
Multipolarität gegen Globalismus
Ist „Multipolarität“ nur ein Konzept, um Russland vor dem Untergang zu retten oder geht es um eine grundlegende Veränderung der globalen politischen Verhältnisse?
Im Westen gilt Alexander Dugin als „Putins wichtigster Philosoph“ – was eine maßlose Übertreibung ist. Für viele ist er im Westen einflussreicher als in Russland. Und seine Philosophie entzieht sich den klassischen Kategorien. Für die progressive Regenbogen-Linke ist er ein „Faschist“ für viele konservative Rechte dagegen ein „Anti-Imperialist“ mit Nähe zum Kommunismus. Was er jedenfalls wurde: Einer der bekanntesten Kritiker der liberalen Moderne.
Seine Tochter Darya wurde im August 2022 Opfer eines Mordanschlags in Moskau. Das Ziel wäre Dugin selbst gewesen. Selbst ist er überzeugt davon, dass die Hermeneutik von links/rechts und liberal/konservativ überholt ist. Als wichtigsten Begriff brachte er „Multipolarität“ in Abgrenzung zum US-Imperialismus und „Globalismus“ ins Feld der Ideen. Während ihn seine Gegner auch als Rassisten bezeichnen, sagt er, dass der Globalismus eigentlich rassistisch sei.
Der Brite Nicholas Rooney hat über mehrere Jahre Interviews mit Alexander Dugin geführt. Im Buch Talking to the Wolf lässt sich so in die Theorie Dugins eintauchen – nur so kann man sie letztlich auch kritisieren. Einen kleinen Auszug hat Dugin selbst am Mittwoch veröffentlicht:
- Mayer, Peter F.(Autor)
Nicholas Rooney: Multipolarität ist für Sie also nur eine geopolitische Strategie, die es Russland ermöglicht zu überleben und die Kontrolle des Westens über das internationale System zu schwächen, ist es das, was Sie sagen?
Alexander Dugin: Die Multipolarität erkennt einige Entscheidungspunkte an, die auf einer unabhängigen Rationalität beruhen und ihre Wurzeln in einer besonderen Zivilisation haben. Das ist mehr oder weniger die Version von Huntington, aber nicht notwendigerweise ein „Kampf der Zivilisationen“. Der Kampf der Kulturen wird missverstanden; er ist keine Aufforderung zum Kampf… Soweit ich weiß, hat Huntington versucht, die Unterschiede auf der grundlegenden Ebene zu betonen, nicht die Unterschiede in den Interessensgebieten.
Der Kampf der Kulturen ist also in der realistischen Tradition möglich, wenn es Souveränität, Freiheit und Chaos in den internationalen Beziehungen gibt. All diese Konzepte stammen aus der realistischen Theorie der internationalen Beziehungen. Der einzige Unterschied zwischen dem klassischen Realismus und dem zivilisatorischen Ansatz besteht darin, dass wir es nicht mit Nationalstaaten (wie im klassischen Realismus), sondern mit Zivilisationen zu tun haben.
Zivilisationen werden hier als neue Formen der politischen Einheit dargestellt. Es ist also eine Integration notwendig, eine eurasische Integration in unserem Sinne, eine islamische Integration im Falle einer muslimischen Gesellschaft, eine europäische Integration oder eine afrikanische Integration. Wir haben es mit großen Räumen zu tun, die „Zivilisationen“ genannt werden. Die Freiheit oder das Subjekt der Souveränität liegt also nicht mehr im Nationalstaat, sondern in der Zivilisation. Was jedoch die Konflikte angeht, so besteht die Möglichkeit eines Krieges, aber das ist ein Grundprinzip des Realismus in den internationalen Beziehungen, unabhängig von der Art des Systems.
Das Neue an dieser Multipolarität ist, dass es viel weniger Pole gibt, das heißt, die Pole sind nicht so zahlreich wie die Anzahl der Nationalstaaten, die wir heute haben. Es gibt viele völkerrechtlich anerkannte Nationalstaaten, aber nur wenige von ihnen könnten in der gegenwärtigen Situation Souveränität anstreben, um eine Art unabhängigen und souveränen Pol zu schaffen.
Sie müssen sich zu einer Art supranationaler Einheit zusammenschließen, die auf dem gemeinsamen Nenner der Zivilisation beruht. Das ist der Grund, warum die Europäische Union geschaffen wurde und worauf sie basiert, und warum zum Beispiel die Türkei nicht aufgenommen wird, trotz all des Geredes über eine wirtschaftliche und vielleicht auch politische und juristische Vereinigung. Die Türkei gehört zweifellos zu einer anderen Zivilisation, zur eurasischen Zivilisation. Und ich denke, dass Multipolarität im allgemeinen Sinne eine Art semantische Pluralität ist. Verschiedene Zivilisationen haben ihr eigenes Verständnis davon, was der Mensch ist oder was die Zeit ist, was der Raum ist, was das Universum ist, was das Gute ist, was offen ist, was geschlossen ist, was der Mensch ist, was das Geschlecht ist, was Tradition ist und was die Moderne ist. Und um eine multipolare Weltordnung zu schaffen, müssen wir alle anhören, alle Vertreter aller Zivilisationen, aber nicht nur die eines Landes. Aber auch innerhalb jeder Zivilisation sollte es einen Dialog zwischen den Völkern und den Traditionen geben.
