Erweiterung und Währung: BRICS-Gruppe im Aufwind

3. Juni 2023von 3,2 Minuten Lesezeit

In Kapstadt haben sich die Außenminister der BRICS-Gruppe getroffen. Es geht um ihre Erweiterung und im eine neue, gemeinsame Währung. BRICS wird zu einem Problem für den Westen. 

Die BRICS-Gruppe ist im Aufwind. 19 Staaten haben mittlerweile Interesse bekundet, der Staatengruppe beizutreten. 13 haben einen offiziellen Aufnahmeantrag gestellt, dabei gibt es noch nicht einmal ein geregeltes Beitrittsverfahren.

Handelswährung?

Wie die Erweiterung aussehen soll, auch das wurde diese Woche in Kapstadt von den Außenministern der BRICS besprochen. Vor allem Saudi-Arabien, eigentlich lange Zeit der wichtigste US-Verbündete in der arabischen Welt, will einen schnellen Beitritt. Russland und China unterstützen den schnellen Beitritt, Südafrika steht auf der Bremse. Ende August kommt es zum BRICS-Gipfel 2023 in Südafrika.

Der selbstbewusste indische Außenminister meinte, dass im August das Treffen „eine starke Botschaft aussenden“ müsse, „dass die Welt multipolar ist, dass sie sich neu ausbalanciert und dass alte Wege nicht mehr ausreichen, um neue Situationen zu bewältigen.“

Und in der Zwischenzeit versuchen die BRICS den großen Sprung: eine gemeinsame internationale Währung. Laut „Bloomberg“ habe man der gemeinsamen Bank eine entsprechende Anleitung gegeben, wie diese gemeinsame Währung funktionieren können. Diese Währung soll teilweise den US-Dollar ersetzen. Angesiedelt könnte sie in der New Development Bank (NDB) angesiedelt sein.

Der russische Finanzminister Anton Siluanow sagte, dass er die NDB nicht als Alternativwährung „sondern eher als eine Zahlungseinheit innerhalb der BRICS-Länder bezeichnen würde”. Die Theorie dahinter wäre, dass sich festere Währungsbeziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten – beispielsweise eine Art Bindung wie beim europäischen Wechselkursmechanismus vor dem Euro – organisch entwickeln.

Echte Opposition?

Die NDB wurde 2012 konzipiert, 2015 gegründet. Ursprünglich, um Länder beim Zugang zu Entwicklungsgeldern zu helfen. Sie wirkte eher wie eine alternative Weltbank. Ihr Hauptsitz ist in Shanghai. Ein essentieller Punkt, denn für viele – auch in der westlichen Opposition – ist BRICS nur ein „imperialistisches Projekt“ Chinas. Ist das realistisch? Zweifellos ist China das Zentrum der „multipolaren Revolution“. Die Währung soll durch Rohstoffe – etwa Gold – gedeckt sein, was eine grundsätzliche Rückkehr zum Bretton-Woods-System nach 1945 bedeuten könnte.

Aber wie weit geht die Opposition? In der UN haben die BRICS weit weniger Einfluss als die USA oder der Westen. Zumindest bis jetzt ist man aber Teil der „Agenda 2030“, des Pariser Klimaabkommens. An der Umsetzung der „nachhaltigen Entwicklungsziele“ wird fleißig – vor allem via Digitalisierung – gearbeitet. Im Sommer trifft sich ein WEF-Gipfel in China. Entschuldigt wird China dann dadurch, dass die chinesische Wirtschaft noch auf Geschäfte mit dem Westen angewiesen sei.

Auch gegen die WHO-Reform wird zumindest nicht offen opponiert. Russland und China arbeiten ebenfalls an einer digitalen Währung – der Yuan ist besonders weit fortgeschritten. Ob auch für die BRICS-Handelswährung eine digitale Variante vorgesehen ist, steht in den Sternen. Soll die Währung aber eben eine „Zahlungseinheit innerhalb der BRICS-Länder“ werden, ist das wohl zu erwarten. Denn um alltägliche Einkäufe geht es hier nicht, sondern um Import/Export-Geschäfte – große Summen also. Für die USA, deren massive Schulden auch durch die Dollarisierung der Weltwirtschaft möglich sind, sind die Pläne der BRICS höchst bedrohlich. Ob sie aber auch eine Chance für kleine Staaten bieten, mehr politische Souveränität zu finden, wird sich zeigen. Keine Richtung scheint aktuell ausgemacht.

