Russland startet digitalen Rubel am Samstag

31. März 2023von 3,5 Minuten Lesezeit

Russlands digitales Zentralbankgeld geht in die heiße Phase. Ab Samstag werden echte Transaktionen von echten Menschen durchgeführt. Ab 2024 soll der digitale Rubel allgemein eingeführt werden.

In der EU ist der „digitale Euro“ bis zum Herbst in der Pilotphase. Auch der „digitale Rubel“ ist in einem Pilotprogramm, dürfte aber bereits einen Schritt weiter sein als der „digitale Euro“. Der rechtliche Rahmen soll in den nächsten vier Wochen ratifiziert werden. Und am Samstag beginnt die Testphase. Es werden „echte Transaktionen“ von „echten Kunden“ durchgeführt. 2024 soll der Rubel flächendeckend eingeführt werden. Der Kreml argumentiert das Tempo beim digitalen Rubel auch mit den Sanktionen. Wenn dann die Pilotphase, an der dreizehn russische Banken beteiligt sind, abgeschlossen ist, ist Russland bereit für die „dritte Form“ der „nationalen“ Währung.

Nur „neues“ Geld

Über die großen Schritte des digitalen Rubel berichtet der „Off-Guardian“-Journalist Riley Waggaman vor wenigen Tagen auf seinem „Substack“-Blog. Auch im Schweizer Boulevard konnte man darüber nachlesen. Der neue digitale, zentralisierte, rückverfolgbare und programmierbare Rubel ist also fast da. Wie auch beim „digitalen Euro“ handelt es sich nicht nur um eine „digitale Version“ von Cash. Beides sind Arten von digitalem Zentralbankgeld (CBDC, für „Central Bank Digital Currency“).

Den Unterschied zwischen CBDC und einfach einer anderen Form von „digitalem Geld“ brachte zuletzt die Journalistin Eva Vlaardingerbroek auf den Punkt. Mit einer „Mastercard“-Zahlung oder mit „Zahlen mit Karte“ an der Kasse hat CBDC wenig zu tun. Dezentralisierte Kryptowährungen wie Bitcoin sind ebenfalls etwas anderes:  „Digitales Zentralbankgeld ist nicht einfach eine andere Form von „digitalem Geld“. CBDC lassen sich am besten als digitale Kredite bezeichnen, weil sie programmierbar sind – was bedeutet, dass die Regierung entscheiden kann, wofür Sie das Geld ausgeben dürfen und wofür nicht. Das ist Neo-Feudalismus, Leute.“

Dabei verweist Vlaardingerbroek auf die Bank of England, die den Finanzminister schon vor bald 2 Jahren aufgefordert hatte, zu entscheiden, ob das Zentralbankgeld „programmierbar“ sein sollte. So hätte der Geldausgeber, die Zentralbank, „die Kontrolle darüber, wie die Währung vom Empfänger ausgegeben wird.“

Kritik in Russland

Aber anders als in den Regimemedien der EU sind im russischen Mainstream durchaus kritische Stimmen zu vernehmen. Stimmen, die weltweit lauter werden müssten. Waggaman verweist etwa auf eine Zeitung aus Madagan, einer Hafenstadt am Pazifik. Dort heißt es äußerst kritisch:

„Experten glauben, dass die Einführung des digitalen Rubels zu einer totalen Kontrolle durch den Staat führen wird. Jeder Rubel wird seinen eigenen Code haben – ein Analogon der Nummer auf einer Banknote. Wenn jeder Rubel markiert ist, bedeutet dies, dass es keine Probleme geben wird, absolut alle Geldtransaktionen der Russen zu verfolgen – die Behörden werden in der Lage sein herauszufinden, wo der Bürger das Geld erhalten hat, an wen er es geschickt hat, was er bezahlt hat, was er gekauft hat.

Generell wird das Leben unter digitaler Überwachung stehen, sagen Ökonomen. Das Konzept des Privatlebens wird einfach verschwinden. Für die Behörden wird es einfach sein, die Bürger zu bestrafen, einzuschränken und Dinge zu verbieten. Unerwünschte Personen können leicht von der digitalen Brieftasche getrennt werden. Und das war’s – eine [unerwünschte] Person hat nichts zu essen, nichts, um eine Wohnung zu bezahlen.“

Soviel zur „Pressefreiheit“ in Russland. Personen, die vor solchen Gefahren warnen, werden in Europa nicht als „Experten“ bezeichnen, sondern gelten als „Verschwörungstheoretiker“. In einem anderen russischen Medium ist zu lesen: „Die globale Finanzelite wird digitales Geld in Umlauf bringen.“

Eine Institution für die Aufsicht von traditionellen Werten, gegründet per Dekret durch Putin, warnte Anfang Februar anhand von 15 Punkten. Es gehe um grundlegende Rechte und Freiheiten der Bürger, denn der „digitale Rubel“ habe das Potential, langfristig Bargeld abzuschaffen. Man warnt vor allumfassender Kontrollfähigkeit des Staates auf seine Bürger. Außerdem sei es „illusorisch“ zu glauben, damit Sanktionen umgehen zu können.

