Unsere wirklichen europäischen Werte

4. November 2024von 4 Minuten Lesezeit

Die Corona-Inszenierung war die Nagelprobe für die immer wieder beschworenen „gemeinsamen europäischen Werte.“ Die Note für die europäischen Eliten fiel bekanntermaßen vernichtend aus. Wurden wir nur gerade auf dem falschen Fuß erwischt? Kann die unberechtigte Angst vor einem herbeifabulierten Virus Diffamierungen, Rechtsbrüche und Freiheitsentzug entschuldigen? Oder ist es vielleicht mit Moral, Toleranz und Nächstenliebe im Alten Europa nicht so weit her, wie viele immer noch glauben?

Der Karlspreis als höchste Auszeichnung für verdiente Europäer lässt bereits tief blicken. Friedensstifter sind auf der Liste die Ausnahme. Dagegen fehlt nicht einmal der derzeitige ukrainische Warlord in der Galerie. Schon der Namenspatron der Auszeichnung watete vor 1200 Jahren im Blut seiner Opfer, sofern es ihn tatsächlich gegeben haben sollte. Die nachfolgende Christianisierung und Versklavung der europäischen Einwohner bedurfte skandinavischer und sächsischer Ritter als militärischem Arm. Wie sollte auch eine Entrechtung und Enteignung der einheimischen Bevölkerung im besten Einvernehmen über die Bühne gegangen sein?

Es wurden nicht nur Millionen von Slawen vor allem in Osteuropa niedergemetzelt. Zahllose Menschen setzte man jahrhundertelang in sogenannten Slawenfahrten gefangen, verschleppt sie und bot sie auf Sklavenmärkten feil. Prag beherbergte vom 11. bis zum 14. Jahrhundert den größten europäischen Sklavenmarkt. Hier versorgten sich nicht nur arabische Händler, sondern auch die europäische Oberschicht und die Kirchenoberen. Der Wohlstand des spätmittelalterlichen Europas beruhte neben dem Eintausch von Gold gegen Silber in erster Linie auf dem nachwachsenden Rohstoff Mensch. Andere Exportprodukte hatten die Europäer nicht zu bieten.

Freiheitsberaubungen und Lösegeldforderungen gehören seit der gewaltsamen Unterwerfung durch die nordischen Ritter und Geistliche zum Geschäftsmodell der europäischen Oberschicht. Der gemeine Mann und die gemeine Frau rangierten für den selbsternannten Adel hinter ihren Pferden, die das wichtigste Statusmerkmal gegenüber den Untertanen waren. Die Tötung einer Stute war ein schlimmeres Vergehen als die Ermordung eines Untertanen. Die Oberschicht hatte sich ohnedies rechtsfrei gestellt. Noch im 18. Jahrhundert schoss ein Ansbacher Herzog als Freizeitvergnügen einen Kaminkehrer ohne jeden Skrupel vom Dach eines Hauses.

Die Teilnahmslosigkeit betraf nicht nur die Untertanen. In Machtkämpfen der neuen Oligarchie war Kidnapping, Erpressung und das Verschwinden von Menschen an der Tagesordnung. Einer der berüchtigsten Figuren, dem Historiker heute noch einen roten Teppich ausrollen, war der Stauferkaiser Heinrich VI. (1165-1197). Um das normannische Reich von Sizilien und Süditalien seiner Dynastie zuzuschlagen und damit in das „Heilige Römische Reich“ zu integrieren, ließ er den vorletzten normannischen König Wilhelm III. (1185-1198) als 10-jährigen entführen. Auf einer Alpenfestung wurde dieser entmannt und geblendet, bevor er dort 3 Jahre später starb. Dem Anführer der daraufhin rebellierenden sizilianischen Adeligen ließ er nach dessen Gefangennahme eine glühende Krone auf den Kopf nageln.

Allerdings sollte Heinrich VI. nicht lange Freude an seiner Neuerwerbung haben. 32-jährig fiel er vermutlich einer vergifteten Mahlzeit zum Opfer. Die europäische Führungsclique war aus dem gleichen Holz geschnitzt. Festgelage wurden immer wieder für Giftanschläge, Jagdeinladungen für „Unfälle“ genutzt, um unliebsame Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen. Auch eine auffällig hohe Kindersterblichkeit in den europäischen Herrscherfamilien war fixer Bestandteil des europäischen Way of Life. Eine Religion mit einem Gekreuzigten als Symbol und einer Fixierung auf Blut, das symbolisch bei jedem Abendmahl getrunken wurde, machten es möglich. Mit dem Universalheilmittel der Beichte war schließlich jede Sünde zu tilgen.

Als der europäischen Oberschicht Edelmetalle und Opium auszugehen drohten und Menschen nicht mehr so einfach verhökert werden konnten, ohne die Produktivität und die Prestigeprojekte zu gefährden, ging es nach Übersee. Portugiesen und Spanier machten nicht nur wegen ihrer Lage den Anfang. Den dortigen großspurigen Hidalgos und Fidalgos waren nach der Vertreibung und Ermordung von Arabern und Juden das militärische Betätigungsfeld und die Arbeitskräfte für ihren Wohlstand abhandengekommen. Seither durften alle Völker dieser Welt früher oder später die christliche Unbarmherzigkeit erleben. Bis zu den aktuellen Übergriffen auf die Territorien anderer und die gnadenlosen Umweltzerstörungen.


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Dr. med. Gerd Reuther ist Radiologe, Medizinaufklärer und Medizinhistoriker. Er hat 8 Bücher veröffentlicht. Zuletzt „Die Entdeckung der Alten und Neuen Welt. Mythen und Fakten“ zusammen mit seiner Ehefrau, der Historikerin Dr. phil. Renate Reuther.


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5 Kommentare

  1. Jurgen 4. November 2024 um 22:37 Uhr - Antworten

    Euro päi schewerte sind Target2 Salden, Schuldgeld ohne Gegenpartei, Veruteilte Betrüger in den Spitzenpositionen, Natohörigkeit, Demokratiewahlzirkus mit Listenwahl. Habe ich da nicht was vergessen? Ah ja, alles nur im Handelsrecht!

  2. Fritz Madersbacher 4. November 2024 um 17:08 Uhr - Antworten

    „Der Karlspreis als höchste Auszeichnung für verdiente Europäer …“

    Preise und ihre Verleihungen lassen einen tiefen Blick in die Denkensart ihrer Verleiher/-innen werfen. Die Liste ist lang und entlarvend, etwa die Liste der „Friedensnobelpreisträger/-innen“.
    Ein ganz beonderer Wurf ist die Verleihung des heurigen „Friedenspreises des Deutschen Buchhandels“ an eine Fackelträgerin des westlichen Imperialismus und von keinerlei Skrupeln geplagte Kriegsfurie. Eine Kanaille wurde ausgezeichnet von Kanaillen, die mit ihrer Preiskrönung die „Werte“ und moralische Verkommenheit der Klasse zum Ausdruck brachten, die unsere Gesellschaft(en) beherrscht und uns schon längst in einen Krieg gezogen hätte, wenn diese physisch und psychisch erschöpften, gealterten, „postheroischen“ Gesellschaften ein solches Vorhaben nicht als völlig lächerlich und aussichtslos erscheinen lassen würden …

    • rudifluegl 5. November 2024 um 3:09 Uhr - Antworten

      Danke!
      Die Rede der Anne Applebaum habe ich nachgelesen!
      „Europa müsse gefährlich werden“ usw.
      Der Friedenspreis des Buchhandels.
      Das gibt es aber nun wirklich nicht mehr, was es alles gibt!?!?!?

  3. Jan 4. November 2024 um 16:10 Uhr - Antworten

    Die Leute waren arm und dumm!

    Die Zeiten sind mit heutigen nicht zu vergleichen, wo heute der Durchschnitts-IQ ins Negative gefallen ist.

    In wenigen Monaten werden die WHO-Verträge schlagend. Die ÖVP hat kein Hehl daraus gemacht, dass sie diese umsetzen will.

    Dann darf EIN Mann entscheiden, ob und wie lange eine Notlage besteht, und Grundrechte und Gerichte aushebeln.

    Man kann erahnen, welchen IQ Richter haben, die sich derart fadenscheinig entmachten lassen. Deren Eier sind ebenfalls nich ganz in Ordnung..

    Danach sind über Jahre Enteignungen möglich, Frauen können an die ukrainische Front verschleppt werden und innerhalb von 4 Stunden fallen, Zwangsarbeit, Sklaverei – alles wird möglich!

    Ich finde das super! Vielleicht steigt der IQ durch diese Maßnahmen wieder auf Nullinie?

  4. Varus 4. November 2024 um 15:35 Uhr - Antworten

    Prag beherbergte vom 11. bis zum 14. Jahrhundert den größten europäischen Sklavenmarkt.

    Wie ich hier lese, am meisten betätigte sich Venedig am Sklavenhandel:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sklavenhandel

    Heute werden Touristen durch diverse Tribute gnadenlos abgezockt – ein Wunder, dass nicht mehr als Sklaven verkauft. Dreiste Bettensteuern, Tickets für den öffentlichen Raum. Auch die Fahrten von/zum Flughafen – als ich 2015 zuletzt in Venedig weilte, kostete es mit dem Stadtbus 7,50 bis zum Airport und 1,50 zum Dorf kurz davor – bloß Besucher abkassieren.

    Wenn ich mir einen weiteren Besuch nicht mehr leisten soll, kann die gierige Stadt genausogut in den Fluten untergehen. Die Kontinetalplatte sinkt an dieser Stelle um 1mm jährlich, also irgendwann wird es unabwendbar passieren.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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