Pakistans digitale ID als Unterdrückungswerkzeug

3. Juni 2025von 2,7 Minuten Lesezeit

Eine digitale ID hat nur Vorteile, so bewirbt man die neuen Apps überall auf der Welt. In Pakistan sieht man nun, für wen das stimmt. Der Staat kann seine Bürger damit weit einfacher unterdrücken.

Eine Demonstration am 9- Mai für die Freilassung des ehemaligen pakistanischen Premierministers Imran Khan hat eine umfassende Repressionswelle gegen die Opposition in Pakistan zur Folge. Dafür wird digitalisierte Technologie und die digitale ID verwendet, die zeigt, welche Möglichkeiten der Staat damit bekommt.

Pakistan hat eine stark zentralisierte eID, die von Nationalen Datenbank- und Registrierungsbehörde (NADRA) verwaltet wird. Personen, die mit den Ausschreitungen vom 9. Mai in Verbindung stehen, wurden Personalausweise und Reisepässe gesperrt, wie Reclaim the Net berichtet. Durch Tracking-Programme wurden die Mobilgeräte in der Nähe Demonstrationen überwacht.

Dazu der Bericht von Reclaim the Net über die moderne Form der Kontrolle und wie Überwachung in einem digitalen Gefängnis aussehen kann:

Nach einer Welle ziviler Unruhen zu Beginn des Jahres hat sich der Staat darauf konzentriert, die Personen, die er für beteiligt hält, einzuschränken, obwohl die Behörden keine genauen Zahlen veröffentlicht haben.

Die Maßnahme erweitert die ohnehin schon wichtige Rolle der NADRA bei der Überwachung der Identifizierung und der Mobilität in Pakistan um eine weitere Ebene. Zuvor hatte die Behörde eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung der landesweiten SIM-Registrierung gespielt, indem sie den Zugang zu Telefonen mit verifizierten Ausweisdokumenten verknüpfte.

Der Hauptaspekt der aktuellen Operation ist der Einsatz von Geofencing, einer Überwachungsmethode, die virtuelle Grenzen um Orte definiert und verfolgt, welche mobilen Geräte diese Bereiche betreten.

Durch die Analyse von Mobilfunksignalen können die Behörden feststellen, wer sich zu bestimmten Zeiten in der Nähe von Protest-Hotspots aufgehalten hat, und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dieser Ansatz ermöglicht eine sehr gezielte Strafverfolgung, die auf digitalen Fußabdrücken und nicht auf herkömmlichen Ermittlungsmethoden beruht.

Diese Verwendung von Daten zur Einschränkung von Identitätsdokumenten stellt eine tiefgreifende Eskalation der Art und Weise dar, wie digitale ID-Systeme als Waffe eingesetzt werden.

In Pakistan sind Personalausweise und Reisepässe für fast jeden Aspekt des Lebens unerlässlich: Bankgeschäfte, öffentliche Dienstleistungen, Reisen und sogar die Nutzung von Mobiltelefonen. Die Vorenthaltung dieser Dokumente bedeutet, dass der Einzelne von der vollen Teilhabe an der Gesellschaft abgeschnitten wird.

Die Beamten behaupten zwar, dass die Sperrungen nach den üblichen rechtlichen Verfahren erfolgen, wurden jedoch keine spezifischen Gesetze oder Bestimmungen öffentlich genannt. Die Maßnahme zeigt, wie schnell digitale Identitätssysteme zur Überwachung und Nötigung genutzt werden können, sobald sie in der Gesellschaft verankert sind. Er wirft dringende Fragen zur Aufsicht, zur Verhältnismäßigkeit und zum Missbrauchspotenzial in Umgebungen auf, in denen ordnungsgemäße Verfahren undurchsichtig sind oder selektiv angewandt werden können.

Bild „360° View of Pakistan Protest at the Whitehouse – Via Yi VR 30 #spherical #yivr360 #whitehouse #protest #pakistan #alecbaldwin #washingtonmonument #cherryblossom #cherryblossomfestival #festival #dc #washingtondc #tidalbasin #snl“ by hillels is licensed under CC BY-ND 2.0.

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5 Kommentare

  1. Der Zivilist 5. Juni 2025 um 15:31 Uhr - Antworten

    Wenn Smartphones demonstrieren gehen . . .

  2. Pfeiffer C 3. Juni 2025 um 19:48 Uhr - Antworten

    Der Staat kann seine Bürger damit – digitale ID – weit einfacher unterdrücken.

    Kleine Rückblende:

    Im November 2011 hat das deutsche öffentlich-rechtliche TV-Programm einen Beitrag des Satirikers Martin Sonneborn ausgestrahlt:

    Er hat mit Wolfgang Schmidt, einem Ex-Oberstleutnant von der Staatssicherheit, ein Interview über das Medium Facebook geführt. Das Ministerium für Staatssicherheit (kurz: Stasi) war der Geheimdienst und auch die Geheimpolizei in der DDR. Es gibt zu dem erwähnten Beitrag keinen offiziellen Link mehr, es lassen sich mit Mühe nur wenige Kanäle finden, die das betreffende Video hochgeladen haben.

    In dem kurzen Beitrag stellt Sonneborn in seiner gewohnt satirischen Art Fragen wie „Ist Facebook eigentlich für einen Geheimdienstler ein Geschenk, mit dem er im Prinzip gar nicht mehr gerechnet hätte?“ Die Antwort, die definitiv keine Satire in sich trägt, fällt eindeutig aus:

    „Wenn alle Personen schon ihre Verbindungen, ihre Freunde, ihre Bekannten preisgeben, dann muss man das nicht mehr ermitteln, das ist erst mal schon klar.“

    Schmidt weiter:

    „Im Grunde ist ja durch diese Entwicklung der digitalen Revolution die totale Überwachung aller Bürger zu jeder Zeit möglich geworden, technisch möglich geworden.“

    Auf Sonneborns Frage, ob für seinen Interviewpartner noch irgendetwas zur totalen Überwachung fehlen würde, antwortet Schmidt nach kurzer Überlegungszeit:

    „Was soll da noch fehlen, es ist ja alles da.“

    Das war also bereits 2011 der Stand aus der Sicht eines Ex-Oberstleutnants der Staatssicherheit.

    Quelle Manova – Der eigene Anteil – Dienstag, 03. Juni 2025 – von Ronny Ebel

  3. Jan 3. Juni 2025 um 14:32 Uhr - Antworten

    Zu kurz gesprungen:

    Der wahre Hebel liegt nicht beim „Verwalter“ der Software, sondern beim Betreiber. Und wenn dieser nicht der pakistanische Staat ist, sondern Silicon Valley, dann ist es die CIA.

    Was will Pakistan denn machen, wenn der Betreiber Regeln für den Einsatz von hoheitlichen Aufgaben selbst definiert, indem es sich beispielsweise auf die WHO beruft? Krieg gegen die USA führen und Silicon Valley zwingen, die Software zu ändern? Was denn will ein Vertragspartner machen, wenn die CIA sagt, du arbeitest auf meinem Hoheitsgebiet und stellst deinen Dienstleistungen in den Dienst dieses Landes?

    Hoheitliche Aufgaben dürfen nicht outgesourced werden! Bei Swift und beim Euro ist die rote Linie bereits überschritten, da sie durch den Nationalrat nicht mehr kontrollierbar sind. Aber Zahlungsverkehr und Freizügigkeit komplett aus der Hand zu geben, geht zu weit.

    • rudifluegl 3. Juni 2025 um 21:46 Uhr - Antworten

      Seit neuestem sind westliche Experten nicht mehr käuflich!

  4. local.man 3. Juni 2025 um 13:07 Uhr - Antworten

    Bitter ja.
    Erinnern wir uns doch alle nochmal zurück in die Corona-Zeit.
    Berichte aus Kanada, wo die Trucker plus die Helfer später, mal eben ihre Kto nicht mehr nutzen konnten. Wurde da nicht sogar Paypal gesperrt, oder verwechsle ich das mit was anderem grad?

    China mit Apps die auf Rot springen und dann stehst du vor dem Bahnhof mit Stahldrehtür und kannst nicht rein.
    Oder war da in China nicht auch irgendwas in Sachen Konto-Sperrung und die Leute vor der Bank wurden dann von der Polizei zumindest in Schach gehalten.

    In der digitalen Welt, die nicht unter unserer Kontrolle steht, sondern mal wieder wie aktuell ja das System auch, unter der Herrschaft der Besitzenden Minderheit, wird dies nur noch drastischer sein und die Kleptokratie keine Grenzen kennen.

    Nicht das digitale ist Böse, sondern wer darüber die Kontrolle hat und wie er sie dann einsetzt.
    Und wie eh und je.. kann ich nur den Papagei spielen, aber ohne Systemänderung… keine Chance..

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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