Solarenergie im Durchschnitt doppelt so teurer wie Kohle – Studie

7. August 2024von 3,4 Minuten Lesezeit

Seit dem Green Deal der EU und der Einrichtung von Handelsbörsen für Strom und Gas nach neoliberalem Dogmen sind die Energiekosten in der EU enorm gestiegen. Die geplante Abkehr von Kohlenwasserstoffen in der EU (und nur in der EU) führt zu weiteren enormen Verteuerungen.

Ein neues Papier von 2024 stellt fest: „Die systembezogenen Stromkosten der Photovoltaik in China sind derzeit höher als der Preis für entschwefelten Kohlestrom in den Provinzen“. Die in ScienceDirect erschienene Studie von Shijia Chong et al trägt den Titel „Cost accounting and economic competitiveness evaluation of photovoltaic power generation in China —— based on the system levelized cost of electricity“ (Kostenrechnung und Bewertung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der photovoltaischen Stromerzeugung in China – auf der Grundlage der systemabhängigen Stromgestehungskosten).

Die allgemein verbreitete Behauptung ist, dass Solar- und Windenergie billiger ist. Das ist alles andere als der Wahrheit entsprechend. Denn das stimmt nur, wenn die Sonne scheint und der Wind weht, sonst ist es erheblich teurer. Vor allem dann, wenn man die Systemkosten für den Netzausgleich und die Integration korrekt einbezieht

Und da die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht immer weht, muss man natürlich die Systemkosten einbeziehen, um unzuverlässige Solar- und Windenergie auszugleichen.

Die Autoren schreiben: „Mit dem kontinuierlichen Wachstum der PV-Erzeugung im Stromsystem sind auch die PV-Kosten rasch gesunken. Nivellierte Stromkosten (Levelized cost of electricity – LCOE) werden üblicherweise für die Kostenrechnung von Energie verwendet, während die Vernachlässigung der spezifischen Kostenzusammensetzung von PV zu einem zu optimistischen Szenario führt. Durch die Integration von Netzkosten und Ausgleichskosten in den konventionellen LCOE-Rahmen wurde ein System-LCOE-Modell (S-LCOE) erstellt, um die wirtschaftliche Machbarkeit der PV-Erzeugung genauer zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass die S-LCOE der PV in allen Provinzen Chinas derzeit höher sind als der lokale Strompreis für entschwefelte Kohle (DCEP).“

Doch diese Kosten reichen nicht um die Wirtschaftlichkeit und den wahren Endkundenpreis zu berechnen. Die Kosten der Grid-Integration, der Reservekapazitäten, der Pufferspeicher müssen in die Systemkosten einbezogen werden.. Und dann ergibt sich ein völlig anderes Bild.

„Durch die Einbeziehung der Integrationskosten in die konventionelle LCOE-Berechnung wurde daher in dieser Studie ein umfassenderes Rahmenwerk, das System-LCOE-Modell (S-LCOE), erstellt, das darauf abzielt, die wirtschaftliche Machbarkeit der PV-Technologie neu zu bewerten und gleichzeitig allzu optimistische Kostenszenarien zu vermeiden [11]. Darüber hinaus wurde die räumlich-zeitliche Verteilung der PV-Kostenentwicklung in China weiter analysiert, um die regionalen Unterschiede in der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und Erschwinglichkeit der PV-Technologie aufzuzeigen.“

Und hier ist das Ergebnis:

Wir sehen, dass die System-Stromkosten für Photovoltaik in den chinesischen Provinzen im Durchschnitt rund doppelt so hoch sind wie die Stromkosten aus entschwefelter Kohle.

Das Problem ist, dass die Kosten mit der weiterernVerbreitung sogar in die Höhe gehen. Ist der PV-Anteil gering, so können die meteorologisch bedingten Schwankungen mit der existierenden Infrastruktur und Energieerzeugern aufgefangen werden. Je mehr der PV-Anteil steigt, umso mehr muss in Infrastruktur, Backup und Pufferspeicher investiert werden.

