Ladestationen für E-Autos überlasten Verteilnetze – neue Zusatztarife

15. Juli 2024von 4,5 Minuten Lesezeit

Bei der Fußball EM wurde massiv Werbung für den E-Auto Hersteller BYD gemacht. Mehr E-Autos verursachen aber einen Rattenschwanz von Problemen, an die offenbar noch kein Politiker gedacht hat. Die Folge sind Preiserhöhungen und Einschränkungen beim Aufladen unterwegs.

Der niederländische Betreiber von Ladestationen Allego führt nun eine so genannte Blockiergebühr ein, wenn der Aufenthalt an der Ladestation mehr als 45 Minuten dauert. Auch bei AC-Ladesäulen ist das schon üblich aber erst nach 3 bis 4 Stunden und einige Anbieter haben bei DC-Schnellladestatiuonen nach einer Stunde eine Gebühr von 0,12 Euro eingeführt. Bei Allego zahlt man nun in Deutschland und Österreich ab Minute 46 0,35 Euro pro Minute, so eine deutsches Fachmagazin.

Mit der Gebühr will man verhindern, dass Ladestationen zugeparkt werden.

„Diese Gebühr stellt sicher, dass alle E-Fahrer einen fairen und rechtzeitigen Zugang zu den Ladestationen haben”, schreibt Allego. Angesichts des raschen Wachstums des Elektroauto-Marktes und der steigenden Nachfrage nach Ladeinfrastruktur müssten die Ladestationen effizient genutzt werden, heißt es weiter. Die Gebühr für die Überschreitung der Ladezeit soll verhindern, dass die Ladestationen länger als nötig belegt werden, um eine gerechtere Verteilung der Ressourcen zu gewährleisten, führt Allego aus.

Weiter wird erklärt, dass das Aufladen einer 70-kWh-Batterie von 10 auf 80 Prozent bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 65 kW etwa 45 Minuten dauern würde und damit die Weiterfahrt ermögliche. Wobei diese Ladeleistung im Winter nur schwer erreichbar ist.

Das Unternehmen betreibt laut seiner Webseite in 16 Ländern an mehr als 12.500 Standorten etwas mehr als 35.000 Ladestationen. Die Preisgestaltung ist etwas unübersichtlich und variiert in einer ganzen Reihe von Parametern. Als Richtwert werden 0,73 Euro pro kWh für „ultra-schnelles Aufladen“ – das ist das, was man unterwegs braucht – und 0,63 kWh für schnelles Aufladen angegeben.

Das Magazin E-Fahrer berichtet von einem Reichweiten Test bei -2 Grad mit einem Tesla Model 3 Standard Range Plus (SR+), dessen Akku über eine Nettokapazität von 58 kWh verfügt. Der Tesla-Besitzer und YouTuber BatteryBro wollte es genau wissen und führte eine Testfahrt durch. Bei einer Tempomat Einstellung auf 112 kmh und ausgeschalteter Heizung kam der Tester nach 330 km und fast leerem Akku bei der Ladestation an. Bei einem Verbrauch von 17,5 kWh für 100 km kommt man also auf Ladekosten von 12,80 Euro beiAallego. Die Ladung dürfte sich in 45 Minuten sogar ausgehen.

Das Fachmagazin hat als Grund für die Blockiergebühr ausgemacht, dass Unternehmen nicht überall so viele Ladepunkte errichten kann wie gewünscht. Denn Allego schreibt, dass man damit “die zunehmenden Verzögerungen bei der Installation neuer Ladegeräte und Stationen aufgrund von Netzbeschränkungen in vielen europäischen Ländern abmildern” möchte. Auch in Deutschland gilt die Netzkapazität vielerorts als Flaschenhals, wegen dem Projekte der Elektromobilität stark verzögert werden oder am Ende derzeit gar noch scheitern.

Die Ladepunkte sind auch ziemlich teuer mit etwa je 100.000 Euro. Eine Station mit 10 Ladepunkten braucht einen Netzanschluss mit einer Leistung von mindestens 700 kW. Und da wird die Luft bereits dünn wo es an für Autos erreichbaren Stellen entsprechende Netze gibt, die das zur Verfügung stellen können. Leitungen, die diese Leistung oder gar das Doppelte für 20 Ladepunkte heranführen können, sind rar und müssen möglicherweise erst gebaut werden. Geht das im Freiland durch die Luft, dann sind die Kosten überschaubar, müssen Straßen aufgerissen werden, dann wird es richtig teuer. Gelegentlich werden dann einfach stattdessen Diesel-Gneratoren irgend wo hinter der Ladestation aufgestellt.

Aber das ist noch nicht alles, denn die Anforderungen setzen sich durch die leistungsfähigeren Netzebenen bis hin zum Erzeuger fort. Und mit der grünen Energiewende werden die Probleme immer größer und die zusätzlichen Kosten explodieren.

Und dazu kommt noch ein weiteres Problem. Wie TKP berichtete kann seit Anfang des Jahres das Laden von E-Autos und der Betrieb von Wärmepumpen eingeschränkt werden. Denn in ganz Europa bleiben die Investitionen in die Netze hinter dem zurück, was angesichts der zunehmenden Verbreitung von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen erforderlich ist. „Die Wartezeiten für Genehmigungen zur Netzverstärkung liegen zwischen 4 und 10 Jahren, bei Hochspannungsleitungen sogar zwischen 8 und 10 Jahren“, erklärte die Europäische Kommission im Vorjahr bei der Vorstellung eines neuen Aktionsplans zur Beschleunigung des Ausbaus der Stromnetze.

Schön, dass die EURO 2024 zur Werbung für die Elektroautos von BYD genutzt wurde. Die Bundesnetzagentur hat den Energieversorgern die Drosselung von Lieferungen gestattet, wenn durch die Stromnachfrage „akute Schäden oder eine Überlastung des Netzes“ drohen.

Während dieser Zeit erhalten die Geräte eine Drosselung von 4,2 Kilowatt pro Stunde – damit können Wärmepumpen weiterlaufen und Elektroautos innerhalb von zwei Stunden für eine 50-Kilometer-Fahrt aufgeladen werden, so die Regulierungsbehörde.

Selbst diese Zahl ist den angesprochenen Unternehmen zu hoch. „Wir kritisieren, dass die BNetzA die garantierte Mindestleistung sogar noch von 3,7 KW auf 4,2 KW erhöht hat“, betonte der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der die „Praxistauglichkeit der sehr großzügigen Garantie“ erst noch beweisen müsse.

Wir sehen: Ein Teufelskreis, mit dem natürlich niemand rechnen konnte. Vor allem dann, wenn man nicht rechnen kann.


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10 Kommentare

  1. BoniBonus 18. Juli 2024 um 5:52 Uhr - Antworten

    Na hoffentlich wird das Modell nicht bei sanitär eingeführt – auf jeder Klobrille läuft ein Timer rückwärts

  2. xbtory 17. Juli 2024 um 12:59 Uhr - Antworten

    Komisch, die meisten Ladestationen für Autos die ich sehe sind unbenutzt.

  3. xbtory 16. Juli 2024 um 12:50 Uhr - Antworten

    zu Kat
    15. Juli 2024 at 9:23

    Ein „Zeuge Tech(Jeh)ovas“: Technik wird in baldigster Bälde uns das Paradies auf Erden errichten. Ihr müsst nur glauben, glauben, glauben, …

    ERWACHET!

    ;-(

  4. Jan 15. Juli 2024 um 17:18 Uhr - Antworten

    Ich gönne es den Tesla-Fahrern. Jetzt müssen sie genau 45min beim Auto warten.

  5. totgesagt 15. Juli 2024 um 11:29 Uhr - Antworten

    Die meisten Autofahrer haben bereits begriffen, dass das E-Auto in allen Bereichen unsinnig ist. Daher sorgt mich diese Werbung nicht

  6. niklant 15. Juli 2024 um 10:39 Uhr - Antworten

    Sie werden mit allen möglichen Mitteln aufgebaut, die Ladestationen des Elends! Wo soll denn in Deutschland der Strom herkommen, wenn nicht aus Kernkraftwerken der angrenzenden Länder! Hier zeigt sich eine Politische Vollversagung! Für die E-Auto Käufer wird das abkassieren erst beginnen, wobei sich Benzin-Fahrer glücklich schätzen dürfen!

  7. Kottan144 15. Juli 2024 um 10:32 Uhr - Antworten

    Hr. Dr. Mayer stellt aber m. E. unüberwindbar hohe Ansprüche an Politiker: Diese sollen an etwas denken und entsprechende Vorsorgen treffen. Bei der heutigen Politikergeneration ist dieser Anspruch auch nicht einmal ansatzweise erkennbar. Die einzigen Ziele von Politikern (männlich u. weiblich und auch sonstiges) bestehen doch darin, durch Versprechen von sog. „Zuckerln“ die Wählerstimme zu erhalten um weitere Günstlinge in diesen elitären Bereich zu befördern und gegebenfalls auch die Tasche aufzuhalten.
    Ich würde meinen, dass bei Wegfallen der diversen Förderungen und Nachlässen auf E-Autos sich die Anzahl nicht mehr gravierend erhöhen wird. Im Vergleich zu Verbrennern wird alleine beim Tanken enorm viel Zeit liegengelassen. Die Batterien sollten sowieso nur auf ca. 80% geladen werden, ein Rest sollte auch in der Größenordnung von 10-20% betragen, sodass eine effektive Reichweitenkapazität von rd. 60-70% der Nennleistung sinnvoll zu verwenden ist. Der Ladevorgang beträgt i. Allg. immer noch mind. eine halbe Stunde, wobei dieses Schnellladen der Batterie eher schadet, oder zumindest keinen pos. Effekt hat.
    Im Gegensatz dazu brauche ich bei einem Verbrenner max. rd. 3 bis 5 Minuten für Tankvorgang samt Bezahlen, sowie der Zu-u. Abfahrt zur Tankstelle (soferne diese auf der Strecke liegt). Einen Umstand haben Politiker auch noch nicht „behirnt“: Durch Wegfall der entsprechenden Steuern auf Kraftstoffe entsteht ein riesiger Finanzfehlbetrag, der durch die Mehrwertsteuer alleine auf Strom in keinster Weise auch nur annähernd ausgeglichen werden kann. Aus meinem Umfeld aber sehe ich schon auch einen positiven Effekt bei der Nutzung von E-Autos: Die Durchschnittsgeschwindigkeit nimmt (nicht nur mit zunehmendem Tachostand des Tageskilometerzählers) ab, wodurch schon wesentlich Energie gespart werden kann.
    Ich habe einmal für mich ausgerechnet, dass man zusätzlich ca. 46 Kraftwerke wie beispielsweise Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug bräuchte, um die Energie, welche die in Österr. verkaufte Dieselmenge bräuchte. Bedingt durch den Umstand, dass beim E-Fahrzeug der Wirkungsgrad ja doppelt so hoch ist, wie bei den Verbrennern reduziert sich die erforderliche Anzahl auf rd. 23 „Donaukraftwerke Ybbs Persenbeug“,
    wobei dies allerdings nur für ein volles Jahr gerechnet ist und daher die Ladungszeiten der E-Fahrzeuge auch auf diesen Zeitraum ausgedehnt werden müssten und dadurch wieder eine höherer Anzahl Kraftwerke erforderlich wäre (ist natürlich nicht möglich, da die Energie nur aus Wasserdurchfluss über eine entsprechende Energiehöhe erzeugt werden kann und wir nicht die Donau in Passau mit einer größeren Seehöhe übernehmen könnten, etc.).

  8. Kat 15. Juli 2024 um 9:23 Uhr - Antworten

    E-Ladestationen prägen aktuell das Bild unserer Tankstellen, in der weiteren Zukunft aber werden sie nicht mehr benötigt werden.

    Beispielsweise werden Autos über die Straßen aufgeladen werden (aktuell in der Entwicklung und Forschung, ab 2025 im Testbetrieb).

    Aber es wird auch die Entwicklung neuer Fahrzeugtechnik notwendig werden. Es kommt zu geomagnetischen Störungen im Feld, die den Flugzeug-, Schiff- und Zugverkehr sowie Elektro- und Hybridautos stark beeinträchtigen.
    Ausfälle dieser Technik sowie die Wetter- und Klimaveränderungen werden später auf inkrementelle (schrittweise aufeinander erfolgende), kleineren Polverschiebungen im Erdmagnetfeld zurück geführt werden.

    In der weiteren Zukunft wird es kostenlose Energie durch Plasma-Technologie geben. Wir werden über Resonanz Systeme verfügen. Eine Plasma Quelle, einer Art kristallinen Kern, der Wärme erzeugt, umwickelt mit Kupfer zur Übertragung.

    • Dr. Peter F. Mayer 15. Juli 2024 um 9:29 Uhr - Antworten

      Genau und es wird auch endlich die „wannenlose Badewanne“ geben.

    • Dorothea 15. Juli 2024 um 23:37 Uhr - Antworten

      Kat. Bei dem erbärmlichen Zustand unserer Straßen sehe ich da aber schwarz. Funktioniert das auf Straßen voller Schlaglöcher? (Sarkasmus)

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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