
Israel greift die Vereinten Nationen an
Entgegen der landläufigen Meinung hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die UN-Mitgliedschaft Israels nur bedingt akzeptiert (Resolution 273). Tel Aviv hat sich niemals an ihre Vorschriften gehalten.
Es weigert sich, 229 Resolutionen des Sicherheitsrats und der Generalversammlung umzusetzen. Es hat gerade eine UN-Agentur zur „terroristischen Organisation“ erklärt, hat den Abriss des UN-Hauptquartiers in New York gefordert, hat ihren Generalsekretär António Guterres zur Persona non grata ernannt und hat gerade viermal die UN-Truppen im Libanon (UNIFIL) angegriffen und dabei zwei Friedenssoldaten verwundet.

Benjamin Netanjahu sagte in einer Ferrnsehansprache am 13. Oktober: „Ich möchte einen direkten Appell an den UN-Generalsekretär richten. Es ist an der Zeit, dass Sie die UNIFIL aus den Hochburgen und Kampfgebieten der Hisbollah zurückziehen. Die israelische Armee hat dies wiederholt beantragt, wurde aber wiederholt abgelehnt, was zur Folge hat, den Hisbollah-Terroristen menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen. Ihre Weigerung, die UNIFIL-Soldaten zu evakuieren, hat sie zu Geiseln der Hisbollah gemacht und sie und unsere Soldaten in Gefahr gebracht.“
Anlässlich des britischen Rückzugs am 14. Mai 1948 aus dem Mandatsgebiet Palästina (d.h. aus jenem Palästina, das vom Völkerbund unter die provisorische Verwaltung des Vereinigten Königreichs gestellt wurde) proklamierte der Zionistische Generalrat, ein Ableger der Haganah (d.h. der Hauptmiliz der jüdischen Einwanderergemeinde), einseitig die Unabhängigkeit des Staates Israel. Sie wurde vom Vorsitzenden der Jewish Agency (d.h. dem Vorstand der Zionistischen Weltorganisation) bekannt gegeben.
Es ist hier wichtig zu erwähnen, dass sich die britischen Besatzer nur aus etwa einem Viertel des Mandatsgebiets Palästina zurückgezogen haben. Die anderen drei Viertel, die das Mandatsgebiet Transjordanien, das spätere Jordanien, bildeten, hatten sie bereits offiziell verlassen.

