Führender ukrainischer Faschist ermordet: Ein Inside Job?

1. September 2025von 3,7 Minuten Lesezeit

Andrey Parubiy, führender Banderist der Ukraine, wurde in Lemberg auf offener Straße erschossen. Der Faschist spielte eine zentrale Rolle beim Maidan-Putsch und beim Anschlag auf das Gewerkschaftshaus in Odessa. Der Westen zeigt mit dem Finger auf Russland, doch das könnte falsch sein.

Der öffentliche Mord an dem führenden ukrainischen Faschisten Andrey Parubiy lässt viele mit dem Finger auf Russland zeigen – und das nicht ohne guten Grund. Er war berüchtigt in die Maidan-Scharfschützen-Provokation auf dem Höhepunkt der Farbenrevolution 2014 verwickelt, in den Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa kurz darauf sowie in den Ausbruch des damaligen ukrainischen Bürgerkriegs im Donbass durch seine kurze Rolle als Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats. Parubiy war daher ein Feind Russlands, und viele dort wollten ihn wahrscheinlich schon lange tot sehen.

In Russland werden aber überzeugende Gegenansichten vorgebracht, wonach sein Mord tatsächlich ein Insider-Job war. Demnach machte Parubiys Erfahrung bei der Mitorganisation des Euromaidan und seine Allianz mit dem ehemaligen Präsidenten Petro Poroshenko ihn zu einem natürlichen Feind von Zelensky, der eine Absetzung fürchtet. Er kennt auch zu viele Geheimnisse über die Ukraine nach dem Maidan, sodass sein Tod – mitsamt all dieser Geheimnisse – viele Mitverschwörer mit Erleichterung erfüllen würde.

Das sind valide Punkte, die man nicht als „Verschwörungstheorie“ abtun sollte. Immerhin hat ein ukrainischer Neonazi im Juli 2024 den führenden „sprachlichen Nationalisten“ des Landes wegen einer wahrgenommenen ideologischen Beleidigung ermordet – auch das geschah interessantweise in Lemberg, genau wie der Mord an Parubiy. Diese Stadt ist ein Brennpunkt des ukrainischen Faschismus, in dem verschiedene Fraktionen bekanntermaßen gelegentlich gegeneinander Krieg führen. Es wäre daher theoretisch nicht allzu schwierig für Zelenskys Clique, in Lwiw einen Auftragsmord auf Parubiy zu veranlassen.

Ebenso könnte eine rivalisierende faschistische Fraktion ihn einfach aus ideologischen oder geschäftlichen Gründen selbst aus dem Weg geräumt haben, was es schwierig macht, zu schließen, wer verantwortlich ist. Auch wenn sein mutmaßlicher Mörder weniger als 48 Stunden nach dem Mord festgenommen wurde, sollten etwaige Behauptungen dieses Individuums, von Russland beauftragt worden zu sein, mit äußerstem Skeptizismus betrachtet werden.

Unabhängig davon, wer Parubiys Mord befohlen hat und warum: Tatsache ist, dass ein führender faschistischer Ideologe gerade von der politischen Bühne des Landes entfernt wurde. Zudem war er ein langjähriger und sehr enger Verbündeter Poroschenkos, einer der größten Rivalen Zelenskys. Hinzu kommt seine Erfahrung bei der Mitorganisation des Euromaidan, sodass seine Eliminierung tatsächlich politische Auswirkungen im Inland haben wird. Das geschieht einen Monat, nachdem der russische Auslandsnachrichtendienst berichtet hat, dass die USA Zelensky ersetzen wollen.

Die kurzlebigen Proteste, die im Sommer ausbrachen, nachdem die Regierung versucht hatte, Antikorruptionsinstitutionen zu neutralisieren, könnten Zelensky oder jemanden aus seinem Umfeld in Panik versetzt haben – aus Furcht, Poroschenko könnte Parubiy bald einsetzen, um einen weiteren Maidan mitzuorganisieren. Es ist daher nicht besonders konspirativ zu spekulieren, dass er – oder einer seiner Verbündeten, ohne dass er es weiß – lokale Faschisten in Lemberg beauftragt hat, Parubiy dort zu töten. Diese Paranoia könnte somit zu seinem Mord geführt haben.

Aus russischer Sicht ist Parubiys Mord bittersüß: Er war sein Feind, den viele wahrscheinlich schon lange tot sehen wollten, aber dass er gerade jetzt getötet wurde, könnte einen spekulativen Plan der USA und/oder innerhalb der Faschisten behindern, Zelensky zu ersetzen. Dementsprechend hätte Russland ihn wahrscheinlich vor all diesem politischen Intrigenspiel in Kiew ermordet oder erst, nachdem es sich gelegt hat – falls es ihn wirklich im Visier hatte. Das wirft Zweifel an der Theorie auf, dass Russland verantwortlich ist, und stärkt die Glaubwürdigkeit, dass es sich um einen Insider-Job handelt.

Bild „Putin Effigy & Bandera Flag“ by edenpictures is licensed under CC BY 2.0.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer politischer Analyst, der sich auf den globalen systemischen Übergang zur Multipolarität spezialisiert hat. Er veröffentlicht auf Englisch auf seinem Substack-Blog. Auf Deutsch exklusiv bei TKP.


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