Neuerscheinung: Widerstand beginnt auf dem Asphalt

8. Dezember 2025von 3,8 Minuten Lesezeit

Hannes Henkelmann hat in einem Fotoband die „Demokratiebewegung der Corona-Jahre in 99 Bildern“ festgehalten. Es ist ein weiteres Zeitdokument über das, was in Deutschland passiert ist, neben den unzähligen Texten und Videos, die innerhalb dieser ereignisreichen fünf Jahre entstanden sind.

Ich kenne und schätze Hannes als Fotografen bereits seit der Druschba 2016, der ersten Friedensfahrt Berlin-Moskau. Schon damals hat er die Ereignisse mit Bildern dokumentiert. Während der Corona-Jahre war ich mehrfach auf Protestveranstaltungen in Deutschland und wir trafen uns immer wieder auf den „großen“ Demos in Berlin oder Leipzig. Für mich waren das einschneidende Erlebnisse, denn ich hatte nicht mit dem derartig schnellen Zusammenbruch des Rechtsstaates, der anhand der dortigen Ereignisse deutlich wurde, gerechnet.

Als Hannes mich anschrieb und mich über seinen neuen Bildband informierte, freute ich mich sofort auf das Rezensionsexemplar. Als ich es in den Händen hielt und es nach und nach durchblätterte, war mir klar, dass sein Begleittext, in dem er seine Motivation erläuterte, nicht zu viel versprochen hatte:

„Den vielfältigen Protest der Menschen gegen die Verletzungen ihrer Würde zu dokumentieren, war seine Form des Widerstands. Millionen Menschen gingen in dieser Zeit nicht nur für Grund- und Menschenrechte, sondern auch für Demokratie und Frieden auf die Straße.

Werbung
Wintermund und der Stille Graben
  • Barthelme, Richard W.(Autor)

Henkelmann war oft an ihrer Seite und hat mit seiner klaren Bildsprache und seinem feinen Gespür für den entscheidenden Moment mit diesem Fotoband ein besonderes Zeitdokument geschaffen. Seine Bilder berühren. Sie sind echt, unverstellt und mutig. 

Das kann ich bestätigen. Denn die Bilder spiegeln auch meine Erinnerung an jene Tage wider – in all ihren Facetten.

Was mir als Erstes sehr positiv auffiel: auf den Bildern sieht man – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine Prominente des Widerstands sondern wirklich Menschen wie „Dich und mich“. Es sind Alte, Junge und auch Kinder, bürgerliche Normalos und ganz schräge Vögel – das gesamte Spektrum der Gesellschaft war auf der Straße zu sehen. Man sieht also direkt die ganzen „Nazis“, über die die „Qualitätsmedien“ mit „Schaum vor dem Mund“ an diesen Tagen berichteten.

Man sieht auch Polizisten im Einsatz. Brutale und menschliche – so wie es damals eben war. Manche davon „Prügelbullen“ in voller Montur – ja, man muss sie so benennen. Ich habe selbst mehrfach Polizeigewalt und -brutalität beobachtet, wenn auch nicht persönlich erlebt, da ich mich immer schnell zurückzog. Aber es war so einschneidend, dass ich mich ab 2022 für zwei Jahre nicht mehr auf Demos nach Berlin gewagt habe. Er hat aber auch Bilder von „den anderen“ eingefangen, von Polizisten, denen man anmerkt, wie sehr es ihnen widerstrebt, an diesem Tag Dienst machen zu müssen.

Es sind Bilder, die das ganze Demo-Spektrum zwischen Lebensfreude und Dystopie in Berlin, Leipzig, Brüssel oder Osnabrück vermitteln, auch durch die vielen selbst gebastelten Schilder, die teilweise im Regen der Wasserwerfer zerstört wurden. Mal in schwarz-weiß, mal in bunt – so wie die Zeit eben damals war.

Meine Erinnerungen wurden wieder aufgefrischt und ich merke: richtig erinnern kann ich mich am besten mit Bildern. Die Gefühle, die ich in diesen Tagen durchlebt habe, sind wieder da. Die positiven, wie die negativen. Ganz deutlich.

Der Fotoband ist ein Zeitdokument, das mir aber auch wieder zeigt, dass „die Strasse“ wichtig sein kann – allerdings nur, wenn genügend Menschen ihr Sofa verlassen und mutig ihr Gesicht zeigen.

Eindrücke aus dem Buch

Zur Person

Hannes Henkelmann arbeitete als Fotograf und Journalist für mehrere alternative Medien und nahm an Gruppenausstellungen unter anderem von IAFF teil. 2020 veröffentlichte er den Bildband „Zwei Tage in Berlin“, in dem er das Fest für Frieden und Freiheit am 29. August 2020 und die erschütternde Polizeigewalt an der Siegessäule am darauf folgenden Tag nachzeichnet. „Widerstand beginnt auf dem Asphalt“ ist seine zweite Buchveröffentlichung.

Weitere Informationen und einige weitere Bilder sind auf folgender Website zu finden:  hannes-henkelmann.com

Bestellungen unter E-Mail: info.henkelmann@web.de Telegram: @HannnesH und auf der Webseite


Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge uns auf Telegram und GETTR


Endlich Frieden“: Zwischen Dehm und Drewermann

Damit aus Wien nicht Berlin wird: Es ist Zeit für Zusammenarbeit im Widerstand

2 Kommentare

  1. Charles M. Schulz 8. Dezember 2025 um 12:31 Uhr - Antworten

    Ich habe kurz gezuckt, diesen Band an einen der immer noch Unbelehrbahren zu verschenken.
    Aber warum? Ich habe keinen Einzigen zur Einsicht bringen können und auch dieser Bildband wird es nicht schaffen.
    Diese Gesellschaft ist völlig emphatielos und verbohrt.
    Wo sind die Hunderttausende die jetzt eigendlich gegen die Aufrüstung und für den Frieden auf der Straße sein müssten?
    Wie war das in den 80ern, als wir gegen den“Nachrüstungsbeschluss“ auf die Straße gegangen sind? Und jetzt, nichts, schweigen im Walde.
    Was ist los mit der Jugend, warum gehen sie für ihre Zukunft und Freiheit nicht auf die Straße?
    Ich sehe immer nur überpropotional die Boomer in den 60ern die tapfer dagegenhalten.
    Ich habe dieses Volk aufgegeben mich aufgerieben und bin gegangen.
    Respekt an die alten „Recken“, die immer noch dagegenhalten.

  2. Charles M. Schulz 8. Dezember 2025 um 12:28 Uhr - Antworten

    Ich habe kurz gezuckt, diesen Band an einen der immer noch Unbelehrbahren zu verschenken.
    Aber warum? Ich habe keinen Einzigen zur Einsicht bringen können und auch dieser Bildband wird es nicht schaffen.
    Diese Gesellschaft ist völlig emphatielos und verbohrt.
    Wo sind die Hunderttausende die jetzt eigendlich gegen die Aufrüstung und für den Frieden auf der Straße sein müssten?
    Wie war das in den 80ern, als wir gegen den“Nachrüstungsbeschluss“ auf die Straße gegangen sind? Und jetzt, nichts, schweigen im Walde.
    Was ist los mit der Jugend, warum gehen sie für ihre Zukunft und Freiheit nicht auf die Straße?
    Ich sehe immer nur überpropotional die Boomer in den 60ern die tapfer dagegenhalten.
    Ich habe dieses Volk aufgegeben mich aufgerieben und bin gegangen.
    Respekt an die alten „Recken“, die immer noch dagegenhalten.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge