Die schleichende Ausweitung der Überwachung – ohne Smartphone kein online Banking oder Boarding

18. November 2025von 4,9 Minuten Lesezeit

Schritt für Schritt wird die analoge Welt zurückgedrängt und durch digitale Annehmlichkeiten ersetzt. Das Smartphone wird immer alternativloser, ohne funktionieren immer weniger einfache Tätigkeiten.

Ryanair erregte kürzlich Unmut, als bekannt gegeben wurde keine ausgedruckten Boardingpässe mehr auszustellen. Das passt gut zur Beinfreiheit im Flieger – man kürzt. Das scheint aber nun doch nicht ganz zu stimmen, denn in seinem Hilfezentrum erfährt man, dass man sich eine Bordkarte ausdrucken lassen kann, wenn online eingecheckt wurde. Ryanair ist üblicherweise die erst Fluglinie bei Sparmaßnahmen und Einbindung der Kunden in die Arbeit. Die anderen werden folgen.

Das erste Mal, dass ich E-Banking nutzte, war im Jahr 1982 – und zwar war das damals bei den meisten Banken in Österreich möglich, ich nutzte es bei der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (heute Bank Austria), der Creditanstalt und bei Raiffeisen. Möglich wurde es durch eine Erfindung namens Mupid der beiden Grazer Informatik-Professoren Hermann Maurer und Reinhard Posch. Seit Donnerstag voriger Woche kann ich es bei einer Bank nicht mehr nutzen, denn die dafür nötige Smartphone App stürzt permanent ab. Ein Update ist in Aussicht gestellt, aber es ist unklar wann es fertig wird. Allerdings nur bei einer von drei Banken Apps, die ich kenne, die der Oberbank funktioniert beispielsweise noch immer klaglos.

Soweit ich das überblicke haben fast alle Banken für die Nutzung des Online-Banking auf so genannte Security Apps umgestellt. Funktioniert diese am Smartphone nicht, dann bleibt nur mehr der Weg zur Bankfiliale. Die über lange Zeit ausreichenden TANs reichen seit einiger Zeit nicht mehr und auch nicht die SMS-TAN. Angeblich zu unsicher.

TINA – There Is No Alternative

Ein Zurück gibt es nicht mehr.

„Kann ich noch funktionieren, wenn ich mich weigere?“

Wenn eine neue App, ein digitaler Pass oder eine Plattform als „optional“ oder „zu Ihrer eigenen Bequemlichkeit“ eingeführt wird, überlegen Sie sich, was tatsächlich passieren würde, wenn Sie dies ablehnen würden.

Der Versuch, ohne die App auf das Bankkonto zuzugreifen scheitert in immer mehr Ländern. Viele Banken verlangen mittlerweile eine Zwei-Faktor-Authentifizierung über eine mobile App – keine App bedeutet keinen Zugriff auf das eigene Geld.

Bucht man einen Flug ohne digitales Einchecken zahlt man immer häufiger zusätzliche Gebühren und muss in Warteschlangen stehen, die dazu dienen, Nichtbefolgung zu bestrafen. Oder bei Ryanair – siehe oben.

Bewirbt man sich ohne Online-Portale um einen Job landen Bewerbung und Lebenslauf direkt im Papierkorb.

Will man ohne die App der Schule oder noch weitergehend – ohne die digitale ID – auf die Noten, die Anwesenheit oder die Mitteilungen der Lehrer seines Kindes zugreifen, bleibt man uninformiert.

Parken ohne die App – die nächste Parkuhr oder die nächste Verkaufsstelle für Parkscheine ist weit entfernt, ist geschlossen oder funktioniert möglicherweise nicht.

Die Sozialversicherungen sind nur mehr mit der digitalen ID oder per Brief erreichbar, die Handy Signatur wird nicht mehr akzeptiert, das will die EU nicht mehr.

Der Mechanismus funktioniert wie beabsichtigt: Analoge Alternativen werden nicht verboten, sondern nur zunehmend teurer, unbequem und sozial inakzeptabel gemacht, bis sie vollständig verschwinden. Bankfilialen schließen, weil „jeder Online-Banking nutzt“. Behördliche Dienstleistungen werden erst „digital first“ und dann „digital only“. Die früher einfachen und klaglos funktionierenden digitalen Zugänge, wie über SMS-TAN, werden abgeschaltet und durch solche ersetzt, die Datensammlungen einfacher und umfangreicher ermöglichen.

