch einiges für ein …
Leben in Österreich
Wer nach Österreich einwandern will, kann das problemlos und jederzeit tun. Es ist wie ein Umzug von Hamburg nach Bayern. Hier ist es anders, aber der Kulturschock ist für einen Hamburger in Bayern sicher nicht geringer. Grundsätzliche organisatorische oder berufliche Schwierigkeiten gibt es keine. Im Gegenteil. Österreichische Behörden sind meiner Erfahrung nach deutlich service-orientierter als deutsche. Natürlich kommt es auch hier auf den Einzelnen an. Meine Erfahrung nach nunmehr 25 Jahren sagt aber, dass der Spruch „Durch’s Reden kummat‘ Leit z’samm“ in Österreich fast immer funktioniert. Man sollte halt freundlich in den Wald hineinrufen …
Soweit meine Geschichte – die 17 anderen findet man in dem sehr empfehlenswerten Buch, das man direkt beim Klarsicht Verlag oder beim Buchhändler seines Vertrauens bestellen kann.
Deutschland – Auswandern aus einem kranken Land
18 Wege in ein neues Leben
356 Seiten
Hardcover
14,8 x 21 cm
ISBN 9783985844180
25,00 €*
PS. Wer sich speziell für die Situation in Russland interessiert: In meinem Buch „Im russischen Exil“ findet man zahlreiche Gespräche mit freiwilligen und unfreiwilligen Exilanten. Der gesamte Ertrag aus dem Buch kommt Kriegsopfern zugute.
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Vielen Dank für den hervorragenden Artikel. Eine Dokumentation, die sich jeder ins Gedächtnis einprägen sollte. Als Warnung, aber auch Hoffnung.
Trotz der Blumen, die Sie über unser Land streuen, ich erkenne mein Land, seit spätestens 2020, nicht wieder und sehne mich, wie viele Bürger, in die Retro-Zeit zurück. Die unumkehrbaren Schäden müssten wir wohl mitnehmen.
Österreich steht lt. Wirtschaftsdaten mittlerweile weltweit (!) unter den Industrieländern an letzter Stelle.
Ob das toll ist, muss jeder beurteilen, der hier lebt und sich fragt, was er / sie morgen noch kochen soll…
oder ob man am hart erarbeiteten Haus künftig einfach die Ecken abbröckeln und die Fenster kaputt werden lässt. Oder ob man die „Waschrumpel“ wieder auspackt, wenn die Waschmaschine flöten geht, denn trotz wichtigtuerischem „Reparaturbonus“ repariert einem die nach rund 10 Jahren keiner mehr.
Die Wahrheit ist, dass Österreich insgesamt bald den Bach runtergeht…
Bezüglich Verhalten der Leute bin ich zum Vergleichen zu wenig oft im Norden von Deutschland.
AmTelefon und bezüglich Zuvorkommen und Hilfsbereitschaft habe ich zumindest in den Küstenstädten oft besseres erlebt als in Österreich.
Da sind aber die Leute in Nordfrankreich oder Südengland unschlagbar.
Über West Mersea/ Black Water Sea oder Middelharnis unterhalb von Rotterdamm könnte ich Bücher schreiben.
In Passau bin ich oft.
Da hatte ich eigentlich immer mit wesentlich lockereren Leuten zu tun als in Linz.
Da könnte ich auch viel schreiben.
Allerdings bessert sich der Umgang schon in den österreichischen Städten am Inn, in denen ich mich auch oft beruflich bedingt, Monate lang aufhielt.
Bezüglich Ämter kann ich eigentlich wirklich nur die Behörden in Calais oder Linz vergleichen.
Ich rate jedem Linzer Beamten oder Verwaltungangestellten ob er´s hören will oder nicht, mal um Fortbildungsurlaub im Hotel de Ville in Calais an zu suchen!
Mir fällt noch ein dass ich vor 20 Jahren auch länger in Freiburg/Schwarzwald war und mit der lichtgrünen Polizei dort, nur angenehme Begegnungen hatte.
Bei der Rückfahrt nach Österreich fielen mir in Schärding zuerst Polizisten auf, die wie die Leibgarde von Saddam Hussein aussahen.
Wenig später hörte ich dann den Ösi Polizeigewerkschafter sagen, dass die Farbenwahl der Autos und der Uniformen bewußt so gewählt wurde, damit sich die Bürger fürchten!
Und natürlich hängt das Gefühl zu Behörden auch davon ab welches Geschlecht man hat.
Oder welchen Autostandard.
Als vollbärtiger langhaariger Radfahrer hatte ich im Ösiland meist schlechte Karten.
Auch verglichen mit dem Bußgeldkatalog in der Schweiz, Holland oder England waren die Strafen in Österreich immer gering, aber der Umgangston miserabel.
Trotzdem Danke für die positive Sichtweise.
Ich hatte bisher die faschistoiden Umgangsformen der Staatsdiener hierzulande, in Erinnerung.
Und den entsprechenden Grant wenn mir einer unterkommt!