Vor 80 Jahren wurde Wien durch russische Truppen von den Nazis befreit

6. April 2025von 4,7 Minuten Lesezeit

Es ist bemerkenswert, dass 80 Jahre nachdem der WK II zu Ende ging, sich neuerlich ein Konflikt zwischen einer europäischen Kriegskoalition und Russland anbahnt. Vor 80 Jahren fanden die letzten großen Schlachten um Wien und ab 16. April um Berlin statt.

Mitte März entschied die Rote Armee den Kampf um Budapest und durchbrach anschließend die Stellungen der deutschen Arme, die noch von Resten ungarischer Truppenverbände des faschistischen Horthy Regimes unterstützt wurden. Anfang April begann dann der Kampf im Osten Österreichs. Der Kampf um Wien wurde abgekürzt, durch Informationen von patriotischen Widerstandskämpfern, die der Roten Armee halfen in Wien über westlich gelegene Vororte einzudringen ohne die deutsche Verteidigung frontal durchbrechen zu müssen.

Die an der Wiener Operation beteiligten sowjetischen Kräfte bestanden aus Armeen der 3. Ukrainischen Front, die von der 17. Luftarmee, die der 2. Ukrainischen Front und von der 5. Luftarmee unterstützt wurden. Im Jahr 1941 hatte die Rote Armee noch aus Nordfornt, Westfront, Südwestfront und Südfront bestanden. Die Südfront wurde rasch in die Ukrainischen Fronten umbenannt, die Nordfront in die Weißrussischen Fronten, Leningrader Front und Karelische Front. An der Einnahme von Berlin waren zwei der drei Weißrussischen Fronten und die 1. Ukrainische Front beteiligt. Die Namensgebung hat keinerlei ethnische Hintergründe wie Konzernmedien und der ÖRR uns neuerdings glauben machen wollen, sondern waren territoriale Bezeichnungen für die Region der Aufstellung.

Vor dem direkten Kampf um die Stadt Wien fanden heftige Kämpfe im Marchfeld und im Süden Wiens in der Gegend von Baden statt.

Russische Quellen stellen die Kämpfe am 5. April in einer Grafik so dar:

Mehrere Anläufe von deutschen Offizieren Wien zur „Offenen Stadt“ zu erklären, scheiterten am Widerstand des Reichsstatthalters und Gauleiters von Wien, Baldur von Schirach.

Der eigentliche Kampf im Wiener Stadtgebiet begann am 6. April vom Süden her. Das 39. Garde-Schützenkorps (General Tichonow) der 9. Gardearmee drängte die 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ über Mödling nach Vösendorf zurück. Rechts davon rückte die 4. Gardearmee gegen die 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“ vor. Russische Kräfte besetzten Schwechat und erreichten die Stadtgrenze bei Simmering.

Der westliche sowjetische Angriffskeil erreichte am 7. April die Stadtgrenze und stieß über Gersthof, Hernals und nördlich der Westbahnlinie in die inneren Bezirke vor. Zur Verteidigung der westlichen Bezirke war von den Nazis der Volkssturm aktiviert worden, der aus Jugendlichen zwischen 14 und 16 sowie alten Männern über 60 bestand. Sie besetzten etwa eine Brücke über die Vorortelinie im 18. Bezirk und errichteten aus Pflastersteinen eine Barrikade. Sobald in der Nähe Schüsse zu hören waren, lösten sich diese Abteilungen jedoch in Regel schnell auf.

Am gleichen Tag verstärkte die 2. SS-Panzer-Division aus dem Bereich Mauer kommend über die Mariahilfer Straße die Verteidiger der Innenbezirke. Erst am 9. April erreichte der sowjetische nordwestliche Keil, aufgehalten durch die Hügel und Täler des Wienerwalds, über Klosterneuburg die Stadtteile Sievering, Grinzing und Nußdorf.

Die Lage der Verteidiger war bei von Beginn an aussichtslos. Der taktische Sinn bestand wohl darin, durch den Zeitgewinn eine Neuformation der Truppe im Westen bzw. den Rückzug in die imaginäre Alpenfestung zu ermöglichen oder auch in der letzten Hoffnung Hitlers, der bereits in der Luft liegende Kalte Krieg möge heiß werden und die Deutschen würden durch ein Arrangement mit den Westmächten gerettet.

Die intensiven Kämpfe in Wien dauerten bis etwa 13. April, im Süden bis etwa 18. April. Besonders intensiv wurde im Arsenal gekämpft, in der Nähe des jetzigen Hauptbahnhofes im Süden von Wien. Das Foto oben zeigt die Zerstörungen.

