Russland warnt vor 100.000 Mann-starker NATO-Intervention in der Ukraine

29. November 2024von 3,3 Minuten Lesezeit

Die NATO könnte bereit sein, Putins Geduld auf die Probe zu stellen, indem sie trotz ihrer aktualisierten Nukleardoktrin und ihrer neuen Oreshniks eine weitere von Russland wahrgenommene rote Linie überschreitet.

Der Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine könnte am Rande einer beispiellosen Eskalation stehen, die leicht außer Kontrolle geraten könnte. Wenn der russische Auslandsgeheimdienst (SVR) mit seiner Behauptung Recht hat, dass die NATO unter dem Deckmantel der Friedenssicherung eine Militärintervention mit 100 000 Mann in der Ukraine plant. Ziel sei es, den Konflikt einzufrieren, vermutlich indem diese Truppen als „Stacheldraht“ fungieren, um einen russischen Angriff abzuschrecken. Indes soll der militärisch-industriellen Komplex (MIC) der Ukraine wiederaufgebaut werden.

Wie der SVR mitteilte, wird Polen die Kontrolle über die Westukraine ausüben (wie schon in der Zwischenkriegszeit); Rumänien soll für die Schwarzmeerküste zuständig sein (die es im Zweiten Weltkrieg erobert und als „Gouvernement Transnistrien“ regiert hat); das Vereinigte Königreich wird die Herrschaft über Kiew und den Norden ausüben, während Deutschland seine Streitkräfte in der Mitte und im Osten des Landes einsetzen wird. Rheinmetall wird die Bemühungen um den Wiederaufbau der ukrainischen Rüstungsproduktion anführen, indem es umfangreiche Investitionen tätigt, Spezialisten entsendet und Hochleistungsausrüstung bereitstellt.

Ein weiteres wichtiges Detail ist, dass „die NATO bereits Ausbildungszentren in der Ukraine einrichtet, durch die mindestens eine Million mobilisierte Ukrainer geschleppt werden sollen“, während die polizeilichen Aufgaben von ukrainischen Nationalisten wahrgenommen werden, die der SVR mit Sonderkommandos aus dem Zweiten Weltkrieg vergleicht. Der letzte Teil ist insofern interessant, als er die Frage aufwirft, warum 100.000 NATO-Truppen/Friedenstruppen erforderlich sein sollen. Nur ein Bruchteil davon wird für „Stacheldraht“ und Ausbildungszwecke benötigt, so dass diese Zahlen vielleicht ungenau sind.

In jedem Fall ist dieser jüngste Schritt nicht überraschend, erst diese Woche wurde in Westeuropa wieder Stimmung für eine Bodenintervention gemacht. Auch die letzte Eskalation sprach dafür. Hier habe ich über ein entsprechendes Szenario gesprochen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Biden Trump zuvorkommt, indem er „eskaliert, um zu deeskalieren“, und zwar zu besseren Bedingungen für die USA, die durch Russlands aktualisierte Nukleardoktrin und den historischen Ersteinsatz der MIRV-fähigen Oreshnik-Hyperschall-Mittelstreckenrakete im Kampf abgeschreckt werden sollen.

Die Tatsache, dass der SVR die Welt davor gewarnt hat, deutet jedoch darauf hin, dass das Szenario NATO-Intervention nicht mehr so weit hergeholt ist, wie man dachte. Allerdings tickt auch für die NATO die Uhr, denn die mögliche Machtübernahme durch einen populistischen konservativen Nationalisten in Rumänien im nächsten Monat könnte diese Pläne zunichte machen. Die NATO könnte daher vor dem 21. Dezember eingreifen, wenn dieser Politiker sein Amt antritt, falls er gewinnt. Wenn er verliert, könnte sie ihre Zeit abwarten, um sich besser vorzubereiten, und diese Verantwortung möglicherweise Trump in die Schuhe schieben.

Die Behauptung des SVR, dass die NATO in der Ukraine Ausbildungszentren einrichtet, zeigt jedenfalls, dass der Block dort weiter expandiert. Wenn Russland diese Einrichtungen nicht ins Visier nimmt, was einen Dritten Weltkrieg auslösen könnte, muss es möglicherweise das, wovor der SVR gerade gewarnt hat, als vollendete Tatsache akzeptieren. In diesem Fall könnte Russland, eine Vereinbarung treffen, die es der NATO erlaubt, sicher in die Ukraine bis zum Dnjepr vorzudringen, wenn die Ukraine zunächst alles östlich davon und nördlich der neuen russischen Gebiete entmilitarisiert.

Bild „NATO Flag“ by Defence Images is licensed under CC BY-NC 2.0.

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Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer politischer Analyst, der sich auf den globalen systemischen Übergang zur Multipolarität spezialisiert hat. Er veröffentlicht auf Englisch auf seinem Substack-Blog. Auf Deutsch exklusiv bei TKP.


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16 Kommentare

  1. Wolliku 30. November 2024 um 0:11 Uhr - Antworten

    Es ist die zentrale Frage vor der Inthronisierung des Donald Trumps: will Joe Biden „all in“ gehen, weil es die Neocons so wollen, oder muss Putin alternativlos „all in“ gehen, weil niemand sich ernsthaft für russische Sicherheitsanforderungen interessiert? Die Amerikaner sind weiterhin der Auffassung, der Krieg könnte auf Europa beschränkt bleiben. Das Blatt zum Pokern ist da. Je nach Schadensumfang kann man sich immer noch mit Russland verständigen. Das darf dann Trump machen. Frohes Fest!

  2. Nurmalso 29. November 2024 um 22:52 Uhr - Antworten

    Der Herr Putin sollte sich mal in facebook ein paar Tierfilme aus der Wildnis anschauen. Büffels gegen Löwen und umgekehrt wie das alles in der Natur funktioniert und zwar sehr gut. Zu dieser Sprache muss der Putin mal wieder zurück kehren, die wird von allen sehr gut verstanden. Am besten mal eine Wildlife Safari in Süd-Afrika buchen und dann wieder nach Russland zurückkehren.

  3. Dr. Rolf Lindner 29. November 2024 um 21:51 Uhr - Antworten

    In int’ressanten Zeiten leben

    Im Ernst, man kann es kaum bestreiten,
    dass in int’ressannten Zeiten
    wir nicht nur politisch leben.
    Erfasst alle ein grausig Beben,
    ausgelöst durch Satans Brut,
    heimsucht die Welt mit ihrer Wut,
    weil sie des Geldes Macht besitzt,
    nicht nur Gengift in Adern spritzt,
    sondern menschlichen Geist besetzt
    und Völker aufeinanderhetzt.
    Findet genug an Kreaturen,
    die sich verkaufen wie die Huren,
    des Satans Willen zu vollstrecken.
    Zu Hunderttausenden verrecken,
    die dümmlich zu den Waffen eilen
    und blind gehorchen den Machtgeilen,
    statt deren Bosheit zu bestrafen,
    den Abschaum aus der Welt zu schaffen.
    Soll man dabei auf Gott vertrauen,
    dass eines Tages er wird bauen,
    jene, die zerbrechen die Ketten?
    Will deshalb einfach darauf wetten,
    kommt einer, wird am Kragen kriegen,
    die jetzt herrschen mit ihren Lügen.
    So zeigt die Wette, dass wir eben
    in int’ressanten Zeiten leben.

  4. Fritz Madersbacher 29. November 2024 um 20:46 Uhr - Antworten

    „Der Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine könnte am Rande einer beispiellosen Eskalation stehen, die leicht außer Kontrolle geraten könnte. Wenn der russische Auslandsgeheimdienst (SVR) mit seiner Behauptung Recht hat, dass die NATO unter dem Deckmantel der Friedenssicherung eine Militärintervention mit 100 000 Mann in der Ukraine plant“

    Diese Behauptung könnte ein Versuch Rußlands sein, die westlichen Kriegstreiber zu einem Offenbarungseid zu zwingen, wie ernst sie ihre Drohungen mit der Entsendung von Bodentruppen meinen.
    Harald Kujat, ehemaliger Vorsitzende des NATO-Militärausschusses und General a.D., meinte gestern im „Talk Spezial“ auf Servus TV, befragt nach einer solchen Entsendung, nach längerem Zögern: „Ich halte das für eine schicksalhafte Frage. Wenn wir die Entscheidung treffen, europäische Truppen in die Ukraine zu entsenden an der Seite der Ukraine gegen Rußland, dann bedeutet das, dass Europa am nächsten Tag anders aussehen wird als heute“

  5. Daisy 29. November 2024 um 18:24 Uhr - Antworten

    Einseitig wird man einen Waffenstillstand zwecks Aufrüstung wohl kaum beschließe können. Erinnert an Minsk I und II.

