Chinas Eisenbahn-Infrastruktur: 48.000 km für pünktliche Züge mit 350 km/h

26. Oktober 2025von 5,3 Minuten Lesezeit

Die knapp 1000 Kilometer von Zhengzhou nach Shanghai habe ich in 3:45 Stunden zurückgelegt. 60 Zugspaare befahren die Strecke täglich. Die dichte Bahninfrastruktur Chinas ist einer der Grundpfeiler seines ökonomischen Erfolges, wie Wirtschaftswissenschaftler wie Prof. Michael Hudson oder Prof. Richard Wolff erklären.

In China gerät vieles größer als sonst auf der Welt. So auch die Bahnhöfe und das Streckennetz – siehe Bild unten. In größeren Städten, wie etwa im zentral gelegenen ZhengZhou, bedient der Bahnhof 20 Gleise für die Hochgeschwindigkeitszüge. Chinesische Züge fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 320–350 km/h, europäische Züge erreichen etwa die Hälfte dieser Geschwindigkeit. Das chinesische System verbindet fast alle größeren Städte und erreicht mehr als 90 Prozent der Bevölkerung.

Der schnellste Zug hält unterwegs an zwei Bahnhöfen, langsamere bleiben an mehr Stationen stehen.

Vorbild waren zweifellos die japanischen Shinkansen Züge. Ebenso wie diese werden die Strecken mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten befahren. Am ersten Streckenteil betrug Geschwindigkeit um 300 km/h, bei den weiteren der insgesamt drei Teilstrecken erreichten wir etwa 350 km/h. Die Strecken sind so perfekt ausgebaut, dass selbst Bahnhöfe mit unverminderter oder nur geringfügig reduzierter Geschwindigkeit durchfahren werden.

Die Kapazität der Züge beträgt je nach Konfiguration 1000 bis 2000 Passagiere. Es gibt unterschiedliche Klassen, Speisewagen und zwischendurch kleine Buffets sowie Service durch wie in Fliegern einheitlich gekleidetes Zugpersonal. Hier ein Blick in einen Wagen der zweiten Klasse:

Neben den Stecken für Hochgeschwindigkeit gibt es noch ein weiteres und noch dichteres Netz, oft fährt man neben bis zu vier weiteren Trassen, die in verschiedenen Ebenen verlaufen. Allein für die Pfeiler wurden gewaltige Mengen Beton verbaut.

China macht das nicht nur im eigenen Land, mit der Belt & Road Initiative erschließt man weite Teile Asiens. So etwa mit der Strecke nach Teheran und Bandar Abbas, dem Hafen am Ausgang des Persischen Golf. Aber auch in Ländern wie Montengro und vielen afrikanischen Staaten.

Als die Europäische Kommission kürzlich ihren 500-Milliarden-Euro-Plan zur Verbindung des Kontinents durch Hochgeschwindigkeitszüge vorstellte, tat sie dies mit der üblichen Fanfare. Modernisierung, grüner Wandel, europäische Integration – wie immer waren die Schlagworte allgegenwärtig. Hinter dem Hype verbirgt sich jedoch eine traurige Wahrheit: Europa schließt nicht die Lücke zu Chinas Eisenbahnwunder, sondern fällt zunehmend zurück. Trotz all ihrer Ausschüsse, Kommuniqués und Korridorkarten ist die Europäische Union alles andere als schnell.

Bis 2024 umfasste Chinas Hochgeschwindigkeitsnetz bereits rund 48.000 Kilometer – fast viermal so viel wie die europäischen Strecken, die für vergleichbare Geschwindigkeiten gebaut wurden. Peking hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 60.000 Kilometer zu erreichen und bis 2035 auf etwa 70.000 Kilometer zu erhöhen. Europa hat hingegen bisher schätzungsweise 8.500 Kilometer echte Hochgeschwindigkeitsstrecken gebaut, die sich hauptsächlich auf Spanien, Frankreich und Italien konzentrieren.

Der Kontrast besteht eher in der Geschwindigkeit als in der Entfernung. Chinesische Züge fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 320 bis 350 km/h, europäische Züge erreichen nur etwa die Hälfte dieser Geschwindigkeit, insbesondere bei Grenzübertritten. Auf den meisten Intercity-Strecken unter 500 Kilometern fährt nur ein winziger Bruchteil der Züge schneller als 150 km/h.

