Orbán: Mit einem Beitritt der Ukraine zur EU kommt der Krieg mit

25. September 2025von 3,6 Minuten Lesezeit

Bei der Eröffnung der Herbstsitzung des Parlaments 2025 warnte Ministerpräsident Orbán eindringlich vor den Folgen eines möglichen Beitritts der Ukraine zur EU und argumentierte, dass ein solcher Schritt den Krieg direkt in die Union bringen würde.

Der Ministerpräsident bekräftigte die seit langem vertretene Position Ungarns, dass es niemanden ermächtigt habe, in seinem Namen Krieg zu führen. „Ungarn ist Mitglied der EU, es befindet sich mit niemandem im Krieg, und daher kann auch die EU nicht im Krieg sein. Die kriegsunterstützenden Länder mögen sich selbst als im Krieg befindlich betrachten, aber die Union kann nicht für Kriegszwecke genutzt werden, solange auch nur ein einziger Mitgliedstaat dagegen ist. Und Ungarn ist dagegen.“

Er verband die EU-Mitgliedschaft der Ukraine mit weitreichenden Konsequenzen: wirtschaftlicher Zusammenbruch, Störung des europäischen Agrarsystems und Umleitung von EU-Entwicklungsgeldern. „Mit dem Beitritt der Ukraine würde der Krieg seine blutige Realität in die EU tragen. Genau das befürchten wir“, sagte er und warnte, dass Ungarn von einem Nettoempfänger zu einem Nettozahler in der Union werden würde.

Mehr als 2 Millionen ungarische Wähler hätten sich in einer nationalen Konsultation bereits klar dazu geäußert, merkte er an.

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In Bezug auf die jüngsten geopolitischen Veränderungen wies Ministerpräsident Orbán auf die Neugestaltung der globalen Wirtschaftsmacht hin. „Es ist an der Zeit, ernst zu nehmen, dass die Vereinigten Staaten eine tiefgreifende Transformation der bisher unerschütterlichen globalen Handelsordnung eingeleitet haben.“ Er betonte, dass die Länder im Fernen Osten, insbesondere China und der sogenannte Globale Süden, mit einer „seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen“ Stärke und Organisation reagieren.

Indien, fügte er hinzu, habe sich dem wirtschaftlichen Druck des Westens widersetzt und die Zusammenarbeit mit der Achse China-Russland verstärkt – Entwicklungen, die sich seiner Meinung nach auch auf den Außenhandel und die Außenpolitik Ungarns auswirken würden.

Der Ministerpräsident kritisierte, dass die EU nicht Schritt halten könne. „Selbst unsere geringen Erwartungen wurden weit unterschritten“, sagte er und fügte hinzu, dass sich die EU damit effektiv aus dem engen Kreis der Weltmächte entfernt habe.

In Bezug auf die Migration sagte Ministerpräsident Orbán, Ungarn bleibe „eine Insel des Friedens und der Sicherheit“ ohne illegale Migration und ohne migrationsbedingte Kriminalität. Er bekräftigte, dass die ungarische Regierung den Migrationspakt der EU ablehne, den Brüssel 2027 umsetzen will. „Weil wir uns weigern, wird Ungarn mit einer Geldstrafe von 1 Million Euro pro Tag belegt. Schande über Brüssel.“

Er schloss auch jeglichen politischen Kompromiss in der Migrationsfrage aus und betonte, dass es in dieser Angelegenheit keinen Spielraum für Fehler gebe. „Solange Ungarn eine nationale und keine von Brüssel gelenkte Regierung hat, wird der südliche Zaun stehen bleiben, wird es keinen Migrationspakt geben und somit auch keine Migrantenghettos und keine Migrantenkriminalität.“

Abschließend sagte Ministerpräsident Orbán, er sehe keine Möglichkeit für eine Erneuerung innerhalb der Europäischen Union. Was er sehe, warnte er, seien „die sich abzeichnenden Entscheidungen, die Zentralisierungspläne, die prestigeträchtige Verteidigung gescheiterter Politik“.

„Ich sehe, wie die Vereinigten Staaten und Asien uns überholen. Und ich sehe, wie sich die Fähigkeiten, die Stärke und das Wissen Ungarns schneller entwickeln – und sich seine Wachstumsrate an die der Vereinigten Staaten und Asiens anpasst, nicht an die der Europäischen Union.“


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5 Kommentare

  1. Dr. Rolf Lindner 25. September 2025 um 19:10 Uhr - Antworten

    Ukraine zur EU

    Kommt Ukraine zur EU,
    dann sieht der Putin nur noch zu,
    wie die EU sich selbst zerstört,
    weil sie den Schuss einfach nicht hört.
    Hat nichts gelernt von Griechenland,
    dess‘ Aufnahme ohne Verstand
    brachte EU fast den Bankrott,
    nun ist sie bald in Gänze tot.
    Wladimir nur am Ende lacht,
    hat EU sich selbst umgebracht,
    muss nicht mal schicken einen Tank,
    sagt nur: EU, habt vielen Dank!

  2. Jan 25. September 2025 um 16:07 Uhr - Antworten

    Mit welcher Energie möchte die EU Krieg führen? Pferde wie in Stalingrad? Dazu benötigt man Getreide und dafür Kunstdünger – die Ammoniakproduktion der BASF wurde wegen der Kosten bereits halbiert. Pferde brauchen Öl!

    Die EU müsste ihre Bevölkerung versorgen, um die Heimatfront ruhig zu stellen, die Exporte forcieren, um US-Rüstungsgüter zahlen zu können und für die gesteigerte Industrie und den Krieg selber schwere Fraktionen (Diesel, Schweröle) aufwenden. Woher sollen diese kommen?

    Der EU-Süden hängt an Gas-Pipelines aus Nordafrika. Diese Versorgung ist eine politische Frage, die ua mit den französischen Ex-Kolonien zusammen hängt. Der EU-Norden hängt am norwegischen Gas, das demnächst stottern dürfte. Schottisches und niederländisches Nordseeöl hat sich erledigt. Fracking in der deutschen Tiefebene funktioniert nicht, die Infrastruktur für deutsche Braunkohle hat man abgebaut. AKWs sind zwar hübsch, aber viel zu wenig und Treibstoff kommt aus dem russischen Majak.

    LPG aus den USA muss aufwändig komprimiert und verschifft werden. Das geht für ein wenig Kochen in der Karibik, aber nicht, um Mitteleuropa über den Winter zu bringen. Diesel haben Ami/Kanadier selbst nicht genug. Die Saudis haben sich den BRICS angeschlossen. Grund sind die dort wachsenden Märkte. In Europa kann man nur einen erhobenen Zeigefinger kaufen. Die teuren deutschen Projekte in Saudi-Arabien laufen nicht so toll. Was möchte Mitteleuropa tauschen? Biontech-Aktien? Airbus? Bio-Milch? Waschmaschinen? Was können die Deutschen, was die Chinesen nicht besser können? Flughäfen bauen?

    Wenn Merz auf das Privatvermögen zugreift, welchen Wert hat dies für das kreditgewährende Ausland? Schrottimmobilien in einem Failed State? Das philantrophische Vermögen beträgt nur ein Bruchteil des Notwendigen.

    Die Kriegstreiberei müsste eigentlich zu einem juristischen und innenpolitischem Debakel führen. Aber Justitia schläft und die Deutschen hoffen, dass sie die Schmach zweier verlorener Kriege gegen Russland unter Merzens strenger Hand wieder gut machen können. Völlig absurd!

    Wenn Orban mit den BRICS liebäugelt, werden Serbien, Rumänien und Bulgarien folgen. Die EU hat sich dort nicht so toll benommen. Das heisst, die EU müsste nicht nur einen Krieg gegen Russland führen, sondern auch noch gegen abtrünnige Mitglieder und gegen Teile der Bevölkerung. Ihr Narrativ als demokratisch-rechtsstaatlicher Raum bröckelt sowieso. Dazu wird ihr der Paradigmenwechsel in der Spritzfrage auf den Kopf fallen.

    Wie wollen die das hinbekommen?

    • Varus 26. September 2025 um 3:16 Uhr - Antworten

      Das heisst, die EU müsste nicht nur einen Krieg gegen Russland führen, sondern auch noch gegen abtrünnige Mitglieder und gegen Teile der Bevölkerung.

      In nichtwestlichen Medien lese ich, das Imperium bereite Intervention in Moldau vor, sollte man dort am Sonntag zu russlandfreundlich wählen. Auch der Klavierspieler könnte in Transnistrien provozieren. Rumänien hat das Imperium mit dem Tricksen erst mal „befriedet“.

  3. cwsuisse 25. September 2025 um 12:30 Uhr - Antworten

    Die EU-Staaten wünschen einen Krieg mit Russland, um von ihren zur Deindustrialisierung führenden Fehlern abzulenken.

  4. Patient Null 25. September 2025 um 11:17 Uhr - Antworten

    Mehr als 2 Millionen ungarische Wähler hätten sich in einer nationalen Konsultation bereits klar dazu geäußert, merkte er an.

    In allen anderen EU Ländern wird der Bürger gar nicht erst gefragt.
    Dabei wird hier ständig die Demokratie in Ungarn kritisiert.

    dass Ungarn von einem Nettoempfänger zu einem Nettozahler in der Union werden würde.

    Dann gibts für Ungarn keinen Grund mehr in der EU zu bleiben. Und für einige andere Länder auch nicht.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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