Im Namen des Zionistischen Generalrats verliest David Ben-Gurion die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel.
Nach einigen Tagen des Überlegens beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen, den neuen Staat anzuerkennen, aber nicht ohne zu betonen, dass es im Prinzip nicht Sache einer Miliz, der Haganah, sei, einen Staat auszurufen, auch wenn diese Proklamation die durch den Abzug der Mandatsbehörde, d.h. der Briten, entstandene Lücke fülle. Die UN-Generalversammlung hatte zur Kenntnis genommen, dass die Unabhängigkeits-Proklamation nichts über das Regime dieses Staates (Theokratie oder Republik), noch über seine Grenzen aussagte. Sie beabsichtigte ebenfalls ihren Plan zur Schaffung eines binationalen Staates, sowohl eines arabischen als auch eines jüdischen, ohne territoriale Kontinuität zwischen den beiden Entitäten (Jerusalem und Bethlehem haben internationalen Status) weiter zu verfolgen. Die UN-Generalversammlung sah sich beruhigt, als der neue Staat auf die „vollständige Gleichheit der sozialen und politischen Rechte aller Bürger ohne Unterschied des Glaubens, der Rasse und des Geschlechts“ verwies.
Unmittelbar nach der Unabhängigkeit schickten Ägypten, der Irak, Transjordanien, der Libanon, Syrien und der Jemen ihre Armeen nach Palästina. Die offizielle Geschichtsschreibung versichert uns nun, dass diese sechs Länder (die „Araber“, was „Muslime“ bedeutet) keinen jüdischen Staat akzeptierten, während fünf von ihnen gegen die jüdische Kolonialisierung nach der britischen Kolonialisierung waren und das sechste Israel unterstützte. Religion war nur für Izz al-Din al-Qassam, die Muslimbruderschaft und den Nazi-Mufti Mohammed Amin al-Husseini ein Thema. In ähnlicher Weise behauptet die Propaganda, dass diese Armeen von der tapferen israelischen Armee besiegt wurden, was impliziert, dass „die Juden den Arabern vom ersten Tag an moralisch überlegen sind“. Die Realität sah ganz anders aus. Der Weltkrieg war gerade zu Ende gegangen, und keines dieser Länder, außer Transjordanien, hatte eine Armee, die diesen Namen verdient hätte. Ihre Truppen bestanden ausschließlich aus Freiwilligen. Zudem kämpfte die transjordanische Armee, die den Konflikt beendete, auf der Seite Israels gegen die anderen Araber. In der Tat hoffte Transjordanien, das immer noch unter britischem Einfluss stand, die Gründung eines palästinensischen Staates zu verhindern und dessen Territorium zu annektieren. Seine Armee war keine andere als die der Briten (die „Arabische Legion“) und stand immer noch unter dem Kommando von General John Bagot Glubb (alias „Glubb Pasha“). Es waren die Transjordanier (eigentlich die Briten) und nicht die Israelis, die die anderen arabischen Armeen besiegten. Während des Konflikts wurde ihr Herrscher, König Abdullah I., zum „König von Palästina“ ausgerufen.
Während dieses Konflikts erlaubten die israelischen Streitkräfte den Briten in Transjordanien, gegen die Araber zu kämpfen, und wandten den Plan D (hebräisch: Plan „Dalet“) an. Die Haganah beabsichtigte, so wenig Territorium wie möglich mit Transjordanien zu teilen. Die israelischen Streitkräfte importierten illegal Waffen aus der Tschechoslowakei (die bereits von den Kommunisten regiert wurde), wahrscheinlich mit Zustimmung der UdSSR, um angeblich gegen die britische Kolonialisierung zu kämpfen, in Wirklichkeit um die Palästinenser zu vertreiben. Das ist die Nakhba (Katastrophe): 750.000 Palästinenser (zwischen 50 und 80 Prozent der Bevölkerung) werden gewaltsam vertrieben.
Im folgenden Jahr bewirbt sich Israel um die Mitgliedschaft der Vereinten Nationen und erhält diese auch. Zu dieser Zeit war kein entkolonialisierter Staat Mitglied der Vereinten Nationen. Die Länder unter angelsächsischem Einfluss sind in der Mehrheit. Sie akzeptieren Israel jedoch nur bedingt. In ihrer Resolution 273 bezieht sich die UN-Generalversammlung auf eine schriftliche Verpflichtung des Außenministers der israelischen Interimsregierung, Moshe Shertok, mit der er „die Verpflichtungen, die sich aus der Charta der Vereinten Nationen ergeben, vorbehaltlos akzeptiert und sich verpflichtet, sie ab dem Tag der Aufnahme in die Vereinten Nationen einzuhalten“.

Am 15. November 1970 zerriss Chaim Herzog, Ständiger Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen und zukünftiger Präsident des Staates Israel, am Rednerpult der Generalversammlung die Erklärung 3379, die den Zionismus als „eine Form des Rassismus und der Rassendiskriminierung“ bezeichnet.
Bis heute hat Israel diese Verpflichtung nicht erfüllt und hat sich auch nicht an 229 Resolutionen des Sicherheitsrats und der Generalversammlung gehalten. Seine Mitgliedschaft könnte daher jederzeit ausgesetzt werden.

Im Laufe der letzten Monate:
• Der israelische Außenminister Israel Katz sagte am 23. März, die UNO sei „eine antisemitische und antiisraelische, Terrorismus beherbergende und fördernde Organisation“ geworden.
• hat Israel eine Kampagne gegen eine UN-Organisation, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) geführt und sie beschuldigt, im Dienste der Hamas zu stehen. Im vergangenen Juli verabschiedete die Knesset drei Gesetze, die es (1) der UNRWA verbieten, auf israelischem Territorium zu operieren, (2) ihren Mitarbeitern diplomatische Immunität entziehen (3) sie zu einer terroristischen Organisation erklären.
• Israels ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, sagte am Ende seiner Amtszeit im vergangenen August in einer Rede über das UN-Hauptquartier in New York: dass „dieses Gebäude vom Antlitz der Erde getilgt werden muss“.
• Der israelische Außenminister Israel Katz erklärte UN-Generalsekretär António Guterres zur Persona non grata.
• Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) nahmen gezielt französische, italienische und irische Soldaten der Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL) ins Visier.

