Wie PR-Firmen Kriege begründen

29. Dezember 2025von 5,9 Minuten Lesezeit

Jeder kennt sicher die Erfolgsgeschichte der PR-Firma PR-Agentur Hill & Knowlton, welche durch eine Freizeit-Schauspielerin der Welt vorgaukelte, irakische Soldaten hätten Babys aus Brutkästen geworfen. Sie war später auch für die WHO im Fall Corona aktiv gewesen. Was nicht jeder weiß: PR-Firmen sind generell aktiv, um Dämonisierungen aufzubauen, die Kriege rechtfertigen, gerade wieder entlarvt im Fall Israels.

Wir haben hier zunächst eine Geschichte über iranische die angebliche Finanzierung einer israelkritischen Graswurzelbewegung, die genau zum richtigen Zeitpunkt auftauchte, um eine Gruppe zu diskreditieren. Der Artikel von Novara Media aus dem November 2025 dreht sich um die Behauptung, dass eine Meldung in The Times – wonach das britische Home Office eine Untersuchung zu möglichen iranischen Spenden an Palestine Action eingeleitet habe – von der PR-Firma CMS Strategic platziert wurde. CMS arbeitet für das israelische Rüstungsunternehmen Elbit Systems, das wiederholt Ziel von Palestine Actions Protesten war. Der Artikel stützt sich auf einen Bericht von Private Eye, der einen „vertrauenswürdigen Zeugen“ zitiert, der gehört haben will, wie CMS-Chefin Georgia Pickering sich mit der Platzierung der Story brüstet.

Kriminalisierung von Sachbeschädigung als Terrorismus

Das Timing ist verdächtig: Die Times-Story erschien im Juni 2025, kurz bevor das Parlament über die Einstufung von Palestine Action als Terrororganisation abstimmte, was dann am 5. Juli passierte – die erste nicht-gewaltfreie Gruppe, die unter britischem Antiterrorgesetz verboten wurde.

Der Artikel zeichnet ein Bild von Palestine Action als Aktivisten, die Elbit-Fabriken mit Aktionen wie dem Einschlagen von Zäunen oder dem Besprühen von Flugzeugen mit roter Farbe Millionenschäden zufügen, um gegen die Beteiligung an Israels Militäroperationen in Gaza zu protestieren. Es wird hervorgehoben, wie die Story von anderen Medien wie dem Daily Mail aufgegriffen wurde, und es wird NGO Monitor zitiert, das Palestine Action mangelnde Transparenz vorwirft – ohne zu erwähnen, dass NGO Monitor selbst eine pro-israelische Haltung hat und Kritiker der Besatzung diffamiert.

Palestine Actions Mitgründerin Huda Ammori nennt die Anschuldigung „fabriziert“, und das britische Home Office distanzierte sich später, indem es sagte, es erkenne die Behauptungen nicht an. Aber natürlich viel zu spät, nachdem die Wirkung bereits verbreitet wurde.

Dieser Vorgang ist ein Musterbeispiel für „strategische Kommunikation“ in hochpolitischen Konflikten. CMS leugnet kategorisch jede Beteiligung, und Palestine Action bezeichnet die Vorwürfe iranischer Finanzierung als „lächerlich„, was sicher zutreffend war, da es keine harten Beweise für iranische Finanzierung gibt. Stattdessen deuten Quellen wie Declassified UK darauf hin, dass die Regierung und Medien die Story nutzten, um die Ächtung einer unangenehmen Bewegung zu rechtfertigen, obwohl die Behauptungen gegen sie „weit daneben“ lagen.

Es gibt außerdem Verbindungen von CMS-Mitarbeitern zu israelischen Lobbygruppen wie BICOM, was die Sache noch schmieriger macht. Auf X wurde das schon früh als typische Verleumdungs-Kampagne abgetan, mit Posts, die fordern, es „von den Dächern zu schreien“. Keineerlei Bestätigungsquellen tauchen für die Iran-Verbindung auf. Es wirkt wie ein Ablenkungsmanöver, um Proteste gegen Elbit zu kriminalisieren.

Iran unterstützte Hamas am 7. Oktober nicht.

Auch kursieren bis heute die Behauptungen, der Iran sei für den 7. Oktober verantwortlich, weil er die Hamas dazu bewaffnet hätte. Eine vollständig irrsinnige Annahme, die sich aber dank „aus westlichen geheimdienstlichen Quellen“ bekannt gewordenen „Fakten„. Es diente als einer der Begründungen für den Angriffskrieg Israels gegen den Iran im 12-Tage-Krieg im Jahr 2025.

Die ideologischen Unterschiede zwischen dem schiitischen Iran und der sunnitischen Hamas – die aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen ist – sind erheblich sind und werden durch die Medien unter den Teppich gekehrt. Die Muslimbruderschaft vertritt eine sunnitische, pan-islamische Ideologie mit Fokus auf soziale Reform und politischem Islam, während der Iran seit der Revolution 1979 eine schiitische Revolution propagiert, die auf der Wilayat al-Faqih (Herrschaft des Rechtsgelehrten) basiert. Historisch gab es erhegbliche Spannungen: Hamas hatte sich zeitweise vom Iran distanziert, z. B. während des syrischen Bürgerkriegs, als sie sunnitische Rebellen unterstützte.

Der Iran unterstützt viele Gruppen, die im Sinne der verschiedenen UN-Resolutionen zum bewaffneten Kampf gegen die Besatzung durch Israel legitimiert sind. Mehrere UN-Resolutionen – insbesondere aus der Generalversammlung (UNGA) – haben das Recht von Völkern auf Widerstand gegen Kolonialismus, Besatzung und Fremdherrschaft bestätigen, einschließlich bewaffneter Formen und unter expliziter Nennung von Palästina bestätigt. Ein Schlüsselbeispiel ist UNGA-Resolution 37/43 von 1982, die die „Legitimität des Kampfes der Völker für Unabhängigkeit, territoriale Integrität, nationale Einheit und Befreiung von kolonialer und fremder Herrschaft und fremder Besatzung mit allen verfügbaren Mitteln“ anerkennt, insbesondere auch  den bewaffneten Kampf. Ähnlich haben Resolutionen wie 3236 (1974) oder 3246 (1974) das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung und Widerstand betont, oft mit Hinweis auf die israelische Besatzung Palästinas.

Aber natürlich versuchen Israel und seine westlichen Unterstützer diesen Kampf dadurch zu delegitimieren, dass sie ihn als Terrorismus darstellen. Auch wenn die Zeiten der Angriffe z.B. durch Selbstmordattentäter auf Busse in Israel vorbei sind. Während aber die Kriegsverbrechen Israels im Westen nie als Terrorismus bezeichnet werden. Ein Beispiel für was Kritiker „Heuchelei“ des Westens bezeichnen, ist die Weigerung Israels, eine unabhängige Untersuchung unter der Schirmherrschaft des IStGH zuzulassen, welche alle Taten an dem Tag untersuchen sollte. Eine Forderung, welche von der Hamas immer wieder erhoben wird, auch in ihrem jüngsten Positionspapier. Israel behauptet der IStGH sei „politisiert“ und einseitig, lässt aber selbst eine unabhängige Untersuchung ohne den IStGH nicht zu. Aus Sicht von Beobachtern unterstreicht Israels Weigerung eine Asymmetrie: Während Hamas (rhetorisch) Transparenz fordert, blockt Israel ab, was als Versuch gesehen wird, eigene Handlungen (z. B. in Gaza) vor internationaler Untersuchung zu schützen.

Irans Hamashilfe im Verhältnis unbedeutend

Die Hamas ist eine der am geringsten vom Iran mit Hilfe berücksichtigen Widerstands-Gruppen. Im Vergleich zu anderen Proxies ist Hamas nicht Irans Top-Priorität. Schätzungen für 2023–2025 zeigen, dass Hisbollah jährlich angeblich bis zu 700–1.000 Millionen US-Dollar erhielt, inklusive fortgeschrittener Waffen und direkter IRGC-Beteiligung. PIJ, eine kleinere palästinensische Gruppe, erhielt westlichen Analysen zufolge angeblich direktere und konsistentere Unterstützung von Iran als Hamas, da sie ideologisch enger ausgerichtet ist (pro-iranisch und schiitisch beeinflusst).

Kommentar

Israel verhindert die neutrale Untersuchung von Kriegsverbrechen, welche der Hamas zugerechnet werden, einerseits, um zu verhindern, dass die eigenen Kriegsverbrechen beleuchtet werden, welche schon zu zwei Haftbefehlen führten, andererseits, um die Diskreditierung der Hamas als legitime bewaffnete Widerstandsbewegung nicht zu gefährden. Israel lässt noch nicht einmal neutrale bzw. unabhängige Journalisten nach Gaza.

Die Behauptung, dass der Iran hinter den Angriffen der Hamas und anderer „Trittbrettfahrer“ stecke ist alleine dem Wunsch geschuldet, den Iran zu dämonisieren, um einen Kriegsgrund zu schaffen. Selbst die New York Times hatte bestätigt, dass der Iran keinerlei Interesse gezeigt hatte, die Aktionen des 7. Oktober zu unterstützen.

Bild: Carlos Latuff aus seinem Buch Israel-Palästina-Karikaturen, das VOR dem 7.10.2023 erschien

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Ein Kommentar

  1. Sabine Schoenfelder 29. Dezember 2025 um 18:48 Uhr - Antworten

    Das ist doch alles nur noch WAHNSINN. 90% aller Meldungen beschäftigen sich mit Inszenierungen ; – kranken Hirnen aus sogenannten THINK-TANKS entsprungen, um Visionen zu schaffen, die den erwünschten politischen Narrativen entsprechen. Die Fotos werden gefakt, Szenen eigens „gedreht“, um das genudgte Hirn des Konsumenten mit „schockierenden“ Darstellungen zu füttern. Krank.
    Es stellt sich nur noch die Frage, WAS WOLLEN SIE UNS tatsächlich MIT NEUEN BEHAUPTUNGEN VERKAUFEN…… welchen Quatsch sollen wir „glauben“….

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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