Syriens Gespräche mit Israel beinhalten die Besetzung des Nordlibanon

7. Juli 2025von 3,8 Minuten Lesezeit

Israel könnte Teile der Golanhöhen behalten, wenn die islamistische AlKaida HTS Tripoli und die Bekaa-Ebene erhält.

Israelische Medien berichten über neue Einzelheiten zu den seit einiger Zeit laufenden Gesprächen zwischen Syrien und Israel, die unglaublicherweise darauf hindeuten, dass sich die Vereinbarung auf Diskussionen über die Abtrennung von Teilen des Libanon zugunsten der islamistischen AlKaida Terror-Regimes in Damaskus konzentriert.

Die Normalisierung der Beziehungen dreht sich stark um die israelische Besetzung der Golanhöhen. Israel marschierte 1967 in Teile des Golan ein und besetzte sie, und im Dezember, nach dem Sturz der Assad-Regierung, nahm es in weitere Teile des Golan ein. Das neue Regime der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) argumentiert, dass die öffentliche Meinung sie dazu verpflichte, zu versuchen, den Golan zurückzugewinnen.

Oder zumindest einen Teil des Golan. Israelische Medien vermuten, dass ein Kompromiss, über den derzeit diskutiert wird, die Rückgabe eines Drittels der Golanhöhen an Syrien vorsehen würde, zumindest nominell, wobei Israel möglicherweise weiterhin Pachtverträge für diese Gebiete abschließen und Syrien mit Teilen des Libanon entschädigen könnte.

Die HTS soll angeblich daran interessiert sein, Tripoli zu erobern, das historisch gesehen zur Levante gehört, um es von der libyschen Stadt zu unterscheiden, mit dem Argument, dass es sich um eine mehrheitlich sunnitische Stadt handelt, die während des französischen Mandats von Syrien getrennt wurde. Berichten zufolge wollen sie auch die Bekaa-Ebene.

Für den Libanon scheint dies natürlich ein No-Go zu sein, aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass er überhaupt an den Gesprächen beteiligt ist. Dies lässt die Gespräche wie eine Absprache zwischen Israel und Syrien über die Aufteilung ihres kleineren Nachbarn erscheinen.

Tripoli ist die zweitgrößte Stadt und der zweitgrößte Hafen des Libanon, sowie Hauptstadt des Gouvernements Nord-Libanon. Im Bild oben ist die
Zitadelle von Raymond de Saint-Gilles, Graf von Toulouse sowie Markgraf der Provence und ab 1102 Graf von Tripoli, mit der Skyline von Tripoli zu sehen. Die Stadt liegt 85 km nördlich von Beirut an der Mittelmeerküste. Die Einwohnerzahl der Metropolregion beträgt etwa 500.000, für das Zentrum werden 195.932 Einwohner (Berechnung 2010)angegeben.

Die große Mehrheit der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Alawiten stellen mit 50.000 die größte Minderheit in Tripoli. An den Alawiten in Syrien hat die HTS wahllos Massenmorde begangen. Das ist ein weiteres potenzielles Problem für die Annexion der Stadt durch Syrien, da es im Nordwesten Syriens immer wieder Massaker an Alawiten gegeben hat, die dazu geführt haben, dass über zehntausend Menschen in den Norden des Libanon und in die Region Tripolis geflohen sind. Nun scheint es, als stünde auch die Stadt, aus der sie geflohen sind, zur Disposition.

In der Nähe von Tripoli gibt es auch zwei Flüchtlings-Lager für Palästinenser die 1948 aus Palästina vertrieben wurden und zwar das Beddawi Camp genau 5 km nordöstlich von Tripoli und das Nahr el-Bared Camp etwa 16 km entfernt.

Das 1955 auf einer Fläche von 1 km² errichtete Beddawi Lager gilt heute als eine der ärmsten Regionen. Wie es in Flüchtlingslagern im Libanon oft der Fall ist, wuchs das Lager im Laufe von sechs Jahrzehnten durch die palästinensischen Flüchtlinge, die aus anderen Lagern vertrieben wurden, dann durch weitere Flüchtlinge aus Nahr-el Bared nach den Zusammenstößen von 2007 und zuletzt durch die Syrienkrise, die die ohnehin schon schwache Infrastruktur des Lagers weiter erstickte. Heute leben über 45.000 Flüchtlinge in dem Lager.

Im Rahmen dieses Vorschlags würde Israel auch ein Abkommen über die gemeinsame Nutzung von Wasser mit Syrien und der Türkei erhalten und die Genehmigung zum Bau einer Pipeline vom Euphrat bekommen. Aus dem Bericht geht nicht hervor, wo entlang des Euphrat diese Pipeline angeschlossen werden soll, aber der Fluss fließt durch die Türkei, den Nordosten Syriens und den Irak, obwohl es keine Anzeichen dafür gibt, dass der Irak in irgendeiner Weise an diesen Gesprächen beteiligt ist.

Ein Abkommen mit Syrien, das die Übernahme von Teilen des Libanon mit israelischem Segen vorsieht, würde vermutlich die Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen Israels zum Libanon beenden, obwohl Israel offenbar nicht bereit ist, seine Angriffe auf den Libanon einzustellen oder den Südlibanon zu besetzen.

Bild: © Vyacheslav Argenberg / http://www.vascoplanet.com/, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

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Ein Kommentar

  1. Peter-Schmidt-News 7. Juli 2025 um 10:02 Uhr - Antworten

    Mit Unterstützung Israels [Türkei, USA] wurde in Syrien diese unrechtmäßige Terrorregierung an die Macht gebracht. Jetzt zeigt sich warum. Israel erhält Gebiete in Syrien während die an die Macht geputschten Radikalislamisten Syriens, Teile des Libanon erhalten sollen. Unter dem säkularen Staat Syrien, mit seinem rechtmäßigen Staatschef Baschar al-Assad, wäre das nicht möglich gewesen.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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