Banken-Kritik am digitalen Euro

22. Februar 2024von 3,1 Minuten Lesezeit

Auch den Banken scheint es zu dämmern: Denn der digitale Euro könnte zuletzt auch viele Geldhäuser überflüssig machen. 

Mitten in der Vorbereitungsphase zum CBDC-Euro beginnen sich deutsche Banken gegen das Geldprojekt der EZB zu wehren. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) – der Interessenvertreter der deutschen Geldhäuser – sorgt sich um die eigene Existenz. Im Finanzausschuss des Bundestages verlangte der Sparkassenpräsident eine „Haltegrenze“ von wenigen 100 Euro. Ohne Obergrenze, wenn der CBDC-Euro „Wertaufbewahrungsmittel“ wird, also zur Spekulation oder zum Sparen verwendet wird, fürchtet man sich um die „Finanzmarktstabilität“.

EZB statt Sparkasse

Ohne Obergrenze könnte die Liquidität mancher Geldhäuser bedroht sein, meint die DK ganz aktuell. Fundamentalkritiker des CBDC warnen davor schon lange: Eine CBDC würde in radikaler Konsequenz darauf hinauslaufen, dass die meisten kleineren und mittleren Banken verschwinden könnte. Als letzten Schritt bräuchte es dann für jeden Bürger ein Konto direkt bei der Zentralbank, denn der CBDC-Euro wird letztlich immer an die EZB gekoppelt sein. Die Kritik der DK gibt dieser Warnungen neuen Schub.

Im Handelsblatt heißt es am Mittwoch:

Sollte es keine Obergrenze geben, fürchtet die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) – die gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Geldhäuser – unter Umständen einen hohen Abfluss von Einlagen. Das könnte negative Auswirkungen auf Umfang und Kosten der Kreditvergabe haben, meint die DK, da die Liquidität mancher Banken sinken könnte. Die konkreten Auswirkungen hingen allerdings vom Geschäftsmodell des jeweiligen Kreditinstituts ab.

Der geplante digitale Euro müsse daher auf die Funktion als Zahlungsmittel beschränkt bleiben und „darf nicht zur Wertaufbewahrung spekulativ missbraucht werden können“, warnt die DK in einer aktuellen Stellungnahme. „Hierzu muss der Gesetzgeber ein rechtssicheres, niedriges dreistelliges Haltelimit und ein Verzinsungsverbot vorgeben.

Weiters kritisiert die DK, dass die EZB eine „zu gewichtige Rolle bei der Umsetzung des Projekts“ einnehme.

Die EZB weist die Kritik (naturgemäß) zurück. Der digitale Euro werde nicht als „Investment“, sondern als Zahlungsmittel verwendet werden, erklärt man in einer aktuellen Publikation. So werde es durchaus eine „Haltegrenze“ geben. Außerdem werde Guthaben „nicht verzinst“ werden. Erwähnt wird aber nicht die Möglichkeit von Negativzinsen. So wäre es technisch einfach möglich, dass das Geld, das am Konto liegt, negativ verzinst und täglich weniger wert wird.

Entweder – so die Erklärung – über die aktuelle Banking-App oder eben über eine „neue Smartphone-Wallet“. Es wäre nicht überraschend, wenn dieses Wallet in die eID der EU integriert werden wird. So jedenfalls die Annahme der Kritiker, die im CBDC den letzten Schritt zum völlig gläsernen Bürgern erkennen wollen.

Das Handelsblatt erklärt den Fahrplan: „Ob die digitale Zentralbankwährung tatsächlich umgesetzt wird, ist allerdings noch nicht klar. Darüber müssen die Mitgliedstaaten der EU und das Europäische Parlament entscheiden. Sollten sie zustimmen, käme eine Digitalversion des Euros voraussichtlich frühestens im Jahr 2027.