Man ist gesetzlich nur in einer begrenzten Zahl von Fällen zur Teilnahme verpflichtet. Aber man wird architektonisch vom normalen Leben ausgeschlossen, wenn man nicht mitmacht. Die Kontrolle besteht darin, die Nichteinhaltung funktional unmöglich zu machen und gleichzeitig die Fiktion der Wahlfreiheit aufrechtzuerhalten.

Der Fall Huawei

Betroffen war mein Smartphone Huawei Mate X6. Huawei hatte zu viel Einfluss und Marktanteile gewonnen und wurde daher von der Regierung Trump schon im Jahr 2018 mit diversen Sanktionen belegt. Google lizenziert seither sein Betriebssystem nicht mehr für Huawei.

Huawei hat daher sein eigenes Android Betriebssystem mit der EMUII-Bedienoberfläche, genannt HarmonyOS in der Version 5.x auf Geräten wie dem Mate X6 installiert. Es ist absolut Google kompatibel und es läuft alles. Mit gelegentlichen Ausnahmen natürlich wie auch bei Google selbst.

Vom HarmonyOS  gibt es bereits eine öffentliche Betaversion 6 – jener Variante des Betriebssystems, die vollständig auf Huaweis eigenem Kernel basiert und keinerlei Android-Komponenten (AOSP) mehr enthält.

Banken Apps werden in der Huawei App Gallery angeboten und bei George der Erste Bank und Sparkassen ist es offenbar auch eine speziell angepasste Version. Bei anderen Banken ist die im Play Store und der App Gallery identisch.

Das Mate X6 unterstützt erfreulicherweise kein 5G, ein Kritikpunkt bei den üblichen Tech-Magazinen. Wer sich aber mit den gesundheitlichen Schäden von 5G befasst, sieht dies als Pluspunkt. Die Tech-Magazine haben aber auch enthusiastisch über Rückseiten aus Glas für Smartphones berichtet und dann selbst Plastik Verhüterlis darüber gestülpt. Als tkp.at noch hauptsächlich die telekom-presse.at war, fand ich Glasrückseiten immer als bruchgefährdet und daher sinnlos.

Die 50 Mpx Kamera mit Zoom und Weitwinkel des Mate X6 macht exquisite Bilder in allen Lebenslagen und diese im Tabletmodus anzusehen macht echt Vergnügen.

Auch Telegram und einen Browser nebeneinander geöffnet zu haben erleichtert das Leben beträchtlich:

Das geht so gut wie bei allen Apps.

Huawei produziert übrigens nicht nur Telekom-Ausrüstung, Smartphones und alle Arten von Elektronik, sondern auch E-Autos und Hybrid-Fahrzeuge.

Ausgestellt werden sie zum Beispiel in Schauräumen und Shops, etwa in Shanghai in der Fußgängerzone der fashionablen East Nanjing Road.


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12 Kommentare

  1. Dorothea 19. November 2025 um 8:16 Uhr - Antworten

    Erst gestern konnte ich eine Verkäuferin in einem großen Drogeriemarkt beobachten, die viele Waren, die Kunden bei der Kasse zurückgelassen haben, wieder in die Regale einschlichten musste. Ihre Erklärung dazu: „Ohne App keine verbilligte Ware.“
    Traurig, aber ein gutes Zeichen, dass viele Leute den digitalen Zwang ablehnen.

    • Gabriele 19. November 2025 um 9:05 Uhr - Antworten

      Ja, und die anderen maulen, wenn sie „Pickerl“ kleben müssen… viel zu anstrengend! Diese Spezies ist aber auch dieselbe, der die Teuerung sowieso nichts ausmacht, weil sie lieber in teure Klamotten und Make up investieren, als in Lebensmittel – da nehmen sie das Billigste.

  2. Satya 19. November 2025 um 7:05 Uhr - Antworten

    Onlinebanking per PC ist für mich in Ordnung und bequem. Mittels Smartphone gibt es mit mir kein Banking und ich nutze auch keine Einkaufsapps oder Bezahlsysteme per Handy oder Karte. Wir werden Bres nutzen solange es geht.

  3. Jan 19. November 2025 um 2:30 Uhr - Antworten

    In den 90ern hat Big Tech den Plan gefasst, die Europäer von Services abhängig zu machen und dann die Daumenschraube zuzudrehen.

    Wir haben das damals mit entsetzten Konferenzteilnehmern diskutiert, das ist über 30 Jahre her, mein Gott!

    Der typische Österreicher kraucht auf allen Vieren zum Heldenplatz und greint: Bitte spritze mein Kind autistisch! Und Mikroclots, möglichst große! Das ist nämlich Sozialdemokratie. Und konservativ. Voll solidarisch!

    Alles Opfer, ich weiß. Deshalb geht das so gut.

  4. David.K 18. November 2025 um 21:27 Uhr - Antworten

    Wie überall ist das Problem, daß die breite Masse bereitwillig mitmacht. Wenn ich schon höre, es ist bequemer, werde ich skeptisch und bei genauerem Hinsehen erkennt man, was dahinter steckt. Was als Bequemlichkeit bezeichnet wird, ist für mich mit Trägheit gleichzusetzen und wenn es eine Todsünde gibt, dann ist es eben die Trägheit. Ich kann nur sagen, wo smart drauf steht, ist Überwachung drinnen.

    Übrigens habe ich von meinem Bankbetreuer gehört, daß SMS-Tan für die Banken zu teuer und die mangelnde Sicherheit nur eine dumme Ausrede war.

    Bleibt ungeimpft,
    David

    • Gabriele 18. November 2025 um 21:44 Uhr - Antworten

      So ist es – wer SMS-Tans verlangt, bekommt sie in der Regel auch – zwecks Gleichbehandlung.
      Niemand kann mich zwingen, ein Smartphone zu nutzen, um E-Banking, das ich seit über 20 Jahren schon nutze, zu behalten. Zumal es in der Umgebung von fast 30 km auch keine Filiale meiner Bank gibt.

    • Daisy 19. November 2025 um 4:10 Uhr - Antworten

      Bei der VB wollten sie mir zwar auch die App aufschwatzen, aber dort geht auch immer noch der Login TAN und Card TAN für den TAN Generator, den ich auch unbequem finde, weil ich mir dazu jedesmal die Bankkarte holen muss usw. Der Login TAN kostet lediglich etwas mehr – egal. Weiters konnte ich mal ablehnen, die NFC auf meiner Karte zu haben. Also habe ich sie auch nicht. Als ich sie anfänglich zwangsbeglückend hatte, habe ich die kleine Antenne einfach (Anleitung aus dem Internet) durchtrennt. Die Dinger funken wohl nur in geringem Abstand, aber trotzdem, ich mag sowas nicht. Ich zahle hartnäckig bar.

      • Gabriele 19. November 2025 um 9:01 Uhr

        Das Zeug funkt?? In Card-TAN-Geräte steckt man normalerweise einfach die Karte, dann generieren sie einen Code, mit welchem man ins E-Banking einsteigt. Dort brauche ich für Überweisungen dann nichts mehr zusätzlich machen, um die TANS per SMS zu erhalten!? Ich brauche nirgendwo Funk.
        Aber vielleicht ist meine Bank noch die einzig ehrliche, denen an allen Kunden etwas liegt.

      • Daisy 19. November 2025 um 9:22 Uhr

        Den LoginTan krieg ich, wenn ich das vorher auswähle. Dann brauch ich noch mein Passwort. Wenn ich CardTan wähle, lege ich meine Bankkarte ein. Ich habe einen Startcode, der fix ist, dann zeigt mir die Bank das Flickr-Bildchen am Bildschirm und darauf muss ich den Generator erst justieren, die Grõße auf die Pfeilchen einrichten…dann halte ich es drauf und die kontaktieren sich…und sohin habe ich die Freigabe, brauche zusätzlich aber wieder mein Passwort…

        Das ist eine umständliche Fummelei, weswegen mir der Login = SMS TAN lieber ist
        :-)

      • Daisy 19. November 2025 um 9:36 Uhr

        Haha, nach dem Flicker überträgt sich der Code. Den muss man auch eintippseln…:-)

      • Gabriele 19. November 2025 um 12:23 Uhr

        Das mach ich nie… gebe nur die TAN-Zahlen ins Überweisungsfeld ein und fertig. Man kann das auswählen. Und nach erledigten Überweisungen ist mein einfaches Handy wieder off und Tschüss.
        E-Banking ist insofern der kleine „Luxus“, den ich mir am Festnetz-Desktop-PC noch gönne. Ich hätte tatsächlich keine Zeit und Lust, ständig zu einem Überweisungsautomaten zu laufen.

  5. Gabriele 18. November 2025 um 20:46 Uhr - Antworten

    E-Banking ohne Smartphone geht in Österreich (noch) sehr gut. Man muss sich allerdings kümmern und es verlangen… ein großer Fehler, wenn es zu wenige tun. So wie überall halt…

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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