Die Säulen des Dollars bröckeln weiter

30. Dezember 2025von 7,3 Minuten Lesezeit

Wir hatten vor einigen Tagen bereits über die wachsende Verschuldung mit unweigerlich steigenden Zinszahlungen der US-Regierung und der Gefahr der Entdollarisierung der Weltwirtschaft gelesen. Aber dabei wurde eine der Säulen des Dollarimperiums, der japanische Yen noch gar nicht in Betracht gezogen. Das soll hiermit nachgeholt werden, denn es könnte dramatischer werden, als gedacht.

Der Artikel „THE JAPAN BOMB“ von Shanaka Anslem Perera, veröffentlicht am 29. Dezember 2025 auf Substack, analysiert die jüngsten Entwicklungen in der japanischen Geldpolitik und ihre potenziell weitreichenden Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Der Autor beschreibt die Ankündigungen der Bank of Japan (BOJ) als Beginn einer strukturellen Umwälzung, die nicht nur Japan betrifft, sondern wie eine Tsunami-Welle auf die USA und andere Märkte übergreifen könnte. Es ist etwas trocken, und wer eilig ist, möge direkt zum Kommentar springen. Für die anderen folgt eine superkurze Zusammenfassung des langen Artikels.

Kapitel 1: Enthüllungen der Bank of Japan

Die BOJ-Pressemitteilung vom 29. Dezember 2025 zeigt: Japans realer Leitzins bleibt weltweit der niedrigste, trotz Erhöhung auf 0,75 %. Er liegt unter dem neutralen Bereich (1-2,5 %); die Politik ist locker. Der Autor sieht das als Auftakt zu massivem Aufräumen alter Strukturen, mit Umverteilung von Milliarden Dollar. Märkte reagierten ruhig (Yen schwächer, Aktien höher), doch tiefe Verbindungen bestehen: Japan hält ausländische Anleihen und Derivate. Warnung vor „Tsunami“: Langsame Effekte treffen USA 2026 (Bilanzanpassungen, steigende Löhne, teurere US-Immobilienkredite). Erklärung von Tokio-Politik bis US-Schwächen; Analyse, keine Prognose – Prozess läuft.

Kapitel 2: Das unsichtbare Imperium – Japan als Schattenbank

Seit 1990, nach der Blase, wurde Japan zur globalen Schattenbank durch BOJ-Maßnahmen: Nullzinsen (1999), QE (2001), Negativzinsen, Aktienkäufe. Ergebnis: Staatsdefizit >250 % BIP, BOJ-Bilanz 125 % BIP. Kapital floss aus (null Zinsen) – Japan hält 1,06-1,2 Bio. USD in US-Anleihen, plus europäische etc. Mai 2025: Deutschland überholt Japan als Top-Gläubiger; Fluss kehrt um. „Rohrleitung“: Swaps hedgen Risiken, schaffen 14 Bio. USD Derivate (BIS warnt). Japan als heimlicher Dollar-Lieferant; half allen, endet am 19. Dezember 2025.

Kapitel 3: Systemwechsel – Von Käufer letzter zu Verkäufer erster Instanz

Viele sehen Dezember-Zinserhöhung als Standard; Autor: Fehler – BOJ dreht Rolle um. Früher Käufer letzter Instanz (Anleihen/Aktien kaufen, Risiken dämpfen). Nun Verkäufer: 19. September 2025 Ankündigung Aktienverkauf (37,1 Bio. Yen Buchwert, 70-83 Bio. Marktwert). Langsam (330 Mrd. Yen/Jahr), doch entscheidend: Erste Liquidation. Von „BOJ-Put“ (Kauf in Krisen) zu „BOJ-Call“ (Verkauf in Stärke). Ändert Investor-Verhalten: Verkauf bei Hochs. Bilanz schrumpft (697,95 Bio. Yen Nov. 2025, -61 Bio.). Renditen steigen (10-J.: 2,1 %; 30-J.: 3,45 %; 40-J.: 3,77 % – Rekorde). Spirale: Verluste, Kapitalrückfluss nach Japan. Ueda beruhigt, Board hawkisch. Markt unterschätzt Endzins (1-1,25 % erwartet, real höher).

