EU-Frontalangriff auf Bargeld und finanzielle Privatsphäre

10. November 2025von 5,1 Minuten Lesezeit

Bis 2027 führt die EU eine dreifache Neuregulierung im Zahlungssystem durch. Es soll die größte Umgestaltung des Euro-Währungssystems seit 1999 werden, Bargeld wird massiv beschränkt, Bitcoin und Co weiter reguliert.

Januar 2027: Jeder Euro über 10.000 € wird zu illegalem Zahlungsmittel. Jeder Bitcoin benötigt eine Genehmigung der Regierung. Jede Transaktion wird zu einem Datenpunkt im Überwachungsnetzwerk Brüssels. Diese drei Regulierungen werden bis 2027 in der EU umgesetzt. Damit wird nicht nur Bargeld und finanzielle Freiheit angegriffen, sondern auch der Digitale Euro vorbereitet.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür sind bereits geschaffen: die Verordnung zur Bekämpfung der Geldwäsche (AMLR 2024/1624), die Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCA 2023/1114). Der australische Finanzexperte Shanaka Anslem Perera veröffentlichte am Sonntag eine umfassende Analyse der EU-Finanzpläne. Sein Urteil ist dramatisch:

„Diese Mechanismen werden, sobald sie in Kraft treten, ein beispielloses System der finanziellen Rückverfolgbarkeit schaffen – eines, das nach Ansicht der europäischen Institutionen die Bürger schützt, das aber laut Kritikern die Grundlage für eine umfassende wirtschaftliche Überwachung bilden könnte.“

Perera macht drei – bereits beschlossene – Regulierungen aus, die ein finanzieller Reset seien:

  • Bargeldobergrenze — Ab 2027 dürfen Geschäfte über 10.000 Euro nicht mehr bar bezahlt werden. Größere Bargeldbeträge verlieren damit ihre Funktion als legales Zahlungsmittel für Alltagsgeschäfte wie Autokäufe oder Immobilien. Die EU begründet dies mit der Bekämpfung von Schwarzgeld – jährlich sollen rund 500 Milliarden Euro in Europa gewaschen werden. Zudem müssen Banken und einige Händler verpflichtende Kundenprüfungen bei Zahlungen über 3.000 Euro durchführen.
  • Krypto unter Kontrolle — Anonyme Wallets und Kryptowährungen, die absolut anonym sind (wie Monero) werden verboten. Jede Transaktion über 1.000 Euro erfordert Identitätsnachweis (KYC). Selbst gehostete Wallets ohne staatliche Genehmigung verschwinden. Krypto-Börsen müssen jede Bewegung melden. „Das ist kein Vorschlag mehr, das ist Gesetz.“
  • Digitaler Euro – dazu schreibt Perera: Das Projekt der Europäischen Zentralbank zur Einführung einer digitalen Währung, das sich derzeit in der Prototypenphase befindet und voraussichtlich 2029 umgesetzt werden soll, vervollständigt die Architektur. Im Gegensatz zum digitalen Yuan in China, der programmierbare Beschränkungen und die Überwachung von Transaktionen ermöglicht, hat sich die EZB zu einem „Privacy-First”-Konzept verpflichtet. Die technischen Spezifikationen deuten darauf hin, dass der digitale Euro als Bargeldäquivalent für Offline-Transaktionen dienen würde, mit verbesserten Datenschutzmaßnahmen für Routinezahlungen unterhalb der regulatorischen Schwellenwerte.

Der digitale Euro würde eine staatlich ausgegebene Alternative bieten, die theoretisch die Privatsphäre bei Transaktionen wahrt und gleichzeitig innerhalb des neuen regulatorischen Rahmens funktioniert. Europäische Beamte positionieren ihn als Lösung für genau die Bedenken, die durch ihre anderen politischen Maßnahmen aufgeworfen wurden – als eine Möglichkeit, die Privatsphäre bei Transaktionen mit geringem Wert zu wahren und gleichzeitig die Rückverfolgbarkeit verdächtiger Aktivitäten zu gewährleisten.

Doch die Bedenken hinsichtlich finanzieller Freiheit und Privatsphäre beim digitalen Euro sind groß. Diskutiert werden Haltegrenzen pro Person, Ablaufdatum des Geldes sowie Zweckgebundenheit, jede Transaktion kann nachverfolgbar werden.

Die EZB betont Privatsphäre und „Freiheit der Wahl“, Kritiker vergleichen es mit Chinas programmierbarem Yuan, der Ausgaben steuern oder Geld verfallen lassen kann.

Perera resümiert in seiner ausführlichen Analyse – ein Blick aus Australien auf die EU-Bürokratie:

Die Finanzreform der Europäischen Union für 2027 wirft eine grundlegende Frage über das Verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit in modernen Gesellschaften auf. Kann umfassende finanzielle Rückverfolgbarkeit mit einem sinnvollen Schutz der Privatsphäre des Einzelnen koexistieren? Erfordern wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche eine nahezu vollständige Transparenz der Transaktionen, oder können technische und politische Konzepte die Anonymität legitimer Aktivitäten wahren und gleichzeitig kriminelle Geldflüsse aufdecken?

Europäische Beamte beantworten diese Frage mit Ja – das Rahmenwerk bekämpft Kriminalität und schützt gleichzeitig die Bürger. Kritiker argumentieren, dass die Frage eine falsche Prämisse enthält: dass diese Ziele miteinander vereinbar sind und nicht im Widerspruch zueinanderstehen. Die technische Infrastruktur für eine umfassende Überwachung kann, sobald sie einmal aufgebaut ist, für Zwecke genutzt werden, die über ihre ursprüngliche Rechtfertigung hinausgehen. Zukünftige Regierungen, die unterschiedlichem Druck ausgesetzt sind, könnten Sicherheit vor Datenschutz, Kontrolle vor Freiheit und Stabilität vor Freiheit priorisieren.

Die Lösung bleibt bis zur tatsächlichen Umsetzung ungewiss. Das Bekenntnis der Europäischen Zentralbank zu einer datenschutzkonformen Gestaltung der digitalen Währung würde, wenn es in der Praxis eingehalten wird, das europäische Modell vom chinesischen Autoritarismus unterscheiden. Der Durchsetzungsansatz der Anti-Geldwäsche-Behörde – die Bekämpfung krimineller Netzwerke unter Wahrung der legitimen Privatsphäre – wird darüber entscheiden, ob das Rahmenwerk die erklärten Ziele erreicht oder eine schleichende Ausweitung der Aufgaben ermöglicht.

Unbestritten ist das Ausmaß des derzeit stattfindenden Wandels. Bis 2027 wird die Europäische Union nach grundlegend anderen Währungsregeln arbeiten als denen, die das Finanzwesen im vergangenen Jahrhundert geprägt haben. Das Experiment könnte beweisen, dass fortgeschrittene Volkswirtschaften sowohl Sicherheit als auch Freiheit gewährleisten können, und damit ein Modell für die globale Nachahmung bieten. Oder es könnte zeigen, dass umfassende Rückverfolgbarkeit und individuelle Privatsphäre nicht nebeneinander bestehen können und Gesellschaften gezwungen sind, sich zwischen beiden zu entscheiden.

Die Welt beobachtet diesen risikoreichen Test konkurrierender Werte – Sicherheit versus Privatsphäre, Kontrolle versus Freiheit, kollektive Sicherheit versus individuelle Freiheit. Die Entscheidung Europas wird nicht nur seine eigene Zukunft prägen, sondern auch die Entwicklung der globalen Finanzarchitektur für die kommenden Jahrzehnte.

Update: TKP hat in einem weiteren Artikel die rechtlichen Grundlagen noch einmal spezifiziert – der Artikel ist hier zu finden. 

Bild „50 euros“ by Remo- is licensed under CC BY-NC 2.0.

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8 Kommentare

  1. zorkus007 11. November 2025 um 10:16 Uhr - Antworten

    Danke für den Artikel!
    Er führt vor Augen, was es bedeutet, wie die bereits begonnene Geschichte weitergeht.

    Es ist eine extrem krasse Phase, in der wir uns befinden.
    Diese Pläne führen vor Augen, dass wir zwar auf „dem Papier“ noch Eigentümer sein können, aber faktisch werden Kontrolle und Regulation so eingreifend sein, dass eigentlich die Mächtigen die Eigentümer unseres „Eigentums“ werden. Andere bestimmen, ob du kaufen und verkaufen darfst.
    Das ist eine Aushöhlung von Art.14 GG, die aber rechtlich sehr subtil ist, so dass es sein kann, dass diese Aushöhlung nicht anfechtbar sein wird.
    Wenn ein Mensch aber wirtschaftlich so reguliert wird, dann ist das Unfreiheit. Gekoppelt mit dem CO2-Regulierungswahnsinn und den voranschreitenden Zensurmaßnahmen, wird es dahin führen, was manche schon längst haben kommen sehen: Die Mächtigen bestimmen, ob du reisen darfst oder nicht, was du kaufen darfst und was nicht, was du arbeiten darfst und was nicht, was du öffentlich kommunizieren darfst und was nicht. Damit wird man zur Verfügungsmasse für die Mächtigen.
    Was ist dann Freiheit?

