Trump doch nicht die Rettung?

21. Dezember 2025von 6,2 Minuten Lesezeit

Egal was der US-Präsident Donald Trump anfasst, es zerstört weiter den Ruf und das Ansehen der USA in der Welt. Und das scheint noch schneller zu gehen als die Zerstörung des EU-Images durch die EU-Kommission. Wie kommt man auf so einen Gedanken, wo er doch als Retter der USA galt?

Für viele Menschen war Donald Trump ein Hoffnungsschimmer. Interessante Politiker und Medienschaffende wie Tucker Carlson hatten ihn bei der Wahl unterstützt, aber immer mehr wenden sich von ihm ab, immer mehr werden zu Kritikern. Und ganz schlimm ist es im Ausland. Schauen wir uns an, warum immer weniger Menschen Aussagen von Donald Trump Glauben schenken.

Der Iran-Krieg

Nachdem Trump während der ersten Amtszeit den JCPOA, also den Vertrag, mit dem sich der Iran zur Einschränkung seiner nuklearen Aktivitäten verpflichtet, gebrochen hatte, war es ihm gelungen, die Führung des Landes an den Verhandlungstisch zurück zu bringen und alles deutete darauf hin, dass die alten Bedingungen des Vertrages wieder eingehalten werden würden. Aber am Tag als eine kurze Fristsetzung abgelaufen war, ohne dass auf die Verhandlungsfortschritte geachtet wurde, ließ der Präsident zu, dass Israel einen Angriffskrieg gegen den Iran führte, obwohl der nächste Verhandlungstermin schon festgelegt worden war. Nicht nur das, er brüstete sich auch noch mit den Anfangserfolgen des Krieges durch Israel und bombardierte dann den Iran sogar selbst. Er beging das größte aller Kriegsverbrechen, das das Völkerrecht kennt: Er führte einen Angriffskrieg durch.

Der Gaza-Waffenstillstand

Obwohl sich Israel auf Druck der USA zu einem Waffenstillstand einließ, bombardierte Netanjahu weiter den Gazastreifen, nur mit etwas geringerer Intensität, und führte seine Hungerblockade ebenfalls weiter, indem zwar Luxusartikel zur Einfuhr zugelassen wurden, nicht aber ausreichend Grundnahrungsmittel und feste Notunterkünfte, die anders als Zelte, auch im Winter einen gewissen Schutz bieten. Schließlich ermordete Israel sogar wieder mal einen Hamas-Führer, trotz Waffenstillstand, nämlich zuletzt Raed Saad.

Die Venezuela-Krise

Noch nie vor Trump, hat ein US-Präsident so klar und deutlich gemacht, dass die USA rein koloniale Ausbeutungsabsichten verfolgten. Noch nie.

„Venezuela ist vollständig von der größten Flotte umzingelt, die jemals in der Geschichte Südamerikas aufgestellt wurde. Sie wird noch wachsen, und der Schock für sie wird beispiellos sein – bis sie den Vereinigten Staaten von Amerika all das Öl, Land und alle anderen Vermögenswerte zurückgeben, die sie uns zuvor gestohlen haben. Das illegitime Maduro-Regime finanziert mit dem Öl aus diesen gestohlenen Ölfeldern Drogenhandel, Terrorismus, Menschenhandel, Mord und Entführung. Wegen des Diebstahls unserer Vermögenswerte und aus vielen anderen Gründen, darunter Terrorismus, Drogenhandel und Menschenhandel, wurde das venezolanische Regime als ausländische Terrororganisation eingestuft. Ich ordne eine vollständige Blockade aller sanktionierten Öltanker an, die nach Venezuela ein- und ausfahren. Vielen Dank!“ (Quelle in Englisch)

Die Blockade, das Stehlen von Tankern, die Zerstörung von Booten und Ermordung der Besatzung, die Androhung von Gewalt, alles, aber auch alles ist illegal, völkerrechtswidrig. Trump mach noch nicht einmal den Versuch, es zu verschleiern. Er gibt ganz offen zu, dass die USA über dem Völkerrecht stehen, und tun und lassen, was sie wollen.

Aber wer ist denn überhaupt „die USA“?

Gekaufte Politik

Als Donald Trump öffentlich erwähnte, dass Miriam Adelson weitere 250 Millionen Dollar für politische Kampagnen gespendet hatte, die ihm nahestanden, war das mehr als nur eine rhetorische Floskel. Es enthüllte ein politisches System, in dem finanzielle Macht nicht nur die Politik prägt, sondern auch Zugang, Loyalität und Einfluss auf höchster Regierungsebene erkauft. Diese Bemerkung normalisierte eine Kultur, in der politische Loyalität weniger an verfassungsrechtlichen Grenzen oder öffentlicher Rechenschaftspflicht, sondern vielmehr an der Höhe der finanziellen Unterstützung gemessen wird, die die Macht sichert. Trump macht deutlich, dass Politik ein Geschäft ist. Der Meistbietende wird bedient.

Die Unberechenbarkeit

Trumps Ansatz, durch plötzliche Wechsel und Drohungen (z. B. „Vielleicht tue ich es, vielleicht tue ich es nicht“) Unsicherheit zu schaffen, wird als langfristig isolierend kritisiert. Dies schwächt das Vertrauen in US-Garantien und treibt Verbündete dazu, Alternativen zu suchen, was das US-Image als zuverlässigen Partner beschädigt. Das hat auch innerhalb der NATO dazu geführt, dass ernsthaft erwogen wird, zukünftig ohne die USA auszukommen, ja sogar sich vielleicht einmal gegen die USA verteidigen zu müssen.

Beispiel Ukraine-Krise

Der Ukraine Krieg, von dem er behauptet, es sei nicht sein Krieg, wurde während seiner ersten Amtszeit in die Wege geleitet. Trump war es, der die Provokationen intensivierte, die Konfrontation mit Russland fortführte.

Die CIA baute in Kooperation mit der ukrainischen Militärgeheimdienstabteilung (HUR) ein Netzwerk von etwa 12 geheimen Spionagebasen entlang der russischen Grenze auf, das in den acht Jahren vor der Invasion 2022 entstand – also unter Obama, Trump und Biden. Diese Basen dienten der Aufklärung russischer Kommunikation und Militärbewegungen und wurden mit CIA-Finanzierung und -Technologie ausgestattet. Unter Trump wurde die Partnerschaft fortgeführt, mit Millionen Dollar an Funding für Training, Ausrüstung und den Aufbau von Einheiten. Ukrainische Offiziere erhielten Schulungen in Spionagetechniken, sicheren Kommunikationssystemen und Infiltration (z. B. „Operation Goldfish“, bei der Ukrainer lernten, sich als Russen auszugeben). Dies war eine Intensivierung im Vergleich zur Obama-Ära, wo der Fokus stärker auf defensiver Hilfe lag. Trotz Trumps öffentlicher Lob für Putin genehmigte seine Administration die erste Lieferung offensiver Waffen wie Javelin-Panzerabwehrraketen an die Ukraine. Zudem lockerte sie Restriktionen bei der Geheimdienst-Zusammenarbeit, was der Ukraine half, russische Truppenbewegungen besser zu überwachen – eine klare Intensivierung der Konfrontation mit Russland im Vergleich zu Obamas „Decken und Nachtsichtgeräten“. Die unter Trump aufgebauten Strukturen (Basen, trainierte Einheiten) spielten eine Schlüsselrolle bei der ukrainischen Verteidigung, z. B. beim Versenken des russischen Schiffes Moskva.

Nun wendet sich Trump von der Ukraine ab, obwohl er die Politik der anderen Präsidenten, die Ukraine für einen Stellvertreterkrieg zu missbrauchen, vollumfänglich unterstützt hatte. Man mag es Pragmatismus oder Realismus nennen. Die Politik soll natürlich auch dazu führen, dass das Töten aufhört, aber musste er heucheln „Das ist nicht mein Krieg“? Es zerstört im Ausland seine Glaubwürdigkeit und den Ruf der USA.

Die Folgen

Eine Pew-Umfrage schon aus Januar–April 2025 in 24 Ländern zeigt einen Rückgang des US-Images in 15 Nationen (z. B. minus 20+ Prozentpunkte in Mexiko, Schweden, Polen und Kanada), hauptsächlich aufgrund niedrigen Vertrauens in Trump. Aber das ist erst der Anfang. Der Trend dürfte sich mit jeder Aktion, die gegen Völkerrecht und Menschenrechte verstößt stärker werden. Auch wen Angst und Korruption viele Medien und Politiker davon abhalten, Trump entgegen zu treten, wird das Ansehen der USA im Ausland weiter dramatisch erodieren. Konservative Parteien in Europa sollten sich gut überlegen, ob sie auf die Karte Trump setzen wollen.

Nicht dass die Alternativen vertrauenswürdiger wären, aber sie hatten geschickter ihre wahren Absichten vor dem Pöbel verheimlicht. Während Trump sich sogar mit seinen Aktionen brüstet, und dadurch versucht innenpolitisch an die primitivsten Gefühle der Massen zu appellieren. Was vielleicht sogar gelingt. Aber außenpolitisch dürfte es gefährlich sein, auf eine Zusammenarbeit mit Trump zu setzen.

Bild: Wikipedia (Ausschnitt)

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Ein Kommentar

  1. Varus 21. Dezember 2025 um 8:29 Uhr - Antworten

    Trump macht deutlich, dass Politik ein Geschäft ist. Der Meistbietende wird bedient.

    Das ist aber gar nicht anders als Von Der in Westeuropa praktiziert?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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