Wie unrecht hatte Marx wirklich? – Teil 1

6. August 2023von 11,4 Minuten Lesezeit

Ausführliche Buchrezension des gleichnamigen Buches von Fritz Erik Hoevels. Was hilft uns Marx, angesichts der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung von Faschisierung, Krieg und Abbau der Grundrechte?

Zunahme von unerhörtem Reichtum an einem Pol und gleichzeitige Zunahme von Armut und Elend am anderen Pol, das sind Entwicklungen, die sich im Westen seit 2020 enorm beschleunigt haben. Grund genug, um sich erneut mit Karl Marx zu beschäftigen, der diese Entwicklung schon im 19. Jahrhundert vorhergesehen hatte.

Da kommt das 2023 in Neuauflage erschienene Buch Wie unrecht hatte Marx wirklich? des Freiburger Philologen und Psychoanalytikers Fritz Erik Hoevels gerade zur rechten Zeit. Hoevels erhebt den Anspruch, die Theorien von Marx und Engels auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu überprüfen. Dabei berücksichtigt er auf 700 Seiten alle Bestandteile des Marxismus. Dem folgt diese Rezension.

Der erste Teil beschäftigt sich nach der Vorstellung von Buch und Autor mit Hoevels Ansichten zur marxistischen Philosophie und politischen Ökonomie. Der zweite Teil dürfte für die Leser von TKP von besonderem Interesse sein, denn hier werden die aktuellen Entwicklungen des Kapitalismus besprochen, der sich langsam in den von Hoevels so genannten Monopolismus transformiert. Themen sind unter anderem die Diskussion um Bevölkerungsreduktion, Ressourcenverbrauch und den möglichen oder unmöglichen Sturz der Oligarchenherrschaft. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der marxistischen Geschichtstheorie, insbesondere mit Hoevels Ansichten zum Übergang von der klassenlosen zur Klassengesellschaft in der menschlichen Frühzeit.

Kontext

Fritz Erik Hoevels, geboren 1948, studierte Altphilologie und Germanistik. Ursprünglich strebte er eine Universitätskarriere an. Da er als ehemaliges SDS-Mitglied damit rechnen musste, von den Berufsverboten betroffen zu werden, studierte er zusätzlich Psychologie und machte eine Ausbildung zum Psychoanalytiker. Als solcher arbeitete er bis zu seinem Ruhestand in Freiburg im Breisgau. Durch diese selbständige Tätigkeit konnte er einer seit den 70er Jahren immer stärker werdende staatliche Bevormundung entkommen.

Seine wichtigsten Bücher sind „Marxismus, Psychoanalyse, Politik“ von 1983 und „Wilhelm Reichs Beitrag zur Psychoanalyse“ von 2001. Im ersten Buch untersucht er, Wilhelm Reich folgend, was die Psychoanalyse zum proklamierten Ziel einer hypothetischen Kommunistischen Partei, also der Machteroberung des Proletariats, beitragen kann. Im zweiten Buch beschreibt er, welche Erkenntnisse Wilhelm Reich zur psychoanalytischen Theoriebildung beigetragen hat und wie er versuchte, diese in die Praxis umzusetzen. Zudem stellt er die Intrigen und Verfolgungen der organisierten Psychoanalytiker gegen Reich dar. Die Orgon-Theorie des späten Reichs ist kein Thema des Buches.

Fritz Erik Hoevels ist Gründer der politischen Gruppe Bund gegen Anpassung, die als Bunte Liste Freiburg zeitweise auch im Gemeinderat von Freiburg im Breisgau vertreten war. Sie gibt mit den Ketzerbriefen eine Zeitschrift heraus, die im eigenen Verlag, dem Ahriman-Verlag erscheint.

Das Buch

Das Buch „Wie unrecht hatte Marx wirklich?“ erschien ursprünglich 2009. Im Jahr 2023 kam eine verbesserte und erweitere Neuauflage heraus, wo Hoevels aktuelle Entwicklungen wie die Corona-Hysterie und den Machtzuwachs der westlichen Oligarchen wie Bill Gates berücksichtigt. In dem Buch erhebt Hoevels den Anspruch, die Theorien von Marx und Engels angesichts der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu überprüfen. Dabei beschäftigt er sich mit allen vier Bestandteilen des Marxismus und zwar dem dialektischen Materialismus (der marxistischen Philosophie), dem historischen Materialismus (der marxistischen Geschichtstheorie), der politischen Ökonomie und dem wissenschaftlichen Kommunismus, freilich ohne sie so zu nennen, weil das seiner Meinung nach besonders junge Leser abschrecken würde.