Was hier noch gar nicht miterfasst wurde, ist auch eine Umstellung auf Elektrizität bei den Verbrauchern wie Wärmepumpen, elektrische Heizung, oder E-Autos. Da kommen dann weiter Ausgaben zum beispiel für die Verteilnetze dazu. Und es stellt sich die Frage der Machbarkeit, die bisher zu verneinen ist.

Weiter dazu kommt, dass die klimatischen Auswirkungen vom Ausbau der Photovoltaik unklar sind. Bisherige Studien deuten sogar darauf hin, dass es zu einer Klimaerwärmung kommt, wie hier und hier berichtet. Es fehlt jedoch dann das vermehrte CO2, das für schnelleres Pflanzenwachstum sorgt und dadurch Begrünung und Ernährungssicherheit zur Folge hat.


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9 Kommentare

  1. ulrichengelke 8. August 2024 um 11:44 Uhr - Antworten

    Die PV-Anlagen produzieren anscheinend Überspannung, wenn ihre Leistung nicht abgenommen wird. Das führt in Folge zu den ganzen Problemen.

  2. triple-delta 7. August 2024 um 20:51 Uhr - Antworten

    Letztendlich ist die Frage, welche Bereiche der Gesellschaft es sich leisten können, von einer angebotsabhängigen Stromversorgung beliefert zu werden. Das ist dann leben wie im 1900 Jahrhundert mit Gas- oder Kerzenlicht. Warum wohl hat man Segelboote und Windmühlen aufgegeben, als bedarfsorientierte Energie zur Verfügung stand?

    • rudifluegl 8. August 2024 um 5:44 Uhr - Antworten

      Das mit den Segelbooten, oder Segelschiffen stimmt nicht so ganz.
      Zumindest in moderneren Zeiten gibt es da eine Renaissance.

      • Andreas I. 8. August 2024 um 8:46 Uhr

        Hallo,
        für Frachtschiffe hat noch niemand eine Lösung gefunden, die Krängung zu vermeiden (dass sich das Schiff zur Seite neigt, wenn der Wind in die Segel drückt).
        Denkbar und mit heutiger Technik auch machbar wäre eine Art Segel-Schlepper-Drohne, die das Frachtschiff zieht. Ob das ökonomisch wäre …
        Bekannt sind mit bisher Versuche mit Kite-Segeln, aber das hat sich wohl nicht durchgesetzt.

    • Andreas I. 8. August 2024 um 8:36 Uhr - Antworten

      An triple-delta Hallo,
      ,,Warum wohl hat man Segelboote und Windmühlen aufgegeben, als bedarfsorientierte Energie zur Verfügung stand?“

      Sorry für die Klugschei…, aber das ist die falsche Frage, denn ,,bedarfsorientierte Energie“ in Form von Kohle stand schon lange zur Verfügung.
      Aber auf einem Schiff ein Feuer zu machen nutzte herzlich wenig, außer zum Tee kochen.
      Was fehlte war die Dampfmaschine, also die Technik, um aus der Wärmeenergie mechanische Energie zu machen

      • Jan 8. August 2024 um 9:29 Uhr

        Die Dampfmaschine wurde erfunden, um Kohle fördern zu können!

        Die Vorstellung, dass Energie und jedwege Form der Technologie herumlag und eine geistig überlegene Generation sie zusammenfügte, ist Propaganda.

        Es ist auch historisch wesentlich komplexer.

        Zwei Stichworte dazu: Verfügbarkeit und Skalierung.

        Das Problem ist, dass das selbstorganisierende System der Industrialisierung nicht rückabwickelbar ist. Wenn es effizienter ist, mittels Kohle (zu deren Beschaffung es Kohle und Stahl braucht) und Maschine Handarbeit abzulösen (wodurch Arbeitskraft für andere Tätigkeiten frei wird), dann wird es nicht effizienter, diese anderen Tätigkeiten aufzugeben und zur Handarbeit zurückzukehren, wenn die Beschaffung der Kohle zu aufwendig wird.

        Sattdessen wird die Produktion einfach aufhören und damit von dieser abhängige Produktionszweige mitziehen.