Im Widerstand war es bereits vor der Einnahme Wiens durch die Rote Armee zu intensiven Kontakten der politischen Gruppierungen der Zwischenkriegszeit gekommen, deren Führer gerade aus den Gefängnissen und Konzentrationslagern entkommen waren. Die Widerstandsgruppen der Kommunisten, christlich-konservativer Gruppen und auch einiger Offiziere um Major Carl Szokoll im Wehrkreiskommando XVII versuchten Schäden an der Stadt durch Kontakte und Kooperationen mit dem Hauptquartier General Tolbuchins in Hochwolkersdorf zu minimieren. Sie halfen dabei die Pläne zur Umgehung von süden kommend durch den Wienerwald auszuarbeiten und verhinderten dadurch eine weitergehende Zerstörung der Stadt und zivile Opfer.

Das Vorhaben der Widerstandsbewegung unter dem Decknamen „Operation Radetzky“, die kampflose Übergabe der Stadt an die sowjetischen Truppen zu erreichen und die Zerstörung durch Hitlers „Nerobefehl“ zu verhindern, wurde aber letztlich verraten. Drei beteiligte Offiziere – Oberleutnant Rudolf Raschke, Hauptmann Alfred Huth und Major Karl Biedermann – wurden am 8. April am Floridsdorfer Spitz öffentlich an Straßenlaterne gehängt.

Ein lange diskutiertes Ereignis war der Beschuss des Stephansdomes mit dem anschließenden Brand. Den Nazis Nahestehende versuchten es den Russen in die Schuhe zu schieben, es waren jedoch SS-Truppen wie ich aus einer Reihe von authentischen Quellen erfahren habe. Skurril sind neue Berichte von 2019 und 2020, die nun Plünderern die Schuld geben, die in benachbarten Gebäuden Feuer geleget haben sollen, das auf den weit höheren Turm mit der Pummerin genannten großen Glocke übergegriffen haben soll.

Aus russischen Quellen stammt auch diese Aufforderung der politischen Führung der sowjetischen Truppen.

Ich frage mich, ob der Hass mancher Politiker, insbesondere bei den Neos, darauf zurückzuführen ist, dass uns die Russen von den Nazis befreit haben. Und 1955 wieder das Land verlassen haben.

Bild: unbekannter Fotograf des Heeresmuseums, Fotorechte sind beim HGM, Attribution, via Wikimedia Commons

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram oder GETTR und abonniere unseren Newsletter.


9 Kommentare

  1. audiatur et altera pars 7. April 2025 um 10:30 Uhr - Antworten

    Tja, das erinnert mich stark an die Redewendung „unabhängige Tageszeitung“ ;-)
    Meine Großmutter, die als schwangere Zvilistin in Salzburg gemeinsam mit ihrer Schwester noch von amerikanischen Tieffliegern atttackiert wurde, wurde von ihrem Mann um diese Zeit in die vermeintlich sichere Ostzone „evakuiert“. In den Jahren vor ihrem Tod erzählte sie mir (als wohl einzigem) ihre Kriegsgeschichte unter den „Befreiern“, die um Grunde nicht nur sie, sondern eine ganze Kleinfamilie tabuisierten und traumtatisierten. Sie hatte schließlich einen russischen Militäroberen als „Retter“ gefunden, der ihr eine Art offiziellen Schutzbrief ausstellte, vor dem diverse Halbwilde nun salutierten. Sie zeigte mir dieses Dokument, das sie sorgfältig im Nachtkästchen verwahrte. Nach ihrem Tod wollte ich es haben (um es zu übersetzen) und wandte mich an ihre Kinder. Doch das Dokument war plötzlich weg. Keiner wusste etwas davon. Ich war offenbar auf ein sorgfältig gehütetes „Familiengeheimnis“ gestoßen…

  2. Dr. Rolf Lindner 6. April 2025 um 19:15 Uhr - Antworten

    Wo steht der Feind?

    Ach wär‘ das ein tolles Leben,
    verheizte man in Russlands Gräben,
    was übrig ist von deutscher Wehr,
    gäbe es keine Männer mehr,
    mit Frauen, Kindern, Alten
    kann man schalten und walten.
    Lässt sich der Trutz so dezimieren,
    wie leicht könnte man da regieren.
    Bis zu den ersten Leichen
    muss der Popanz ausreichen.
    Den kann man gut benutzen,
    Widerstand zu beschmutzen.
    Russengefahr, die ist es nicht,
    die aus der Propaganda spricht.
    Die sich diese ausdenken,
    wollen davon ablenken,
    dass sie Deutschland zugrunde richten,
    Russen braucht es dafür mitnichten.
    Der wahre Feind kollaboriert
    mit dem der täglich einmarschiert.
    Nicht in Moskau steht der Feind,
    in Berlin hat er sich vereint.
    Bekämpfen Deutsche schon seit langem,
    denn die sind es, wovor sie bangen,
    fürchten, dass immer mehr aufwachen,
    die ihrer Macht den Garaus machen.
    Aus der Geschichte sie nicht lernen,
    dass die, welche Kritik entfernen
    und freies Denken diffamieren,
    ihren Untergang nur forcieren.

