´BlackRock und der ukrainische „Wiederaufbaufonds“

18. November 2024von 3,2 Minuten Lesezeit

Die westlichen Investitionsprogramme stehen bereit, um die Ukraine „wiederaufzubauen“. Man investiert Gewinne, die man zuvor mit dem Krieg erwirtschaftet hat. 

Im Krieg gibt es Gewinner. Auch im Krieg um die Ukraine. Und dabei geht es nicht nur um Waffen und den Wiederaufbau. Denn die Ukraine hat auch riesige landwirtschaftliche Flächen. Hedgefonds wie JP Morgan oder BlackRock haben sie in ihre eiserne Faust genommen.

Ein amerikanischer Blog hat die aktuellen Entwicklungen zusammengefasst. Dort heißt es:

JP Morgan und BlackRock arbeiten zusammen mit der Beratungsfirma McKinsey & Company mit der ukrainischen Regierung an der Einrichtung eines Wiederaufbaufonds. Ziel dieses Fonds ist es, erhebliche Investitionen für den Wiederaufbau des Landes anzuziehen, der je nach Schätzung zwischen 400 Milliarden und einer Billion Dollar kosten könnte. Dieser Fonds, bekannt als Fonds für die Entwicklung der Ukraine, wird einen „Mischfinanzierungsansatz“ verwenden, um sowohl öffentliches als auch privates Kapital zu mobilisieren und sich auf vorrangige Sektoren wie Infrastruktur, Klima und Landwirtschaft zu konzentrieren.

Public-Private-Partnership nennt man das bei WEF. Dieses Modell sieht dann so aus:

BlackRock und JP Morgan boten ihre Dienste kostenlos an, um diesen Fonds zu verwalten, und nutzten dabei ihre Expertise in den Bereichen Finanzmärkte und Schuldenmanagement. Es ist beabsichtigt, dass dieser Fonds nach Kriegsende seine volle Arbeit aufnehmen kann, obwohl die Planung bereits im Gange ist und auf jüngsten internationalen Konferenzen diskutiert wurde.

Die jüngste Partnerschaft zwischen JP Morgan, BlackRock und McKinsey & Company zum Wiederaufbau der Ukraine unterstreicht die bittere Ironie der aktuellen geopolitischen Situation. Mit einem Deal, der Hunderte von Milliarden Dollar für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Ukraine aufbringen soll, positionieren sich diese amerikanischen Finanzgiganten nun als wirtschaftliche Retter eines Landes, dessen Zerstörung zum Teil durch die Politik und Maßnahmen auf den Finanzmärkten begünstigt wurde, die sie selbst dominierten und gestalteten.

Die Vereinigten Staaten haben durch ihre Außenpolitik und Interventionen eine lange Geschichte der Förderung von Instabilität in verschiedenen Regionen der Welt. Im Falle der Ukraine ist die Situation nicht anders. Von Beginn der Ukraine-Krise an waren die amerikanischen Interessen klar: Russland zu schwächen und den westlichen Einflussbereich auszuweiten. Die Ironie wird noch deutlicher, wenn wir bedenken, dass viele der gleichen Finanzinstitute, die jetzt zum Wiederaufbau der Ukraine aufgefordert werden, diejenigen sind, die immens von bewaffneten Konflikten und der Destabilisierung der globalen Märkte profitiert haben.

JP Morgan und BlackRock sind Unternehmen, die tief im globalen Finanzsystem verwurzelt sind, und beide haben eine Geschichte der Finanzierung von Rüstungsindustrien und Regierungen, die Konflikte aufrechterhalten. JP Morgan beispielsweise ist seit langem an der Finanzierung von Kriegen und autoritären Regimen auf der ganzen Welt beteiligt. BlackRock wiederum ist als größter Vermögensverwalter der Welt an praktisch allen großen Rüstungsunternehmen beteiligt, die direkt von der Herstellung von Waffen profitieren, die in Konflikten wie der Ukraine eingesetzt werden.

Diese Dichotomie ist alarmierend: Dieselben Institutionen, die die Zerstörung finanzierten, werden nun als Vorreiter des Wiederaufbaus gefeiert. Der für die Ukraine vorgeschlagene „Wiederaufbaufonds“ ist nicht nur eine humanitäre Anstrengung; er ist auch ein strategisches Manöver, um sicherzustellen, dass westliches Kapital die Kontrolle über die zukünftigen Vermögenswerte und die wirtschaftliche Infrastruktur des Landes hat. Der Wiederaufbau der Ukraine, der bis zu einer Billion Dollar kostet, stellt eine lukrative Gelegenheit für diese Unternehmen dar, die nun als Retter angesehen werden. Darüber hinaus fügt die Beteiligung von McKinsey & Company an dem Projekt eine zusätzliche Kritikebene hinzu, da der Beratungsfirma häufig unethische Praktiken und Absprachen mit korrupten Regimen vorgeworfen wurden. McKinseys mangelnde Transparenz und umstrittene Praktiken stellen die Integrität des Wiederaufbauprozesses in Frage.

Bild „BlackRock Inc.“ by alpha_photo is licensed under CC BY-NC 2.0.

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7 Kommentare

  1. Patient Null 19. November 2024 um 9:02 Uhr - Antworten

    Putin hatte die Ukraine noch gewarnt, das der Westen sie nur auspressen will wie ne Zitrone. Aber hey immer diese russische Propaganda, schlimm.

  2. Hannes 18. November 2024 um 23:19 Uhr - Antworten

    Was genau ist bitte der Unterschied beziehungsweise was sind bitte die Unterschiede zwischen Public-Private-Partnership und Korporatismus?

    • Thomas Oysmüller 19. November 2024 um 9:34 Uhr - Antworten

      Neues Jahrhundert, anderer Name…

  3. Pfeiffer C 18. November 2024 um 22:03 Uhr - Antworten

    Die westlichen Investitionsprogramme stehen bereit, um die Ukraine „wiederaufzubauen“.

    Die Landreform war Teil des Strukturanpassungsprogramms unter der Schirmherrschaft westlicher Finanzinstitutionen, die die proeuropäische Regierung nach der sogenannten Maidan-Revolution im Jahr 2014 auf den Weg gebracht hatte, heißt es in der Studie. „Mit 33 Millionen Hektar Ackerland verfügt die Ukraine über große Teile des fruchtbarsten Ackerlandes der Welt.“ Doch fehlgeleitete Privatisierungen und korrupte Regierungsführung seit den frühen 1990er-Jahren hätten das Land in den Händen einer neuen oligarchischen Klasse konzentriert. Rund 4,3 Millionen Hektar werden demnach im großen Stil landwirtschaftlich genutzt, der Großteil aber, nämlich drei Millionen Hektar, befänden sich in den Händen von nur einem Dutzend großer Agrarunternehmen.

    Das Oakland Institute listet die bedeutendsten Investoren auf, die im ukrainischen Agrarsektor Fuß gefasst haben: Die Vanguard Group aus den USA ist nach Blackrock der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, ebenfalls aus den Vereinigten Staaten sind Kopernik Global Investors und die zu Goldman Sachs gehörende NN Investment Partners mit an Bord. Aus Europa mischen die BNP Asset Management Holding aus Frankreich und die Norges Bank Investment Management, die Norwegens Staatsfonds verwaltet, mit. „Eine Reihe großer amerikanischer Pensionsfonds, Stiftungen und Universitätsfonds sind ebenfalls in ukrainisches Land investiert“, heißt es in der Studie.

    Und wenn dieser Krieg vorbei ist, sind diese „Investitionen“ futsch…

  4. Wolliku 18. November 2024 um 18:24 Uhr - Antworten

    Der Joe hat nur noch wenige Tage oder Wochen Zeit den Krieg in der Ukraine zu eskalieren. Seh zu wie du den Weltenbrand löscht, scheint er seinem Nachfolger Donald aus dem G20 geschwängerten Brasilien zuzurufen. Die Amis sehen sich – noch – auf einer entspannten Ebene, weil sie den Russen die nukleare Antwort auf US-Atacms nicht zutrauen. Putin ist zwar nicht scharf drauf, weil er Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit investiert hat, Russland wirtschaftlich aus dem Desaster der neunziger Jahre heraus zu manövrieren. Es geht aber vermutlich doch ums Ganze, denn die nachvollziehbaren Sicherheitsansprüche Russlands werden bei den Transatlantikern negiert. Beim portal t-online liest man heute Schweden und Finnland machen ihre Bevölkerungen per Broschüren kriegstüchtig. Deutschland steht auch Taurus bei Fuß, bereit für den Supergau. Vielleicht kommt der Kriegskanzler Merz schon vor dem März. Die Mehrzahl der Deutschen wird nach den Umfragen weiter Kriegsparteien wählen. Wenn in Europa alles aus dem Ruder läuft, haben blackrock und Konsorten sicher andere Sorgen als ihre Schwarzerden in der Ukraine agrarisch auszubeuten. Denn dann ist bei den Transatlantikern diesseits des Atlantiks über Jahrzehnte wieder Schmalhans Küchenmeister, falls überhaupt. Große Vermögen werden zügig pulverisiert. Der unprovozierte russische Angriffskrieg geht dann, nach dem sonderbar abstrusen ersten Weltkrieg, als durch politische Dilletanten verursachter dritter Weltkrieg in die Geschichtsbücher ein, falls historischer Schwachsinn als Lektüre noch nachgefragt wird.

  5. local.man 18. November 2024 um 13:56 Uhr - Antworten

    Es muss schön sein, wenn man in allen Situationen die man meistens auch noch selbst erzeugt hat, abkassiert und Herrschaft festigt.
    Das eigentliche Problem sind die Menschen, die nicht erkennen, dass dieses System selbst der Feind ist. Sie halten das System für Normal und gut, sehen nur irgendwelche Namen und Gesichter als Feindbild an.
    Wenn die weg sind, wenn der abgesetzt ist, wenn wir nur anders wählen..

    Das sind alles unsinnige und falsche Denkweisen.. Das System selbst muss überwunden und durch uns für uns gewandelt werden. Alles andere ist Systemerhalt und die Spitzen ermächtigen sich stetig weiter.

  6. Varus 18. November 2024 um 13:28 Uhr - Antworten

    die Ukraine hat auch riesige landwirtschaftliche Flächen. Hedgefonds wie JP Morgan oder BlackRock haben sie in ihre eiserne Faust genommen.

    Wenn zumindest ein Teil dieser Flächen nach Russland kommt – ob die Russen die BlackRock-Besitztitel anerkennen würden? Ich habe Zweifel. Was, wenn ein früherer BlackRock-Angestellter hohen politischen Posten in einem Land kriegt, welches dann in den Krieg für BlackRock-Interessen geworfen wird?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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