Auf den ersten Blick erscheint das Vorhaben von Hoevels sehr vielversprechend. Wie den beiden oben genannten Büchern zu entnehmen ist, erkennt er zum Beispiel den hervorragenden Beitrag von Leo Trotzki sowohl für den Marxismus als auch für das Zustandekommen der Russischen Revolution an. Das heißt, er flüchtet sich weder in einem dumpfen Stalinismus, wie viele angebliche Marxisten heutzutage, noch gehört er einer trotzkistischen Sekte an, die bestimmte Aussagen von Trotzki und Ernest Mandel verabsolutiert. Dass er als marxistischer Psychoanalytiker auch die Erkenntnisse des in den „besseren Zeiten“ (1965-1975) viel gelesenen Wilhelm Reich berücksichtigt, macht ihn erst recht sympathisch.

Freilich hängt das Ergebnis dieses Vorhabens davon ab, was Hoevels als Wissenschaft betrachtet. Leider ist das Resultat ernüchternd. Der wichtigste Wissenszweig, den Marx und Engels noch nicht kannten, ist seiner Meinung nach wohl vor allem die Soziobiologie eines Richard Dawkins. Dabei ist gerade diese Disziplin höchst umstritten. Es wird zuweilen sogar bezweifelt, ob es sich überhaupt um eine Wissenschaft oder nicht vielmehr um reaktionäre Ideologie handelt. Auch die Schlussfolgerung von Hoevels, dass der Kommunismus wegen der Überbevölkerung der Erde und der damit einhergehenden Ressourcenverknappung nicht mehr möglich sei, dass die USA den Neuen Kalten Krieg gewinnen werden und wir einem neuen Dunklen Zeitalter entgegen gehen, erscheint in dieser Absolutheit fragwürdig. Im Folgenden sollen einige Aussagen von Hoevels einzeln untersucht werden.

Philosophie

In Kapitel 3 stellt Hoevels einige eristische Argumentationsmuster vor, mit denen die Herrschenden bzw. ihre Ideologen jede ernsthafte Debatte zum entgleisen bringen und die Menschen moralisch massiv unter Druck setzen können. Zum Beispiel besteht der Trick bei der Subreption (Erschleichung) darin, „dass das eine Sache bezeichnende Wort zur Bezeichnung einer Menge benutzt wird, welche die ursprüngliche Sache zunächst einschließt und dann so lange erweitert wird, bis sie die heimlich angestrebte Bedeutung ebenfalls einschließt; danach wird sie wieder unauffällig verkleinert, bis das angestrebte Ziel erreicht ist.“ (S. 37) Anmerkung des Rezensenten: Wer denkt da nicht an den Begriff Antisemitismus? Ursprünglich bezeichnete er Judenfeindschaft, dann wurde er über Begriffe wie linker Antisemitismus und struktureller Antisemitismus auf Kritik am Staat Israel und an Kapitalisten im Allgemeinen erweitert. Inzwischen ist mit ihm Kritik an der jeweiligen Regierung gemeint. Auf diese Weise sind unzählige Begriffe entkernt und ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt worden. Es ist klar, dass durch diese Vorgehensweise Diskussionen immer mehr erschwert werden.

Soweit kann man Hoevels nur zustimmen. Aber warum musste er um alles in der Welt diese Argumentationsmuster ausgerechnet „Ehestreitstrukturen“ nennen? Diese Stelle weist auf ein grundlegendes Problem von Hoevels hin. Für ihn bzw. seine Genossin Kerstin Steinbach ist der Feminismus offenbar eine Ideologie, die von Frauen vertreten wird, die ihren Körper per Ehe an wohlhabende Männer verkaufen und von ihm leben wollen. Auch wenn in der westdeutschen Frauenbewegung tatsächlich einige reaktionäre Ideologeme vertreten sind und sie immer die Tendenz hatte, in Prüderie umzuschlagen, kann man sie doch nicht darauf reduzieren. Ohne sie wäre wohl kaum eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts möglich gewesen.