  6. triple-delta 29. November 2024 um 18:23 Uhr - Antworten

    Russland zeigt immer wieder warnend immer wieder größere Hämmer und hofft auf Vernunft im Westen. Diese ist aber leider nicht mehr vorhanden. Offensichtlich wird diese nur in dem kurzen Augenblick zwischem dem Einschlag und dem finalen Off der Betreffenden auftreten.

  7. Daisy 29. November 2024 um 18:18 Uhr - Antworten

    Einseitig kann man keinen Konflikt „einfrieren“. Putin hat wiederholt erklärt, dass er einem Waffenstillstand zu dem Zweck, dass der Westen nachrüstet und es dann weiter versucht mit Provokationen wie nach Minsk I und II, nicht zustimmt. Das kommt dem Wunsch gleich, den Biden vor ein paar Wochen an Putin richtete, er solle doch atomar abrüsten. Da tippt man sich an die Stirn – tocktocktock. Sowas kommt dabei raus, wenn ein Bleder einen anderen für bled hält… wie anstrengend! Zudem ist die Ukraine großteils ohne Strom und die Schwarzmeerküste unter russischer Kontrolle. Ich halte das für Feuchtträume der EU-NATO, die nichts anderes ist als ein Angriffsbündnis, das primär für die Rüstungsindustrie arbeitet und der nun die Ukrainer ausgegangen sind. Wo nehmen sie 100.000 Freiwillige her? Das schau ich mir an. Und die Briten wollen auch einen Teil. Die sind ja immer besonders happig, wenn es um neue Kolonien geht….

    • Varus 29. November 2024 um 22:26 Uhr - Antworten

      Und die Briten wollen auch einen Teil.

      Erst kürzlich hieß es, die Armee des Grafen Charlie sei zum keinerlei Krieg fähig. Jetzt überlegen die sogar, beide erst wenige Jahre alten Flugzeugträger zu verschrotten, da sie nichts taugen:

      https://uncutnews.ch/untergang-eines-imperiums-die-royal-navy-ist-geschichte/

      Der erste Einsatz der schweren Challenger im Ukrostan endete damit, dass das schwere Ding im Sumpf versunken ist.

      Und jetzt glauben die Briten ernsthaft, Monaco erobern zu können?… Russland, meine ich.

      • Daisy 30. November 2024 um 6:45 Uhr

        Gegen den angezählten sozialistischen britischen Regierungschef gibt es bereits massive Proteste, denn er will die Wirtschaft dem Klimagott BlackRock opfern. Man verlangt Neuwahlen. Nigel Farrage wäre ein Segen für das Land. Zwar würde er umgehend mit dem Klimagendergagagedöns abfahren, aber auch nicht so schwachsinnig und menschenverachtend sein, Russland erobern zu wollen. Er setzt auf Frieden ähnlich wie Trump, denn das ist vernünftig. Die Völker vertragen sich, besuchen sich, treiben Handel… und alles floriert. Und die Deutschen schicken ihre Einhorn-Kampfschwuch…äh schwadron..äh eur:innen…
        …Das könnte für die Russen insofern schon eine Gefahr werden, als sie sich vielleicht txtlachen könnten und schickte man gar Strack-Zi auf einem Besen reitend, ergriffen alle die Flucht… also so gewisse Geheimwaffen haben die Deutschen schon noch, aber pssst… ;-)

      • Daisy 30. November 2024 um 7:19 Uhr

        Anlässlich seiner Entschuldigung bei Merkel, die Angst vor Hunden hat, konstatierte Putin wieder mal kopfschüttelnd, dass man das teure Frackinggas aus Amerika kaufe, indes dt. Firmen in die USA abwanderten, weil es dort dreimal billiger sei. Er resümiert sinngemäß: Man hat das Gefühl, wenn man ihnen sagte: Wir hängen euch. So antworteten sie: „Sollen wir den Strick selbst mitbringen oder geben sie ihn uns dann?“ ;-)

  8. Andreas I. 29. November 2024 um 18:15 Uhr - Antworten

    Hallo,
    bei manchen hat man das Gefühl, dass sie bewusst glauben, sie würden sachlich warnen, aber unbewusst sind sie emotional sensationsgeil auf den totalen Weltkrieg und schreiben dann entsprechend.

  9. Pfeiffer C 29. November 2024 um 18:07 Uhr - Antworten

    Russlands Warnungen verhallen leider, wie die letzten 20 Jahre. Jetzt werden erstmal wochen und monatelang die Bevölkerung propagandiert, bis man evtl die übernächste Eskalationsstufe zündet.