Der Treppenwitz dabei ist, dass die Züge für die Hochgeschwindigkeitsstrecken von der Firma Siemens kommen, allerdings von Siemens China. Das ist allerdings nur der kleinere Teil der Aufgabe, der größere und entscheidende ist der Ausbau des Streckennetzes, das politischen Willen und Verständnis für Wirtschaft statt für krieg und Sanktionen erfordert.

Innerhalb von weniger als zwei Jahrzehnten hat China ein Netz aufgebaut, das fast alle größeren Städte verbindet, mehr als 90 Prozent der Bevölkerung erreicht und Hunderte Millionen Menschen mit vorbildlicher Effizienz befördert. Das Land hat zwischen 2011 und 2021 mehr als eine Billion Dollar in seine Eisenbahn investiert. In China sind mittlerweile 96 Prozent aller Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern durch Hochgeschwindigkeitszüge miteinander verbunden.

Unglaublicherweise verfügt die Volksrepublik schätzungsweise über rund 70 Prozent aller Hochgeschwindigkeitsbahnen weltweit. Peking hat dies erreicht, indem es jährlich fast ein Prozent seines BIP für die Eisenbahninfrastruktur ausgegeben hat. Europa gibt etwa ein Drittel davon aus – und beklagt dann, dass sich der Kontinent nur langsam vorwärtsbewegt.

Der Vorschlag der Europäischen Kommission, über einen Zeitraum von zwanzig Jahren eine halbe Billion Euro für die 27 Mitgliedstaaten bereitzustellen, ist kaum ambitioniert. Das Problem Europas ist jedoch sicherlich nicht ein Mangel an Ressourcen. Es ist ein Mangel an strategischem Geschick. Zusammen haben die Union und ihre Mitgliedstaaten seit 2022 etwa doppelt so viel – etwa eine Billion Euro – für Waffenlieferungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, Energierettungsmaßnahmen und Wirtschaftshilfe ausgegeben. Dies zeigt, dass der Kontinent nicht in der Lage ist, sich selbst an die erste Stelle zu setzen. Einfach ausgedrückt: Europa hat die Fähigkeit verloren, in sich selbst zu investieren.

Professor Hudson erklärt, was China reich werden hat lassen:

Natürlich ist es der Sozialismus, aber es ist auch ein Sozialismus, der genau demselben Muster folgt, das Amerika, Deutschland und Frankreich im 19. Jahrhundert verfolgt haben. Es ist Industriekapitalismus und Sozialismus zugleich, denn die Industriellen wollten einen aktiven öffentlichen Sektor. Sie wollten eine aktive öffentliche Infrastruktur, um die Lebenshaltungskosten und die Geschäftskosten niedrig zu halten und ihre Produktion zu subventionieren.

Neben dem Eisenbahnnetz investiert China auch in andere Infrastruktur wie ein dichtes hochleistungsfähiges Straßennetz, billige Energie, kostenlose schulische und universitäre Ausbildung, ausgezeichnete medizinische Betreuung oder Forschung und Wissenschaft inklusive Grundlagenforschung. All das reduziert Lohnkosten und macht chinesische Produkte kostengünstig gegenüber westlicher Konkurrenz.

Dazu kommt ein über 5 bis 10 Jahre geplante Entwicklung wirtschaftlicher Schwerpunkt. Der Plan bis 2030 wurde diese Woche verabschiedet.


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13 Kommentare

  1. Michael Rosemeyer 2. November 2025 um 18:08 Uhr - Antworten

    Der Transrapid wurd in BRD entwikckelt, er durft abe nicht ohne Halt zwischen Hambujrg und München fahren, er mußte an jeder Milchkanne anhalten, da mit wurd er unwirtschaftlich.

  2. cwsuisse 27. Oktober 2025 um 11:09 Uhr - Antworten

    Es ist einfach falsch und westliche Propaganda, dass die Triebwagen für die chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens China kommen. Diese werden von dem chinesischen Konglomerat CRRC hergestellt.

    • Sabine Schoenfelder 28. Oktober 2025 um 13:55 Uhr - Antworten

      „Da ihnen jedoch die Erfahrungen mit Bau und Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen fehlte, setzten die Chinesen auf den Import von etablierten Fahrzeugen und Knowhow aus dem Ausland.“….aus Schweden, Japan, Deutschland usw.
      Das schmälert den enormen Ausbau dieses Zugnetzes nicht, aber zeigt, daß eine globale Welt immer Abhängigkeiten generiert. Dank der kommunistischen Einheitspartei ist eine höchst effiziente, günstige Umsetzung möglich.
      Bei uns klappen doch die zentralistischen Umgestaltungen auch ganz gut. Im „Coronatrainingsprogramm“ werden Ökoidiotie, Deindustrialisierung, Internetkontrolle, und eine perverse Nahrungsmittelversorgung mit Kunstfleisch und Mehlwürmern dank gegründeter EINHEITSPARTEIEN in vielen europäischen Ländern durchgesetzt. Zentralismus ist effizient, aber genau so willkürlich oder vernünftig wie die herrschende „ELITE“, die alle Fäden zentral zusammenhält. ‼️

  3. Daisy 27. Oktober 2025 um 6:33 Uhr - Antworten

    Der Kapitalismus geht immer dort hin, wo er günstig produzieren kann – günstig, was die Energie, Rohstoffe und die Löhne betrifft, und wo er gute Gewinne erzielen kann. So verbreitet er den Wohlstand auf die ganze Welt. Er braucht natürlich Schranken => Soziale Marktwirtschaft. Dort, wo man den Wohlstand verjuxt, um ihn in den Rachen einiger weniger, wie zB den der Börsenspekulanten, zu werfen, schwindet er. Das ist zur Zeit in der Sowjetunion 2.0, der EU, der Fall. Man frisst sozusagen das Saatgut auf.

    Ich denke, die ausufernde Schuldenmacherei ist der Hauptgrund. Damit haben sich die Staaten versklavt, denn die Gläubiger sind ja diese WEF-Typ:innen. Ich habe keine Schulden. Und darum bin ich ein freier Mensch. Das Wort Freiheit kommt von frîhals = Freier Hals, frei von der Schlinge, frei vom Seil, an dem die Sklaven hingen…

  4. Sabine Schoenfelder 26. Oktober 2025 um 12:33 Uhr - Antworten

    Staatskapitalismus ist natürlich effizienter. Es gibt keine Ausschreibungen, keine Lohnverhandlungen, n u l l Bürokratie, keine gut subventionierten Arbeitslosen, keine Lieferkettengesetze, keine Ökoidiotie, keine Energieengpässe….und, und, und.
    Es gibt einen zentralen Willen, eine Führung, die Wirtschaftlichkeit und Effizienz ständig einfordert und die Geschwindigkeit vorgibt. Die diesen ERFOLG als politische Qualität verkauft….
    Europa dagegen wird gerade bewußt abgebaut. Mit allen Mitteln, irrsinnig und völlig vernunftbefreit. Warten Sie ab. Um chinesische Verhältnisse unter einem Stakeholder-Kapitalismus zu verwirklichen müssen Demokratie, Nationalismus, Selbstbestimmung, Individualität und Freiheit gezielt zerstört werden…..und mit zunehmenden Restriktionen und Dauerkontrolle wird sich Chinas Hochgeschwindigkeitsnetz vielleicht auch bald über ganz Europa ausbreiten….

    • cwsuisse 27. Oktober 2025 um 11:14 Uhr - Antworten

      Wenn es nur einen Konzern gibt, der ein bestimmtes Gut herstellen kann, machen Ausschreibungen keinen Sinn. In China gehen diese Aufträge immer an CRRC und nicht an Siemens China. Wenn es mehrere Anbieter gibt, wird meist ein Konstruktionswettbewerb durchgeführt, so in Amerika (Lockheed gegen General Dynamics) oder in Russland (Suchoi gegen MIG). Der Erfolg gibt den Chinesen und Russen recht, denn deren Herstellungskosten liegen grob bei 1/3 im Vergleich mit den USA.

  5. Glass Steagall Act 26. Oktober 2025 um 11:51 Uhr - Antworten

    Der Unterschied der chinesischen zur europäischen Planwirtschaft ist der, dass in China auch etwas für das Volk abfällt, während Europa von Milliardären aus den USA ausgesaugt wird! In China wissen die Milliardäre, man muss auch das Volk am Aufbau und Gewinn beteiligen, während man Europa zum Ausverkauf fremder Superreicher freigeben hat! In China erfolgt der Aufbau mit dem Volk, in Europa erfolgt der Abbau gegen das Volk! Oder mit anderen Worten, China kontrolliert sich selbst, während Europa fremdkontrolliert wird!