In den Kapiteln 7 bis 10 beschäftigt sich Hoevels mit der Ideologietheorie im weiteren Sinne. Er präzisiert insbesondere die Aussage von Marx und Engels, dass die herrschenden Ideen die Ideen der Herrschenden sind. Im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung entstehen zahlreiche unterschiedliche Ideen, wobei es keine strukturellen Schranken für diese Ideen gibt (S. 162). Von den Herrschenden werden allerdings nur diejenigen verstärkt, die ihnen zu gute kommen, zum Beispiel über „starke Sender“ wie Presse, Fernsehen und Internet. Diese Ideen haben also einen bedeutenden „Selektionsvorteil“ gegenüber anderen Ideen, die nicht verbreitet werden und bald zugrunde gehen. Hoevels geht mit Dawkins davon aus, dass diese Ideen nach den gleichen Prinzipien selektiert werden wie Gene und nennt sie deshalb Meme. Dabei sind Ideen für die Herrschenden am nützlichsten, wenn sie nicht erkennbar der Rechtfertigung ihrer Herrschaft dienten, sondern aufgrund der Eigengesetzlichkeit der jeweiligen Felder entstanden. Ein Beispiel hierfür ist Luthers Rechtfertigungslehre. Sie verbreitete sich nach 1517 in kürzester Frist, weil sie dem Bedürfnis der bürgerlichen Klasse und der Fürsten nach einer wohlfeilen Kirche entsprach. Große Teile des gesellschaftlichen Mehrproduktes, die bisher dem religiösen Suggestionsapparat überlassen werden mussten, kamen nach der Reformation der Kapitalakkumulation bzw. dem Ausbau des absolutistischen Staates zu gute. Soweit hat Hoevels die Entstehung von Ideologien nachvollziehbar erklärt. Es fragt sich freilich, warum er den Begriff Ideen in Meme umbenennen musste.

Ein wichtiges psychologisches Prinzip, das Marx und Engels noch nicht kannten, ist die von Leon Festinger entdeckte kognitive Dissonanzreduktion (KDR, S. 126ff). Wenn zwei sich widersprechenden Wahrnehmungen (Kognitionen) auftreten, wird diejenige Kognition unterdrückt, bei der das leichter geht. Das Paradebeispiel ist Rauchen. Kognition 1: Rauchen macht krank. Kognition 2: Ich rauche. Da es schwierig ist, mit dem Rauchen aufzuhören, werden sich Tabakraucher regelmäßig einreden, dass die Gefahren des Rauchens übertrieben werden, dass viele Raucher wie zum Beispiel Helmut Schmidt sehr alt geworden sind etc. Auf den Klassenkampf hat die kognitive Dissonanzreduktion einen verblüffenden Effekt: Wenn Arbeiter für ihre Arbeit schlecht bezahlt werden, besteht eine solche kognitive Dissonanz. Die Arbeiter werden sich also einreden, dass sie keine bessere Bezahlung verdienen. Sie sind deshalb mit ihrem Los zufrieden. Ander sieht es bei gut bezahlten Arbeitern aus. Eine kognitive Dissonanz besteht nicht und deshalb gibt es kein Hindernis für die Entwicklung von Klassenbewusstsein. Dies kann erklären, warum die Klassenkämpfe dann besonders stark sind, wenn die Arbeiter gut bezahlt und relativ gut behandelt werden. Das war zum Beispiel 1968 der Fall. Absolut gilt dieses Prinzip freilich nicht, sonst hätte es überhaupt keine Revolutionen geben können. Die kognitive Dissonanzreduktion kann jedoch zur Erklärung beitragen, warum sich die Arbeiter – besonders diejenigen der Gegenwart – fast alles gefallen lassen.

Noch besser als solche Prinzipien zu beschreiben, wäre es, herauszufinden, wie die KDR unwirksam gemacht werden kann. Dafür wäre ein Psychologe in besonderem Maße geeignet. Denn es ist bewiesen, dass die Gegenseite das Prinzip der KDR kennt und es bewusst zur Niederhaltung der Arbeiterklasse einsetzt. So schreibt WEF-Ideologe Yuval Noah Harari: „Eine Flut an billigen Autos, Kühlschränken, Klimaanlagen, Staubsaugern, Geschirrspülern, Waschmaschinen, Telefonen, Fernsehern und Computern veränderte [nach dem Zweiten Weltkrieg] das Alltagsleben so sehr, dass es fast nicht mehr wiederzuerkennen war. Doch Studien haben gezeigt, dass das subjektive Wohlbefinden der Amerikaner in den 1990er Jahren nicht wirklich höher lag als in den 1950er Jahren. […] Die schlechte Nachricht ist, dass sich die Lage zwar verbessert hat, gleichzeitig aber die Erwartungen förmlich explodiert sind. Dramatische Verbesserungen der Lage, wie die Menschheit sie in den letzten Jahrzehnten erlebt hat, übersetzen sich eher in größere Erwartungen denn in größere Zufriedenheit.“[1]

Das heißt, wenn man die Arbeiter gut bezahlt geben sie sich nicht etwa damit zufrieden, sondern verlangen nur noch mehr. Es ist klar, dass die westlichen Oligarchen diese Botschaft von ihren Psychologen und Sykophanten gerne hören.