  3. Fritz Madersbacher 6. April 2025 um 17:52 Uhr - Antworten

    „Ich frage mich, ob der Hass mancher Politiker, insbesondere bei den Neos, darauf zurückzuführen ist, dass uns die Russen von den Nazis befreit haben. Und 1955 wieder das Land verlassen haben“

    Eher ist es wohl der blind machende konformistische Glauben an den Kapitalismus, der uns – zusammen mit dem Hass auf und der Furcht vor „Sozialismus“ und „Kommunismus“ eingepflanzt worden ist, den die Neos-Leute mit nicht wenigen anderen Parteigängern und -innen teilen.
    Es ist Mode geworden, Österreich als ein Land von mehrheitlich Anhängern des Nationalsozialismus darzustellen. Tatsächlich sind viele Menschen unseres Landes durch ihre Abneigung gegen diese Ideologie und ihre Verfechter in schwerste Bedrängnis bis hin zum Tod gebracht worden. Viele Menschen haben sich – wie heute auch – passiv und auch konformistisch verhalten.
    Es ist heute sehr einfach, Urteile zu fällen über eine Zeit und ihre Menchen, die nicht so wie wir im Rückblick die Ereignisse und ihre Ergebnisse betrachten können. Wo ist der große Unterschied zu heute, wo sind die Verteidiger der Neutralität und Unabhängigkeit Österreichs in Politik, Medien, Armee? Was ist tatsächlich aufgearbeitet und gelernt worden?
    Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem dies kroch: dieser Schoß sind nicht die diversen irregeleiteten Unbelehrbaren, sondern es ist der Kapitalismus selbst, dessen herrschende Klasse nicht nur die Nazis finanziert und an die Macht gebracht hat, sondern heute genauso faschistische Methoden als ‚ultima ratio‘ einsetzen würde, wenn ihr die Felle davonschwimmen. Wo bleibt dann unser Engagement, was würden wir tun, die wir so schnell über die Menschen früher urteilen?

  4. Verschwoerungspraktiker 6. April 2025 um 15:10 Uhr - Antworten

    ….ist, dass uns die Russen von den Nazis befreit haben..
    Ich bezeichne das als Geschichtsklitterung und Schönfärberei!
    Österreich war nicht von „den Nazis“ besetzt, sondern mindestens die Hälfte der Österreicher waren begeisterte Nazis. Der Anschluß Österreich an das deutsche Reich war keine Besetzung, sondern eher ein nationalsozialistischer Triumphzug.

    Also hören Sie doch bitte auf, Österreich und die Österreicher als arme Opfer der NS Zeit umzudeuten, denn sie waren ein fester Bestandteil davon!

    Davon abgesehen, hat die Sowjetunion niemand befreit, sondern nur eine Diktatur durch eine andere ausgetauscht. Österreich hatte nur das Glück, nicht durch die „Westmächte“ kompromitiert zu sein, die Stalins analoges Neutralitäts-Angebot für Deutschland ausschlugen und dadurch die DDR erst ermöglichten.

    • 1150 6. April 2025 um 19:48 Uhr - Antworten

      man sehe sich rolle von karl renner im basteln des opfermythos genauer an
      er selbst war nach dem wk I befürworter an den anschluss „restösterreichs“ an deutschland
      und empfahl, bei der „abstimmung“ am 10. april ’38, den anschluss zu unterstützen

  5. Jan 6. April 2025 um 14:14 Uhr - Antworten

    „Den Nazis Nahestehende versuchten es den Russen in die Schuhe zu schieben, es waren jedoch SS-Truppen wie ich aus einer Reihe von authentischen Quellen erfahren habe.“

    Interessant, danke!

  6. Varus 6. April 2025 um 12:35 Uhr - Antworten

    Mitte März Budapest, Anfang April Wien – Putin braucht hingegen Wochen für jedes kleine Dorf. Angeblich soll es russische Soldaten schonen – oft grüble auch ich, ob es dennoch schneller ginge. Und vor allem – ob Putin dann mit den Globalisten unter einer Decke steckt oder sonst welche Motive haben könnte?

    • Varus 6. April 2025 um 12:47 Uhr - Antworten

      Heute im Bösen Medium: „Linke Revolte: Anti-Trump-Demonstrationen in Washington und anderen US-Städten“ – Auch Trump sollte sich überlegen, ob er sich Spielchen im Banderastan leisten kann oder besser zusehen sollte, dass die Wokeness asap besiegt ist. Mit den Turbulenzen durch seine Handelskriege wird die linke Revolte zunehmen – Trump sollte besser den Bogen nicht überspannen.

      Viel braucht er nicht – deutliche Niederlage der Woken bei den Banderas.

  7. cwsuisse 6. April 2025 um 12:04 Uhr - Antworten

    Wir Europäer haben den Russen die Befreiung vom Nazi-Regime schlecht gedankt, denn wir führen jetzt Krieg in der Ukraine gegen Russland. Dieser Krieg zeigt den kompletten Zerfall der Werte im Westen.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge