Zahl der bisherigen Infektionen mit dem Coronavirus – völlig unbekannt

4. Juni 2020von 5,8 Minuten Lesezeit

Die Pandemie mit dem neuen Coronavirus ist mittlerweile seit mehr als fünf Monaten unterwegs. Über die beste Strategie zur Vermeidung von Todesfällen streiten die Gelehrten. Die Politik verwendet die Infektionszahlen als Leitlinie für Maßnahmen. Dabei kennt niemand die wirklichen Zahlen der Infektionen mit dem Coronavirus.

Das hat mehrere Gründe:

  • die Tests sind sehr ungenau und haben Fehlerraten von 1,4% bis 8%

  • die bekannte Zahl an Infektionen steigt und fällt mit der Zahl der Tests

  • es wurde mit ganz wenigen Ausnahmen (zB Island, Kreuzfahrtschiffe) keine wirklich repräsentativen Querschnitte der Bevölkerung getestet

  • ebenso wenig wurden repräsentative Antikörper Testungen durchgeführt – mit einigen Ausnahmen

  • es besteht noch zu wenig Wissen, wie genau Antikörper von den anderen Coronaviren wirken.

Hohe Anteile an asymptomatisch Infizierten

Kürzlich gab es zwei verblüffende Ergebnisse zu Infizierten, die keine Symptome hatten. Da ist einmal das Kreuzfahrtschiff, auf dem Infektionen auf der Fahrt Richtung Antarktis auftauchten. Auf dem Schiff infizierte sich mehr als die Hälfte aller Passagiere, von denen laut dem Bericht nur 19 % Symptome zeigten, also 81% ohne Symptome blieben.

Da stellen sich zwei Fragen: Wieso war nur die Hälfte infiziert, wobei oft von zwei Leuten in der gleichen Kabine nur eine Person positiv getestet wurde? Denkbar wäre, dass die andere Person bereits eine grundsätzliche Immunität gegen Coronaviren von früheren Infektionen hatte, so dass sich das Virus gar nicht festsetzen konnte. Und natürlich kann es sein, dass der fehleranfällige Test kein Ergebnis zeigte.

Die andere Frage ist, wieso ein so hoher Prozentsatz symptomlos blieb. Gründe dafür können sein das Fehlen von Vorerkrankungen, ein starkes Immunsystem oder ebenfalls eine Immunität durch frühere Coronaviren und somit ein kompetentes Immunsystem.

Das zweite verblüffende Ergebnis betrifft eine Untersuchung in drei Pflegeheimen in London. Obwohl hier ja offenbar Vorerkrankungen vorhanden waren, die eine Pflege nötig machen, waren auch hier 43 Prozent der Infizierten ohne Symptome. Starkes Immunsystem ist unwahrscheinlicher als ein kompetentes, also eines das bereits auf ein Coronavirus trainiert war.

Immunität durch frühere Corona Grippe

Die Forscher vom Center for Infectious Disease and Vaccine Research des Instituts für Immunologie in La Jolla, Kalifornien, entdeckten bei etwa 50 Prozent der Blutproben, die zwischen 2015 und 2018 gesammelt worden waren, starke Abwehrmechanismen, gebildet bei früheren Corona Grippeinfektionen. Wie sich diese Abwehrmechanismen bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 genau auswirken ist noch unklar: Kann sich das Virus überhaupt festsetzen und wäre es nachweisbar?

Und fast noch wichtiger: Wie hoch ist der Prozentsatz der Immunität in den verschiedenen Ländern? Mit 50% wären wir schon ganz nahe an der Herdenimmunität. Das würde auch den weltweiten Rückgang der Infektionen erklären, die mit geringen Abweichungen und unabhängig von den getroffenen Maßnahmen weltweit gleichlaufend passiert ist.

Zu ähnlichen Ergebnisse kam übrigens das Team um Dr. Julian Braun und Professor Dr. Andreas Thiel von der Berliner Charité, die diese Ende April auf dem Preprint-Server »MedRxiv« veröffentlicht hatten. Und auch die britische Epidemiologin Sanetra Gupta schloss das aus  ihren Analysen.

Bei dieser Gruppe könnte gelten: zwar angesteckt aber keine Symptome und auch nie infektiös.