Kapitel IV: Der Zünder – Cross-Currency Basis Swap

Nicht Zins, sondern Swaps (Währungsrisiko-Absicherung) zünden globale Kreditstress. Wie Lunte: Verzögert Explosion durch Zwangsrepatriation.

Kommentar

Der Artikel malt ein Bild eines langsamen, aber unausweichlichen Wandels. Japans Politikwechsel von Käufer zu Verkäufer löst Kettenreaktionen aus – höhere Renditen, Verluste, Kapitalrückzug. Das trifft globale Märkte, besonders durch versteckte Mechanismen wie Swaps. Es ist keine Panikmache, sondern datenbasierte Warnung: Die „Bombe“ tickt schon, und 2026 könnte sie detonieren, z.B. in US-Immobilien. Der Ton ist analytisch, mit Zahlen und historischen Vergleichen, und kritisiert oberflächliche Analysen.

Die Warnung ist logisch, weil wir aus dem eingangs erwähnten Artikel von TKP wissen, dass die USA sowohl als Staat als auch (aus den Kommentaren) die privaten Haushalte, unter hohen Zinsbelastungen leiden. Die „Bombe“ könnte in US-Immobilien „detonieren“, weil Japans Zinserhöhungen Kapital abziehen, US-Zinsen steigen lassen und eine ohnehin gestresste Branche (hohe Schulden, Leerstände) in die Krise treiben. Es ist ein langsamer Tsunami, der 2026 zuschlägt.

Aber es war schon viel von „Dollar-Bomben“ die Rede gewesen, und wie der Rheinländer sagt: „Et is immer jot jejange“. Also besteht die Hoffnung, dass auch diesmal der „globale Markt“ einen Ausweg bieten wird. Weder China, noch Russland oder andere BRICS-Länder sind daran interessiert, dass der Dollar unkontrolliert zusammenbricht. Ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft wie bei der großen Depression 1929 in den USA führt zu Not und Schmerzen überall auf der Welt.

Man kann die aktuelle Situation – also die potenzielle wirtschaftliche „Bombe“ durch Japans Geldpolitikwechsel, wie im Artikel „THE JAPAN BOMB“ beschrieben – durchaus mit der Great Depression (Große Depression) der 1920er/1930er Jahre vergleichen, insbesondere im Kontext der Vorläufer zu großen Kriegen wie dem Zweiten Weltkrieg. Der Vergleich ist nicht perfekt, da die historischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterschiedlich sind, aber es gibt auffällige Parallelen in Bezug auf globale Finanzverflechtungen, Krisenauslöser und potenzielle geopolitische Folgen.

Die große Depression

Die „Great Depression“ begann mit dem Börsencrash von 1929 in den USA, der durch spekulative Blasen, überbewertete Aktien und Kreditexzesse ausgelöst wurde. Sie führte zu massiven Bankenpleiten, Deflation, einer Arbeitslosigkeit von bis zu 25 % in den USA und einem globalen Wirtschaftseinbruch. Japan war stark betroffen: Der Export brach ein (z. B. um 45 % in den USA, Japans Hauptmarkt), was zu Deflation und negativer Wachstum führte.

Die Krise dauerte in Japan nur kurz (1930–1931), weil Finanzminister Takahashi Korekiyo expansive Maßnahmen ergriff – Abkehr vom Goldstandard, Staatsausgaben und niedrige Zinsen –, was das BIP um 6,1 % wachsen ließ (1930–1937). Diese Politik war „keynesianisch vor Keynes“ und rettete Japan vor einer längeren Depression. Allerdings hatte die Krise indirekte Folgen: Sie verstärkte Armut, soziale Unruhen und Nationalismus in Japan, was den Aufstieg des Militarismus begünstigte und letztlich zum Pazifikkrieg (Teil des Zweiten Weltkriegs) beitrug. Global gesehen schürte die Depression Protektionismus (z. B. US-Tarife – man vergleiche mit Trumps Zollpolitik), Handelskriege und politische Instabilitäten, die Hitler in Deutschland und Mussolini in Italien stärkten – Faktoren, die den Krieg einleiteten. Und nun kommt also zu dieser „Japan-Bombe“ eine massive angekündigte Aufrüstung hinzu. Sowohl in Japan, als auch in Deutschland, den beiden Länder, welche man für den 2. Weltkrieg die Hauptschuld gibt. (Ob das berechtigt oder unberechtigt ist, ist ein anderes Thema.) Aber niemand soll sich Sorgen machen?