Ökonomie

Die Kapitel 15 bis 19, wo die politische Ökonomie im engeren Sinne behandelt wird, sind weitgehend unkontrovers und sollen hier nicht weiter betrachtet werden. Hoevels kommt zu der Schlussfolgerung, dass Marx und Engels in diesem Punkt recht hatten und amüsiert sich über die geistigen Verrenkungen von heutigen Volkswirtschaftsprofessoren, die die Arbeitswerttheorie bestreiten müssen.

An einem Punkt muss man Hoevels allerdings widersprechen. Er glaubt, dass es seit 1929 keine Wirtschaftskrise mehr gegeben habe. Begründung für diese doch sehr steile These ist, dass die Monopole längst Software zur Absatzplanung haben und deshalb eine Überproduktion gar nicht mehr vorkommen kann (S. 501, 611ff, 616). Mal abgesehen davon, dass diese Software erst im Neoliberalismus zur Verfügung stand, also nach 1989, gab es im Gefolge der großen Weltwirtschaftskrise von 2007 bis 09 sehr wohl eine bedeutende Überproduktion, besonders von Automobilen. Das steht in völligem Gegensatz zu dem, was Hoevels auf Seite 616 schreibt. Angeblich seien Berge unverkäuflicher Waren nirgends zu sehen gewesen. Die Tageszeitungen und Webseiten waren damals allerdings voll von Berichten über die Schieflagen der Autokonzerne. Sogar in den Fernsehnachrichten erschienen beeindruckende Bilder unverkäuflicher Autos, die auf großen Parkplätzen in Emden abgestellt worden waren und eigentlich nach Übersee verschifft werden sollten. Der Grund ist klar: Auch die beste Software zur Absatzplanung kann nur berechnen, was ihr bekannt ist. Wirtschaftskrisen treten aber für die Kapitalisten unerwartet auf.

Allenfalls wäre zu erwägen, ob es die großen Schattenbanken wie Blackrock mit ihrem Computersystem Aladdin und künstlicher Intelligenz inzwischen geschafft haben, auch Wirtschaftskrisen zu berechnen. 2007 bis 09 gab es diese Möglichkeit offensichtlich noch nicht und auch Blackrock war damals längst nicht so mächtig wie heute.

Auch ging die Industrieproduktion bei dieser und anderen Krisen – sehr gut zu sehen bei der Wirtschaftskrise von 1975[2] – sehr deutlich zurück, in Größenordnungen von 5 bis 10 % oder noch mehr pro Land.[3] Natürlich bedeutet das eine Überproduktion, denn die Produktion wird ja nur dann gedrosselt, wenn der Absatz stockt, also bereits unverkäufliche Waren auf Halde produziert worden sind. Das können die Kapitalisten bekanntlich erst im Nachhinein erkennen.

Richtig ist aber auch, dass der Staat mit Kurzarbeitergeld und einer antizyklischen Wirtschaftspolitik versuchte diese Krisen zu dämpfen. Damit war er teilweise durchaus erfolgreich. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass solche Krise überhaupt nicht mehr existieren.

Auf zahlreiche weitere Aussagen und Themen, zum Beispiel zur Entfremdung, denen der Rezensent teils zustimmt, teils ihnen kritisch gegenübersteht, wird hier, um den Text nicht zu lange werden zu lassen nicht weiter eingegangen.

Fritz Erik Hoevels: Wie unrecht hatte Marx wirklich?, Band I: Gesellschaft und Wirtschaft, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Freiburg im Breisgau 2023, 36,50 Euro, 700 Seiten

Seitenangaben in der Rezension beziehen sich auf dieses Buch.

[1] Vgl. Yuval Noah Harari: Homo Deus, München 2017, E-Book, Kapitel 1, Unterkapitel Das Recht auf Glück

[2] Vgl. Ernest Mandel / Winfried Wolf: Ende der Krise oder Krise ohne Ende, Westberlin 1977, S. 14

[3] Vgl. Statista: Bruttowertschöpfung des Produzierenden Gewerbes (inklusive Baugewerbe) in Deutschland von 1991 bis 2022, im Internet: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161208/umfrage/entwicklung-der-bruttowertschoepfung-des-produzierenden-gewerbes-in-deutschland/, abgerufen am 28.07.2023

Bild „Karl Marx“ by Sebastian Niedlich (Grabthar) is licensed under CC BY-NC-SA 2.0.

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Jan Müller, geboren 1971, ist Soziologe und lebt in einer Stadt in Hessen.


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22 Kommentare

  1. Georg Löding 10. August 2023 at 1:34Antworten

    „… wir einem neuen Dunklen Zeitalter entgegengehen, erscheint in dieser Absolutheit fragwürdig.”

    Wir – jedenfalls die Menschen, die unter dem Joch des Kapitalismus gefangen sind – leben doch bereits in einem Dunklen Zeitalter – dagegen ja das Finstere Mittelalter geradezu als Hellster Sonnenschein zu bezeichnen.

  2. Jurgen 7. August 2023 at 22:05Antworten

    Seine Thesen waren für damals richtig gut! Aber da wurde Arbeit noch mit Gold oder Silber gedecktem Geld bezahlt…
    Er hat sie nur nicht verständlich genug formuliert für die Folgegenerationen bzw. seine Familie hätte sie 1970 unbedingt nochmals als Jubiläumsausgabe rausgeben müssen mit dem Hinweis, dass es jetzt richtig losgeht. Mein ja nur…

  3. lbrecht torz 7. August 2023 at 13:23Antworten

    „der diese Entwicklung schon im 19. Jahrhundert vorhergesehen hatte.“

    Wie wenn das nicht jeder jederzeit vorhersehen könnte angesichts eine Systems, das Geld von unten nach oben schaufelt.

    Und ganz davon abgesehen gab es in der Geschichte auch immer wieder Aufs und Abs, Reiche die ärmer wurden (verarmter Adel, …), Arme die reicher wurden (so genannte Neureiche).

    Kurz: Marx hat überhaupt nichts vorausgesehen sondern die sichtbare Tendenz fortgeschrieben, dass immer weniger Menschen immer mehr vom ganzen Kuchen haben.

    ich finde diese Beschäftigung mit einer längst überholten Figur wie Marx völlig unnütz. Was soll der ewige Marx-Kram?

    Und zur Psychoanalyse: noch so ein kranker Geist der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende. Wer eine „Wissenschaft“ vertritt, deren Gründungsvater die Psychologie der Frau aus deren angeblichen „Penisneid“ erklären wollte, kann nicht ganz bei Trost sein. Freud war Sexomane. Der hat sich damit aufgegeilt dass er Frauen dazu bringen könnte ihm schwülstige Phantasien zu erzählen. Wilhelm Reich war eine Art Schüler vom Freud, auch wenn Reich dann später noch völlig abgedreht ist. Marxismus und Psychoanalyse: ja das passt. Schwachsinn und Schwachsinn gesellt sich gern.

    • Fritz Madersbacher 7. August 2023 at 23:21Antworten

      @lbrecht torz
      7. August 2023 at 13:23
      „Kurz: Marx hat überhaupt nichts vorausgesehen sondern die sichtbare Tendenz fortgeschrieben, dass immer weniger Menschen immer mehr vom ganzen Kuchen haben“

      „Kein einziger Sieg der politischen Freiheit über die Klasse der Feudalherren wurde errungen ohne deren verzweifelten Widerstand. Kein einziges kapitalistisches Land bildete sich auf mehr oder weniger freier, demokratischer Grundlage, ohne daß ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den verschiedenen Klassen der kapitalistischen Gesellschaft stattfand.
      Die Genialität Marx’ besteht darin, daß er es früher als alle anderen verstand, daraus jene Schlußfolgerungen zu ziehen und konsequent zu entwickeln, die uns die Weltgeschichte lehrt. Diese Schlußfolgerung ist die Lehre vom Klassenkampf.
      Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen, Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klassen zu suchen. Die Anhänger von Reformen und Verbesserungen werden immer von den Verteidigern des Alten übertölpelt werden, solange sie nicht begreifen, daß sich jede alte Einrichtung, wie sinnlos und faul sie auch erscheinen mag, durch die Kräfte dieser oder jener herrschenden Klassen behauptet. Um aber den Widerstand dieser Klassen zu brechen, gibt es nur ein Mittel: innerhalb der uns umgebenden Gesellschaft selbst Kräfte zu finden, aufzuklären und zum Kampf zu organisieren, die imstande – und infolge ihrer gesellschaftlichen Lage genötigt – sind, die Kraft zu bilden, die das Alte hinwegzufegen und das Neue zu schaffen vermag“
      (W. I. Lenin, Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus, März 1913)

  4. Jan 7. August 2023 at 1:40Antworten

    Karl Marx begeht in seiner Modellierung einen fatalen Fehler: er rechnet Energie nicht als limitierenden Faktor ein. Seine Thesen gelten also nur, solange Energie ubiquitär und preislich vernachlässigbar ist. Das ist seit spütestens 2020 nicht mehr drr Fall. Peak Energy ist überschritten und läuft seitdem abwärts. Das bedeutet, dass weiteres Wirtschaftswachstum nicht genug Produktivität generiert, um die immer aufwändigere Förderung und Anlieferung zu finanzieren. Das führt natürlich zu sich selbst verstärkenden Regelkreisen, durch die schließlich entlang von Kipppunkten, ein wirtschaftlicher Level erreicht wird, der ohne fossile und alternative Energie auskommt – oder im schlimmsten Fall zum Erliegen jeder wirtschaftlichen Tätigkeit führt.

    Die kognitive Dissonanz besteht darin, dass man die katastrophale Nachricht des Energiemangels verdrängt und stattdessen die leichter verdauliche Nachricht des Klimawandels akzeptiert.

    • A-w-n-2 7. August 2023 at 10:14Antworten

      @Jan: mir ist das mit der Energie bei Marx iVm Reich anders in Erinnerung: er meine die Energie der Arbeiter erstelle/erbringe die Leistung und dies werde nicht gewürdigt entsprechend. Ansonsten: Preise sind was anderes. Für mich fehlen andere Punkte: Marxismus ist für mich eine Industriephilosophie und braucht Klassen und eine Arbeiterklasse – es wäre aber zu Hinterfragen, ob eine industrielle Organisation nötig ist oder wie weit und wie diese zu organisieren sei – die Kapitalisten wollen ja auch Industrialisierte Organisation, zB jetzt die Bauern verdrängen und durch industrielle Formen ersetzen, in welche sie Finanzkapital investieren können. Der Autor habe aber ‚Glück‘ gehabt als freiberuflicher Psychologe zu arbeiten, war also selbst kein Arbeiter. Handwerker, Freiberufler, Bauern, Händler, Gastronomen sind alle nicht Industriearbeiter. Strom etc ist künstlich verteuert und vieles verschwendet und man bräuchte weniger, will aber mehr verbrauchen. Nun ist es so: das meiste im Bruttosozialprodukt ist gar kein Wirtschaftsgut oder echte Leistung, es ist nutzlos verschwendet. Unsere Wirtschaft vernichtet Energie und die Energie der Arbeiter/Ersteller, deswegen ja die Probleme. Und das wird mit der Digitalisierung noch mehr, das stellt nichts mehr her mit dem ein echtes Bedürfnis befriedigt wird, es erhöht nicht die potentielle Bevölkerungsdichte. Und wir haben gar nicht mehr die Form des Kaiptalismus/ Industrie wie zur Zeit von Marx. Industrie, insb. In Form von grossen Corporations, auch wie hinter dem WEF, müsste limitiert werden.