Bild pixabay / amvego


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21 Kommentare

  1. Michael 31. März 2023 at 20:16Antworten

    ich brauche kein Digitalgeld, aber für Wissensaktualisierung: Bei Röper gibt es einige Sachinfos zum Digitalgeld in Russland: *https://www.anti-spiegel.ru/2023/in-russland-beginnt-ein-pilotprojekt-fuer-digitales-zentralbankgeld/

  2. Erwin x 31. März 2023 at 16:57Antworten

    Muss also jedes KInd ein Smartphone haben?

  3. Auerbach 31. März 2023 at 16:45Antworten

    Ein paar Infos:
    Russland hat im Gegensatz zur EU keinerlei (!) Bargeldbegrenzungen.

    Man kann auch mit dem Koffer voller Geldscheine ins Autohaus fahren und mit diesem Bargeld bezahlen.

    Russland hat KEINE Schulden
    (lächerliche 12 Prozent vom BIP) Rohstoffe in Hülle und Fülle – die Eurasiens Länder dringend brauchen – damit ist Russland RESTLOS (!) unabhängig im Gegensatz zu Westeuropas Ländern.

    Europas Länder haben zw. 90 und 160 Prozent vom BIP Staatsschulden – und müssen wegen dieser hohen Schulden zur Zentralbank EZB um Ankauf ihrer jeweiligen Staatsanleihen bitten.
    Jedes Jahr !

    Wieso soll die EZB an abhängige verschuldete Staaten Europas nicht „Bedingungen“ stellen – wie eben den digitalen Euro SAMT Bargeldabschaffung zu fordern..

    Fazit: Bevor wir Staaten kritisieren die ihren Finanzhaushalt in Ordnung haben, (Russland) sollten wir unsere eigene Regierung zur Sparsamkeit aufrufen (!) und damit die Voraussetzung für die Beibehaltung des Bargeldes schaffen.

    DAS wiederum ist die Aufgabe von uns Staatsbürgern.

  4. Gabriele 31. März 2023 at 16:38Antworten

    Übrigens wird lt. Nachrichten heute, gerade der digitale Schülerpass eingeführt….per App und mit QR-Code. Kein Schüler wird mehr verbergen können, ob er/sie geimpft ist oder was auch immer sonst.
    Polaschek feiert es als tollen Anfang…

    • Hollie 31. März 2023 at 18:48Antworten

      Danke für den Hinweis.

      Wenn ich in dem Zusammenhang so was lese: diepressedotcom/6267185/digitaler-staat-oesterreich-ist-vorreiter-aber-wir-sind-noch-nicht-dort-wo-wir-sein-wollen (Achtung: Promo-Seite)
      wird mir schlecht. Wer ist „wir“? Wurden „wir“ gefragt`? Gnädigerweise räumt man noch eine Frist von 10 Jahren ein, dann wird jeder zwangsweise mit digital beglückt werden.

      Dazu ein Kommentar eines anderen:
      „Ich war jahrelang an einer solchen Pilotschule. Die Vorzüge der EDUCard wurden mit sehr viel Druck von oben „realisiert“.So etwa das bargeldlose Bezahlen von Beiträgen aller Art (Elternvereinsbeitrag, Kopierkostenbeitrag). Seinerzeit musste der Quickchip entsprechend aufgeladen werden, um dann in der Schule mittels eines (!) tragbaren Terminals die Beiträge einzugeben. Bei 30 Schüler*innen war eine Unterrichtsstunde damit ausgefüllt (kein Guthaben, zu wenig Guthaben, Karte defekt, Chip nicht lesbar etc. Hey, aber wir waren eine innovative Schule. Dass der Aufwand vorher für die Eltern viel größer war, fiel nicht ins Gewicht. Und was ist schon eine versch*** Unterrichtsstunde, ist ja nicht die einzige.

      Die Amish sind wohl doch nicht so verrückt wie man meinen könnte.

