Putin-Modi-Gespräche in Moskau: Was zu erwarten ist

8. Juli 2024von 2,6 Minuten Lesezeit

Der indische Premierminister Narendra Modi besucht am heute und morgen (8. und 9. Juli) Moskau, um gemeinsam mit Präsident Wladimir Putin den Vorsitz beim 22. jährlichen Gipfeltreffen Russland-Indien zu führen. Russland und Indien haben seit der Gründung Indiens im Jahr 1948 sehr enge und gute Beziehungen, die sich gerade in den letzten Jahren noch vertieft haben. Beide Politiker – Putin und Modi – haben heuer Wahlen erfolgreich geschlagen.

Während des 22. jährlichen Gipfeltreffens zwischen Indien und Russland werden die beiden Staatsoberhäupter das gesamte Spektrum der vielfältigen Beziehungen zwischen ihren Ländern erörtern und Perspektiven zu aktuellen regionalen und globalen Themen von gegenseitigem Interesse austauschen, wie das Außenministerium in Neu-Delhi am Donnerstag mitteilte.

Wie die Times of India berichtet, sagte Putin Sprecher Peskow am Samstag in einem Interview mit dem russischen Staatssender, dass die Agenda von Premierminister Modi in Moskau sehr umfangreich sein wird und die beiden Politiker Gelegenheit zu informellen Gesprächen haben werden. „Natürlich wird das Programm umfangreich sein, um nicht zu sagen überladen. Es wird ein offizieller Besuch sein, und wir hoffen, dass die beiden Staatsoberhäupter auch Gelegenheit zu informellen Gesprächen haben werden“,

Modi wird am Montag an einem privaten Abendessen teilnehmen, zu dem Putin eingeladen hat. Am Dienstag wird Modi mit der indischen Gemeinde in Moskau zusammentreffen, einen Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten im Kreml niederlegen und eine Ausstellung besuchen. Im Mittelpunkt des Besuchs stehen bilaterale Gespräche in einem „begrenzten“ und einem breiteren Format auf Delegationsebene.

Die bevorstehenden Gespräche sollten vor dem Hintergrund eines äußerst vielversprechenden bilateralen Kontextes betrachtet werden, der es Indien und Russland ermöglicht, ihre strategische Autonomie inmitten globaler geopolitischer Veränderungen zu stärken“, so Dr. Raj Kumar Sharma, ein leitender Forschungsmitarbeiter bei NatStrat, einer in Neu-Delhi ansässigen Denkfabrik.

Putin-Modi-Gespräche sollen sich auf folgende Themen konzentrieren:

  • Verteidigung und Energiesicherheit vor dem Hintergrund regionaler und globaler Entwicklungen
  • Bindungen innerhalb von Gruppen wie BRICS, Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, Ostasiengipfel (EAS), UN.
  • Bilateraler Handel, der vor allem aufgrund der Zusammenarbeit im Energiebereich auf 65 Milliarden Dollar angestiegen ist;
  • Nachhaltige Zahlungsmechanismen inmitten der Bemühungen um eine Entdollarisierung
  • Investitionen in den Bereichen Energie, Banken, Eisenbahnen und Stahl
  • Nuklearenergie inmitten der Arbeiten an den Blöcken des in Zusammenarbeit mit Russland gebauten Kudankulam-Kernkraftwerks
  • Russland-Indien Abkommen über den gegenseitigen Austausch von Logistik (RELOS), das die militärische Zusammenarbeit fördern, die Militärlogistik rationalisieren, Indiens maritime Reichweite (einschließlich der Arktis) ausweiten, Indiens Logistikabkommen mit Quad-Ländern ausgleichen und Russlands Präsenz im Indopazifik stärken soll
  • Verkehrsprojekte wie der internationale Nord-Süd-Verkehrskorridor und der Seekorridor Chennai-Wladiwostok
  • Wissenschaft und Technik, Bildung und Kultur. Russland und Indien wollen bis Ende 2024 gegenseitig visumfrei reisen.

Eine Isolation Russlands,  wie es sich die USA und ihre Gefolgschaft in der EU wünscht, sieht jedenfalls anders aus. Sanktionen gegen Länder wie Indien (und China) durchzusetzen sind wirtschaftlicher Suizid.


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3 Kommentare

  1. rudi fluegl 8. Juli 2024 um 14:59 Uhr - Antworten

    Modi reiht sich in eine Reihe westlicher Verbrecher – damit kein Irrtum aufkommt – gegen die Menschlichkeit ein!

  2. Fritz Madersbacher 8. Juli 2024 um 12:23 Uhr - Antworten

    „The Wall Street Journal“ kommentiert, die Realität verdrehend, „Modi’s presence will be an opportunity for Putin to show that Russia still has influential friends“. Tatsächlich befindet sich der Westen in der Situation, zeigen zu müssen, „that he still has influential friends“.

    Und weiter, säuerlich:
    „Modi will arrive in Moscow on Monday, marking his first visit to the country in five years. For Russian President Vladimir Putin, Modi’s presence will be an opportunity to show that Russia still has influential friends after more than two years of Western efforts to isolate the country.
    Modi will get to Moscow just as Washington prepares to host a North Atlantic Treaty Organization meeting that will focus on supporting Ukraine as the war drags on“

    Das „Wall Street Journal“ findet auch Positives, die US-Imperialisten versuchen ja, Indien gegen China auf ihre Seite zu ziehen:
    „India is trying to offer a counterweight to U.S. and European sanctions that it believes have pushed Moscow closer to Beijing, political experts say. India wants to “ensure Russia has alternatives, that Russia isn’t cornered and doesn’t have to put all its eggs into the Chinese basket,” said Aleksei Zakharov, a Moscow-based expert on Russia-India relations“
    (Alle Zitate in „The Wall Street Journal“, July 5, 2024)

  3. Jaroslav Bocek 8. Juli 2024 um 8:45 Uhr - Antworten

    Es muss erwähnt werden, dass es im Jahr 1948 kein Russland, sondern die UdSSR gegeben hat.

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