
Verbot von Russland-Gas: Deutschland großer Verlierer
Die EU verbietet alle russische Gasimporte, das wurde im EU-Rat mit zwei Gegenstimmen beschlossen. Das wird vor allem die deutsche Wirtschaft weiter belasten, Verarmung und Deindustrialisierung vorantreiben – während Polen als Gewinner dieser Politik hervorgeht.
Polens Rolle bei der Bereitstellung von mehr US-LNG für Mittel- und Osteuropa dürfte den Einfluss Deutschlands in dieser Region mindern und die Wiederbelebung von Polens verlorenem Status als Großmacht beschleunigen.
Der Europäische Rat hat beschlossen, dass der Import von russischem Gas ab dem nächsten Jahr im gesamten Block verboten wird – allerdings mit unterschiedlich langen Übergangsfristen für Länder mit kurz- oder langfristigen Verträgen, wobei die längste bis zum 1. Januar 2028 läuft. Der Rat hat zuvor eingeräumt, dass Pipeline-Gas und LNG zusammen im vergangenen Jahr knapp ein Fünftel der Importe des Blocks ausmachten. Zudem importiert die EU weiterhin russisches Öl, auch indirekt, was sich als ebenso skandalös herausgestellt hat.
Trotzdem werden die EU-Pläne, das verbleibende Fünftel der Gasimporte aus Russland schrittweise einzustellen, die Wirtschaft weiter schwächen: Sie werden durch teureres US-LNG ersetzt, was die Kosten unvermeidlich an die Verbraucher weitergegeben werden. Das war absehbar, da die EU im Rahmen des einseitigen Handelsabkommens aus dem vergangenen Sommer zugesagt hat, bis 2028 US-Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen.
Deutschland wird voraussichtlich am stärksten von dieser Entwicklung betroffen sein, sowohl in der Innenpolitik als auch geostrategisch. Innenpolitisch könnte der stärkere Rückgang des Lebensstandards durch höhere Energiekosten den Aufstieg der AfD beschleunigen und zu tiefgreifenden Veränderungen führen, falls sie je eine Regierung bilden könnte. Selbst wenn sie von der Macht ausgeschlossen bleibt, könnte solch eine offenkundige Einmischung der Eliten die politische Polarisierung und damit verbundene Spannungen verschärfen.
Geostrategisch konkurriert Deutschland mit Polen um Einfluss in Mittel- und Osteuropa (MOE). Polen ist bereit, eine ergänzende Rolle bei der Versorgung Tschechiens und der Slowakei mit US-LNG zu übernehmen – über das Terminal in Świnoujście und das geplante in Danzig. Auch die Ukraine soll beliefert werden. Diese Länder liegen in der Einflusssphäre, die Polen bei der Wiedererlangung seines Großmachtstatus anstrebt. Tschechien und die Slowakei gehören zudem wie Polen zur Visegrád-Gruppe.
Auch Ungarn ist Mitglied und könnte US-LNG über Polen oder den kroatischen Krk-Terminal erhalten, dessen Ausbau ein Prioritätsprojekt der „Drei-Meere-Initiative“ (3SI) ist. Diese Initiative wurde 2015 von Polen und Kroatien gegründet, wird aber nun von Warschau geleitet. Zwar übt Deutschland als de-facto-Führer der EU und mit seiner größten Wirtschaft derzeit den stärksten Einfluss auf MOE aus, doch Polens wachsender Einfluss durch die LNG-Lieferungen könnte diese Länder langfristig von Berlin abbringen.
Energiegeopolitik ist ein zentraler Faktor in der Geostrategie, daher sollte diese Entwicklung nicht unterschätzt werden, falls sie anhält. Der übergeordnete Trend wäre dann ein Rückgang des deutschen Einflusses in MOE, der durch Deutschlands freiwillige Beteiligung am US-geführten Sanktionsregime gegen Russland und den Terroranschlag auf Nord Stream stark begünstigt wurde – ein Punkt ohne Wiederkehr. Rückblickend könnten diese Ereignisse den Auftakt zu einer neuen regionalen Ordnung in MOE darstellen.
Während Deutschland glaubte, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen, haben die USA letztlich Deutschland geschwächt, indem sie Bedingungen schufen, die die Wirtschaft ihres einzigen westlichen Konkurrenten einbrechen lassen. Gemeinsam mit Polen, dessen von Anglo-Amerika unterstützte Großmacht-Wiederbelebung einen praktischen Keil zwischen Deutschland und Russland treibt, formen die USA Europa geostrategisch um – auf Kosten Deutschlands und zur Erleichterung der Eindämmung Russlands nach dem Ukraine-Konflikt.
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer politischer Analyst, der sich auf den globalen systemischen Übergang zur Multipolarität spezialisiert hat. Er veröffentlicht auf Englisch auf seinem Substack-Blog. Auf Deutsch exklusiv bei TKP.
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Alles Pille-Palle. Wie lange hören wir denn schon, daß wir längst kein russisches Gas mehr importieren…..😂🤣😂
Seit 18 Sanktionen ?
Die allgemeine, globale Digitalisierung frißt und säuft Strom…wie doof…😳…und genau DIE ist der Plan.
CO2-Steuer für jeden PUPS, Aber dann LNG und Aufrüstung…😂
Vera.schen können wir uns auch s e l b s t…..
och …. das ist aber schön. Noch mehr Zerstörung für Deutschland. Da geht noch mehr !
Wer de-industrialisiert und seine Bevölkerung verarmen möchte, benötigt kein russisches Gas. Den Bürgern bleibt nur die Auswanderung in Länder, wo die Politiker noch bei Verstand sind.
Persönlich finde ich diese Situation besser als wenn wir in
„Warhammer 40.000 (Space Marine)“ leben würden.