Deutsche Industrieproduktion sinkt, Sorgen um die Wirtschaft nehmen zu

8. Juli 2023von 3,1 Minuten Lesezeit

Europas größte Volkswirtschaft sieht sich einer anhaltenden Verlangsamung gegenüber, da die Produktion im verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vormonat um 0,2 % gesunken ist.

Unerwarteterweise ist die deutsche Industrieproduktion im Mai zurückgegangen, wie aus den am Freitag veröffentlichten offiziellen Statistiken hervorgeht, was die Besorgnis über eine anhaltende Verlangsamung der größten europäischen Volkswirtschaft schürt. Nach den saisonbereinigten Daten des Statistischen Bundesamtes Destatis sank die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 0,2% gegenüber dem Vormonat.

Die vom Finanzdatenunternehmen FactSet befragten Analysten sagten voraus, dass sich der Indikator im Wesentlichen nicht verändern werde.

Carsten Brzeski, Ökonom bei ING, warnte, dass die jüngsten Daten darauf hindeuten, dass „die deutsche Industrie immer noch in der Stagnation feststeckt“, und fügte hinzu, dass sie einen Aktivitätsschub im Juni braucht, um eine Verlängerung der Rezession zu vermeiden“.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz versuchte seinerseits, trotz der negativen Daten optimistisch zu sein, und schrieb „die jüngste Stabilisierung der Nachfrage [deute] auf eine – wenn auch zunächst moderate – Erholung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin.“

Bei einem Stopp des russischen Gases könnte die Produktion in Deutschland zum Erliegen kommen: Habeck

Die größte europäische Volkswirtschaft könnte die Industrieproduktion einstellen, wenn das Abkommen zwischen der Ukraine und Russland über den Gastransit nach Europa nicht verlängert wird, warnte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck im Juni.

Der Gastransitvertrag, der Ende 2024 ausläuft, ist nach wie vor eine wichtige Energiequelle für Länder wie Italien, Österreich, Ungarn und die Slowakei und eine Einnahmequelle für Kiew, das mit der Durchleitung von Gas durch sein Territorium Transfergebühren einnimmt.

Am 2. Mai hatte das Statistische Bundesamt Destatis mitgeteilt, dass Deutschland offiziell in eine Rezession gefallen ist, da das BIP des Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen einen Wachstumsrückgang verzeichnete.

Auf einem Wirtschaftsforum im ostdeutschen Bad Saarow mahnte der Vizekanzler, die Politik dürfe nicht „denselben Fehler wiederholen“ und davon ausgehen, dass die Wirtschaft nicht beeinträchtigt werde, ohne Pläne zur Sicherung der Energieversorgung vorzubereiten.

Deutschland wird Gas in osteuropäische Länder exportieren müssen, um potenzielle Nachfragelücken gemäß den EU-Regeln zur Aufteilung der Lasten bei Energieengpässen zu schließen, so dass die deutschen Erzeuger nur über begrenzte oder gar keine Gaslieferungen verfügen, fügte er hinzu.

Dies macht die Errichtung der geplanten LNG-Terminals im Norden des Landes – ein Projekt, das die Speicherkapazität erhöhen würde, aber von Anwohnern und Umweltaktivisten abgelehnt wird – für die Aufrechterhaltung des Energieflusses nach Ostdeutschland und Osteuropa unerlässlich, so Habeck.

Bild meldete kürzlich, dass Deutschland bereits Strom aus Frankreich und Tschechien importieren muss um die Nachfrage decken zu können. Deutschland war in den ersten sechs Monaten des Jahres gezwungen, mehr Strom zu importieren, nachdem die Regierung beschlossen hatte, die letzten verbliebenen Kernkraftwerke des Landes zugunsten erneuerbarer Energiequellen abzuschalten.

Vom 1. Januar bis zum 12. Juni sei die größte Volkswirtschaft der EU auf Stromlieferungen aus den Nachbarländern angewiesen gewesen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf die Antwort des Kabinetts auf eine parlamentarische Anfrage.

Deutschland könne seinen Bedarf nicht mehr mit im Inland erzeugtem Strom decken, heißt es in dem Bericht. Grund dafür sei das „Desaster“ der grünen Energiepolitik, bei dem Atomkraftwerke zugunsten erneuerbarer Energien abgeschaltet wurden. Berlin ist nun auf Stromimporte aus französischen Atomkraftwerken und auf Lieferungen aus Kohlekraftwerken in der Tschechischen Republik angewiesen.

Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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17 Kommentare

  1. Mark 8. Juli 2023 at 20:19Antworten

    warum spielt man diesen wahnsinn der deutschen mit? schmeisst diese irren Politiker raus und die wirtschaft läuft wieder

  2. therMOnukular 8. Juli 2023 at 11:18Antworten

    Wir westlichen Gesellschaften sollten endlich einmal klären, warum wir offenbar so gestaltet sind, dass ausgerechnet die korruptesten Vollpfosten nach ganz oben kommen.

    Vermutlich hat George Carlin Recht mit seiner Analyse: Politiker werden in unserer Mitte geboren, gehen durch dasselbe Schulsystem, schauen dasselbe TV,…wie wir.
    Sind es also wirklich nur der kleine Teil korrupter Pfosten, oder einfach eine „Delegation des Durchschnitts“ unseres „menschlichen Reservoire’s“?

    Der Gedanke, ein Habeck könnte schlicht Symptom allgemeiner Verdummung & Verrohung sein, macht mir schon ziemliche Sorgen, weil mittlerweile wirklich verdammt dumm und/oder korrupt. Auf diesem „Niveau“ ist die Art der gesellschaftlichen Herausforderung egal, ein Scheitern ist unausweichlich. Hat nicht zuletzt die Grippe-Panik der letzten 3 Jahre gezeigt, wie unsere vermeintlichen „Führer“ verängstigt wegen nix nach einer leitenden Hand geheult haben, die ihnen zeigt, was sie tun sollen – und sich naturgemäß an noch größere Korruptionisten und Volltrottel wendeten, da – wie könnte es anders sein – die eben noch weiter oben schwimmen.

    Bin erst aufgestanden und muss noch Zähne putzen – aber ich denke, ich warte damit besser bis nach dem Kotzen….

    • Jurgen 8. Juli 2023 at 11:46Antworten

      Warum die korruptesten Vollpfosten? Die Antwort ist einfach, weil die anderen bereits verstanden haben, dass die Bundesrepublik und die Länder abgewickelt werden aufgrund der völkerrechtlichen Neuaufstellung…

    • TripleDelta 8. Juli 2023 at 21:48Antworten

      Wer hat denn Habeck für das YGL-Programm ausgewählt und warum? Könnte es nicht sein, dass er und Baerbock das Beste sind, was für diesen Job zu bekommen war? Die machen ihre Sache im Sinne der USA doch prima.

  3. suedtiroler 8. Juli 2023 at 10:39Antworten

    Produktion sinkt, Firmen schliessen oder wandern ab, neue Firmen siedeln sich gar nicht erst an….

    ironischerweise könnte genau das der „Energiewende“ helfen, da Deutschland immer weniger Energie benötigen wird.

    am Ende werden es die Öko-Marxisten sogar noch als Erfolg verkaufen

    • TripleDelta 8. Juli 2023 at 21:49Antworten

      Erklären Sie doch mal, was an WEF-Retortenbabies öko-marxistisch sein soll. Was ist überhaupt ein Öko-Marxist?

  4. I.B. 8. Juli 2023 at 10:14Antworten

    Der Kinderbuchautor und nebenbei deutscher Wirtschaftsminister erwähnt, dass die deutsche Industrie zurückgefahren werden müsse, falls die östlichen Nachbarländer nicht genug Gas für ihre Heizungen bekämen.
    Der ehemalige evangelische Pfarrer und ehemalige deutscher BP meint, die Deutschen wären schon so verweichlicht, dass sie keinen toten Soldaten mehr sehen könnten. Deutschland müsse wieder eine größere Rolle in der (wohl kriegerischen) Weltgeschichte einnehmen.
    Der ehemalige Lehrer und grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg meint, dass in der Schule das Fach Französich als zweite Fremdsprache nicht mehr angeboten werden müsse, weil sich in zehn Jahren jeder einen Knopf ins Ohr setzen würde und alles französisch Gesprochene simultan ins Deutsche übersetzt bekäme.
    Es lebe unsere strahlene Zukunft!

  5. Berthold 8. Juli 2023 at 10:09Antworten

    Typisch. Erst wichtiges verschlafen und dan die im Hau-Ruck-Verfahren Energiewende herbeiführen wollen. Vorarbeiten müssen geleistet werde, Liebe Politiker. Und das Grinsen lässt man Dahein.

    • TripleDelta 8. Juli 2023 at 21:50Antworten

      Warum sollte denn Deutschland überhaupt eine Energiewende brauchen und wohin soll diese Wende gehen? Meinen Sie die Baerbockschen 360°?