      • A-w-n-2 7. August 2023 at 11:36

        Ergänzung: DE investiert nun >100 Mrd in Rüstung, das ist weg. Und wenn verwendet zerstört es noch echte Wirtschaftsgüter wie Infrastruktur. Die EU und DE investiert in Digitalisierung, das Geld ist weg, es soll alles elektrifiziert werden, aber Lichtverschmutzung ist ein Problem, elektrische Garagentore die manuell nicht mehr gehen sind ein Problem, wie brauchen weniger nicht mehr, und Cyber ist Panne eh. Mrd sinnlos für Masken (die buchstäblich mit Zusatzkosten verbnichtet wurden) und Tests ausgegeben. Mrd für Pharma welches mit Nebenwirkungen weitere keinen Nutzen bringende Ausgaben triggert. Plastikspielzeug, Industrienahrung, sog. ‚Gesundheitswesen‘, Autos in einer Weise die man nicht mehr nur zum von A nach B Fahren braucht, Wegwerfprodukte, verkürzte Produktzyklen (Waschmaschine nach 5 Jahren kaputall anstelle nach 15)…alles verschwendet, die Energie vernichtet, Müllberge produziert. Finanzwesen, Versicherungswesen, Sinnlosunterhaltung, Fernsehen, das meiste davon wir nicht gebraucht. Aber das Geld repräsentiert Energie von Leistungen die erbracht wurden, oder wenn auf Schulden finanziert in Zukunft erbracht werden müssen und die Energie ist vernichtet. Gleichzeitig ist es fehlallokiert – jetzt fehlt die Infrastruktur, die Dispositon an know how und Fertigungsmöglichkeiten für Dinge die echte Bedürfnisse stillen. Nur, man hat berechnet, ähnlich des Aufwandes früher von Jägern und Sammler, man bräuchte nur 2-4 Stunden am Tag dazu arbeiten, wir arbeiten mehr weil wir die Energie vernichten, weil die Wirtschaft gar kein Gut erherstellt, sondern Müll.
        So, nun versucht die US und andere Wirtschaft leistungslose Renten zu erwirtschaften, sie wollen Wasser, Energie, Wald, Boden, Nahrung etc. verwirtschaftlichen und privatisieren und dann kontrollieren und einen Zins/Dividende leistungslos oben drauf berechnen. Zudem hat man wild Geld gedruckt, dem keine Wirtschaftsleistung gegenübersteht und hat Inflation, Assetinflation, Schulden geschaffen die man nicht mit etwas ausgleichen kann, was real produziert wird als Leistung. Dann wird der ‚Energiefluss‘ verhindert, weil sich das Geld und Entscheidung in immer weniger Händen konzentriert und Arbeiter, Selbständige, Mütter, Väter, Kinder nicht genug Energieausgleich erhalten in Geld. Dann müssen die Nicht-Eigentümer für Grundrechte wie Leben und Siedeln/Wohnen die Eigentümer bezahlen und noch on-top oben drauf eine leistungslose Rentenkomponente, wie Steuern die direkt an privat angeführt werden. Es muss also die Eigentumsstruktur und Möglichkeit von Grund und Boden und Produktivkapital verändert werden, sowie die Allokation von Mitteln und Ausrichtung der Gesellschaft. Ich glaub nicht, dass dies heute ‚Marxismus‘ oder ‚Kommunismus‘ heissen könnte.

      • Jan Müller 7. August 2023 at 14:00

        Diese Fragen werden im nächsten Teil der Rezension sehr ausführlich behandelt. Ob ihr mit meiner Lösung einverstanden seid, wird man dann sehen.

    • Andreas 7. August 2023 at 13:07Antworten

      Dass auch hier von sogenannten Kipppunkten und Energiemangel geredet wird, hätte ich nicht gedacht. Das ist doch der Kern der Propaganda um die Faschisierung ideologisch zu begründen.

    • TripleDelta 7. August 2023 at 17:53Antworten

      Interessanter Weise glauben immer diejenigen Marx widerlegen zu können oder ihm Fehler nachzuweisen, die nichts von ihm gelesen oder verstanden haben. Ich warte immer noch auf die Bestseller dazu.

    • Georg Löding 10. August 2023 at 1:19Antworten

      Jan 7. August 2023 at 1:40
      „Karl Marx begeht in seiner Modellierung einen fatalen Fehler: er rechnet Energie nicht als limitierenden Faktor ein. Seine Thesen gelten also nur, solange Energie ubiquitär und preislich vernachlässigbar ist.“

      Sie scheinen DAS KAPITAL von Marx nicht gelesen zu haben:

      1) Er rechnete Energie selbstverständlich als limitierenden Faktor ein.
      2) Karl Marx hat keine Thesen aufgestellt, sondern den gesellschaftlichen Zustand und die Ökonomie, wie sie sich ihm seinerzeit darstellten, analysiert. Seine Analyse ist bis heute nicht nur richtig, sondern wahr. Denn weder hat sich etwas am gesellschaftlichen Zustand noch an der Ökonomie noch an den Gewaltverhältnissen in den kapitalistischen Ländern geändert: Diese existieren nämlich fort. Zum Schaden von uns allen!

  5. wr 6. August 2023 at 22:57Antworten

    Überhaupt auf das Buch Hoevels fairwollend eingegangen zu sein, spricht für diese Seite …

  6. Nordlicht 6. August 2023 at 21:22Antworten

    … wir einem neuen Dunklen Zeitalter entgegen gehen, erscheint in dieser Absolutheit fragwürdig.“

    Gerade das finde ich wahrscheinlich.

  7. Georg Uttenthaler 6. August 2023 at 18:42Antworten

    Es geht noch schlimmer als Marx: Das sagt ein lang gedienter EU-Parlamentarier aus Kroatien:

    Das Weltwirtschaftsforum, ist organisiert als „private Sekte“ von Konzernen, Milliardären und gekauften Politikern und ist heute eine der größten Bedrohungen für uns Bürger, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa und der Welt.

    „Es gibt keine größere Gefahr für den Rechtsstaat, die Demokratie und den freien Markt als diese Sekte, deren private finanzielle Interessen über die Interessen der Menschheit gestellt werden. Sie ist die größte vernetzte Organisation von Weltverschwörern, die hinter allen Agenden steht, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben: Kriege, Pandemien und eine Politik des sogenannten grünen Wandels (Energie- Schock!), die zur Verarmung und zum Leiden von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt führt“.

    „Das Weltwirtschaftsforum ist per Definition die größte Quelle der Korruption in der Welt. Es ist ein Ort, an dem diejenigen, die über Tausende von Millionen Euro verfügen, mit denjenigen zusammentreffen, die die politische Macht (…) in Europa und der Welt ausüben“.

    „Jedes Jahr kommen Tausende von Staatschefs nach Davos, um Aufträge entgegenzunehmen, die sie später ausführen müssen. Und sie tun es gerne, weil sie wissen, dass ihre politische Karriere ohne diese Sekte nicht möglich wäre“. Auch die „YOUNG GLOBAL LEADERS“ wie Kurz, Baerbock, Macron gehören zur Sekte.

    Daher ist es die Aufgabe der aufgewachten, kritischen Bürger jene Teilnehmer an diesen Treffen in Davos beim Namen zu nennen und genau zu beobachten, aber noch wichtiger zu verhindern, dass solche Figuren in Regierungen kommen können.

  8. Andreas 6. August 2023 at 17:37Antworten

    Wie kann man nur so einen Unsinn schreiben: Wegen der guten Software könnten Kapitalisten Überproduktion vermeiden.
    Dieser Mann doch wirklich nichts vom Marxismus verstanden. Zeitverschwendung sich damit zu beschäftigen

    • Fritz Madersbacher 6. August 2023 at 20:11Antworten

      @Andreas
      6. August 2023 at 17:37
      „Zeitverschwendung …“
      Allerdings. Woher stammt das etwas seltsame Foto? Aus Madame Tussaud’s Kabinett im Prater, oder aus einem Film? Sie werden das auch nicht wissen …

    • wr 6. August 2023 at 22:50Antworten

      Lesen Sie doch Hoevels erst mal selber, bevor sie negativ empört auf Inhalte einer Rezension über ihn reagieren. Ich habe zwar „nur“ die 2009-Ausgabe gelesen, kann aber sagen, dass es momentan nichts anregenderes auf dem Büchermarkt gibt als den Ahrimann-Verlag. Insbesondere weil er gerade auf Wilhelm Reich verweist bzw. glaubhaft aufmerksam macht; dem Puzzle-Teil, welches den meisten fehlt, um die seit dem 2. WK bestehende Betrugsmaschinerie überhaupt zu erkennen … sie Klugscheißer … .

    • suedtiroler 7. August 2023 at 10:41Antworten

      „Dieser Mann doch wirklich nichts vom Marxismus verstanden.“

      dafür der Marxist Andreas um so mehr?

  9. TripleDelta 6. August 2023 at 17:16Antworten

    Warum nicht mal Marx, Engels oder Lenin selbst lesen? Gerade Engels liest sich sehr gut und besticht durch ein für damalige Zeiten astronomisches Wissen. Wenn man neuere Bücher, wie z.B. Jared Diamond „Arm und Reich“ dagegen liest, fallen die Unterschiede erst richtig auf.

    • wr 6. August 2023 at 22:54Antworten

      Die Leute damals waren allgemein etwas gescheiter als die heutigen Dummlacken, welche immer noch dem Weihnachtsmann hinterher rennen … daher ist es kein Wunder, Engels mit heutigen Augen als mit astronomischem Wissen behaffteten Menschen wahrzunehmen … .

  10. 1150 6. August 2023 at 17:14Antworten

    um diese frage zu beantworten, sollte man den marx-leser babler fragen.
    er behauptet zwar, in gelesen zu haben, aber verstanden?
    durchaus berechtigte zweifel sind angesichts seiner widersprüchlichen vita angebracht.
    aber eines ist er bestimmt, die gleiche trübe leuchte wie seine kollegen der einheitsparteien in österreich und der us-kolonialvewaltung in berlin
    doch halt, wir haben eine vorsitzende, die kann man als den berühmten einzelfall sehen,
    die liebe beate der neos spielt in der gleichen liga wie die geniale legasthenikerin im auswärtigen amt

    • wr 6. August 2023 at 22:59Antworten

      … also hier reagierte Hoevels persönlich … und zu Recht … wer ihn gelesen hat, weiß, dass das seine Handschrift ist …

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