
Wie der hybride Krieg des Westens gegen Russland weitergeht
Das verfeinerte Modell des hybriden Krieges des Westens wird darauf abzielen, das „Technologierennen“ zu gewinnen, eine neue Arbeitsteilung im Westen zur Eindämmung Russlands in Europa einzuführen und KI-generierte Anti-Russland-Infokriege zu führen.
Russlands Reichtum an natürlichen Ressourcen und seine neue Rolle bei der Beschleunigung multipolarer Prozesse motivieren den Westen, seinen hybriden Krieg gegen Russland fortzusetzen, selbst wenn in der Ukraine Frieden herrscht. Die neokonservative Politikfraktion der USA und die liberal-globalistischen Eliten der EU (die mittlerweile praktisch dasselbe sind) betrachten Russland weiterhin als dauerhaften Rivalen, den es einzudämmen und im Idealfall zu zerschlagen gilt. Aus diesem Grund wird erwartet, dass sie ihren hybriden Krieg gegen Russland in naher Zukunft durch die folgenden drei Ansätze weiterentwickeln:
- Das Technologierennen gewinnen: Der Westen setzt darauf, im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Internet der Dinge die Nase vorn zu haben, um die „Vierte Industrielle Revolution“ (4IR) anzuführen. Der erhoffte wirtschaftliche und militärische Vorteil soll Russland wirtschaftlich und politisch destabilisieren. Dies könnte in Form von Farbrevolutionen, erneuten militant-terroristischen Aufständen oder unkontrollierbarem Machtkampf innerhalb der russischen Eliten geschehen.
- Arbeitsteilung zur Eindämmung Russlands: Die USA werden aus dem Hintergrund agieren und ihre europäischen Partner unterstützen, während sie sich auf die Eindämmung Chinas konzentrieren. Großbritannien strebt Einfluss im Arktis-Baltikum an, Deutschland im Baltikum, Polen in Mittel- und Osteuropa und Frankreich in Rumänien und Moldau. Der damit verbundene 800-Milliarden-Euro-Plan der EU zur „Wiederbewaffnung Europas“, der wahrscheinlich zu Kürzungen bei sozialen Ausgaben führen wird, wird als „Verteidigung der Demokratie“ vermarktet.
- KI-generierte Infokriege: Der Westen wird Anti-Russland-Propaganda durch KI vorantreiben, um die russische Bevölkerung zu demoralisieren und die westliche Moral zu stärken. KI wird ganze Artikel verfassen, realistische Bots in sozialen Medien steuern, lebensechte Videos erstellen und sich als Experten oder einfache Bürger ausgeben. Jahrelanges Sammeln von Daten aus Mainstream-Medien, alternativen Medien, sozialen Netzwerken (auch nicht-westlichen) und YouTube wird diese Fälschungen täuschend echt machen.
Trotz der Raffinesse dieser Pläne wird Russland nicht destabilisiert werden. Die russische Wirtschaft hat sich als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen, und China kann Russland helfen, im Technologierennen aufzuholen. Was konventionelle militärische Bedrohungen angeht, übertrifft Russlands Rüstungsproduktion die der NATO bei Weitem. Zudem haben Russlands effektive „demokratische Sicherheitsmaßnahmen“ Infokrieg-Bedrohungen präventiv neutralisiert. Am Ende wird Europa noch stärker von den USA abhängig, ohne Russland unterwerfen zu können.
Die Pläne des Westens könnten sogar nach hinten losgehen. Die europäische Bevölkerung könnte populistische Nationalisten unterstützen, die versprechen, soziale Ausgaben durch Kürzungen im Militärhaushalt wiederherzustellen. Selbst wenn solche Kräfte durch Manipulationen wie in Rumänien an der Macht gehindert werden, würde dies die Illusion der „westlichen Demokratie“ weiter diskreditieren und eine noch tiefere Vertrauenskrise auslösen. Mindestens wird der Lebensstandard in Europa stagnieren oder sinken, sodass am Ende vielleicht Europa selbst „im Staub zurückbleibt“.
- Mayer, Peter F.(Autor)
Der verfeinerte hybride Krieg des Westens gegen Russland, der auf den Frieden in der Ukraine folgen wird – wann und unter welchen Bedingungen auch immer –, ist unvermeidlich, da Neokonservative und Liberal-Globalisten tief im westlichen Entscheidungssystem verankert sind. Selbst im besten Szenario, in dem Trump den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu Zugeständnissen an Putin zwingt und Russland sowie die USA eine strategische Partnerschaft auf Basis von Ressourcen eingehen, lässt sich dieser Krieg nicht abwenden. Russland ist jedoch vorbereitet, sodass all diese Bemühungen letztlich vergebens sein werden.
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Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer politischer Analyst, der sich auf den globalen systemischen Übergang zur Multipolarität spezialisiert hat. Er veröffentlicht auf Englisch auf seinem Substack-Blog. Auf Deutsch exklusiv bei TKP.
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Geopolitische Machtspiele: Wer treibt einen Keil zwischen Baku und Moskau?
Russische Dnepr-Offensive stürzt Ukraine in Dilemma
Merkel: Minsk-Abkommen diente dazu, Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu gewinnen ( vom 21. Dezember 2022)
https://www.wsws.org/de/articles/2022/12/20/merk-d20.html
Laut Angela Merkel diente das Abkommen von Minsk dazu, Zeit zu gewinnen, um die Ukraine aufzurüsten.
„Das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben,“ sagte die frühere deutsche Bundekanzlerin der Wochenzeitung Die Zeit.
„Sie hat diese Zeit auch genutzt, um stärker zu werden, wie man heute sieht.“
Umso bemerkenswerter ist ihr Eingeständnis, dass das Minsk-Abkommen dazu diente, Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu gewinnen.
„Es war uns allen klar, dass das ein eingefrorener Konflikt war, dass das Problem nicht gelöst war, aber genau das hat der Ukraine wertvolle Zeit gegeben,“ sagte Merkel der Zeit.
Bisher war das Minsk-Abkommen, das Merkel gemeinsam mit dem damaligen französischen Präsidenten François Hollande, dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vereinbart hatte, als Bemühen um Frieden dargestellt worden, das der russische Präsident angeblich später durchkreuzt habe.
Nun bestätigt Merkel, dass die Nato von Anfang an Krieg wollte, aber Zeit für die militärische Vorbereitung brauchte – eine Einschätzung, die die WSWS seit langem vertritt.
Die USA verfolgen seit der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 das Ziel, „einzige Weltmacht“ zu bleiben.
Sie haben dafür zahlreiche verbrecherische Kriege geführt und die Nato nach Osteuropa ausgedehnt.
Nun wollen sie auch die Ukraine, Georgien und andere ehemalige Sowjetrepubliken in die Nato integrieren und Russland unterwerfen, um seine Ressourcen zu plündern und China zu isolieren.
Nur zwei Monate nach dem Antritt der Regierung Merkel III organisierten die USA und Deutschland im Februar 2014 einen Putsch in der Ukraine, der mithilfe faschistischer Milizen einem Pro-Nato-Regime an die Macht verhalf.
Ich wäre dafür – Soldateska ohne Ende brauche ich nicht. Die Oligarchen sollten einfach etwas kürzer treten.
Obwohl die russophoben Psychopathen momentan nahezu alle Führungsetagen in den EU- und Natoetagen erobert haben, ist der hybride Krieg gegen Russland kaum zu gewinnen. Die Propagandaorgien der Eliten können selbst mit dem DSA (Digital Service Act) als modernes Zensurinstrument – optimistisch betrachtet – nicht bis zur Entmündigung der wählenden Bevölkerung weiterentwickelt werden. Es wird auch den Einfältigen unter den Blinden allmählich klar, dieser hybride Krieg führt nur dazu, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, für teures militärisches Gedöns, das quasi nur Sinn machen würde, wenn es auch eingesetzt wird. Den normalen Menschen werden immer mehr die „wildesten“ Geschichten erzählt, z.B. apokalyptische Entwicklungen in klimatischen Höllen jenseits der 2 Grad C Temperaturgrenze werden begleitet von wahnsinnigen Imperialisten aus Moskau, die zukünftig ihren Wodka in Berlin oder Paris saufen wollen und das keineswegs friedlich. Und jetzt ist sogar der amerikanische Präsident auf der dunklen Seite der Macht angekommen und will vermutlich mit seinen autokratischen Freunden mitsaufen und „unsere Werte“ verraten. Das Problem ist aber jetzt: wie wird man diese psychopathischen Banden in Politik und Medien wieder los? Mittlerweile sollte allen mit normalen Hirnstrukturen ausgestatteten Zeitgenossen klar sein, es wird mit dem nuklearen Fegefeuer gespielt und dilettantische Player, die nicht einmal die wichtigsten politischen Regeln kennen (z.B. Diplomatie), haben das Sagen. Weil die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, beobachte ich wohlwollend die politischen Kräfte, die in unseren Parlamenten die Sitze rechts außen einnehmen. Sie müssen nur noch über die Brandmauer springen. Viel Erfolg.
Diese sehr interessanten Überlegungen lassen eine Frage außer acht, nämlich: Wozu? Es wird so ein wenig in das „neokonservativ“ hineingeheimnist, wobei ich bezweifle, dass Frau Baerbock „neokonservativ“ ist. Darauf gibt es zwei Antworten: a) kultistisch, also esoterisch und b) machtstrategisch. Eine wie auch immer geartete Führung muss natürlich machtstrategische Überlegungen anstellen. Die Idee, man müsse Putin Moral beibringen, zielt vor allem auf Wähler*innen. Wenn die Antwort „kultistisch“ ist, dann muss sie auch „machtstrategisch“ sein, sonst funktioniert sie nicht. Wenn sie „machtstrategisch“ lautet, dann ist das kultistische eben ein Randaspekt. Wenn aber der Westen in einer Zeit massiver ökonomischer Probleme – insbesondere durch nicht verfügbare Ressourcen – eine Machtstrategie entwickelt, worin liegen ihre Vorteile? a) autoritäres, nicht kontrollierbares Handeln, b) Reduktion von Bevölkerung = Entspannung in der Ressourcenfrage, c) Gewinnung neuer Ressourcen (direkt durch Krieg oder indirekt durch Zerfall und zB Erweiterung der EU um abgespaltene Ressourcenstaaten), d) Inflationskontrolle, e) Meinungsführerschaft, f) Aneignung innerer und äußerer Ressourcen für den Machterhalt.
Jetzt könnten wir uns überlegen, wo diese Methoden ihre Grenzen finden, bzw. wie lange sie erfolgreich sein können. Dazu gibt es ja historische Beispiele. Grundsätzlich darf man wohl sagen, ohne Energieressourcen ist eine moderne Gesellschaft für niemanden möglich.
„Die Welt als Wille und Vorstellung“ – der Titel von Schopenhauers Hauptwerk scheint das Wunschdenken der westlichen Imperialisten sehr gut zu charakterisieren, denen ihre Felle immer schneller davonschwimmen. Die Frage ist nur, was den westlichen Bevölkerungen blüht, deren herrschende Klassen samt ihren politischen Marionetten immer wahnwitzigere, selbstzerstörerische Ideen verfolgen und Verbrechen begehen, um ihre jahrhundertelange Dominanz zu konservieren. Werden sie das mittragen oder können sie sich davon befreien, sich mit der „globalen Mehrheit“ zusammenschließen?
Momentan erscheint der kollektive Westen Russland bei der Militär-Technologie unterlegen, zumindest wenn man die enormen Mengen von westlichem Kriegsmaterial betrachtet, welches die Russen in der Ukraine zerstört haben. Eine der Kernfragen dürfte sein, ob die KI relevante Vorteile bei der Technologieentwicklung bringt und ob diese Vorteile den finanziellen Mehraufwand überkompensieren. Ich habe da Zweifel.
Mit seiner Extrem Schuldenaufnahme für Rüstung macht sich der Westen nur selbst kaputt.
Irgendwann schlagen die Banken zu, dann haben wir Griechenland 2.0