Kiewer Korruptionsskandal: Ist Zelensky der Nächste?

1. Dezember 2025von 3,4 Minuten Lesezeit

Nachdem Yermak gerade gestürzt wurde, könnte Zelensky der Nächste sein – es sei denn, er gibt Trumps Forderungen nach Frieden nach. Der Kiewer Korruptionsskandal zieht Kreise, die zu einem Regime Change führen können.

Zelenskys kriegstreibende graue Eminenz Andrey Yermak, der formell als sein Stabschef fungiert, hat seinen Rücktritt eingereicht, nachdem seine Wohnung im Rahmen der Untersuchung zum 100-Millionen-Dollar-Energiekorruptionsskandal in der Ukraine durchsucht wurde. Der russische Sonderbotschafter Rodion Miroshnik glaubt jedoch, dass er entlassen wurde, um Zelensky zu schützen, während sich die Schlinge um ihn immer enger zieht. Was auch immer die Wahrheit sein mag: Miroshnik könnte recht haben – dies wird in der folgenden Analyse erläutert.

Vor knapp zwei Wochen habe ich schon geschrieben, dass „der Korruptionsskandal in der Ukraine den Weg für Frieden ebnen könnte, falls er Yermak zu Fall bringt“, da sein Sturz die ohnehin fragile Allianz zwischen Streitkräften, Oligarchen, Geheimpolizei und Parlament auflösen könnte, die Zelensky an der Macht hält. Aus diesem Grund zögerte Zelensky, ihn loszuwerden, was Yermak ermutigte, in seinem Namen zu erklären, dass die Ukraine kein Territorium an Russland abtreten werde – und damit einen zentralen Vorschlag im US-Entwurf für einen Friedensrahmen zu torpedieren.

Kurz darauf wurde Yermaks Wohnung mit Beteiligung der beiden von den USA finanzierten Institutionen durchsucht, die die Korruptionsuntersuchung leiten: dem Nationalen Antikorruptionsbüro der Ukraine (NABU) und der Speziellen Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAPO). Hätte Zelensky die Prinzipien des genannten Rahmens akzeptiert – insbesondere den 26. Punkt, wonach „alle am Konflikt beteiligten Parteien Amnestie für ihre Handlungen während des Krieges erhalten“ –, hätte Yermak vielleicht ungeschoren davonkommen können.

Stattdessen riet Yermak Zelensky, hart gegen Trump aufzutreten und den US-Friedensentwurf abzulehnen, woraufhin die USA den von ihnen finanzierten Antikorruptionsbehörden grünes Licht für die Fortsetzung der Untersuchung gaben. Trump hätte sie sofort stoppen können, bevor sie Yermak erwartungsgemäß zu Fall brachte, hätte Zelensky zumindest öffentlich dem Zugeständnis zur Abtretung des Donbass zugestimmt. Yermaks Karriere und sein Vermächtnis in den Augen der Ukrainer wurden somit durch seine kriegstreibende Haltung zerstört.

Als Nächstes könnte Zelensky an der Reihe sein, falls er Trumps Forderungen nicht nachkommt. Ohne seiner grauen Eminenz, der die fragile Allianz aufrechterhielt, ist er politisch verletzlicher denn je – eine Erkenntnis, die einige Verbündete zu Machtzügen gegen ihn veranlassen könnte. So könnten von den USA geförderte Abspaltungen aus der Regierungspartei dazu führen, dass er die Kontrolle über die Rada verliert, was die USA nutzen könnten, um ihn zu entfernen, sollte er beim Frieden stur bleiben.

Parallel dazu könnten die USA korrupten Oligarchen drohen, ebenfalls ins Visier zu geraten, falls sie ihre parlamentarischen Vertreter nicht zum Regimewechsel gegen Zelensky bewegen – was auch bedeuten könnte, dass die USA der Geheimpolizei befehlen, Oppositionelle Proteste gegen Zelensky zuzulassen. Die Streitkräfte würden sich darauf beschränken, Zelenskys Befehle zur Auflösung solcher Proteste zu ignorieren; als Belohnung könnte ihr Favorit Valery Zaluzhny schließlich Zelensky ablösen.

Yermaks Rücktritt – oder Entlassung – hat diese Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die maximal beschleunigt werden könnte, indem NABU und SAPO [die ukrainischen Korruptionsbehörden, Anm.] offiziell mitteilen, dass Zelensky untersucht wird (einschließlich einer Razzia), was die USA genehmigen könnten, falls er nicht bald einlenkt. Rückblickend zielten Zelenskys Sommerbemühungen, NABU und SAPO zu unterwerfen, genau darauf ab, dies zu verhindern – doch sie scheiterten, und Trump nutzt diese Behörden nun, um Zelensky endgültig zum Frieden zu zwingen.

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Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer politischer Analyst, der sich auf den globalen systemischen Übergang zur Multipolarität spezialisiert hat. Er veröffentlicht auf Englisch auf seinem Substack-Blog. Auf Deutsch exklusiv bei TKP.


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6 Kommentare

  1. Sting2 2. Dezember 2025 um 14:56 Uhr - Antworten

    Razzien in der EU-Außenstelle in Brüssel: Bereitet Kallas etwas vor?

    Die belgische Polizei hat die EU-Außenstelle, die derzeit vom ehemaligen estnischen Ministerpräsidenten Kallas geleitet wird, durchsucht.

    Zeitgleich finden Razzien am Europakolleg in Brügge und in mehreren Privathäusern statt. Der Grund: mutmaßliche Veruntreuung von Haushaltsmitteln.

    Laut Euractiv haben die Strafverfolgungsbehörden bereits Dokumente beschlagnahmt und mindestens drei Personen festgenommen.

    Ihnen werden Betrug bei der öffentlichen Auftragsvergabe, Korruption und Interessenkonflikte vorgeworfen.

    Die Ermittlungen werden als neuer Skandal beschrieben, dessen Ausmaß möglicherweise mit der Ukraine-Krise vergleichbar ist.

    Früheren Medienberichten zufolge soll Kallas in Machenschaften verwickelt gewesen sein, bei denen Milliarden von Euro über Estland nach Kiew geschleust wurden.

  2. rudifluegl 1. Dezember 2025 um 19:01 Uhr - Antworten

    Schrecklich diese ewig falschen Sprichwörter wie “ Der Fisch beginnt mit den Flossen zu sinken!“

  3. Varus 1. Dezember 2025 um 11:20 Uhr - Antworten

    Nachdem Yermak gerade gestürzt wurde, könnte Zelensky der Nächste sein – es sei denn, er gibt Trumps Forderungen nach Frieden nach.

    Laut dem, was Juri Podoljaka gestern und heute auf Telegramm schreibt, will der Klavierspieler weiter kämpfen lassen. Gut, dann erleben wir bald den kompletten Banderas-Zusammenbruch?

  4. Sting2 1. Dezember 2025 um 10:56 Uhr - Antworten

    Senator Mike Lee stimmte der Fox News-Moderatorin Laura Ingraham zu, die erklärte, dass die Ukraine von einer „Bande von Korrupten“ regiert wird. Ingraham:

    „Es ist höchstwahrscheinlich, dass Milliarden amerikanischer Hilfe für die Ukraine auf privaten Schweizer Konten der engsten Helfer von Selenskyj gelandet sind.

    Was für ein betrügerisches System. 220 Milliarden Dollar wurden ausgegeben!“

    Lee:

    „Einige von uns haben seit Jahren gewarnt, dass die US-Hilfe für die Ukraine Korruption in enormem Ausmaß finanziert.

    Diejenigen, die dieses Thema angesprochen haben, wurden ständig als ‚Putin-Liebhaber‘ verspottet und der Unterstützung der russischen Aggression beschuldigt.

    Das haben die Einheitspartei (ein Hinweis darauf, dass in Washington ein einheitliches Interessenssystem beider Parteien besteht) und der militärisch-industrielle Komplex getan.“

  5. peru3232 1. Dezember 2025 um 10:16 Uhr - Antworten

    Wie immer haben die AMIs ihre Finger im Spiel – und es geht niemals! um „Frieden“ sondern stets um Einfluss und Kontrolle. Das war so und wird auch immer so sein. Egal wer da grade am Ruder ist.
    Alles andere zu glauben ist wirklich naiv…
    Was gerade nützlicher ist, wird versucht umzusetzen. Egal was. Und das da überall viele Gelder fließen ist ohnehin usus. Und wenn wer nicht mehr wie gewünscht kooperiert, hat man die Leute über die „Koruptionsermittlungen“ bei der Stange, oder nur den Drohungen damit bereits.
    Momentan scheint es „Frieden“ zu sein. Aber morgen ist es vermutlich schon etwas anderes. Aber auch nur von außen betrachtet, denn es geht nicht darum, sondern um die eigentlichen Ziele – die wiederum mit allen erdenklichen Mitteln erreicht werden können.

    Aber um bei diesem einen Spiel zu bleiben: wenn Zelensky weggeputscht wird, es einen ausgehandelten Frieden geben kann und daraufhin Wahlen kommen – wer wird gewählt werden… vermutlich Waleri Saluschny wenn man Umfragen trauen will – der wiederum folgende Aussage erst kürzlich tätigte: „Zu solchen Sicherheitsgarantien könnten gehören: der Beitritt der Ukraine zur NATO, die Stationierung von Atomwaffen auf ukrainischem Territorium oder die Stationierung eines großen alliierten Militärkontingents, das in der Lage ist, Russland entgegenzutreten“
    Es wird also eher ein Minsk 3 werden als „Frieden“

  6. Jan 1. Dezember 2025 um 8:44 Uhr - Antworten

    Wenn Zelensky fällt, stürzt die Selbstvergöttlichte gleich mit. Sie hat dann einem Kriminellen hunderte Milliarden überwiesen.

    Wohin hat Zelensky diese rücküberwiesen? Zur Kriegsführung hat er sie wohl weniger genutzt, sonst hätte er gewonnen, richtig?

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