Wie russische Medien die Wagner-Meuterei analysieren

4. Juli 2023von 7,2 Minuten Lesezeit

Das Spektakel vom 23. Juni als ein Militärkonvoi auf Moskau zugesteuert ist, wird sich in die Geschichte einbrennen. Wie verarbeitet das politische Spektrum in Russland das Ereignis?

Die Wagner-Meuterei war für 24 Stunden ein Medienspektakel sondergleichen. Pro-westliche Kräfte sahen Putin bereits gestürzt, geschenkt, dass ein Hardliner seinen Platz übernehmen hätte können. Doch so schnell wie der Aufstand begonnen hatte, so schnell verschwand er wieder aus den Medien – Putin ist noch immer da, Alexandar Lukaschenko ist der Mann der Stunde.

Über den Aufstand in Frankreich berichtete der Westen weitaus stiefmütterlicher, obwohl dieser womöglich weit mehr Zerfallserscheinung ausdrückt als die Meuterei der Wagner-Gruppe. Doch ganz verarbeitet ist das russische Spektakel noch nicht – noch weniger das Französische. Doch heute noch einmal zu Wagner.

Der US-amerikanische Journalist Riley Waggaman, der schon lange im Russland lebt, hat heute einen Pressespiegel aus russischen Medien auf seinem Blog veröffentlicht. Hier einige Übersetzungen – aus dem gesamten politischen Spektrum – inkl. kleinen Überarbeitungen ins Deutsche.

Military Review (pro-militärische Hardliner)

Das Nachrichtenportal ist Russlands beliebtestes Portal für nationale Sicherheit. Drei Meinungsbeitrage befassen sich mit der Meuterei.

27. Juni: Was war es und warum? Prigoschin „Marsch der Gerechtigkeit

Im Kommentar wird behauptet, Prigoschin habe den Umfang seiner Unterstützung in der russischen Öffentlichkeit falsch eingeschätzt: „Er konnte den Unterschied zwischen ‚Prigoschin hat wahrscheinlich recht‘ und ‚Prigoschin ist unser Führer, er kann tun, was er will‘ nicht spüren.“

Laut dem Autor sei durch den Aufstand aber widerlegt, dass der Konflikt zwischen Wagner und dem Kreml nur Theater gewesen wäre. Es wird auch gefragt, warum der Kreml die Spannungen nicht im Vorfeld ausräumen hat können.

29. Juni: „Ein weiteres tragisches Datum in der modernen russischen Geschichte“

Zwei Tage später schrieb die Military Review in einem anderen Meinungsartikel, dass der 24. Juni als „tragischer“ Tag für Russland in Erinnerung bleiben werde – ein Tag, der sorgfältig untersucht werden müsse, um sicherzustellen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen:

„Es besteht kein Zweifel daran, dass das, was geschehen ist, unserem Land als Ganzes und bestimmten Personen im Besonderen – Zivilisten, Militärangehörigen und Kämpfern der PMC Wagner – erheblichen Schaden zugefügt hat. Es hätte jedoch viel schlimmer enden können. Es ist notwendig, das Wesen dieses Konflikts und die Gründe, die zu ihm geführt haben, sorgfältig und genau zu verstehen, damit sich eine solche Tragödie in Zukunft nicht wiederholt.“

2. Juli: Der sogenannte „Marsch für Gerechtigkeit“ ist ein Weckruf für Russland

Im dritten Meinungsartikel der Military Review wird argumentiert, dass Prigoschins „spezielle Militäroperation“ die Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit dem Kurs Russlands sowie eine deutliche Spaltung der Elite des Landes offenbart:

„Die Kritik an den Unzulänglichkeiten des Systems und den Erfolgen von Bakhmut ließen Prigoschins Popularität in die Höhe schnellen, und er fühlte sich als „Denunziant“. Und viele unterstützten ihn und sympathisieren weiterhin mit ihm. Obwohl sich niemand eindeutig auf seine Seite geschlagen hat, zeigen die Fakten seines Einsatzes in Rostow und die Haltung der Bevölkerung und des Militärs ihm gegenüber, dass es ein echtes Problem gibt, und dieses Problem wird von der Gesellschaft erkannt.