Westliche Medien konzentrierten sich darauf, ob Putin bei seiner Reise nach Südafrika zum Gipfel denn verhaftet werden würde. Das wird nicht passieren, stellte Südafrika erwartungsgemäß klar. Journalisten sollten sich ohnehin mit anderen Dingen rund um BRICS beschäftigen.

Bild Ministério da Ciência, Tecnologia e Inovações from Brasília – DF, Brasil, BRICS Brasil 2019 (48531502187)CC BY 2.0

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4 Kommentare

  1. Jan 5. Juni 2023 at 16:07Antworten

    Ein gemeinsamer Handelsraum dürfte folgen. Die BRICSS vereinen einen Großteil der Weltölreserven. Auf den Dollar kämen damit erhebliche Probleme zu.

  2. Peter Keller 3. Juni 2023 at 18:03Antworten

    Wir sind faktisch bereits isoliert, nur noch nicht ganz verpönt solange wir dem Rest der Welt noch unsere Devisen bringen und ihnen die Rohstoffe abkaufen. Sobald uns im grossen Still (Volkseinkommen und Volksvermögen) das Geld ausgeht, müssen wir bald Bitte sagen um in Urlaub zu fahren, genau umgekeht wie es jetzt über Jahrhunderte war.

  3. Wirt 3. Juni 2023 at 16:26Antworten

    Die Lage ist meiner Meinung (die zum Zwecke dieses Kommentares etwas russisch gefärbt ist) wie folgt: Russland zeigt Entschlossenheit und Standfestigkeit – also müssen sich alle anderen Big Players beeilen. Die Vereinigten Staaten müssen sich beeilen, weil sie kurz vor dem Kollaps ihres Staates stehen.
    China muss sich beeilen, weil China sein Ziel als Konzentrationszentrum der Steuerung globaler
    Verantwortungsebene verfehlen wird, wenn Russland sich erhebt. Daher die ganzen diplomatischen
    Aktivitäten seitens Chinas, seitens der afrikanischen Länder, seitens BRICS … der angeblichen
    Partner. Es geht darum, Russland daran zu hindern, seine eigene territoriale Einheit
    wiederherzustellen (was sofort dazu führen würde, dass RUS ein Konzentrationszentrum der Steuerung der Welt wird) und dafür zu sorgen, dass Russland der Rohstofflieferant bleibt, der es seit den 1950er Jahren gewesen ist.
    Dafür arbeiten neben Gruppierungen in den USA, CHINA, BRASILIEN u.a. auch in RUS viele Verräter, die mit Dollares und Cote d’azur- Häuschen etc. käuflich erworben wurden.

    Wie Alexander III. sagte, können wir uns zum wiederholten Male vergewissern, dass Russland nur
    zwei Verbündete hat – seine Armee und seine Kriegsmarine. (und das darf man heutzutage nicht mehr auf das bum bum Krach Geschoss reduzieren ;-)

  4. niklant 3. Juni 2023 at 16:07Antworten

    Der Westen hat die Diktatur, der Osten hat Brics. Warum wird Brics zu einem Problem? Das Problem heißt U.v.d.Leyen, die dank ungewählter Benennung aus einer Wirtschaftsgemeinschaft eine Kriegsgemeinschaft macht! Sind die EU anhängenden Staaten wirklich so engstirnisch, das sie nicht erkennen, was wirklich läuft? Während die Deutschen ausgerottet werden sollen und ihre Industrie ins Amerikanische Schuldenghetto geholt wird, bleibt dann immer noch die Frage, wer den Part der Deutschen in der EU übernimmt? Wer wird das Sozialamt der EU, das die Deutschen seit Jahren spielen? Statt den Westen zu stärken, treibt uns die EU in den Abgrund eines Kriegstreibers! Na dann warten wir ab, ob nicht so mancher Staat bei den Brics besser untergebracht ist als bei der Leyen-EU Diktatur!

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