    Nur kurz lagen die transatlantiachen Guten in der allerersten Kübler-Ross-Nahtod-Stufe zu verharren, dem Leugnen und Nicht-Wahrhaben-Wollen des Untergangs: Außer einem beliebigen Raketenangriff auf eine Rüstungsfabrik ist ja nichts weiter geschehen.

    Sie wollen und können es einfach noch nicht wahrhaben, dass sie militärisch Schachmatt gesetzt sind – und transformieren in Nahtod-Stufe zwei : Wut, zorniges Herumschlagen.

    Aber das hilft nicht, wenn die Niederlage feststeht. Die USA und ihre europäischenVasallen sind militärisch am Ende, ihre Proxy-Armee in der Ukraine ist nahezu aufgerieben, ebenso wie die Nachschubmöglichkeiten an Munition und Waffen, und der hypersonische Hammerschlag von “Oreschnik” zeigt, dass sie auch technologisch unterlegen sind.

    Insofern stellt “Oreschnik”, was militärische Macht betrifft, einen ähnlichen Paradigmenwechsel dar wie im August 1945 die USA-Atombombe auf Hiroshima, nur mit dem Unterschied, dass sich die Russen an zivilisatorische Konventionen gehalten und für ihre Machtdemonstration nicht Hunderttausende Zivilisten ermordet haben. Und es auch nicht tun müssen: geeignete militärische Ziele in der Ukraine und ganz Europa werden in den russischen Medien bereits rauf und runter diskutiert, einschließlich der Vorwarnzeiten, bis Warschau

    braucht die “Haselnuss” 9 Minuten, bis Berlin 11, bis Paris und London 17 Minuten.

    Textgrundlage Mathias Broeckers Question Authority – Think For Yourself „Kapitulation oder nuklearer Winter“ 26/11/2024

  10. quappendorfer 29. November 2024 um 13:52 Uhr - Antworten

    Leider, leider hat der Westen es nicht aufgegeben, Russland zu balkanisieren, zu zerstören. Ein alter Traum! Vor allem die USA setzen alles daran, einen geopolitischen Konkurrenten auszuschalten und um sich der gewaltigen russischen Ressourcen zu bedienen.
    Die Ukraine, die stellvertretend den Krieg für den Westen führt, wird es nicht richten können. Also ist jetzt die schrittweise Eskalation seitens der NATO angezeigt. Auch Deutschland, das bereits zweimal den Versuch unternommen hatte, Russland bzw. die UdSSR in die Knie zu zwingen, ist wieder mit von der Partie, wenn auch dieses Mal als Juniorpartner. Es kläfft zunehmend immer lauter und will sich intensiver militarisieren.
    Wahrscheinlich wird es so kommen, wie der große B. Brecht formulierte: „Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“
    Das schrieb Brecht vor dem Hintergrund der beginnenden Militarisierung in der BRD zu Beginn der 1950er. Ein jeder sollte erkennen, wessen Geist in der BRD hauste und haust.

  11. Varus 29. November 2024 um 13:22 Uhr - Antworten

    Wenn Russland diese Einrichtungen nicht ins Visier nimmt, was einen Dritten Weltkrieg auslösen könnte

    Fast täglich gibt es Meldungen von pulverisierten Ausbildungszentren, in den es auch westliche Soldateska gegeben hat. Die westlichen Länder schweigen normalerweise dazu – sonst gäbe es schon längst den Dritten Weltkrieg.

  12. Patient Null 29. November 2024 um 12:15 Uhr - Antworten

    Russlands Warnungen verhallen leider, wie die letzten 20 Jahre. Jetzt werden erstmal wochen und monatelang die Bevölkerung propagandiert, bis man evtl die nächste Eskalationsstufe zündet. Eigene Truppen ist allerdings ein Problem, weil dann irgendwann Särge eintrudeln. Das war damals das Aus im Vietnam Krieg.

    Sollte das aber der Fall sein, kann das noch richtig böse enden. Russland wird sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, damit ist speziell die Krim gemeint. Mal schauen was Trump macht. Dank Abwahl von Biden / Harris gibts zumindest eine Chance das das nicht so endet.

    • triple-delta 29. November 2024 um 18:24 Uhr - Antworten

      Auch Trump denkt und handelt wie ein US-Amerikaner. Die sind beseelt vom Glauben an ihre Auserwähltheit und Stärke. Rationale Überlegungen sind da keine.

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