Eine aktuelle Einschätzung dazu teilte Ronnie Grob, Chefredakteur des Schweizer Monats, im Kontrafunk. Es sei eine größere Sache, den CBDC-Euro auszurollen, „am ehesten wird es kommen, wenn es im Finanzmarkt gröbere Probleme gibt, die man dann mit diesem neuen Geld löst.“

Vergangene Woche sorgte ein TKP-Bericht für Aufsehen, der über ein aktuelles Papier aus dem deutschen Innenministerium zum digitalen Euro berichtete. Darin ging klar hervor, dass der CBDC-Euro unter anderem zweckgebunden programmiert werden kann. Auch über diese Aspekte hat Ronnie Grob im aktuellen Interview gesprochen. Grobs Conclusio: „CBDC ist das totale Überwachungsgeld, wo alles möglich ist.“ 

Bild David_SMC / pixabay


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Deutsches Papier: Digitaler Euro zweckgebunden

EZB schreibt Aufträge für Entwicklungen zum digitalen Euro aus

10 Kommentare

  1. Peter Ruzsicska 22. Februar 2024 um 13:55 Uhr - Antworten

    Klaro, aber sowas von, da die Zentralbanken mittels Digitalmoneygeneralselbstermächtigung die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken grundlegend überflüssig machen.

    • Alex 22. Februar 2024 um 14:50 Uhr - Antworten

      Nachdem alle Transaktionen gebracht werden sollen, wirds wohl keine Unterkünften bei anderen Banken brauchen… darf man denn noch Aktien halten? Vermutlich eher auch nicht…. mit anderen Worten Banken sind ein Auslaufmodell… wieder mehr Arbeitlose und von „staatlichen“ Zuwendungen abhängig…

    • Bruce Pascal 25. Februar 2024 um 1:59 Uhr - Antworten

      Aber nein… gerade in Zeiten einer Digitalwährung kann man doch nicht auf die Fachleute, zB in der Deutschen Bank nicht verzichten. Ein Digitaler Euro macht die Geldwäsche noch schwieriger. Aber die Bank meines Vertrauens, die ja auch Trumps Kredite ermöglicht hat, hilft den Hilfs-Bedürftigen.
      Dafür wird sie ja schliesslich bezahlt…

  2. lbrecht torz 22. Februar 2024 um 11:41 Uhr - Antworten

    Keine Angst. Banken sind (Ausbeutungs-)systemrelevant und werden gewiss nicht abgeschafft werden.

    Gut ein paar kleiner Banken verschwinden dann schon – das ist aber dem generelle Trend der wirtschaftlichen, medialen und digitalen Oligopolisierung allerorten geschuldet.

  3. Jurgen 22. Februar 2024 um 11:25 Uhr - Antworten

    Diese Einsicht kommt in der Tat ein wenig sehr spät, weil die Banken haben sich schon fast abgeschafft (Filialen) und damit der jeweiligen Zentralbank in die Hände gespielt durch die Favorisierung von reinen Online Aktivitäten. Dumm gelaufen für die zukünftigen Bankster Boni! Aber Filialbank zu sein ist mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal geworden…

  4. suedtiroler 22. Februar 2024 um 11:15 Uhr - Antworten

    „Es sei eine größere Sache, den CBDC-Euro auszurollen, „am ehesten wird es kommen, wenn es im Finanzmarkt gröbere Probleme gibt, die man dann mit diesem neuen Geld löst.““

    genau darauf läuft doch alles hinaus, oder wie glaubt man jemals die Schulden zurückzuzahlen?
    wie sollen die Zinsen bezahlt werden? vor allem wenn jetzt auch noch die Wirtschaft zugrunde geht.
    2027? klingt doch wie der ideale Zeitpunkt!
    2030: du wirst nichts besitzen und „glücklich“ sein….

    • Bruce Pascal 25. Februar 2024 um 2:02 Uhr - Antworten

      Nun ja, sicher, aber… Die Finanzwelt wäre doch schön blöd, wenn sie in einer Welt in der sie angesichts verdummter und manipuklierter Massen die Macht dazu haben dies zu tun, nicht tun würden, oder?

      Der Markt reguliert mal wieder was, so einfach ist das. Und die Schafe nicken mit den Köpfen dazu.

  5. Nurmalso 22. Februar 2024 um 11:13 Uhr - Antworten

    EZB macht dann was sie will, hält sich nicht an Recht u. Gesetz und enteignet die gesamten EU-Bürger. Das kennen wir doch von Ursula von der Leyen. Was die EZB heute sagt ist dann morgen Schnee von gestern.

  6. Andreas 22. Februar 2024 um 11:02 Uhr - Antworten

    Merken die Banken jetzt, dass auch sie bald abgeschafft weden ;-)

    • suedtiroler 22. Februar 2024 um 11:16 Uhr - Antworten

      die sind so sehr mit Prognosen und Analysen beschäftigt, das haben sie einfach nicht kommen sehen :-)

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