
Algerien: Als einziges arabisches Land kann Israel und der Westen es nicht bombardieren
Der israelischen Luftangriff auf Katar, um die Führung der palästinensischen Partei Hamas in Doha zu töten, gelang offenbar mühelos. Nach dem Fall von Syrien ist außer dem Iran nur mehr Algerien fähig sich zu verteidigen.
Nach dem Sturz der syrischen Regierung und der Auflösung der syrischen arabischen Armee im Dezember 2024, die lange Zeit eine wichtige Kraft zur Eindämmung der israelischen Macht war, hat Israel seine Angriffe auf regionale Ziele ausgeweitet und neben einer anhaltenden Kampagne gegen den Gazastreifen auch Luftangriffe auf Ziele im Iran, im Libanon, in Tunesien und im Jemen geflogen. Dies war trotz des Alters der israelischen Kampfflugzeugflotte möglich.
Bei den Angriffen auf den Iran musste Israel entgegen anderslautend Gerüchten entweder auf Sabotagetrupps im Landesinneren setzen, oder Raketen und Marschflugkörper von außerhalb der Grenzen des Iran abfeuern.
Die israelische Luftwaffe ist überwiegend auf veraltete Varianten der F-15 und F-16 angewiesen, denen die fortschrittlichen Phased-Array-Radare und andere Merkmale der „4+ Generation” moderner Varianten fehlen. Da nur eine kleine Anzahl moderner F-35 im Einsatz ist, wurde die militärische Reichweite Israels in erster Linie durch die Schwäche seiner Gegner und weniger durch die Stärke seiner eigenen Fähigkeiten ermöglicht.
- Mayer, Peter F.(Autor)
Im Nahen Osten und Nordafrika ist Algerien nach wie vor der einzige Staat, der massiv in moderne Luftabwehrfähigkeiten von nicht-westlichen Anbietern investiert hat. Sein Netzwerk aus Radar- und Boden-Luft-Raketensystemen sowie seine Flotten von Kampfflugzeugen und Abfangjägern stammen alle aus China und Russland.
Algerien beschleunigte den Aufbau dieser Fähigkeiten seit Anfang der 2010er Jahre, nachdem sein Nachbar Libyen einem unprovozierten und intensiven Luftangriff des Westens ausgesetzt war, der zur Hinrichtung seines Führers und zu einem mehr als zehnjährigen Chaos führte.
Das Rückgrat der algerischen Luftabwehr bilden die Langstrecken-Boden-Luft-Raketensysteme S-300PMU-2, S-400 und das chinesische HQ-9, eine große Flotte von über 70 Su-30MKA-Schwergewichtsjägern und kürzlich beschaffte Su-35-Luftüberlegenheitsjäger sowie Fernwaffen wie BuK-M2-Luftabwehrsysteme und MiG-29M-Jäger.
Dieses Netzwerk ist in der Region in Bezug auf die Herausforderungen, die es potenziellen Angriffen durch Israel, die Türkei oder Staaten des Westblocks stellt, eine Klasse für sich, da die algerische Flotte im Durchschnitt auf Kampfflugzeuge setzt, die Jahrzehnte neuer sind als ihre israelischen oder türkischen Pendants.
Die Streitkräfte Algeriens sind damit auch bei weitem die stärksten in Afrika. Die Luftüberlegenheit war mit ein Grund, warum der Hinauswurf von Frankreich in den Ländern der Sahelzone – Niger, Mail und Burkina Faso – nicht mehr mit militärischen Mitteln rückgängig gemacht werden konnte, als Algerien seinen Schutz der neuen Regierungen zusicherte.
Obwohl eine Reihe von Staaten in der arabischen Welt massiv in die Beschaffung moderner Kampfflugzeuge und Luftabwehrsysteme investiert haben, sind die Ausbildungsstandards im Allgemeinen niedriger geblieben als in Algerien. Der politische Druck aus der westlichen Welt hat auch dafür gesorgt, dass fast alle größeren Beschaffungen westlicher Systeme betrafen. Solche Systeme werden nicht nur stark heruntergestuft, wenn sie an die Mehrheit der arabischen Kunden verkauft werden, wobei die F-16-Kampfflugzeugflotte Ägyptens ein Paradebeispiel sind. Sie unterliegen auch starken Einschränkungen hinsichtlich ihrer Verwendung, da die westliche Kontrolle über die Quellcodes sicherstellt, dass sie nicht gegen die Interessen des Westblocks eingesetzt werden können. Dies gewährleistet Handlungsfreiheit für westliche, israelische und türkische Luftangriffe gegen Länder im Nahen Osten und Nordafrika.
Aufgrund der überwältigenden Abhängigkeit von westlicher Ausrüstung durch Länder wie Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten und der Unterinvestition in Luftverteidigungskapazitäten durch andere Länder wie den Iran bleibt Algerien das einzige Land in der Region, dessen Luftraum vor solchen Angriffen sicher ist.
Bild: Algerian Air Force Su-30MKA Fighter
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Ja, nur bei selbst entwickelten Systemen weiss man welche Backdoors eingebaut sind… Im Zweifel bzgl. den Absichten der einen Seite ist es sinnvoll bei der anderen Seite einzukaufen, wenn man es nicht selbst hinbekommt…
Ich bin dafür, der Bundeswehr auch ein paar chinesische Luftabwehrsysteme zu gönnen (hat bisher nur Serbien)… nur für den völlig unwahrscheinlichen Fall, dass die Alliierten uns (wieder) in den Rücken fallen…
Es hat sich weit über Ägypten hinaus verbreitet, die hochtechnologische Ausrüstung der Amerikaner setzt beim Einsatz die Zustimmung der Amerikaner am Kriegmachen voraus. Selbst die Nato-Vasallen haben mittlerweile Magengrummeln, wenn sie über Lufthoheiten sinnieren. Die Bricsstaaten sind offenkundig lockerer im Gehabe, wer das hochmoderne militärische hightec-Gedöns einsetzen darf. Die Hauptsache ist dort, Alles wird bezahlt. Die Amerikaner sehen das aber viel weniger entspannt. Sie haben sich mit der Nato ja nicht unbedingt eine Chance, sondern vermutlich eher ein hohes Risiko eingehandelt. Einige Regierungen im Bündnis sind aus meiner Sicht total psychopathisch drauf, wenn es darum geht Krieg und Frieden abzuwägen. Ich nenne da beispielsweise das Baltikum. Mich erinnert das immer an die Situation eines 18-jährigen Führerscheinabsolventen, der nach Scheinerhalt seinen Ferrari probefährt. Das Abregeln der Leistung wäre nachvollziehbar, hier beim Auto für den Einzelnen, beim militärischen Gedöns aber für die ganze Menschheit. Ich kann aber nachvollziehen, wenn Deutschland keine Lust hat teuerste Ausrüstung in Amerika zu ordern, wenn der unlimitierte Gebrauch nicht oder nur bei Schönwetter gegeben ist. Bei dem hochgradig aggressiven Partner der Amerikaner Israel ist es völlig verständlich, wenn andere regionale Partner der Amis wie Ägypten oder Saudi-Arabien desillusioniert auf ihre Luftwaffe schauen. Manch einer schielt von der Seite deshalb wohlwollend auf die Brics.
Die beste Sicherheit gegen Übergriffe der USA und der EU bietet immer noch der Besitz von Nuklearwaffen.