        Ein Beispiel: Während der Pandemie hat eine der zwei großen deutsch/europäischen Glashütten mit der Einstellung des Betriebs gegedroht, es wurde staatsinterveniert – nicht die Produktion von Waldglas aufgenommen.

        Degrowth führt zu schrittartigem Zusammenbruch, wie beim Mikado-Spiel. Man versucht das durch Planwirtschaft in den Griff zu bekommen, aber das geht auch nicht.

        Es wäre dringend eine Debatte darüber notwendig!

      • Andreas I. 8. August 2024 um 10:10 Uhr

        An Jan Hallo,
        wenn Sie das Thema erweitern wollen zu Handarbeit & Maschinenarbeit, dann wäre allerdings zu bedenken, dass die Segel eines Segelschiffes eine Maschine sind, die aus der Windenergie den Vortrieb für das Schiff erzeugt. Also das ist bereits Maschinenarbeit.
        Handarbeit war Galeere / Ruderboot.

        Im Übrigen ist es bekanntlich eine Frage der Seriengröße, Einzelstücke sind billiger in Handarbeit, Serien sind billiger mit Maschinenarbeit.
        Aber heutzutage mit CNC und Robotik ist die Frage, ob eine Arbeit sich automatisieren lässt oder (bisher) nicht, wie Nähen, was trotz Nähmaschine noch Handarbeit ist und deswegen in Billiglöhnländern …

  3. Jan 7. August 2024 um 20:18 Uhr - Antworten

    Einer der Kernpunkte der Peakoil-Theorie ist, dass der Preis für Energie nicht stark in die Höhe getrieben kann und das dies in dem Moment zu einer Verknappung führt, in dem der Förderaufwand steigt, weil das einfach zu fördernde Öl schon weg ist.

    Energie wird als eine Funktion der Wirtschaftsleistung gesehen und wenn der Preis steigt, geht die Wirtschaft zurück und verbraucht weniger, was bedeutet, es wird weniger produziert, was in einen Teufelskreis mündet. Man könnte sagen, die Produktivität von Energie nimmt irgendwann im Bereich des Peaks ab (um den Teil, um den mehr Aufwand für Fracking, Offshore, Bohren in 15km Tiefe oder unter dem Polareis getrieben werden muss) – und dann rasselt es schnell nach unten, von wegen Glockenkurve! Weil das einfach zu fördernde Öl zuerst gefördert wird und schon weg ist.

    Mit dem gleichen Argument wurde ein Misserfolg von Wind und Solar prognostiziert. Die aktuelle Entwicklung gibt diesen Argumenten recht. Aber das ist ziemlich egal, die Folgen sind so oder so devastating!

    Unser System kann kein Degrowth, weil die Kredite alle auf Wachstumserwartungen basieren und faul werden würden. Degrowth entsteht aber bereits, wenn Energie „weniger effizient“ wird.

    Die intellektuelle Herausforderung ist die Frage „Warum?“, da Ölförderung oder Solar aufstellen ja auch wirtschaftliche Tätigkeit ist und ins BIP einfließt. Also, wenn wir Solar aufstellen, schaffen wir Jobs, die Leute konsumieren, zahlen Miete usw. Offenbar wirkt das aber eben anders.

  4. Jurgen 7. August 2024 um 19:22 Uhr - Antworten

    Nö, sehe ich völlig anders! Solarmodule und Batterien sowie Wechselrichter sind Standard Produkte am Markt, die im Inselmodus betreibbar sind und das ist völlig im eigenen Besitz.
    Kohle hingegen kann man nur verfeuern in einem Ofen im eigenen Besitz oder sich dem Strom-Versorger Monopol mit seinen Mondpreisen unterwerfen (z.Zt. €0.37 per kWh).
    Meine Solaranlage auf 20 Jahre hochgerechnet liefert hingegen Strom für €0.10 per kWh. Sogar mit teuren Batterien wie die 15.000mal (100% DOD) wiederaufladbaren LiTi-Akkus bleibt es immer noch sehr deutlich unter den Versorgerpreisen in Deutschland…

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