Logistik-Zentrum beim Kraftwerk Korneuburg schafft Arbeitsplätze …… für Roboter

14. November 2017von 4,3 Minuten Lesezeit

Wer glaubt, dass die Robotisierung in der Industrie nicht rasant fortschreitet, ist entweder unbedarft, ahnungslos oder schlicht uninformiert. Der Gemeinderat von Langenzersdorf hofft jedenfalls auf Einnahmen von dem geplanten Paket-Zentrum der Post aus der Kommunalsteuer. Der ÖVP Bürgermeister sollte sich aber besser umgehend mit dem ÖVP-Finanzminister in Verbindung setzen und ihn zur Einführung einer Maschinensteuer bewegen.

Wir haben bereits über ein voll robotisiertes Verteilzentrum berichtet. Einer der größten Online-Versandhändler und E-Commerce Unternehmen im weltgrößten Markt China ist JD. Der Versandhändler hat das weltweit erste komplett unbemannte Paket-Sortierzentrum Anfang dieses Jahres in Betrieb genommen. Die Roboter-Stapler fahren autonom, bekommen ihre Ziele von Computern zugewiesen und sind mit einem Kollisionswarnsystem ausgestattet.

Auch die Beladung der LKWs erfolgt komplett ohne menschliche Hilfe. Erst danach, wenn die LKWs wieder losfahren, kommen wieder Menschen zum Zug. Dieser Schritt der Automatisierung wird noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Post automatisiert Abläufe

Jetzt wird sich wohl mancher denken, ‚ok, China, die sind technologisch erheblich weiter als Österreich und gar die Post‘. Weit gefehlt. Den Generaldirektor der Post Georg Pölzl kenne ich als langjähriger Technologie-Journalist aus seiner Zeit bei T-Mobile. Er war dabei so erfolgreich, dass ihn 2007 das Mutterunternehmen Deutsche Telekom AG als Sonderbeauftragten für das konzernweite Effizienzprogramm nach Deutschland holte. Anfang 2009 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden der T-Mobile Deutschland befördert. Und im Oktober des gleichen Jahres trat er seinen Job als CEO der Post an.

Der Mann weiß also durchaus was er macht und vor allem kennt er sich mit fortgeschrittener Technologie aus. Weniger interessieren ihn allerdings die Anrainer, denen er mit seinen Projekten den Schlaf raubt, die Gesundheit beschädigt und die Lebensqualität auf Null reduziert.

Logistik bietet sich für Robotisierung an

Aber zurück zu den Robotern. In Logistikzentren hat man es mit immer wiederkehrenden identen Tätigkeiten zu tun. Die Schwierigkeiten kommen allein von unterschiedlichen Adressen und unterschiedlichen Größen, Formen und Gewichten der Pakete. Und hier setzen genau die Fortschritte der Informatik der letzten Jahre ein: Machine Learning, Artificial Intelligence, Bilderkennung und -verarbeitung und ähnliches. Wenn Autos im Straßenverkehr selbständig fahren können und das sogar sicherer und weniger unfallträchtig als menschliche Fahrer – warum sollen dann Stapler in einer abgeschlossenen Halle eines Verteilzentrums nicht autonom ihre Jobs erledigen können? Selbstverständlich können sie das und zwar effizienter und wesentlich ausdauernder als menschliche Fahrer.

LKW Entladung ohne menschliches Zutun

Ein österreichisches Start up löst nun ein weiteres Problem: die voll automatisierte Entladung der LKWs durch Roboter. Der Standard berichtet über die Gründer Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz, die als Universitätsassistenten am Institut für Technische Logistik der TU Graz auf die Problemstellung aufmerksam wurden. Sie fanden eine Methode, wie man die Transport-Container und die Andockstationen im Verteilzentrum nachrüsten kann, ohne dass man auch die LKWs nachträglich mit allzu aufwändiger Technologie ausstatten muss. Im Prinzip wird in die Container ein Fließband eingebaut, das die Pakete automatisiert auf das interne Sortierband des Verteilzentrum befördert. Die Entladegeschwindigkeit verdoppelt oder verdreifacht sich dadurch gegenüber menschlichen Mitarbeitern.

Und wenig überraschend investierte die Post in das Projekt, das Anfang 2017 in die Gründung der PHS Logistiktechnik mündete. Wie wir berichtet haben, hatte die Post Mitte September ihre erste Projekteinreichung wegen Umplanung zurück gezogen. Einer der Gründe ist mit Sicherheit die weitere Umstellung auf unbemannten und voll robotisierten Betrieb, wohl auch unter Einsatz der Grazer Erfindung.

Mehr Verkehr für die Region Korneuburg

Was für das Post-Verteilzentrum zwischen den Wohngebieten von Korneuburg unter dem Strich herauskommt, sind erheblich weniger menschliche Mitarbeiter und damit eine deutliche Reduzierung der Kommunalsteuer. Langenzersdorf muss hoffen, dass die Abgaben noch die Investitionen in und die laufenden Kosten der Infrastruktur übersteigen.

Für die Region Korneuburg heißt es aber erheblich mehr Verkehr. Hochrechnungen aus den Verkehrszählungen der Bürgerinitiative bei den wesentlich kleineren Logistikzentren in Wien Inzersdorf und Allhaming bei Linz lassen zu Beginn bei dem Zentrum im Bezirk Korneuburg mindesten 3000 Fahrten täglich, davon 1000 LKW, erwarten. Dank der fortschreitenden Robotisierung ist aber eine wesentlich höhere Kapazität und damit auch mehr Fahrten, mehr LKW, mehr Lärm, mehr Feinstaub und mehr Verkehrstau zu erwarten.

Der Zuwachs bei Paketsendungen aus dem E-Commerce beträgt derzeit 15% pro Jahr, also eine Verdopplung binnen fünf bis sechs Jahren und somit auch eine Verdopplung des Verkehrs. Und das alles dank der Robotisierung mit sinkenden Mitarbeiterzahlen.

Finanzminister Schelling schützt Steuerflüchtlinge

Aber zurück zum österreichischen Finanzminister. Viel ist von ihm nicht zu erwarten. Den Bemühungen der EU-Kommission Steueroasen zu schließen und die Steuerflucht der Großkonzerne und Super-Reichen zu verhindern widersetzt er sich konsequent. Dafür hagelt es mittlerweile auch Kritik aus den eigenen ÖVP-Reihen.

EU-Abgeordneter Othmar Karas (ÖVP) hat „überhaupt kein Verständnis, wenn angesichts täglich neuer Beispiele von Steueroasen, Steuervermeidung, Steuerflucht und Steuerhinterziehung es noch immer Mitgliedstaaten der EU gibt, die den ehrgeizigen Kampf der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments blockieren wollen“.

Noch deutlicher wird der Steuerexperte der Liste Pilz, Bruno Rossmann in einem Tweet: „Schelling blockiert bei Transparenz wirtschaftlicher Eigentümer mit den Steueroasen UK, Malta, Zypern und Irland. Er darf nicht Eurogruppen-Vorsitzender werden.“

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