Der Hype um „grünen“ Wasserstoff löst sich in Luft auf

31. Januar 2025von 3,1 Minuten Lesezeit

Trotz ehrgeiziger Ziele wurden 2023 weniger als ein Zehntel der geplanten grünen Wasserstoffprojekte umgesetzt. Die geplanten Projekte würden zwischen 0,8 und 2,6 Billionen Dollar an Subventionen benötigen, so eine Studie in Nature Energy. Exorbitante Produktionskosten behindern den Fortschritt von grünem Wasserstoff.

In den letzten zehn Jahren haben sich Länder und Privatunternehmen auf der ganzen Welt ehrgeizige Ziele gesetzt und sich verpflichtet, die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff auszuweiten. Diese Ziele sind Teil umfassenderer Bemühungen zur Umstellung weg von Kohlenwasserstoffen, um die sinnlosen und unerreichbaren globalen Klimaziele zu erreichen. Da Wasserstoff wie fossile Brennstoffe bei hohen Temperaturen verbrannt werden kann, könnte er dazu beitragen, Industrien wie die Stahlherstellung und den Schiffsverkehr zu „dekarbonisieren“.

Bei der Verbrennung von Wasserstoff werden anstelle von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen lediglich Wasserdampf freigesetzt. Dies macht ihn angeblich zu einer enorm nützlichen Brennstoffquelle für eine Vielzahl industrieller Anwendungen, mit vorgeblich massiven Auswirkungen auf die globalen Treibhausgasemissionen, wie manche Mainstream Medien behaupten. „Wenn die fossilen Brennstoffe, die derzeit in Öfen mit einer Temperatur von 1.500 Grad Celsius verwendet werden, durch Wasserstoffgas ersetzt werden, könnte dies einen großen Teil der 20 % der weltweiten Kohlendioxidemissionen ausmachen, die derzeit aus der Industrie stammen“, schrieb Bloomberg Green in einem Bericht aus dem Jahr 2021 mit dem Titel ‚Why Hydrogen Is the Hottest Thing in Green Energy‘.

Das ist allerdings eine skurrile wissenschaftsferne Fehlinformation, denn Wasserdampf ist das stärkste und effektivste Treibhausgas das es gibt. Man beobachte die Temperaturentwicklung bei Nebel, die sich höchstens um Zehntelgrade ändert, solange der Nebel anhält. Er ist damit das ideale Treibhaus.

Trotz der vollmundigen Versprechen von Politik und Industrie hat der weltweite Hype um grünen Wasserstoff bisher zu keinen greifbaren Ergebnissen geführt.

Eine neue Studie zeigt, dass im Jahr 2023 weniger als ein Zehntel des geplanten grünen Wasserstoffs tatsächlich produziert wurde. „Bei der Verfolgung von 190 Projekten über einen Zeitraum von drei Jahren stellen wir eine große Umsetzungslücke für 2023 fest, da nur 7 % der angekündigten globalen Kapazitäten planmäßig fertiggestellt wurden“, heißt es in der Zusammenfassung des Artikels von Adrian Odenweller und Falko Ueckenerdt mit dem Titel „The green hydrogen ambition and implementation gap (Die Lücke zwischen dem Ziel und der Umsetzung von grünem Wasserstoff), der diesen Monat in Nature Energy veröffentlicht wurde.

Die Autoren des Papiers nennen drei Hauptgründe für die Umsetzungslücke bei grünem Wasserstoff. Erstens ist die Herstellung von grünem Wasserstoff teuer, und die Kosten steigen. Zweitens mangelt es an Abnahmevereinbarungen, möglicherweise aufgrund von Befürchtungen der Industrie, „sich an einen teuren und möglicherweise knappen Energieträger zu binden“. Drittens sind solide politische Maßnahmen erforderlich, um das Risiko von Investitionen in grünen Wasserstoff zu verringern.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie war, dass die Ambitionen im Bereich grüner Wasserstoff größtenteils gescheitert sind, weil sie nicht ausreichend finanziert oder subventioniert werden. „Wir schätzen, dass die Realisierung all dieser Projekte ohne CO2-Bepreisung globale Subventionen in Höhe von 1,3 Billionen US-Dollar (0,8 bis 2,6 Billionen US-Dollar) erfordern würde, was die angekündigten Subventionen bei weitem übersteigt“, heißt es in dem Papier. „Angesichts der bisherigen und zukünftigen Umsetzungslücken müssen sich die politischen Entscheidungsträger auf eine anhaltende Knappheit an grünem Wasserstoff einstellen.“

Was der Artikel allerdings übergeht, ist die Tatsache, dass Wasserstoff in der Herstellung auch der bei Weitem teuerste Brennstoff ist, der noch dazu bei Produktion, Lagerung und Transport viele technische und Sicherheitsprobleme aufwirft und somit außerordentlich teuer ist. Er ist schlicht nicht konkurrenzfähig.

Bild von Wolfgang Vogt auf Pixabay

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram oder GETTR und abonniere unseren Newsletter.



6 Kommentare

  1. Andreas I. 1. Februar 2025 um 9:34 Uhr - Antworten

    Hallo,
    bis vor wenigen Jahren dachte ich auch noch, es müsste einfach sein, den überschüssigen Strom (bei starkem Wind und bei Mittagssonne) wenigstens zu 30 % in Wasserstoff zu speichern. Aber die Flüchtigkeit von Wasserstoff; man kann das Zeug praktisch nicht lagern und damit eignet es sich nicht als Speicher, fertig.