Die Gesellschaft ist unzufrieden mit dem wirtschaftlichen Kurs der ‚effektiven Manager‘, die das Land in einen Rohstoffabbau verwandeln; die Menschen sind unzufrieden mit dem niedrigen Lebensstandard im Land, insbesondere für die vielen Millionen wirklich armer Menschen.

Natürlich kann man mit der „gelenkten Demokratie“ weiterregieren, aber diese Methode wird das Land, wie die Politik der zaristischen Regierung, in die Verwirrung führen. Die Behörden müssen eine Rückmeldung vom Volk erhalten: Sie brauchen eine reale und keine „mythische“ Einschätzung der Reaktion des Volkes auf ihr Handeln. Etwas stimmt nicht – es muss sich etwas ändern. Die Unreformierbarkeit eines jeden Systems ist der Hauptgrund für seinen Zusammenbruch.“

Free Press (unabhängiges sozialistisches Blatt)

„Rebellionen entstehen nicht aus heiterem Himmel. Es gibt immer einen Grund„, schrieb einer der Autoren der Website am 25. Juni:

„Prigoschin nannte seine Kampagne den ‚Marsch der GerechtigkeitÄ. Dies ist kein Zufall. Gerechtigkeit war schon immer ein Schlüsselwort für unser Land. Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist in unserem Subkortex verankert. Alle Unruhen, Bürgerkriege und Rebellionen, die in Russland ausbrechen, sind darauf zurückzuführen, dass sich die Menschen betrogen fühlen und ein gerechtes System fordern. […]

Geht es uns heute gut? Natürlich wird jeder sagen, dass es den Oligarchen, den Beamten und den Geschäftsleuten, die den Behörden nahestehen, also denen, die genau wissen, an welche Türen sie klopfen müssen, [gut geht].

Die zig Millionen Menschen, die in den letzten 30 Jahren mehr als einmal von den Behörden „betrogen“ wurden, geben eine andere Antwort. Aber was soll ich sagen, es genügt, eine Zahl zu nennen: Ende 2022 lebten in Russland 15,3 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, das sind 10,5 % der Bevölkerung des Landes. Dutzende Millionen weitere Menschen leben am Rande der [offiziellen] Armut.“

Nakanune (sozialistisch)

Am 26. Juni veröffentlichte das Blatt einige kurze Kommentare des Politikwissenschaftlers Sergej Tschernjachowski:

„Vor einem Monat hörte ich Meinungen, dass sich im Land eine Doppelmacht herausbildet – die an den Zweikampf zwischen Michail Gorbatschow und Boris Jelzin erinnert -, dass sich ein Teil der militärischen, intellektuellen und finanziellen Elite um Prigoschin konzentriert. Was geschah wirklich, und stellte diese Spaltung eine echte Gefahr dar? Nicht jede Rebellion endet in einer Katastrophe wie 1991. […]

Das Problem ist, dass die Position der militärischen Führung der Russischen Föderation und ihre hohe Passivität Unzufriedenheit und Verwirrung in der russischen Gesellschaft hervorgerufen hat – was sich in Prigoschins emotionalen Eskapaden widerspiegelte. Es ist zwar inakzeptabel, sich im Zusammenhang mit der laufenden Militäraktion gegen die militärische Führung auszusprechen, aber es bleiben viele Fragen an unsere militärische Führung offen.“

Katjuscha (konservativ/orthodox/pro-Putin)

Im Telegram-Kanal (55000 Follower) von Katjuscha veröffentlichte Andrei Tsyganov am 28. Juni seine Analyse:

„Die Reihe von ’schicksalhaften Erklärungen‘, die Russland in den letzten zwei Tagen widerfahren sind, haben, gelinde gesagt, Verwirrung gestiftet. (Es ist gut, dass wir Lukaschenko haben).

Putin hingegen sprach viel über den Aufstand und seine „heldenhafte“ Niederschlagung – was das Land nicht mitbekam -, aber er sagte nichts über die Ursachen und Voraussetzungen des Aufstandes.

Daraufhin begannen die Russen, den Präsidenten in den sozialen Netzwerken offen auszulachen: Es gibt nicht nur einen Mangel an Bewusstsein [in Putins Äußerungen], sondern einen Bruch mit der Realität und sogar einen grundsätzlichen Unwillen zu sehen, was große Massen von Menschen beunruhigt.

Für uns ist das alles eigentlich schon lange kein Geheimnis mehr. Oder glaubt jemand, dass die Russen wirklich den Bau eines digitalen biometrischen Konzentrationslagers, die Allmacht der globalen Konzerne und Geldbesitzer usw. gutheißen? Dass unsere Soldaten für Nabiullina und Gref kämpfen, damit sie den digitalen Rubel und Sozialratings einführen können, oder für Kirijenko, damit er seine lähmenden und korrumpierenden VK-Feste für Kinder abhalten kann? … Oder vielleicht für Golikova, die die Interessen der WHO und der Transgender-Homosexuellen verteidigt? Oder für Manturow, der, anstatt die Produktion zu entwickeln und die Armee zu versorgen, dazu aufruft, auf Lebensmittel aus Fliegenlarven umzusteigen … ?

: Das kapitalistische System, das selbst die Idee der Ideologie aufgegeben hat, ist ausschließlich auf den Profit ausgerichtet. Die Oligarchen haben keinen Bedarf an einer starken Armee oder einem souveränen Staat – ganz zu schweigen von der Wiederbelebung des Imperiums. Ist das nicht der Grund, warum sogar unsere Waffenfabriken Privatleuten gehören?

All diese Jahre hat die Gesellschaft versucht, Signale nach oben zu senden. Die Behörden taten zumeist so, als würden sie diese nicht wahrnehmen. Nun, da es zu einem militärischen Aufstand kam, bestand (und besteht) die Hoffnung, dass die Behörden endlich beginnen, das Volk zu hören.

In der Zwischenzeit sehen wir nur Versuche, „unter den Teppich zu kehren“ und die Schrauben anzuziehen, indem man Panzer und Waffen an die internen Truppen (Rosgvardia) übergibt und die letzte Insel der Freiheit – Telegram – übernimmt…

Wenn die oberste Macht zuhören würde, würden wir unter anderem von Schoigu Rücktritte erwarten… Schoigu ist seit langem ein Symbol, das sowohl in der Armee als auch in der Gesellschaft eine ganz bestimmte Haltung hervorruft.“

Ich durfte bei der ehemaligen Außenministerin Österreichs, Karin Kneissl, die über Russland und den Kreml viel weiß, im Podcast von Flavio von Witzleben den historischen Samstag analysieren. Wer es noch nicht gehört hat – der Podcast ist hier zu finden. Mit Karin Kneissl analysiert ein kennender Blick von außen das Spektakel.


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21 Kommentare

  1. Theudric-28 6. Juli 2023 at 1:47Antworten

    „Ende 2022 lebten in Russland 15,3 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, das sind 10,5 % der Bevölkerung des Landes. Dutzende Millionen weitere Menschen leben am Rande der [offiziellen] Armut.”

    Die Armutsquote in Deutschland 2019 lag bei 15,9%. 2022 liegt diese laut den aktuellsten Daten von Statista bereits bei 16,6%.

    Die USA wiesen eine weit höhere Armutsrate als vergleichbare demokratische Länder auf. Wie aus einem Bericht des Census Bureau hervorgeht, lebten im Januar 2021 rund 37,9 Millionen US-Amerikaner:innen in Armut, was 11,6 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Bis Februar 2022 stieg die Rate auf 14,4 Prozent an.

  2. Sting 5. Juli 2023 at 14:45Antworten

    Dieser US-Journalist sollte mal lieber über seinen DEBILEN, KORRUPTEN und vom DEEP STATE gelenkten Präsidenten schreiben, der per Wahlfälschung an die Macht kam.

    Diese ganze Aktion in der Ukraine dient doch den US-OLIGARCHEN nur dazu die Russischen Rohstoffe zu erobern, da sie selbst die ihrigen schon verprasst haben.

    Die USA sin der grösste Kriegstreiber der Weltgeschichte, sie gehören schon lage geächtet und von der Weltgemeinschaft ausgeschlossen !!

  3. Dr. med. Veronika Rampold 5. Juli 2023 at 6:44Antworten

    Hochinteressant ist,
    dass es laut dem letzten zitierten Artikel

    auch in RUS

    berechtigte Furcht vor der Dgitalisierung der Währung und vor Sozialratings gibt

    und dass auch dort Leute ihre STimme erheben, die Menschen mit Insekten ernähren wollen – bei uns Mehlwürmer, dort Fliegenmaden.

    Das heisst

    1) es gibt bereits Eine Welt im menschlchen Alltagsbewusstsein, Block- und Reichsgrenzen sind Relikte

    2) leider bestmmt das spätmaoistische China derzeit dieses Alltagsbewusstsein extrem, das haben wr WEstler selbst verursacht, indem wr die Produktion der meisten Alltagsgüter den Chinesen überließen, um uns bedienen zu lassen… Hochmut kommt vorm Fall… und Russland ist mit reingezogen, weil wir WEstler mit ihm nicht rechtzeitg d.h. sofort nach Jelzins Ende ein faires Bündnis, vielleicht im Namen des Kampfs gegen den chinesischen Weltkommunismus, geschlossen haben… auch hierfür waren USA und Nato zu eingebilderbergert!

    3) dass die Erde übervölkert ist, daran kann kein Zweifel mehr bestehen, da sogar in Russland, wo es noch in fast jedem Fluß Fische gibt, über Fliegenmaden als Menschennahrung fantasiert wrd

    4) heimliche Hoffnung auch dort ist, dass die Übervölkerung nicht mehr lang besteht, man tut im STillen allerhand dagegen, lies gegen die menschliche Vermehrung, vor allem bei unbeliebten Volksgruppen – warum sonst schmiss RUS viele schlecht ausgebildete junge Männer aus Ostsibirien in die ukrainische Wurschtmaschine?

    5) die Eine Welt, in der wir uns befinden, ist leider eine zynische, menschenopfernde – es gibt keine Schutzzonen mehr vor dieser Dekadenz der Moral. Unsere Eliten haben die Moral geopfert, wir Volk sind da fröhlich mitgelaufen, weil man uns die Dekadenz als Befreiung von belastenden Fesseln verkauft hat, und jetzt können wir sehen, wie wir mit der VErwüstung fertigwerden, die das Resultat ist. Mad Max ist auf der menschlichen Ebene bereits Wirklichkeit.

    Wenn der Hinabweg beendet ist – und es geht noch weit runter! – werden die überlebenden Menschen vor der unsäglich mühsamen Arbeit stehen, nicht nur ihren Broterwerb, sondern auch ihr moralisches Leben und ihren Verstand wiederaufzubauen. Es wird sein wie 1946-47, aber weltweit, und einen Marschallplan wirds ncht geben.

  4. Wilfried 4. Juli 2023 at 22:42Antworten

    Der Analytiker Tsyganov sollte seine Schwurbelei dem ORF verkaufen – seine Märchen glaubt kein denkender Mensch

    Russland muss zwangsweise eine gelenkte Demokratie führen, weil es eben das mit Abstand rohstoffreichste Land der Welt ist, dass sich die netten Amis auch allzugerne „unter den Nagel“ reißen würden..

    Genau aus diesem Grund werden laufend „Unruhen“ im Inneren Russlands mit Abermillionen Westgeld forciert..

    Putin muss einfach auf die Hühnerdiebe aufpassen – und sei es mit mehr Kontrolle.
    Gier ist nämlich grenzenlos – gerade bei den Yankees..

  5. suedtiroler 4. Juli 2023 at 21:45Antworten

    der Westen wollte Bürgerkrieg…
    der Westen hat Bürgerkrieg bekommen!
    aber in Frankreich!

  6. rudi&maria fluegl 4. Juli 2023 at 21:25Antworten

    Herr Oysmüller!
    Mein Daumen hoch!
    Sie riskieren 50 000 indem Sie verbreiten wie vernunftförmig russische Schreiben „klingen“ können!
    Und das obwohl die „Klinge“ des Obervernaderers herumhubert.
    sie können sich aber retten indem sie etwas völlig unterirdisches im Stile des Tr.. nachschießen!

  7. Totem 4. Juli 2023 at 20:30Antworten

    @therMOnukular

    Genau, da kann man richtig neidisch werden! Was würden alle westlichen Journalisten dafür geben, in Russland leben und arbeiten zu dürfen. Dort landet man wenigstens ruckzuck im Knast, wenn man ‚Lügen‘ über den Kreml verbreitet oder entgegen der ‚Wahrheit‘ von einem Angriffskrieg spricht. In so einem tollen Land, mit so tollen Journalisten, die eine so tolle Arbeit machen, möchte jeder gerne leben. Endlich richtiger Journalismus, alles toll, die russische Gesellschaft, das Land, Zar Putin. DAS PARADIS!