    In weiten Teilen schließe ich mich @local.man an.
    Diese Entwicklung ist nahezu unvermeidbar, höchstens verlangsambar im Prozess.
    Das soll kein Fatalismus sein. Aber wie sollte das stoppbar sein?
    Entweder man ist Teil der Mächtigen – des Entscheidungsapparats -, und kann dann EInfluss nehmen. Aber selbst dort wäre man nur einer von anderen Mächtigen. Auch dort gibt es diejenigen, die noch mächtiger sind. Ob man jemals in eine solche Position kommt, ist sehr zweifelhaft. Und wäre man dort, würde man dann längst vom Machtsystem korrumpiert sein? Ein langer und ungewisser Weg, der nicht völlig unmöglich ist, aber doch sehr unwahrscheinlich.
    Oder es gibt eine breite Bürgerbewegung, die durch das Informieren, Demonstrieren und Aktionen nicht nur dagegen ist, sondern eine bessere Alternative aufzeigt. Dafür braucht man eine Masse von Menschen, mind. 20-25% der Bevölkerung. Dafür aber ist das Thema dann doch für viele ziemlich abstrakt, also schwer greifbar. Doch selbst wenn es gelänge, diese Masse zu mobilisieren, dann könnten die Mächtigen durch V-Leute die Bewegung sabotieren und durch „geordnetes Chaos“ eine Chance finden, für noch mehr Kontrolle und Überwachung zu sorgen. Auch dieser Mobilisierungs-Weg ist nicht unmöglich, aber man braucht schon viel Hoffnung und Überzeugung, um diese Opfer zu bringen.
    Schließlich sehe ich nur zwei Aspekte – zumindest für mich selbst (bis mich jemand vom Bessern überzeugt):
    Den spirituellen Ansatz und den kreativen Ansatz.

    Spiritueller Ansatz:
    Eine Auseinandersetzung mit den eigenen Werten. Was sind Eigentum und Besitz für mich? Was sind meine Werte? Was ist es, was mich zufrieden und glücklich macht?
    Solche und ähnliche Überlegungen können zur Weltflucht führen. Aber sie können auch resilient machen. Denn, wenn ich an den äußeren Umständen fast nichts verändern kann, dann kann ich zumindest an meiner Einstellung arbeiten, so dass ich für mich noch eine Würde als Mensch empfinde.

    Kreativer Ansatz:
    Es gibt „schwarze Märkte“. Parallelstrukturen, wo Menschen Güter austauschen. Welche Möglichkeiten, möglichst legalen Möglichkeiten, können entwickelt werden, um Eigentum und Besitz zu wahren und ohne Regulierung austauschen zu können?

  2. local.man 10. November 2025 um 23:18 Uhr - Antworten

    Ja ok, nichts Neues unter der Sonne.
    Da wir in der Machtpyramide einer Minderheit gefangen sind, wird sich das auch nicht ändern dürfen, weil es sofort sonst zerbrechen würde.

    Viele Optionen haben die Herrschenden aktuell nicht, denn ihr System ist im Zyklus des Endstadiums erneut und im Kern immer mitlaufend angekommen.
    Der Bruch muss also her.
    Entweder durch Folgsamkeit, oder durch Gewalt. Die einzige Alternative ist, die Menschheit macht nicht mit, aber behält das Systemkonstrukt bei. Dann werden die Herrschenden einfach nur ein wenig Brotkrumen streuen, Bauernopfer vorführen und sich ein wenig zurückziehen.
    Das Spinnennetz im Schatten wird sich aber nicht ändern, da sich die Verhältnisse von Besitz, Verteilung und Abhängigkeit nicht ändern. Daher ist ein Rücksetzen des Kapitalismus auch keine Lösung, sondern nur ein neuer Anlauf der selben Machtpyramide.