      • Dr. med. Veronika Rampold 1. April 2023 at 21:06

        An dem Tag, wo in den USA die Menschen in Massen zu den Amish zu strömen beginnen, um zu lernen, was an vordigitaler und traditioneller Lebensweise noch übrig ist – ist das Schlimmste vorbei!

        Die Hi-Tech-Allmachtsfantasie bröckelt seit C. Hoffentlich platzt diese Blase ganz! Ich warte – ohne Schmarrn! – seit der Kindheit darauf, dass die „Maschinenstürmer“ und jene Handweber, welche ihre Holzschuhe in die industriellen Grosswebstühle warfen, welche sie arbeitslos machten (Holzschuh heisst auf französisch sabot, daher das Wort Sabotage) aus der Schmuddelecke der Träumer und Terroristen geholt werden. Ich fühlte wie sie, seit ich erstmals von ihnen gelesen hatte – egal ob das vernünftig war. Die Maschinen, fühlte ich, nahmen den Menschen die existenzielle Ehre weg, die in ihrem Tätig- und Nützlichsein lag! Ich hätte mich verhalten wie die! Natürlich sprach ich darüber nie.

  5. wr 31. März 2023 at 15:57Antworten

    Dann stellen sich die russischen Eliten nur schlauer dabei an, dem gemeinen Volk die totale Unterjochung unterzujubeln? Da helfen dann wirklich nur noch die A-Bomben – und zwar auf alle Eliten dieser Welt, um das abzuwenden. Beim Geld hört der Spaß auf; wenn man das diktierbar macht, dann zerstört man die Freiheit des Menschen überhaupt, denn diese perversen Herrschsucht-Irren werden mit der ihnen verbliebenen Freiheit eh‘ nichts sinnvolles anfangen können – das konnten sie sowieso noch nie. Diese Schweine sollten sich schon mal warm anziehen, denn soviele Bewacher kann man gar nicht aufbringen, wenn an jeder Ecke einer lauern wird, welcher sich für die ihm genommene Freiheit rächen wird wollen.

  6. Mine 31. März 2023 at 14:42Antworten

    Mit Sputnik waren sie auch die ersten. Putin ist YGL. Spielt der mit?

    • Mine 31. März 2023 at 14:52Antworten

      OT
      woa, ist das ein gemeines Foto…
      *https://mf.b37mrtl.ru/deutsch/images/2023.03/article/6426c18248fbef45666d5c58.jpg

      • Jens Tiefschneider 1. April 2023 at 9:27

        Stammt eindeutig vom Affen ab.

  7. Reinhard 31. März 2023 at 13:24Antworten

    Es braucht keine Digitalwährung, um Regimekritiker zu sanktionieren. Das achso demokratische Kanada hat die Konten der protestierenden Lastwagenfahrer eingefrohren. Hilfsorganisationen, welche diesen zu Hilfe kommen wollten, wurden ebenfalls die Konten eingefroren.

    Das ist Staatsterroismus im demokratischen Mäntelchen. Mit dieser programmierbaren Währung ist es dann noch viel einfacher. Es gibt auch keine Justiz, die diesem kriminellen Handeln Einhalt gebietet. Man ist dann absolut machtlos. Ein anonym handelnder Staat. Niemand ist greifbar. Alles läuft automatisch. Viele kleine Rädchen. Wie damals bei den Nazis. Nur diesmal wird es nicht enden. Wir alle sind dann unsere eigenen Sklaven.

    • thinkpositiv 31. März 2023 at 22:58Antworten

      Perfekt auf den Punkt gebracht!

  8. Kooka 31. März 2023 at 12:58Antworten

    In Russland wird sehr viel mit Kredit- oder Bankkarte gezahlt. Das geht durch alle Altersgruppen. In Supermärkten oder auch Restaurants. In vielen Städten kann man den ÖPNV mit Bankkarte nutzen. Trotzdem kann man auch bar zahlen. Es ist jetzt nicht so wie hier – z.B. Mainz/Wiesbaden – das Barzahlung in Bussen überhaupt nicht mehr akzeptiert wird.

    Trotz dem angeblichen Willen zur Beibehaltung des Bargelds, sehe ich eine große Gefahr durch den digitalen Rubel. Auch Putin ist nur Politiker.

    Das man in Russland schneller ist in der Entwicklung als hier in der EU, war mir von vorneherein klar. Jeder, der einmal irgendwo in der RF das Internet benutzt hat, ist völlig geschockt, wenn er in das digitale vierte-Weltland Deutschland zurückkommt.

  9. Hollie 31. März 2023 at 12:44Antworten

    „Das Konzept des Privatlebens wird einfach verschwinden. Für die Behörden wird es einfach sein, die Bürger zu bestrafen, einzuschränken und Dinge zu verbieten. Unerwünschte Personen können leicht von der digitalen Brieftasche getrennt werden. Und das war’s – eine [unerwünschte] Person hat nichts zu essen, nichts, um eine Wohnung zu bezahlen.“
    So gefährlich, so plausibel, gerade aus der Coronaerfahrung. Und dennoch so schwierig, andere Menschen darauf aufmerksam zu machen, besonders diejenigen, für die elektronisches Bezahlen auch bequemer ist. Ist generell soooo schwierig, zu diskutieren. Ist den meisten zu unbequem und allenfalls interessant, wenn man jedenfalls recht behalten kann. Bloss nix ändern müssen. Tja, Änderungen erreicht man nur oder zumindest am besten/einfachsten mit Bangemachen – siehe Corona.

    • thinkpositiv 31. März 2023 at 23:02Antworten

      Und gerade darum müssen wir in Massen auf die Straße gehen und dagegen ankämpfen. Shops meiden, die unser Geld nicht wollen und Internet einschränken, Handy weg werfen, alles vernichten oder reduzieren, was denen in die Hände spielt.

  10. Rosa 31. März 2023 at 12:35Antworten

    Mulipolare Welt klingt so nett, aber in Endeffekt sind alle Regierungen gleichermaßen beteiligt an dem was demnächst kommt. Der Finanzcrash wird von allen Regierung unterstützt, um die digitalen Währungen einführen zu können. Das war und ist immer das Endziel gewesen. Auch die Pandemie war nur ein Vorläufer, ein Wegbereiter. Alle Länder, allen voran Amerika, die EU, China, Russland und viele andere Länger bereiten schon lange die zentral gesteuerte digitale Währung vor. In Afrika laufen ja in eltichen Ländern schon länger Testphasen. Das ist es, wovor schon lange Experten gewarnt haben. Man kann sich auf niemanden verlassen, niemand, keine Regierung von keinem Land wird uns da raushelfen. Wir können nur selber in die Gänge kommen und wenn es soweit ist, nicht nur Widerstand leisten sondern klug wäre es, schon davor eine echte Alternative zu diesen Wahnsinn zu entwickeln. Aber ich habe auch immer wieder von digitalen Währungen gelesen und gehört, die eben nicht zentral gesteuert sind, die schon existieren und wogegen die Regierungen eigentlich nichts machen können. Das könnte bedeuten, dass es sehr wohl dann Möglichkeiten gibt, aus diesem System auszusteigen. Ich denke, dass wäre der nächste Schritt, sich darüber mehr zu informieren und diese Informationen dann auch zu verbreiten.

  11. Dr. med. Veronika Rampold 31. März 2023 at 12:28Antworten

    Ausgerechnet die machen das also als erste. Sehr gute Versuchsanordnung, bei einem so weitläufigen Reich, in dem es auch digitalissime kaum möglich ist, jeden im Auge zu behalten! Es wird viel Wasser die Wolga runterfließen, bis die „neue Währung“ bei allen durchgesetzt ist – falls das je geschieht.

  12. suedtiroler 31. März 2023 at 12:03Antworten

    auch der digitale Dollar startet am 01.04. und wird dann ab Juli breiter ausgerollt.

    Fiat Money bleibt Fiat Money, egal ob analog oder digital

    • diagonal-view 31. März 2023 at 16:55Antworten

      So weit ich verstanden, ist es eben kein „Fiat-Money“, sondern eine Kontrolle über jede Transaktion, die verhindert oder ewig gespeichert bleiben könnte.
      Ob hinter dem Euro oder CBDC ein Gold-klumpen steht oder nicht, ist in beiden Fällen egal, wenn man das Zug-Ticket oder das Steak kaufen kann — oder nicht…

  13. Bernd Klaus 31. März 2023 at 11:33Antworten

    tja, und die Bevölkerung hat noch immer nicht begriffen, dass Zentralbankgeld die URSACHE für jegliche moderne Form von Herrschaft ist, EGAL ob dieses „Geld“ digital oder bar umgesetzt ist.

    („Geld“ in Anfühungsstrichen weil das das korrekte Wort ist WÄHRUNG, denn Geld ist nicht zentral – sehr erfolgreiche Desinformation steckt hinter diesem falschen Wortgebrauch)

  14. Jurgen 31. März 2023 at 11:26Antworten

    Auch Russland hängt an der BIZ…

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