    Cheerio!!!

    • therMOnukular 4. Juli 2023 at 23:17Antworten

      Ja, Totem, ich bin sicher, Assange freut sich riesig, im Westen zu sein.

      Aber das ist ein anderes Thema, oder nicht? Und dieses Thema habe ich nicht gestreift – sondern lediglich Nüchternheit und Realitätsbezug der Protagonisten gelobt.
      Wenn Ihnen das schon zu viel ist….;))

    • Zbigniew 5. Juli 2023 at 6:48Antworten

      Gab es da nicht diesen Radiosender? Raduga (Regenbogen). Hat in Russland viele Jahre kritisch berichtet und musste dann, weil der Druck zu groß wurde, in die baltischen Länder fliehen. Dort wurde er innerhalb von einem halben Jahr dicht gemacht.
      Ja ja, alle Journalisten in Russland sitzen im Gulag….

    • I.B. 5. Juli 2023 at 9:38Antworten

      @Totem
      4. Juli 2023 at 20:30

      Am 4. Juli um 9:07 habe ich Ihnen wegen Ihrer Blamage bei Ihren Rechenkünsten empfohlen, unter einem anderen Namen unterzutauchen – und schon ist es geschehen. Gratulation.

  8. JeanLuc 4. Juli 2023 at 20:24Antworten

    Vielleicht gibt es eine ganz banale Erklärung für den Marsch auf Moskau: Herrn P. hat im Drogenrausch der Größenwahn übermannt und als er wieder nüchtern wurde, hat er den Marsch schnell abgeblasen.

    • Johanna 4. Juli 2023 at 21:32Antworten

      Ja wahrscheinlich… Lukaschenko sagte in einem Interview, er wäre euphorisch gewesen und habe die ganze Zeit getobt. Er war keinem vernünftigen Argument zugänglich. Erst am Spätnachmittag kapierte er, was los ist. Der war aufgeputscht, das war der ganze Putsch.. Nastrovje! ;-)

    • therMOnukular 4. Juli 2023 at 23:35Antworten

      Ok, der hl. Johanna der Schlachthöfe kann ich nun nicht mehr antworten – da ist wohl wieder was im Busch. :((

      Aber „aufgeputscht – Putsch“ gefällt mir…;)))
      Ich wollte es nämlich an anderer Stelle schon fast mal anmerken, dass ich in all den Texten doch die westliche Wortwahl „vermisse“. Da ist wohl auch von „Aufstand“ die Rede, aber an „Putsch“ könnte ich mich jetzt nicht erinnern.

      Ich habe einfach generell in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck gewonnen, dass unabhängig von „Systemen“ oder „Regimen“ ausserhalb des Westens „alte Gepflogenheiten“ oft mal besser funktionieren bzw noch gelebt werden. Dazu gehört für mich auch, Menschen noch mehr nach Qualifikation zu befördern, als nach „Ideologie“. Ganz egal, ob man da nach Afrika schaut, Südamerika oder auch Russland. Was ich damit meine: es sind wirklich hauptsächlich wir so blöd (und nicht die Menschheit an sich ;)). Sieht man zB schon alleine an int. Press-Briefings der Biden-Admin. Die ersten, die da begannen kritisch zu (hinter-)fragen (abgesehen von Peter Doocy), waren ebenfalls afrikanische bzw. südamerikanische Journalisten, die ihre Arbeit irgendwie noch ernster nehmen (und nicht nur sich selbst wie bei uns).

    • Johanna 5. Juli 2023 at 5:12Antworten

      Von Meuterei ist auch öfter die Rede. Die Wagner-Söldner sollten in die russ. Armee eingegliedert werden, da bekam P. einen größeren Schub ;-)

      Ja, ein Journalist sollte eigentlich detektivisch vorgehen und immer gut recherchieren. Sie erschaffen eine andere Wirklichkeit. Die Leute glauben ihnen ja alles (es ist zwar eine Holschuld, aber da kannst nicht viel machen. Und damit, dass man den Kindern im Unterricht schon vorkaut, was gute und was schlechte Quellen sind, wirds noch schlimmer … oder auch nicht; vielleicht tuns ja genau das Gegenteil). Kein Mensch kann objektiv sein. Trotzden kann man sich ja bemühen und muss sich nicht so gehen lassen. „Haltung“ zählt bei uns aber mehr als Fakten.
      Prigoschin hatte Kontakt zu den Amis. Er ist mMn in keinster Weise vertrauenswurdig, schon allein wegen seiner psychischen Probleme. Die Wagnerianer sind sehr beliebt. Sie gelten als Helden. Das ist wohl der Grund, weshalb man sie laufen ließ. Man wird sehen.