Dies ist also eine Art Zusammenfassung der Vielfalt und Diversität der kulturellen multipolaren Weltordnung. Es ist schwierig, sie zu etablieren. Es ist viel einfacher, den anderen das Wertesystem einer fortgeschrittenen Zivilisation aufzuzwingen oder auf sie zu projizieren. Aber das ist Rassismus, und genau das ist der schwächste Punkt der modernen Globalisierung. Es ist keine Globalisierung im eigentlichen Sinne: Es ist die Projektion eines Teils der Menschheit auf die gesamte Menschheit. Der westliche Teil behauptet sich als eine Art Schicksal und projiziert seine eigenen Werte (gut oder schlecht) auf den Globus, auf den Planeten. Die Multipolarität kämpft dagegen an, um das Recht anderer Zivilisationen zu verteidigen, ihr eigenes Verständnis der wesentlichen Aspekte von allem zu haben, zum Beispiel in Bezug auf Terrorismus, Krieg, Heiligkeit, Geschichte und wer in einem bestimmten historischen Moment falsch oder richtig lag.
Heute bringt das Böse Medium den Artikel „Nach Brexit kommt USexit: USA werden Europa verlassen – und das wird „hässlich““ – über das Szenario wird in vielen unabhängigen Medien seit einiger Zeit geschrieben. Das Imperium wird Ortskräfte hinterlassen, all die hörigen und opportunen Young Leaders, die selbst mit den Chefs in weiter Ferne immer noch für die USA jede Sauerei durchziehen. Wer aber keine US-Gehirnwäsche genießen durfte, müsste nachdenken, wie man die verbliebene imperiale Insolvenzmasse an die einzige richtige Großmacht in Europa heranführen könnte, die zumindest von verwandten Slawen bewohnt ist? In Polen müsste man die Denkmuster des 19. Jahrhunderts überwinden, allerdings in Russland auch – überzeugen, dass es diesmal ganz anders laufen wird. Die instinktiven Ängste vor Russland vor allem in Polen sollten die Russen bitte ernst nehmen.
Es hilft nicht, wenn man in Russland liebend gerne über eigene geopolitische Interessen erzählt, aber nicht über gemeinsame Interessen – wie etwa, globale Kabalen um Spurengase und Plandemien mit einem Great Reset abzuwehren. In Polen möchte man genausowenig auf Fleisch verzichten wie in Russland, ähnlich Reisen – darüber sollte man bitte reden.
… Ich warte immer noch auf die Terraner! Denn Ich kann den ganzen nationalen Blödsinn einfach nicht mehr hören, weil der mir auf den Sack geht, genauso wie der WEF, WHO und andere Lügenkonsorten (EU, Bundesrepublik), die den Leuten die Wahrheit vorenthalten…
Um nicht ständig den vielen Raum zum Zynismus zu nutzen…
„warum zum Beispiel die Türkei nicht aufgenommen wird, trotz all des Geredes über eine wirtschaftliche und vielleicht auch politische und juristische Vereinigung. Die Türkei gehört zweifellos zu einer anderen Zivilisation, zur eurasischen Zivilisation.“
Wer bitte glaubt wirklich, dass die Türkei, hätten die politischen, monetären Voraussetzungen gepasst, Nicht längst Teil der EU wäre?
Die städtischen Regionen wären etwas exotisch. Anatolien könnte dem hiesigem Mühlviertel, man verzeihe, bei einer Oma in Pregarten war ich oft, dazu dienen, fest zu stellen, wie hervorragend sich auch Provinzen entwickeln können. Und vielen ansässig gewordenen mit nicht ganz ausgeglichener gegenseitigen Benutzung, würde dass fern gewordene Anatolien, auch durch Entwicklung, wieder vertrauter werden!
Das Problem bei Multipolarität ist das sich keiner in den Vordergrund drängelt. Das wird von Russland und China aktuell auch so gesehen. Wichtig ist speziell bei BRICS das das auch so bleibt.
Die Gefahr besteht leider bei Großmächten.
Ich werd‘ dem Hirnwash-Post Bezos jetzt aber keine 35$ in den Rachen werfen. Soll der Dugin mal selbst ein bisschen mehr erzählen, z.B. auf Substack !
Inhaltlich ist mir Dugin ein wenig bekannt geworden durch das T Carlson Unterview, wenn’s um den ‚westlichen‘ Individualismus geht hat er recht, geht aber nicht weit genug. Das Konzept des Individuums setzt den Erfolg voraus und der setzt große Gemeinschaften voraus, die von Einzelnen oder kleinen Gemeinschaften, wie der EIC krass ausgebeutet werden.