    Mal abgesehen davon, dass Windräder aus Beton und Glasfaser-Verbundwerkstoff sowie Solarpaneele auf dem Acker …

    Inzwischen finde ich, dass der gesamte Müll eine sekundäre Energiequelle sein dürfte. Wenn man die Müll-Daten :-) hätte, könnte man sicherlich ausrechnen, welchen Brennwert der Müll hat. Falls es hier nicht möglich sein sollte, Filter für Müllverbrennungsanlagen (mit Kraft-Wärmekopplung) herzustellen, in China können sie das zumindest für Kohlekraftwerke …
    Und ich meine den gesamten Müll.
    Auch Papier, die ganze Nummer von wegen der armen Bäume ist emotional, aber Papier muss nicht aus Holz von Bäumen sein, Hanfpflanzen u.a. wachsen schnell, es weiß nur kaum einer, weil das ja das böööse buh buh Cannariuhana ist, anstatt eine normale Pflanze. Das ganze Papier-Recycling verbraucht nur unnötig Energie und menschliche Arbeitskraft, die besser verwendet werden könnte.
    Plaste ist sowieso klar, das ist ja praktisch reines Erdöl.
    Und wenn man allen Müll verbrennt und dann supergiftige Asche übrig bleibt, ist das schlimm oder hat die Chemieindustrie dann gleich wieder ihre Rohstoffe? Und muss sich nur noch eine Rübe machen, wie sie die da wieder raus kriegt … :-)

    • triple-delta 1. Februar 2025 um 11:35 Uhr - Antworten

      Man müsste aus dem H2 logal Synthesegas herstellen. Dieses könnte man in das Gasnetz pumpen. Habe mal eine Musterrechnung eines Ingeneurs im Netz gefunden, der am Ende auf den gleichen Wikrungsgrad wie ein Kohlekraftwerk kam. Ob der technische Aufwand und die Naturzerstörung das wert sind, steht auf einem anderen Blatt.

  2. Der Zivilist 1. Februar 2025 um 4:56 Uhr - Antworten

    ‚Umsetzungslücke‘, schön.

    Das ist ein Business, wie der MIK, Konsumzwang im weitesten Sinne, die Reichen, das Kapital kann seine Prozente nur ziehen, wenn das Geld umläuft. Und ohne diese Prozente verliert die westliche Ökonomie ihre Orientierung, ihren Sinn.

    China macht übrigens auch in Wasserstoff und da funktioniert das. Aber für China geht es nur darum, zu wissen, was geht und wie es geht. Sollte damit jemals Geld zu verdienen sein, global, wird der Westen -oops – feststellen, daß China die technologische Führerschaft hat . . .

  3. triple-delta 31. Januar 2025 um 20:54 Uhr - Antworten

    Es gibt in der Atmosphäre keine Treibhausgase, weil die Atmosphäre kein Treibhaus ist.
    Wasserdampf speichert Wärmeenergie. Das ist alles. Jede Materie kann Wärmeenergie aufnehmen und wieder abgeben. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Warum muss diesem ein falscher Begriff zugewiesen werden?
    Ein Merkmal des staatsmonopolistischen Kapitalismus ist die Verschmelzung von Konzernmonopolen mit dem Staat. Der Staat schafft exkluxive Investitionsmöglichkeiten und sichert den Profit. Genau das war das Ziel mit dem Projekt „Grüner Wasserstoff“. Allerdings hat die vom US-Kapital initiierte Deindustrialisierung Westeuropas dieses Projekt obsolet gemacht.

    • Andreas I. 1. Februar 2025 um 9:56 Uhr - Antworten

      Hallo,
      lange hatte ich mich gefragt, warum es als ,,Neo“liberalismus bezeichnet wird, denn es ist ja im Grunde einfach Liberalismus.
      Aber mittlerweile denke ich, der Liberalismus / die Liberalen wollten generell so wenig Staat wie möglich. Staatsaufträge wie Rüstung und Eisenbahn bauen wurden natürlich gerne angenommen, aber ansonsten war Staat verpönt.
      Der Unterschied ist m.E. dass die Neoliberalen den Staat mögen.
      Selbstverständlich nicht den Staat als Summe der Staatsbürger mir Bürgerrechten, was manche für ,,liberal“ halten, sondern den Staat als Goldesel für Steuergeld, freier Steuergeld-Markt, so mögen sie den Staat und so machen sie ihn sich.
      Naja und dann frisst sich der neoliberale Kapitalismus selber, denn er frisst sich ja eh schon durch Zins und Zinseszins, aber wenn dann noch die Steuerbelastungen kontraproduktiv werden … Ökonomie.
      Tja und dann suchen die Kapitalisten verzweifelt nach neuen Geschäftsfeldern / Kapitalverwertungsmöglichkeiten und wenn es keine realen Märkte gibt (und großer Krieg direkt gegen die Russen oder Chinesen auch nicht so richtig geht), dann ist halt etwas Phantasie gefragt.
      Mal sehen, was denen noch so alles einfällt. :-)

  4. Sabine Schoenfelder 31. Januar 2025 um 17:41 Uhr - Antworten

    …..👍🏼😂. Man ist ständig bemüht sinnlos Geld zu vernichten, damit alle Staaten sich, tief verschuldet, einem NEUANFANG mit digitalem Geld beugen, inklusive Schuldenerlaß !
    Dazu ist Wasserstoff einfach phantastisch gut geeignet….kostet viel, bringt nichts…..👎🏽😎
    Gerade düpierte unsere Einheitspartei in Deutschland den CDU-Kanzlerkandidaten und ich schätze, die AFD war die einzige Partei, auf die er sich verlassen konnte….der Irrsinn geht weiter.😁

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge