Trump knickt vor Muslimbrüderschaft ein

26. November 2025von 4,5 Minuten Lesezeit

Die USA haben Teile der Muslimbruderschaft zur ausländischen Terrororganisation designiert. Im Westen wird die Geheimgesellschaft kaum verfolgt, eher im Gegenteil. Trumps Executive Order lässt ebenfalls entscheidende Punkte offen – nimmt Katar und die Türkei, die Hochburgen und Geldgeber, explizit aus. 

Im arabischen Raum ist die Muslimbruderschaft – die 1928 gegründet wurde und erst durch die Kooperation mit Nazi-Deutschland an Einfluss gewonnen hatte – schon seit vielen Jahren verboten. Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Jordanien sowie Russland (seit 2003) haben die Bruderschaft verboten. Nun ziehen die USA nach.

Allerdings hat Trump nicht die gesamte Muslimbruderschaft verboten, deren aktuelle Hochburgen Katar, die Türkei und Großbritannien sein sollen. Nur bestimmte Kapitel der Bruderschaft wurden zur Terrororganisation erklärt – wobei sie vor allem im Westen nicht militant oder militärisch auftritt (anders als etwa die Hamas in Palästina, die als militärischer Arm der Bruderschaft gilt).

Die USA designieren die Zweige in Ägypten, Jordanien und Libanon als Terrorgruppen. Diese gelten als direkte Verbindungen und Vorläufer zu Hamas, al-Qaida und ISIS. Dabei ist bekannt, dass die USA bei der Etablierung von al-Qaida und ISIS ebenso eine Rolle gespielt haben wie Israel bei der Etablierung der Hamas. Die Zeiten haben sich seither jedoch verändert. Für Trump ist das ein Erfolg. Er wollte bereits während seiner ersten Amtszeit die gesamte Bruderschaft verbieten, war daran aber gescheitert. Der jetztige Vorstoß entpuppt sich als Kosmetik und PR.

Die aktuelle Order startet einen 75-tägigen Prüfprozess: Der Außenminister muss berichten, ob die genannten Kapitel die Kriterien für eine Terror-Designation erfüllen. Katar und die Türkei – die wichtigsten Finanziers und Schutzmächte der globalen MB-Struktur – werden ausdrücklich ausgenommen.

Das kritisieren Teile der MAGA-Bewegung, darunter Laura Loomer. Die Journalistin ist eine der lautesten Stimmen des islamkritischen Flügels innerhalb von MAGA, der sich aktuell in einem erbitterten Richtungsstreit mit dem antizionistischen Flügel um Tucker Carlson aber vor allem Nick Fuentes, der die jüngeren MAGA-Unterstützer mobilisiert, befindet. Sie schrieb zur Executive Order: „Trump hat die Muslimbruderschaft nicht [zur Terrororganisation] designiert. Er hat nur einen 75-Tage-Prüfprozess für ‚Chapters‘ gestartet – und Katar und die Türkei bewusst herausgehalten, weil die Katarer ihre Lobby-Freunde im Weißen Haus geschmiert haben. Das ist keine Terror-Designation, das ist PR.“

Katars Lobbytätigkeit in den USA ist bekannt, wird jedoch weit weniger thematisiert als die israelische Einflusspolitik. Kurzer Vergleich: Israel lobbyiert nicht direkt, sondern hauptsächlich über AIPAC, die als amerikanische Organisation nicht unter das Foreign Agents Registration Act fällt. AIPAC gab 2024 3,3 Millionen Dollar für Lobbying aus.

Katar gab 2023 allein 16 Millionen Dollar aus. Seit 2015 hat die registrierte katarische Lobby 243 Millionen US-Dollar investiert. Direkte Wahlspenden darf Katar nicht tätigen – anders als AIPAC, das zusammen mit anderen pro-israelischen Organisationen jährlich etwa 50 Millionen Dollar für Wahlkämpfe ausgibt. AIPAC war 2024 die mit Abstand stärkste Einzel-Lobby in US-Wahlen – ein zentraler Grund für die Kritik des antizionistischen MAGA-Flügels.

Wie viel Katar indirekt über US-Bürger und Firmen in Wahlkämpfe investiert, ist unbekannt. Dafür pumpt Katar gewaltige Summen in US-Universitäten und ist dort der bei weitem größte ausländische Spender: seit 1986 über 6 Milliarden Dollar. Die gesamten katarischen Investitionen in den USA seit 2000 werden auf 40 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt.

Mit dieser rohen ökonomischen Macht kann Israel in keiner Weise mithalten.

Aber zurück zur Muslimbruderschaft.

Der arabisch-amerikanische Autor Dan Burmawy, ein profunder Kenner der Bruderschaft und des Islam, warnt seit Jahren vor ihr. Auch er sieht die Verordnung als Kosmetik: „Die klugen Strategen, die Radikalisierer und Finanziers in Katar und der Türkei bleiben unangetastet.“

Er analysierte die Reaktion der arabischen Welt und schrieb dazu:

„Die Muslimbruderschaft wird von muslimischen Herrschern gehasst, weil sie deren Autorität als illegitim in Frage stellt, aber sie wird von den Massen geliebt. […] 99 % der Menschen verteidigen die Muslimbruderschaft und betrachten sie als die rechtmäßigen Vertreter der unterdrückten Muslime überall. […] Sie ist der Islam in seiner ursprünglichen Form, derselbe Islam, den Mohammed und seine Gefährten predigten und praktizierten, als sie die halbe alte Welt eroberten. […] Die Hamas ist der militärische Arm der Muslimbruderschaft, und 99 % der Muslime weltweit unterstützen die Hamas nicht wegen der ‚Besatzung‘, sondern aus religiösen Gründen. Den Kampf gegen die Muslimbruderschaft im Westen zu führen, ohne sich mit dem Islam selbst auseinanderzusetzen, ist Zeitverschwendung.“

Indem Katar und die Türkei explizit ausgenommen bleiben, ist das „Verbot“ tatsächlich vor allem eine PR-Aktion. Trump ist bekannt dafür, dass ihm Geschäfte besonders wichtig sind – und mit Katar macht man hervorragende Geschäfte. Nicht umsonst zwang er Netanjahu, sich nach dem angeblichen israelischen Angriff auf Doha öffentlich bei Katar zu entschuldigen.

In der EU ist die Bruderschaft übrigens nur in Österreich seit 2021 mit einem expliziten Verbot von Symbolen und Aktivitäten belegt. Ansonsten darf sie in der ganzen EU frei operieren.


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4 Kommentare

  1. Varus 27. November 2025 um 3:32 Uhr - Antworten

    Gerade in etlichen Medien – jemand hat in Washington DC zwei Nationalgardisten erschossen, angeblich ein Afghane: https://www.welt.de/vermischtes/article69276384b4508c8851a52344/washington-nationalgardisten-durch-schuesse-schwer-verletzt-tatverdaechtiger-ist-afghanischer-staatsbuerger.html Die US-Politik dreht komplett durch – ich kann mir auch vorstellen, wie die üblichen Verdächtigen gegen den Islam generell hetzen werden.

    Die „Welt“: „… Über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gibt es unterschiedliche Angaben. „Fox News“ berichtete unter Berufung auf das Heimatschutzministerium, dass der 29-Jährige nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan legal im Rahmen einer humanitären Ausnahmeregelung in die USA gelangt sei und sein Visum überschritten habe. Die Behörden prüften, ob die Tat einen terroristischen Hintergrund habe. Nach Angaben des US-Senders CNN, der sich auf das FBI beruft, hat der Verdächtige 2024 Asyl beantragt, das ihm Anfang dieses Jahres gewährt worden sei. …“ – Einer der Afghanen, welche die Amis in so heroischer Aktion aus Kabul ausgeflogen haben? Nach Buntschland werden heute noch welche eingeflogen – ob das jetzt unterbrochen wird?

    • Theutas 27. November 2025 um 12:02 Uhr - Antworten

      Soso, die US-Politik drehe als „komplett durch“ – und gegen den armen Islam könnte „gehetzt“ werden; uiuiui!

      Warum genau verteidigen Sie diese „Religion“…?

      • Varus 27. November 2025 um 17:37 Uhr

        Ich bin selbst in einer anderen christlichen „Religion“ aufgewachsen, nämlich dem Katholizismus. Kürzlich zitierte ich hier einen Artikel von Caitlin Johnstone, in dem sie über ganz offizielle Planungen der Hasbara-Propaganda berichtet, gegen den Islam zu hetzen, wenn das Belobhudeln gewisser Siedlerkolonie nicht mehr zieht. Ein Plan B, sozusagen. Anhänger einer Religion mit Christus darin sollen gegen eine andere Religion gehetzt werden, in der ebenfalls Christus vorkommt (nur mit einem anderen Status) – im Interesse einer Handvoll Eroberer, die an Christus gar nicht glauben. Noch absurder wäre wirklich schwer.

      • Toilettentieftaucher 28. November 2025 um 19:12 Uhr

        varus verteidigt auch die systematische gruppenvergewaltigung von minderjährigen engländern. zumindest wenn die täter muslimisch sind.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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