Und hier ist das Ende von Dugins Weisheit, wir haben es nämlich immer noch mit und seit 600 Jahren mit dem Kolonialismus zu tun und von dem hat man gerade in Russland keine Ahnung, weil Russland die große Gemeinschaft ist, welche zuletzt, noch nach China auf die Speisekarte kam.
Mit der SU kam der von Marx angeblich entdeckte ‚Kapitalismus‘ und der damit verbundene ‚Imperialismus‘ in die Köpfe und mit Bretton Woods der ‚Westen‘, das ist aber alles nur Ablenkung, gaslighting, es ist immer noch derselbe alte Kolonialismus, es sind dieselben Kolonialmächte ! Aber heute besteht endlich die Chance, daß Diejenigen auf der Speisekarte die Kolonialmächte abblitzen lassen. Schon als ich ds erste mal, als ich auf Weltreise ging, hatte ich die Idee, daß sich Mapuche und Maori miteinander austauschen müßten, durch Internet wurde das möglich, ich war damals vielleicht noch etwas zu früh, aber da müssen wir hinkommen, auch mit Dugin.
https://zivilist.substack.com/p/wer-nicht-am-tisch-sitzt-steht-auf
Das verbotene Medium bringt heute, daß F seine Afrika Terroristen gegen Ru sammele. Na klar, das machen UK & US doch schon die ganze Zeit (mit muslimischen Eurasienveteranen), mit Zwischenstopp der in der EU sozialen Hängematten (sog. Migrationspolitik).
Es wäre hilfreich, würde Dugin genauer definieren, wer alles zur eurasischen Zivilisation gehört. Früher sprach er über Russland, China und Indien als eigenständige Zivilisationen – ferner Islam. Dazu dürfte die Türkei vielleicht gehören, wenn Erdogan etliche muslimische Länder gerade zum Jihad gegen das Zionistenstan aufruft.
Wenn man aber eine größere eurasische Zivilisation postuliert, vermutlich mit Russland – stehen die Länder Mitteleuropas nicht mit zumindest einem Bein drin? Wir alle spielen kaum Kricket, lösen selten Kreuzworträtsel (das gibt mittlerweile die wokisierte Bildung eh nicht her) und trinken Tee nicht zwingend um 17:00 (das ist aus dem Film „Paddington“ mit der angelsächsischen universellen Zivilisation-Definition).
“ Wir sind keine Römer, wir rauchen Tabak und so hat ein jedes Volk seinen eigenen Geschmack “
Ein Economist der letzten Jahre ätzte gründlich gegen Peking mit Tadschikistan, u.a. damit, daß die bösen Han Chinesen den Tomatenanbau monopolisierten. Verdammt, die haben die Tomate dort eingeführt, das galt unter Kolonialmächten mal als Heldentat. Und die Uiguren pflegen ihre traditionelle Küche: Linsen. Also immer noch kein Kunstdünger !
Das Motto des Economist:
“ Published since September 1843 to take part in “a severe contest between intelligence, which presses forward, and an unworthy, timid ignorance obstructing our progress.”
Man versteht die britische ökonomische Theorie besser, wenn man sie mit der zeitgenössischen Ökonomie in Relation setzt (wozu die zeitgenössischen Ökonomen oft gar nicht in der Lage waren, anders hier:)
Kurz drauf haben die englischen Landbesitzer & Händler (intelligence, which presses forward)1/2 mio katholische (unworthy, timid ignorance obstructing our progress) Iren verhungert und eine weitere 1/2 mio nach Nordamerika versklavt. Angeblich wegen Kartoffelfäule, aber die war ja gerade erst eingeführt, die Weizenernte war ausgezeichnet, und schnell auf den Märkten (außerhalb Irlands) zu Geld gemacht.
Anders als der sog. Imperialismus war & ist der Kolonialismus IMMER RASSISTISCH, die Verachtung der Auszuraubenden, zu Vernhungernden, der Opfer muß einfach sein, sonst werden die Schafe der ‚white race‘ nicht zu Wölfen.
Zwischen den Russen, anderen Slawen und den übrigen Bewohnern Mitteleuropas gibt es keine Rassenunterschiede – bei der Vermischung der letzten Jahrhunderte. In Buntschland und Österreich müsste jeder zumindest ein paar slawische Vorfahren haben; erst recht im Ruhrgebiet. Ich bin natürlich keine Ausnahme.
Gerade kloppen die sich um Neurussland, erobert im 18. Jahrhundert an den Osmanen – im Namen einer deutschen Prinzessin aus Stettin, die zur Zarin aufsteigen durfte.
Das Böse Medium zitierte gestern US-Politiker, die gejubelt haben sollten, dass im Krieg auf beiden Seiten Slawen umgebracht werden. In Polen und der Tschechei sollte man die Ohren anspitzen – was glaubt man dort, wieviel seien die für die US-„Eliten“ wert? Für Angelsachsen ist alles mindestens bis zur Elbe „Dschungel“.
Was ist aber mit Österreich, wo einst Österreich-Ungarn vorwiegend aus Slawen und Ungaren bestand – die beliebig umherziehen durften? Selbst wenn man sich in Wien für Besseres hält, in Washington sieht man es bestimmt anders.