    Die Frage stellt sich also nur zwischen 2 Optionen langfristig.. Absolut notwendiger Bruch mit diesem System inkl. der Idiologien die es enthält, oder die Machtpyramide wird gewinnen.
    Die paar kleineren Optionen die dazwischen liegen, sind dabei nicht einbezogen, weil es hier um das Gesamtbild geht, nicht um kleinere Ausrutscher nach Oben oder Unten.

    Also.. das was hier passiert, ist eine völlig normale Logik des aktuellen Systems. Es kann nicht aufhören, da sonst der Status Quo beendet wird und etwas völlig anderes entstehen muss.
    Der Versuch, alles und jeden bis auf die letzte Zelle und den letzten Widerstand zu versklaven wird stetig mittels den Möglichkeiten des Fortschritts weitergehen, solange es dieses Systemgebilde und dessen intrinsische idiologische Struktur gibt.

    Im Grunde müsste das doch jedem auffallen, der aus der Vogelperspektive alleine nur die letzten 2 Jahrzehnte, besonders jetzt die letzten 5 Jahre betrachtet.

  3. Jan 10. November 2025 um 20:26 Uhr - Antworten

    Wen werden die Leute wieder wählen?

    • local.man 10. November 2025 um 23:05 Uhr - Antworten

      Das spielt eh keine Rolle, da Parteien selbst Teil des Problems sind und niemals die Lösung sein werden.

      Dies bestägt erneut auch die Frau Joanar Cotar im Interview von Michael Meyen zu sehen bei YT. Empfehlen würde ich aber zu theplattform von P. Brandenburg zu wechseln, um YT als Werkzeug des Machtsekte immer weiter den Hahn abzudrehen und auf freiere Portale zu wechseln und diesen zu helfen.

      Genauso wie diese Art Demokratie der Demokratieabwehr dient, sind Parteien nur ein weiteres Mittel die Bürger im Land von der Macht abzuhalten und ihnen das Gefühl von Mitbestimmung zu geben, die sie aber 0,0 besitzen.

      Der Glaube an dieses System ist eine schwere und tiefsitzende Ehrfurcht vor etwas, dass über einem unerreichbar zu sein scheint. Im Kern ist es aber eine maximale Niederhaltung die sich als maximale Freiheit tarnt und das maximal subtil, erprobt und durch Herrschende über gekaufte Intelligenz überall fest zementiert.
      Jedes andere Denken und Systemgrundlage ist dabei sogut wie gegen 0 vorhanden. Sogar die stetig bis aufs Blut ausgebeutete und bedrohte Menschheit, klammert daran und will nur ein wenig den Lack erneuern und 3 Schrauben hier und da nachziehen..
      Das muss man erstmal schaffen und das schlimme ist, es merkt keiner, die meisten halten die Käfigtür von Innen zu und gehen jeden an, der dieses Denkmuster aufbrechen will.

    • Jurgen 11. November 2025 um 11:06 Uhr - Antworten

      Leider gehen viel zuviele Leute in den ehemals deutschen Gebieten immer noch brav wählen (im Handelsrecht gibt es jedoch nur freiwillige Verträge) und geben damit ihre volle Zustimmung für die Enteignung und Steuerzweckentfremdung durch den Bund (der sich derweil getreu dem Völkerrecht stetig weiter abwickelt in die EU)

  4. Stunning Greenhorn 10. November 2025 um 15:42 Uhr - Antworten

    Ich mag mich irren, aber ich glaube nicht, dass sich diese wildgewordenen Sklaven der globalen Technokratie durch Argumente, Demonstranten oder Aktivistengeschrei umstimmen lassen. Wir müssen die Vögel abräumen, solange wir uns noch bewegen können.

    • Tensing Norbu 10. November 2025 um 17:05 Uhr - Antworten

      Demonstrationen sitzen diese Leute aus, Argumente werden derschlagen oder ignoriert, Aktivisten medial blockiert. Die Menschen halten nicht zusammen, daher wird es schwer, gegen diese Machtübernahme legal vorzugehen. Höchstens dass sich das allgemeine Bewusstsein gegen die Plutokratie durchsetzt, aber dazu müssten die geleiteten Leitmedien sich der Sache des Volkes annehmen. Danach sieht es auch nicht aus, denn sie sind gekauft. Geld regiert die Welt.

  5. VerarmterAdel 10. November 2025 um 13:45 Uhr - Antworten

    „You will own nothing, and be happy“ to die.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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