Parallelen

Die „Japan Bomb“ beschreibt einen langsamen, aber massiven Umbruch: Die Bank of Japan (BOJ) normalisiert ihre ultra-lockere Politik (Zinserhöhungen auf 0,75 %, Bilanzschrumpfung), was den Yen-Carry-Trade (günstige Yen-Kredite für Auslandsinvestitionen) auflöst. Das könnte zu Kapitalrückflüssen nach Japan führen, US-Renditen steigen lassen und eine Kreditkrise auslösen, besonders in US-Immobilien (Commercial Real Estate), wo 2026 Milliarden an Krediten fällig werden.

Damals und heute sind finanzielle Verflechtungen Auslöser. Beide Krisen basieren auf globalen Ungleichgewichten. 1929 waren es überhitzte Märkte und Kredite; heute sind es Japans „Schattenbank“-Rolle (14 Billionen Dollar an Derivaten) und der Carry-Trade, der ähnlich wie der 1929er Spekulationsboom ist. Ein Unwind könnte zu einem „Tsunami“ führen, vergleichbar dem Domino-Effekt nach dem Wall-Street-Crash.

Deflation und Kontraktion sah man damals und erkennt man heute. Japan kämpfte 1930 mit Deflation; heute könnte der Politikwechsel deflationäre Druck in der Welt erzeugen, wenn Kapital abfließt und Kredite knapper werden. Die BOJ-Politik erinnert an Japans eigene „Great Recession“ in den 1990ern, die mit der 1930er Depression verglichen wird.

Geopolitische Unsicherheiten waren damals deutlich sichtbar, sind heute wieder virulent. Die Great Depression führte letztlich zu Kriegen durch wirtschaftliche Not und Protektionismus. Heute könnte eine 2026er Krise (35 % Rezessionswahrscheinlichkeit laut J.P. Morgan) Spannungen verstärken, z. B. US-China-Handelskonflikte oder Energiekrisen, ähnlich wie Tarife 1929 Japan trafen. In einer vernetzten Welt könnte das zu „großen Kriegen“ führen, z. B. durch Ressourcenkonflikte. Überall glimmen Lunten. In der Ukraine und an mehreren Grenzen Russlands, in Venezuela, im Nahen Osten, nicht nur gegen den Iran.

Heute wie damals fordern die Eliten Kriegstüchtigkeit. Beide Epochen zeigen, wie wirtschaftliche Krisen politische Extremismen fördern. 1929–1939 führte zu WWII; heute könnten Rezessionen Populismus oder Konflikte (z. B. in Asien) schüren.

Was gegen die Bombenzündung spricht

Aber etwas beruhigend wirkt, dass Zentralbanken wie die FED oder die BOJ im Gegensatz zu 1929 mit QE (Quantitative Easing) und Bailouts neue Werkzeuge haben. Japans Politik ist keine Schocktherapie wie die Goldstandard-Krise, sondern ein kontrollierter Wechsel. Die BOJ betont „graduelle Anpassung“, um eine Panik zu vermeiden.

Die Great Depression war systemisch (Goldstandard, keine Zentralbank-Intervention); die „Japan Bomb“ ist regional (Japan-spezifisch), könnte aber global werden. Japans BIP-Anteil ist kleiner als der US-1929, und die Weltwirtschaft ist diversifizierter. Insbesondere hat China heute einen maßgeblichen Einfluss im Fall einer aufkommenden Krise, einen Einfluss, den 1929 kein anderes Land hatte.

Damals fehlten Institutionen wie WTO oder IMF, heute dämpfen sie Konflikte. Also keine Panik auf der Titanic, aber nach Eisbergen Ausschau halten!

Bild: Wikipedia

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2 Kommentare

  1. triple-delta 30. Dezember 2025 um 8:33 Uhr - Antworten

    Der Kapitalismus hat das Stadium der zyklischen Krisen längst verlassen und befindet sich in einer Dauerkrise, die immer nur auf Kosten der arbeitenden Menschen „gelöst“ wird. Aber bis jetzt wollen ja alle diesen Kapitalismus schön finden.

    • VerarmterAdel 30. Dezember 2025 um 9:23 Uhr - Antworten

      …750 Millionen Unzen physischen Silbers…

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