Russlands BRICS Präsidentschaft und der erwartete Niedergang des Dollars

3. Januar 2024von 4,7 Minuten Lesezeit

2023 war für den Dollar das schlechteste Jahr seit dem globalen Wirtschaftsabschwung im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Jahr 2020, wobei die Währung gegenüber Alternativen in Europa und Asien an Boden verlor. Russland hat mit 1. Januar die BRICS-Präsidentschaft übernommen und wird intensiv an einem alternativen Währungssystem arbeiten. Die Anzahl der BRICS Länder ist gleichzeitig von 5 auf 10 gestiegen.

Mittelfristig gesehen, wenn der russisch-saudische Mechanismus, der als OPEC+ bekannt ist, den Weltölmarkt von der US-Kontrolle befreit, stoßen die BRICS einen Dolch in das Herz der US-Hegemonie, die auf dem Dollar als „Weltwährung“ beruht.

Saudi-Arabien hat vor kurzem ein Devisentauschgeschäft im Wert von 7 Milliarden Dollar mit China unterzeichnet, um einen größeren Teil seines Handels vom Dollar weg zu verlagern. Die People’s Bank of China erklärte, dass die Swap-Vereinbarung zur „Stärkung der finanziellen Zusammenarbeit und zur Erleichterung von Handel und Investitionen“ zwischen den beiden Ländern beitragen wird.

Künftig werden daher sensible saudisch-chinesische Transaktionen in strategischen Bereichen wie Verteidigung, Nukleartechnologie usw. unter dem Radar der USA stattfinden. Aus chinesischer Sicht kann sich Peking selbstbewusst positionieren, um der US-Macht im indopazifischen Raum entgegenzutreten, wenn sein strategischer Handel hinreichend von einem von den USA geführten Programm antichinesischer Sanktionen abgeschirmt ist. Dies ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie die US-Strategie für den indopazifischen Raum infolge des schwindenden Einflusses der USA in Westasien an Zugkraft verlieren wird.

Der Dollar verlor 2023 gegenüber anderen wichtigen Weltwährungen 2,7 Prozent an Wert, da Spekulanten mit einer Änderung der Fed-Politik rechneten, die zu einer Senkung der Zinssätze führen und das weltweite Interesse an in Dollar denominierten Investitionen und Schulden schwächen würde, wenn sich die US-Wirtschaft verlangsamt.

Der Wertverlust des Dollars, der größte seiner Art seit 2020, als der Greenback um 5,5 Prozent fiel, weil Washington Billionen neuer Dollars in die Wirtschaft pumpte, kommt nun inmitten der laufenden tektonischen Veränderungen der Konturen der Weltwirtschaft, während die USA weiterhin versuchen, ihre Währung als wirtschaftliches Druckmittel gegen geopolitische Rivalen einzusetzen.

Der Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland, der über Sanktionen und Handelsbeschränkungen geführt wird, hat selbst bei vielen traditionellen Verbündeten der USA die Einsicht geweckt, dass ihre wirtschaftlichen Beziehungen und ihr finanzielles Wohlergehen untrennbar mit dem amerikanischen Wohlwollen verbunden sind, das jederzeit schwinden kann. Diese Erkenntnis hat dazu beigetragen, dass sich mit Beginn des neuen Jahres fünf weitere Länder dem BRICS-Block angeschlossen haben (Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate). Es hat die BRICS+ und andere Länder dazu veranlasst, die Suche nach sicheren Alternativen zur de facto globalen Reservewährung zu beschleunigen.

Auch der Ausgang des Ukraine-Krieges und die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts, der die Ursache für die Krise in Westasien ist, werden sich zweifellos tiefgreifend auf die neue Weltordnung auswirken, denn die beiden Prozesse verstärken sich gegenseitig.