Der ungenaue Test

Die Ergebnisse der Virus-Tests nach der PCR-Methode, die der Virologe Christian Drosten bereits im Januar 2020 mitentwickelt hat, bilden die Grundlage für die täglich gemeldeten Infiziertenzahlen. Auch wenn der Anteil der positiv Getesteten nie höher als 10 Prozent war und derzeit sehr gering ist, wurde und wird unter der Bevölkerung Angst geschürt.

Frühzeitig haben Kritiker wie der erfahrene Lungenarzt und Epidemiologe Wolfgang Wodarg darauf hingewiesen, dass der verwendete PCR-Test nicht so sicher ist, wie Charité-Virologe und Regierungsberater Drosten vorgibt.

Eine Anfang Mai 2020 veröffentlichte Studie der Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien e.V. (INSTAND) bestätigt, dass die PCR-Tests nicht so sicher sind wie behauptet. Grundlage ist ein sogenannter Ringversuch, an dem in Deutschland zahlreiche Labore beteiligt waren.

Der Test wies Proben, die zu 100 Prozent aus ausschließlich anderen Coronaviren bestanden, nicht als negativ aus. So wurden beim harmlosen Erkältungs-Coronavirus HCoV 229E nur 92,4 Prozent der Proben als negativ erkannt, das heißt, 7,6 Prozent wurden als mit SARS-CoV-2 infiziert ausgegeben. Bei Proben mit dem ebenfalls harmlosen Erkältungs-Coronavirus HCoV OC43 waren es 97,8 Prozent negative Ergebnisse. Und selbst bei Proben ohne Coronaviren wurden nur 98,6 als infektionsfrei erkannt, das heißt, 1,4 Prozent wurden als infiziert ermittelt.

Damit können die Ergebnisse vor allem bei sehr niedrigen Infektionszahlen gravierend falsch sein und sogar dann noch Infektionen angezeigt werden, obwohl es gar keine mehr gibt.

Die unterschiedliche Zahl von Testungen

Im Februar und März fehlte es nicht nur an Schutzausrüstungen, sondern auch an den den Tests, an den Geräten, Reagenzien, Labors und ausgebildeten Personal. In Österreich wurden zunächst nur einige Hundert Tests durchgeführt, erst am 17.3. stieg die Zahl über 1000 und erst am 24.3. erreichte man über 4000 Tests pro Tag. Parallel dazu stieg auch die Zahl der bestätigten Infektionen um am 26.3. einen Höhepunkt zu erreichen.

Die tatsächlichen Infektionen haben ihren Höhepunkt mit einiger Sicherheit erheblich früher gehabt, nur sind sie eben nicht entdeckt worden. Bei rund 80% symptomlos Infizierten fällt das auch nicht weiter auf.

EpidemKurveAT

Was also als „Epidemiologische Kurve“ bezeichnet wird, ist eher eine Darstellung der Zahl der Testungen. Die Infektionsrate und die magische Zahl R sind also schon früher zurückgegangen, Abstand halten und die Entwicklung der Herdenimmunität haben dazu mehr beigetragen als der Lockdown.

Die aufsteigende Flanke der Kurve entstand durch die bis 26.3. steigende Zahl von Tests, aber nicht durch eine Zunahme an Infektionen, die absteigende Flanke zeigt einen drastischen Abfall der Infektionen trotz deutlich gestiegenen Zahlen der Tests. Der Peak ist ohnehin um etwa 10 Tage verschoben, da die Auswertung der Tests Tage dauert und auch die Infektion erst nach 5 Tagen merkbar wird. Der Peak war also mit Sicherheit deutlich vor dem Lockdown am 16. März.

Auch Antikörper Tests helfen nicht weiter

Auch Antikörper Tests geben nicht Auskunft über die vergangene Verbreitung des Virus. Zum einen braucht es einige Wochen bis Antikörper soweit entwickelt sind, bis sie nachweisbar werden. Zum anderen hat man sich sehr bemüht eine Reaktion auf andere Coronaviren zu verhindern. Menschen, die aber diese Antikörper haben, können nun also zwar kurzzeitig infiziert gewesen sein, haben aber keine SARS-CoV-2 Antikörper entwickelt und werden daher nicht erkannt.

Die Erkenntnis gewinnt immer mehr Unterstützung, dass das Virus erheblich weiter verbreitet war, als wir bisher wissen und annehmen. Das lässt hoffen, dass weitere Wellen ausbleiben werden.

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