    • Sabine Schoenfelder 26. Oktober 2025 um 12:42 Uhr - Antworten

      Wenn ich die Bilder dieser Bahnhöfe sehe, oder die modernen SKYLINES der modernen Großstädte Chinas, bemerke ich, daß der neue Reichtum auch nur eine bestimmte, gehobene Mittelschicht betrifft. Einen kleinen Teil der 1,4 Milliarden Chinesen. Nehme an, daß es sich in erster Linie um Regierungs-Verbundene handelt, die sich, wie in allen Systemen, den ersten Zugang zum „besseren Leben“ gewähren….
      Diejenigen, die diesen Luxus errichteten, wohnen bestimmt nicht in den neuen hübschen Hochhäusern…..behaupte ich jetzt einfach mal…

      • therMOnukular 26. Oktober 2025 um 19:51 Uhr

        Da vermuten Sie sicher nicht falsch. Aber dennoch muss man auch festhalten, dass es trotzdem eine Leistung ist, wie viele Chinesen überhaupt in eine Mittelschicht aufsteigen können, die es davor nicht/kaum gab.

        Je breiter/größer die Mittelschicht, desto „fairer“ wird eine Gesellschaft – behaupte ich jetzt einmal einfach so.
        Mittelschicht heißt die Möglichkeit zu Bildung, Reisen (was weiter bildet), besserer Medizin, gehobener Lebenserwartung usw. Daraus folgen irgendwann auch Forderungen an die politische Führung, die von jener Führung nicht mehr ignoriert werden können, wenn sie den Motor des eigenen Erfolgs nicht abwürgen oder vergraulen will (wie es die EU/der Westen gerade tut).

      • Sabine Schoenfelder 27. Oktober 2025 um 8:42 Uhr

        Sie schreiben 👉„Daraus folgen irgendwann auch Forderungen an die politische Führung, die von jener Führung nicht mehr ignoriert werden können, wenn sie den Motor des eigenen Erfolgs nicht abwürgen oder vergraulen will (wie es die EU/der Westen gerade tut).“
        Ihr Denkfehler. Es gibt keine selbstständige Mittelschicht im Kommunismus/Sozialsimus, sondern nur eine Kader-Elite und diese SIND die Führung….behaupte ich jetzt einfach mal so…😌

    • hermine 26. Oktober 2025 um 20:29 Uhr - Antworten

      ja, ist auch meine meinung. die vermögendsten 10 % in usa haben 70 oder so % der aktien. dagegen sind viele staaten am verarmen. das bip ist gemittelt, man kann die armut in vielen staaten nicht sehen.
      während vor jahren usa wegen seines unsozialen raubtierkapitalismus verteufelt wurde und europa für
      die soziale hängematte gelobt wurde.. sieht man wie unfähigkeit in den politischen eliten ganze länder in eu
      ruiniert. viele gründe für diese 20 jahre unfähigkeit, wir wissen es. das schlimmste ist dass uns “ putin bald
      angreifen wird“. das verarmte volk wird noch ausgelacht und infantilisiert.

  6. Jan 26. Oktober 2025 um 9:24 Uhr - Antworten

    China rechnet mit Kampfhandlungen an seiner erweiterten Peripherie. Deutschland rechnet mit Kampfhandlungen direkt in Berlin, Brüssel, Paris und mit einer atomaren Verseuchung Ostdeutschlands, um die Russen von einem Marsch nach Brüssel abzuhalten.

    Infrastrukturinvestitionen vor dem Krieg wären völliger Unsinn – und Schnellzugtransporte für elektrische Panzer stoßen zuviel CO2 aus. An die extrem teuren Bahnhöfe gar nicht zu denken!

    Wenn nach dem Krieg 90% der Deutschen tot sind, braucht man klar auch weniger Infrastruktur, ein Schnellzug und mehrere Gleise wären völlig überdimensioniert. Es reicht ein Unterstand neben dem Trampelpfad. Ötzi hatte auch nicht mehr.

    • hermine 26. Oktober 2025 um 20:32 Uhr - Antworten

      deutschland rechnet nicht. es ist eine verkommene elite, die vom niedergang in kultur und wirtschaft und vielen andern bereichen ablenken will.

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