  6. Glass Steagall Act 8. Juli 2023 at 9:44Antworten

    Der Steuerzahler wird wieder blechen müssen, wie immer! Die typisch dumm-grüne Denkweise ist aber, dass Steuern weiter fließen werden, so wie Strom immer aus der Steckdose kommt oder wenn man die AKWs abstellt, kauf man eben den Atom-Strom aus dem Ausland. Verteuerte Energie und sinkende Steuereinnahmen bei gleichzeitig mehr Belastungen überall, sind Zündstoff für einen Bürgerkrieg! Ich denke, darauf wollen sie hinaus.

    • Jurgen 8. Juli 2023 at 11:28Antworten

      Der Steuerzahler? Wird Zeit, dass alle mal endlich erkennen, dass man nur noch freiwillig Steuern zahlt. Die Staatshaftung für Beamte ist schon lange aufgehoben und damit die hoheitsrechtliche Grundlage der Länder. Die Länder wurden 1991 völkerrechtlich freigegeben zur Neuaufstellung. Der Begriff „Inland“ ist nur hoheitsrechtlich definiert (das gibt es aber nicht mehr) und bedarf einer Außengrenze, um wirksam zu sein (seit Schengen Geschichte). Die Bundesrepublik hat den Geltungsbereich im GG aufgehoben (Art.23). Alles konform zur völkerrechtlichen Freigabe des ganzen Landes (außer evtl. Berlin).
      Und jetzt schaue man sich nur mal den Geltungsbereich der Steuergesetze an…
      Sie sollten daher Ihrem Finanzamt umgehend sofort verbieten irgendwelche Gelder an den Bund oder das Land weiter zu geben!
      Alles klar Herr Schmitz? Am Ende gehören Sie noch zu meiner Großfamilie, da sind auch einige Schmitzens dabei und viele, viele Müllers ;)

    • Jurgen 8. Juli 2023 at 11:37Antworten

      Und ich kann nur abraten einen Bürgerkrieg anzufangen, weil das würde bedeuten nochmal um weitere 45 Jahre Besatzung zu betteln…

  7. Fritz Madersbacher 8. Juli 2023 at 9:19Antworten

    „Am 2. Mai hatte das Statistische Bundesamt Destatis mitgeteilt, dass Deutschland offiziell in eine Rezession gefallen ist, da das BIP des Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen einen Wachstumsrückgang verzeichnete“
    Die bittere, für viele Menschen (auch in Österreich) längst Realität gewordene Wahrheit lässt sich nicht mehr mit Durchhalteparolen übertünchen: die Länder Europas, insbesondere die EU-Mitgliedsstaaten, zahlen einen hohen Preis für die Unterordnung ihrer Regierungen unter die US-amerikanischen Bestrebungen zur Aufrechterhaltung der imperialistischen Hegemonie. Wirtschaftskrise, Verschlechterung der Lebensbedingungen, Anzettelung und Förderung von Krieg(en), faschistische Massnahmen wie Zensur und Unterdrückung aller Art – das ist es, was für uns aktuell bereitgehalten wird. Die „Pandemie“-Inszenierung war ein Vorspiel dazu …

  8. P. H. 8. Juli 2023 at 8:57Antworten

    Die Politik wird “denselben Fehler wiederholen“, dass ist was die Politiker können und bisher gezeigt haben.

    • quantumonly 8. Juli 2023 at 9:35Antworten

      Das mag ein Fehler aus ihrer Perspektive sein doch dahinter steckt eine klare Strategie. Doch und das ist das Traurige daran, der Großteil der Menschen versteht strategische Maßnahmen nicht da sie sich schon überfordert sehen durch die angewandten Taktiken. Diese sind jedoch nur durchschaubar wenn die dahinter liegenden Strategien bekannt und verstanden sind.

      In der Agenda 2030 finden sich die Strategien, die Vision sollte ja doch klar sein.

  9. Dorn 8. Juli 2023 at 8:53Antworten

    Dank Ampel ist alles drin.

  10. fragolin 8. Juli 2023 at 7:24Antworten

    Besonders kauzig: die, die für die Deindustrialisierung und den Tod des deutschen Wirtschafts-Mittelstandes verantwortlich sind, krakeelen herum, die Wahl eines AfD-Bürgermeisters in der Sachsen-Anhaltinischen Pampa würde „dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden“. Lerne: Nicht die Enteignung der Bürger und die Zerschlagung der Energieiwrtschaft zerstört Deutschlands Industrie, sondern die Parteizugehörigkeit eines Bürgermeisters, dessen Kompetenz in der Anwesenheit bei Geschäftseröffnungen und Feuerwehrfesten liegt.

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