Die Quintessenz:
• Israel wurde nicht von seinem Volk geschaffen, sondern von seiner Armee.
• Der erste israelisch-arabische Krieg wurde nicht von den Israelis gewonnen, sondern von den britisch geführten Arabern Transjordaniens.
• Mit dem Beitritt zu den Vereinten Nationen hatte sich Israel verpflichtet, sich an alle seine Resolutionen zu halten, was es jedoch 229-mal versäumt hat.
• Nach Palästina, dem Libanon, Syrien, dem Irak, dem Jemen und dem Iran hat die Netanjahu-Regierung eine achte Front gegen die Vereinten Nationen eröffnet.
Bild: United Nations Interm Force In Lebanon, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Quelle: „Israel greift die Vereinten Nationen an“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 15. Oktober 2024, www.voltairenet.org/article221377.html
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Vorsicht, der Autor ist Veschwörungstheoretiker zu 9/11. Es ist unsinnig, ihm hier einen Platz für seine wirren Ausführungen zu geben. Das entwertet das Portal leider.
Ich besitze sogar zwei Dipl-Ing-Wische – „Argumentation“ nach dem Muster „der Autor ist“ kommt in diesem Metier nie vor. Vielleicht ist es unter Gender-Climate-Studentenden:innen:esses üblich, doch die soll auch dort verbleiben.
@Jo
16. Oktober 2024 um 13:19 Uhr
„Vorsicht, der Autor ist Veschwörungstheoretiker zu 9/11“
Was heißt das genau? Der vorliegende Artikel ist jedenfalls sehr genau recherchiert, wie jeder/jede nachvollziehen kann, der/die sich seriös mit den darin behandelten Ereignissen befasst. Dass sie von den westlichen Medienpapageien ihrem Publikum vorenthalten werden, dafür kann er nichts.
Zu „9/11“ gibt es natürlich (auch) den Konsens unserer bekannt wahrheitsliebenden Qualitätsmedien. Es empfiehlt sich allerdings die Frage nach dem Nutzen wie bei allen Attentaten: ‚cui bono‘? Hat vorher das „Vietnam-Syndrom“ US-Angriffskriege eher unpopulär und riskant für ihre potentiellen Urheber gemacht, so folgten nach „9/11“ jene US-Aggressionen, die jetzt diesen Kriegstreibern das Ende ihrer Hegemonie in nächste Nähe gerückt haben …
Die Geschichte Israels ist die Geschichte eines kolonialistischen Landraubs, durchgeführt mit Gewalt, Lügen und Betrug aller Art. Die Mitgliedschaft dieses Terroristen in der UNO, der jedes Völkerrecht mit Füßen tritt und sich mit frechen Provokationen über sämtliche Beschlüsse der „antisemitischen“ UNO-Vollversammlungen hinweggesetzt hat, zeigt: die „internationale regelbasierte Ordnung“ ist ein Recht des Stärkeren, sie ist der Deckmantel für die Abmachungen einer Räuberbande und deren gewaltsame Umsetzung gegen die sich dagegen wehrenden Völker, Nationen und Staaten. Aber diese „Pax Americana“ findet jetzt ihr verdientes Ende, und der Schurkenstaat Israel ist bahnbrechend dafür aktiv …
An sich keine schlechte Idee, allerdings nicht wegen der zaghaften Kritik am Zionistenstan, sondern wegen dem korrupten Geblabber ob der „kochenden Erde“ – dazu noch neulich der Great-Reset-Pakt, den vor allem der russische Botschafter heftig kritisierte. Die Zentralen von WHO oder IPCC hätte ich ebensowenig verschont – gerne könnten die etwa neuen Hotels weichen.