Beispiel Zucker: Wie die Ukraine Europas Landwirtschaft vernichtet

1. April 2025von 1,9 Minuten Lesezeit

Die Ukraine avanciert zum neuen (und bald einzigen) Zuckerproduzenten der EU. EU-Großkapital verdient daran, traditionelle heimische Produktion verschwindet.

Die Marchfelder Zuckerfabrik existiert seit mehr als 100 Jahren. Nun schließt das Agrana-Werk an den Toren Wiens. Es wird nicht die einzige EU-europäische Zuckerproduktion sein, die pleitegeht – der neue Zuckerproduzent für die EU ist die Ukraine: Das Großkapital erzielt neue Rekordsummen, während Arbeitsplätze und Industrie in West- und Mitteleuropa verschwinden.

Unfassbare Mengen Zucker werden aus der Ukraine in die EU importiert, und jedes Jahr werden es mehr. Die westliche Produktion kann nicht konkurrieren. Das hat direkte Auswirkungen: Traditionsreiche Zuckerfabriken werden geschlossen, Hunderte Arbeiter verlieren ihre Tätigkeit, Regionen verlieren ihre Werke. TKP hat bereits im Dezember 2023 über die massiv gestiegenen Zuckerimporte aus der Ukraine berichtet. Seither ist der Import weiter explodiert: Nächstes Jahr soll die Ukraine eine Million Tonnen Zucker in die EU importieren. Eine EU-Mitgliedschaft braucht es dafür nicht einmal. Auch so sorgen entsprechende Lobbygruppen in Brüssel dafür, dass ukrainische Agrarprodukte die EU-Märkte zollfrei überrollen dürfen.

Neben dem Agrana-Werk steht das Gasthaus zur Zuckerfabrik, ebenfalls eine Institution des Ortes und mehr als 100 Jahre alt. Seit Jahrzehnten war es der Ort für die Arbeiter zur Mittagspause. Andreas Sinnhuber, vor knapp 20 Jahren auch einmal Bürgermeister, ist bekannt dafür, dass er mit der Politik nicht zimperlich umgeht. Er protestierte lautstark gegen die Covid-Maßnahmen und nimmt aktuell die EU-Wirtschaftspolitik auseinander. Er berichtet über die EU-Zuckerwirtschaft in der Ukraine und erklärt anschaulich, wie diese neue Wirtschaft die alte Zuckerfabrik verdrängt.

Die Agrana gab Anfang März bekannt, dass die Zuckerproduktion an den Standorten Leopoldsdorf im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf) und im tschechischen Hrusovany mit sofortiger Wirkung eingestellt wird. Besonders bekannt ist das Unternehmen durch die Marke „Wiener Zucker“.

Bild „Wiener Zucker“ by Gryffindor is licensed under CC BY-SA 3.0.


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12 Kommentare

  1. cwsuisse 6. April 2025 um 12:42 Uhr - Antworten

    Wenn Russland die Ukraine erobert hat, ist Schluss mit dem Unsinn.

  2. Der Zivilist 1. April 2025 um 19:31 Uhr - Antworten

    nur billiger wird der Zucker dadurch nicht . . .

  3. Jurgen 1. April 2025 um 18:48 Uhr - Antworten

    Na dann muss man halt dezentral im kleinen Stil seinen Zucker selbst erzeugen. Der Handel wird immer teurer sein, als das Selbermachen aus eigenen Ressourcen, weil das Selbermachen nur die eigene Zeit kostet…

  4. Sabine Schoenfelder 1. April 2025 um 17:33 Uhr - Antworten

    Stakeholder-Kapitalismus. Zentralisierung gekoppelt mit Ausbeute ….und bloß keine Selbstständigen oder mittelständische Betriebe mehr ! Wir kriegen Euch ! Wer Zucker will, muß die Preise aus der Zentrale zahlen, sonst kannste nachsalzen…..😎🤓👎

  5. Dorothea 1. April 2025 um 13:45 Uhr - Antworten

    Anscheinend spielt Österreich bald nur mehr in der Sozial- und Hilfsgelder-Verteilung eine Rolle. Ohne Einnahmen wird das aber nicht mehr lange funktionieren.

    • Sabine Schoenfelder 1. April 2025 um 17:34 Uhr - Antworten

      Österreich muß erst einmal die EU fragen, ob sich Österreich überhaupt noch Zucker leisten d a r f……😁

  6. Gabriele 1. April 2025 um 13:05 Uhr - Antworten

    Alles wird sich verschlechtern für uns – später eine gute Möglichkeit, sogar Zucker zu verteuern und zu „rationieren“, „weil er ja aus der Ukraine kommt“ und dort so vieles im Argen liegt… Lieferketten-Bla bla etc. Bald auch viel billiges gespritztes Ukraine-Getreide für die dummen Europäer, zur „Aufwertung“ (nennt man dann wieder Mengenausgleich) unseres heimischen „rationierten“ Getreides (das wir lieber exportieren). Wir könnten uns noch wundern und bevor die Ukraine sauberes Getreide erzeugen könnte, müsste erst das hinterlassene Gift durch den Krieg aus dem Boden verschwinden und das dauert Jahrzehnte, wenn nicht länger… Aussichten daher mager…

    • Jurgen 1. April 2025 um 18:51 Uhr - Antworten

      Es wird Zeit die Grunderzeugnisse ganz aus der Handelskette zu nehmen und wieder selbst zu erzeugen…

  7. Ogmios 1. April 2025 um 13:01 Uhr - Antworten

    Die Zuckergewinnung ist auch sehr Energieintensiv. Die Zuckerrüben müssen gewaschen, ausgekocht (Melasse), gereinigt, getrockent und zermalen werden (grob vereinfacht). Schon alleine das auskochen erfordert eine gewaltige Menge an Energie. Es war nur eine Frage der Zeit.

    Als ich meine AUsbildung in Elektrotechnik machte, Mitte bis Ende der 90er, waren im Spätherbst bis WInter alle Bahnhöfe mit voll mit riesigen Mengen Zuckerrüben. Heute sieht man davon nichts mehr, nirgendwo.
    Die Agrana konnte sich einfach nicht mehr halten, ich kann mich noch sehr gut erinnern, als sie um 2005 herum viele Werke geschlossen hatten und nur noch die Kernstätten vorhanden waren. Jetzt schliessen sich wohl alle Pforten. War abzusehen.

    • Varus 1. April 2025 um 13:44 Uhr - Antworten

      Schon alleine das auskochen erfordert eine gewaltige Menge an Energie.

      Nichts für Michels – die glauben, Energie und furzende Kühe bringen den Weltuntergang. Die Banderas müssen irgendwie die Welt vor furzenden Kühen nicht retten – vermutlich reicht den Woken, dass die gleichgeschaltete One World vor Putin „retten“.

    • Jurgen 1. April 2025 um 18:49 Uhr - Antworten

      Aber es hindert niemanden daran, das mit der Sonnenüberschußenergie tagsüber billigst zu machen…

  8. Jan 1. April 2025 um 12:38 Uhr - Antworten

    Wie wäre es, wenn die betroffenen Landwirte sich zusammentun, faire Garantien entwickeln und naturbelassene Produkte produzieren, grassgefütterte Butter, kein Glyphosat, keine Insekten, keine mRNA-Spritzen, keine Hormone? Ich denke, auch im hochpreisigen Bereich gibt es viel Nachfrage – und wenns in den USA ist!

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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