Russland ist sich dessen voll bewusst schreibt der frühere indische Spitzendiplomat M.K. Bhadrakumar. Die beeindruckenden Aktivitäten von Präsident Wladimir Putin im Vorfeld des Jahreswechsels spreche für sich: eintägige Besuche in Abu Dhabi und Riad (unter den Augen eines schockierten US-Präsidenten Joe Biden), gefolgt von Gesprächen mit dem iranischen Präsidenten und abgerundet durch ein Telefongespräch mit dem ägyptischen Präsidenten.

Innerhalb von etwa 48 Stunden traf sich Putin mit seinen emiratischen, saudischen, iranischen und ägyptischen Kollegen, die am 1. Januar offiziell in die BRICS aufgenommen wurden.

Die sich abzeichnende Intervention der USA in der westasiatischen Krise kann aus geopolitischer Sicht nur verstanden werden, wenn man Bidens Feindseligkeit gegenüber Russland berücksichtigt. Die BRICS steht im Fadenkreuz Washingtons. Die USA wissen sehr wohl, dass die besonders starke Präsenz westasiatischer und arabischer Staaten in den BRICS – vier von zehn Mitgliedsstaaten – für Putins großes Projekt, die Weltordnung neu zu strukturieren und den US-Exzeptionalismus und die Hegemonie zu begraben, von zentraler Bedeutung ist.

Russland hat ausdrücklich erklärt, dass es während seines BRICS-Vorsitzes 2024 auf die Schaffung einer Währung drängen wird, die den Petrodollar herausfordern soll. Die BRICS-Währung wird zweifellos im Mittelpunkt des Gipfeltreffens der Gruppe stehen, das Putin im Oktober in Kasan, Russland, ausrichten wird.

In seiner Neujahrsansprache am 1. Januar, die den Beginn des russischen BRICS-Vorsitzes markierte, erklärte Putin sein Engagement für die „Stärkung der Rolle der BRICS im internationalen Währungssystem, die Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen den Banken und die Verwendung der nationalen Währungen im gegenseitigen Handel“.

Wenn eine BRICS-Währung anstelle des Dollars verwendet wird, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf mehrere Finanzsektoren der US-Wirtschaft haben, wie Energie- und Rohstoffmärkte, internationaler Handel und Investitionen, Kapitalmärkte, Technologie und Fintech, Konsumgüter und Einzelhandel, Reisen und Tourismus usw, so Bhadrakumar.

Der Bankensektor könnte den ersten Schlag einstecken, der schließlich auf die Märkte übergreifen könnte. Und wenn es Washington nicht gelingt, sein gigantisches Defizit zu finanzieren, könnten die Preise für alle Rohstoffe in die Höhe schnellen oder sogar eine Hyperinflation erreichen, die einen Zusammenbruch der US-Wirtschaft auslösen würde.

Sehe ich mir die Entwicklungen seit Anfang 2020 an, die im Jahr 2024 kulminieren könnten, so kommt mir der chinesische Fluch „Mögest du in interessanten Zeiten leben“ in den Sinn.


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6 Kommentare

  1. Gerhard H. 4. Januar 2024 um 15:39 Uhr - Antworten

    Anfang der 1970-iger Jahre hat es zu möglichen Änderungen der geopolitischen Machtverhältnisse folgenden Witz gegeben:
    „Der Optimist lernt Russich, der Pessimist lernt Chinesisch“
    Heute müsste es wohl so heißen:
    „Der Optimist lernt Russisch und Chinesisch, der Pessimist lernt Englisch“

  2. Heiko S 3. Januar 2024 um 11:14 Uhr - Antworten

    Es gibt bei gesellschaftlichen Entwicklungen immer einen progressiven und einen reaktionären Part. Interessant ist, dass die Handlungen des reaktionären Parts zu Unterdrückung des progressiven immer den gegenteiligen Effekt zur eigentlichen Intention haben. Das kann man an der Geschichte des Bürgerkriegs in Russland 1917, also Kerensky gegen Bolschewiki, und eben auch jetzt an der Politik der USA ablesen. In ihrem verzweifelten Versuchen, die eigene Hegemonie aufrecht zu erhalten, beschleunigen sie nur ihren eigenen Untergang. Das war übrigens ein wichtiger Punkt in der strategischen Planung von Brzezinsky in seinem Buch „Die einzige Weltmach“. Wie die USA es schaffen könnten, den Staaten scheinbare Souveränität einzuräumen, aber effektiv trotzdem die Hegemonie weiterführen zu können.