    • Johanna 5. Juli 2023 at 10:23Antworten

      PS: Hinterm Busch sitzt vermutlich eine Q ;-) Falls Sie einmal nichts mehr sagen können, klicken Sie auf mich, wenn ich blau bin… vielleicht brauchen Sie einen Werbeblocker? Im Silkbrowser habe ich das Problem auch, die Seite erstarrt und das System hängt sich auf.

  9. Barbara Lackner 4. Juli 2023 at 20:04Antworten

    Vielen Dank sehr geehrter Herr Oysmüller für diesen Beitrag, – besonders auch für den Podcast mit Frau Dr. Karin Kneissl. Sehr schade und beschämend wie „Österreich“ mit diesem aufrichtigen großartigen Menschen, einer hervorragenden (!) Außenministerin umgegangen ist. Es gibt mittlerweile 22 Podcasts von Flavio von Witzleben mit Fr.Dr.Kneissl. Im 21-stem Podcast war Herr Gerald Markel zu Gast, – auch „Top“, Es geht um „den“ Neutralitätsbruch.

  10. 1150 4. Juli 2023 at 19:31Antworten

    der anti-spiegel hat eine andere, auch interessante darstellung der ereignisse

  11. Fritz Madersbacher 4. Juli 2023 at 19:27Antworten

    „Gerechtigkeit war schon immer ein Schlüsselwort für unser Land. Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist in unserem Subkortex verankert. Alle Unruhen, Bürgerkriege und Rebellionen, die in Russland ausbrechen, sind darauf zurückzuführen, dass sich die Menschen betrogen fühlen und ein gerechtes System fordern“
    In diesen Sätzen ist „Rußland“ durch den Namen beliebiger anderer Länder ersetzbar und sie blieben zutreffend. Nur: wenige Begriffe sind derart unspezifisch und nebulos wie „Gerechtigkeit“. Verschiedene Klassen, Gruppen, Individuen verstehen Verschiedenes, vielleicht sogar Konträres darunter. Darum ist es sehr wichtig, dass rebellierende Menschen sich klar darüber sind und konkrete Angaben dazu machen, was genau sie damit meinen …

  12. Totem 4. Juli 2023 at 19:22Antworten

    @therMOnukular

    Genau, da kann man richtig neidisch werden! Was würden alle westlichen Journalisten dafür geben, in Russland leben und arbeiten zu dürfen. Dort landet man wenigstens ruckzuck im Knast, wenn man Lügen über den Kreml verbreitet oder entgegen der Wahrheit von einem Angriffskrieg spricht. In so einem tollen Land, mit so tollen Journalisten, die eine so tolle Arbeit machen, möchte jeder gerne leben. Endlich richtiger Journalismus, alles toll, die russische Gesellschaft, das Land, DAS PARADIS!

    Oh Mann, für wie blöd halten Sie die Leute eigentlich, dass Sie so einen Schmarrn hier Posten. Passt natürlich wunderbar ins Bild der vielen russlandtreuen Trolle hier, die täglich ähnlichen Mist posten!

    Cheerio!!!

  13. therMOnukular 4. Juli 2023 at 18:35Antworten

    Da könnte man fast neidisch werden auf so eine Medienlandschaft. Quasi jeder Satz erscheint mir da wahrhaftiger und seriöser als unser westlicher Medienmist. Wirkt fast so auf mich, als würden Journalisten in Russland tatsächlich noch manchmal nach draußen gehen und die Welt betrachten.

  14. PALLA Manfred 4. Juli 2023 at 17:56Antworten

    . . . aber doch auch komisch, daß „Prigo“ genau zum Ende von „Air Defender 23“ das „Schauspiel“ aufführte ?!? – war ja die größte „LuftWaffen-VerlegeÜbung“ (12.-23. Juni) in der Geschichte der NATO ;-)

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