  3. niklant 3. Januar 2024 um 10:03 Uhr - Antworten

    Was bringt der Dollar? In der EU werden wohl Politiker damit geschmiert, denn die Meinungen der EU Steuerzahler sind nicht mehr Relevant! Die Gesundheitswesen werden anscheinend langsam an dasselbe System der Amerikaner angepasst, zum Wohle der Reichen! Die Brics Staaten schaffen endlich eine Konkurrenz zur Amerikanischen Möchtegern-Weltherrschaft!

    • Hasdrubal 3. Januar 2024 um 11:02 Uhr - Antworten

      Gerne hätte ich noch möglichst viele greifbare Belege, dass BRICS der westlichen Klima-Kabale von WEF, UNO, „EU“ & Co nicht folgt, sondern den Untertanen möglichst viel Wohlstand belässt. Etwas, was in den Augen der kritischen Westler besonders attraktiv wäre.

      • Jan 4. Januar 2024 um 7:51 Uhr

        Die US-Hegemonie hat die Ölländer gezwungen, auf „Freien Märkten“ zu verkaufen, so dass Länder wie Österreich auch Zugang zu Öl haben. Es gibt nichts, was Österreich herstellt, was die Ölländer zwingend bräuchten, sie könnten also einen Vertrag machen wie Iran, der militärischen Schutz durch China inkludiert, den Österreich nie anbieten könnte.

        Die Ukraine hat bewiesen, dass die USA kein Weltpolizist mehr sind. Dabei spielt unter anderem eine Rolle, dass die NATO Rüstungsgüter zu höheren Kosten produzieren muss als Russland, weil Fracking oder Transport die Energiekosten verteuern. Dazu kommt, dass der Ressourcenmangel erhebliche Investitionen in Erneuerbare verschlingt.

        Die USA haben in 6 Jahren kein eigenes Öl mehr, damit fehlen 30% des Weltbedarfs. Man stelle sich vor, die europäische Wirtschaft liefe weiter, weil Freund Putin billige Energie gegen Waren tauscht, weil die EU sich den BRICS anschlösse! Viele politische Maßnahmen werden durch diese Sicht verständlich.

        Die BRICS werden über kurz oder lang eine Gemeinsame Währung und einen Gemeinsamen Markt schaffen, den sie nach außen abschließen werden.

        Dem Weltdollar steht damit nur noch die Hälfte der Weltproduktion gegenüber, entsprechend werden Kredite abgeschrieben werden müssen. Deutschland kann bereits jetzt 260 Mrd nicht mehr refinanzieren, ein Bailout wird nicht möglich sein.

        Leider verlangt die Bevölkerung keine Pläne von den Regierungen, wie der Ausschluss vom Weltöl abgefangen werden soll. Stattdessen lässt man sich mit seichten Ablenkungsmanövern paralysieren.

    • Toilettentieftaucher 5. Januar 2024 um 16:51 Uhr - Antworten

      mit „bedeutung“ meinen sie foltergefängnisse oder farbrevolutionen?
      (welt)kriege oder hungersnöte?
      meinen sie vielleicht die anzahl der gegründeten und finanzierten terrororganisationen?
      oder eher geheimdienste und NGOs, die gesetzestreue bürger auf der ganzen welt observieren und drangaslieren?
      oder meinen sie etwa die über 4 millionen toten, die allein die usa seit dem 11. september 2001 zu verantworten haben?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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